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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr.

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von Weißenburg bis Metz

bauten beweisen, daß die Stadt, der Sitz eines Landgerichts und einer starken
Garnison, unter deutscher Herrschaft in raschem Aufblühen ist.

Während die Bahn nach Metz geradeswegs über die lothringische Hoch¬
ebne läuft, folgt die Linie nach Saarbrücken dem breiten Saarthale und erreicht
etwa in einer Stunde Saarbrücken, also das dritte der Augustschlachtfelder,
den Punkt der ersten deutsch-französischen Zusammenstöße. Von der Eisenbahn
sieht man das Schlachtfeld nirgends, denn zunächst schiebt sich der Höhenzug
des Stiftswaldes von Se. Umnak vor, dann der Hügelkranz, auf dem sich süd¬
wärts Saarbrücken teils mit zusammenhängenden Häusermassen, teils mit Villen
und Gärten hinaufzieht, und dessen westlichen und höchsten Ausläufer, den
Winterberg, ein Aussichtsturm krönt, während sich die Schwesterstadt Se. Johann
auf dem andern Ufer nach den Höhen bis zum Bahnhof hinauf ausdehnt.
Dieses reichbebaute Thalbecken ist lange der Gegenstand französischer Begehrlich¬
keit gewesen und wurde 1870 der Schauplatz einer wichtigen Entscheidung.
Durch diese ab- und ansteigenden Straßen, über diese Brücken drängten am
heißen 6. August die deutscheu Bataillone vorwärts, ohne Weisung von oben,
ja gegen den Willen der obersten Heeresleitung, erfaßt von stürmischer Kampf¬
begier und dem Eifer, den bedrängten Kameraden da vorn zu helfen, dem
Kanonendonner nach, der von Süden herüberdröhnte. Erst wenn sie die Höhe
des (alten) Exerzierplatzes an der Straße nach Forbach und Metz erstiegen
hatten, sahen sie den Kampfplatz vor sich. Dort senkt sich die Straße, damals
von Spitzpappeln ("Spitzpüppli" heißt es hier) eingefaßt, von dem Höhenzug
in eine flache Telle hinunter und strebt über die alte Grenze hinaus dein
lothringischen Forbach zu, das an der turmgekrönten Pyramide des Schlo߬
berges schon aus der Ferne kenntlich wird. Nach kaum einer Viertelstunde
erreicht sie bei der Goldner Bremen, dem 1870 vielgenannten Wirtshause an
der Grenze, den Fuß der Spicherer Höhen. Sie ziehen sich wie ein ziemlich
gleichmäßig verlaufender Wall als Abfall der Hochebne vom Stiftswalde von
Se. Umnak her, der als ihr östlicher Ausläufer bis dicht an die Saar heran¬
reicht, in ostwestlicher Richtung bis an die Straße heran, sodaß, da an diese
auch von Westen her Anhöhen herantreten, bei Stieringen-Se. Wendet eine Art
Engpaß entsteht, durch den nebeneinander Eisenbahn und Straße laufen. Da sich
die Höhen über dem Niveau der Ebne durchschnittlich 100 bis 120 Meter erheben
und die meist bewaldeten Abhänge hier ziemlich steil abfallen, so war die Stellung
des Korps Frossard da oben sehr stark. Besonders schwere Opfer kostete die
Erstürmung der Mitte, des weit nach Norden vorspringenden Noten Berges,
der heute fast kahl ist und auch 1870 nur Obstbäume trug, also den An¬
greifern wenig Deckung bot. Auf dem dort in mannigfachen Windungen hinauf¬
ziehenden Fahrwege wurden die ersten deutschen Geschütze mit der äußersten
Anstrengung nach der Höhe gebracht. Zahlreiche Denkmäler und Gräber be¬
zeichnen auch hier , die Richtungen des deutschen Angriffs. Viele deutschen


von Weißenburg bis Metz

bauten beweisen, daß die Stadt, der Sitz eines Landgerichts und einer starken
Garnison, unter deutscher Herrschaft in raschem Aufblühen ist.

Während die Bahn nach Metz geradeswegs über die lothringische Hoch¬
ebne läuft, folgt die Linie nach Saarbrücken dem breiten Saarthale und erreicht
etwa in einer Stunde Saarbrücken, also das dritte der Augustschlachtfelder,
den Punkt der ersten deutsch-französischen Zusammenstöße. Von der Eisenbahn
sieht man das Schlachtfeld nirgends, denn zunächst schiebt sich der Höhenzug
des Stiftswaldes von Se. Umnak vor, dann der Hügelkranz, auf dem sich süd¬
wärts Saarbrücken teils mit zusammenhängenden Häusermassen, teils mit Villen
und Gärten hinaufzieht, und dessen westlichen und höchsten Ausläufer, den
Winterberg, ein Aussichtsturm krönt, während sich die Schwesterstadt Se. Johann
auf dem andern Ufer nach den Höhen bis zum Bahnhof hinauf ausdehnt.
Dieses reichbebaute Thalbecken ist lange der Gegenstand französischer Begehrlich¬
keit gewesen und wurde 1870 der Schauplatz einer wichtigen Entscheidung.
Durch diese ab- und ansteigenden Straßen, über diese Brücken drängten am
heißen 6. August die deutscheu Bataillone vorwärts, ohne Weisung von oben,
ja gegen den Willen der obersten Heeresleitung, erfaßt von stürmischer Kampf¬
begier und dem Eifer, den bedrängten Kameraden da vorn zu helfen, dem
Kanonendonner nach, der von Süden herüberdröhnte. Erst wenn sie die Höhe
des (alten) Exerzierplatzes an der Straße nach Forbach und Metz erstiegen
hatten, sahen sie den Kampfplatz vor sich. Dort senkt sich die Straße, damals
von Spitzpappeln („Spitzpüppli" heißt es hier) eingefaßt, von dem Höhenzug
in eine flache Telle hinunter und strebt über die alte Grenze hinaus dein
lothringischen Forbach zu, das an der turmgekrönten Pyramide des Schlo߬
berges schon aus der Ferne kenntlich wird. Nach kaum einer Viertelstunde
erreicht sie bei der Goldner Bremen, dem 1870 vielgenannten Wirtshause an
der Grenze, den Fuß der Spicherer Höhen. Sie ziehen sich wie ein ziemlich
gleichmäßig verlaufender Wall als Abfall der Hochebne vom Stiftswalde von
Se. Umnak her, der als ihr östlicher Ausläufer bis dicht an die Saar heran¬
reicht, in ostwestlicher Richtung bis an die Straße heran, sodaß, da an diese
auch von Westen her Anhöhen herantreten, bei Stieringen-Se. Wendet eine Art
Engpaß entsteht, durch den nebeneinander Eisenbahn und Straße laufen. Da sich
die Höhen über dem Niveau der Ebne durchschnittlich 100 bis 120 Meter erheben
und die meist bewaldeten Abhänge hier ziemlich steil abfallen, so war die Stellung
des Korps Frossard da oben sehr stark. Besonders schwere Opfer kostete die
Erstürmung der Mitte, des weit nach Norden vorspringenden Noten Berges,
der heute fast kahl ist und auch 1870 nur Obstbäume trug, also den An¬
greifern wenig Deckung bot. Auf dem dort in mannigfachen Windungen hinauf¬
ziehenden Fahrwege wurden die ersten deutschen Geschütze mit der äußersten
Anstrengung nach der Höhe gebracht. Zahlreiche Denkmäler und Gräber be¬
zeichnen auch hier , die Richtungen des deutschen Angriffs. Viele deutschen


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[0347] von Weißenburg bis Metz bauten beweisen, daß die Stadt, der Sitz eines Landgerichts und einer starken Garnison, unter deutscher Herrschaft in raschem Aufblühen ist. Während die Bahn nach Metz geradeswegs über die lothringische Hoch¬ ebne läuft, folgt die Linie nach Saarbrücken dem breiten Saarthale und erreicht etwa in einer Stunde Saarbrücken, also das dritte der Augustschlachtfelder, den Punkt der ersten deutsch-französischen Zusammenstöße. Von der Eisenbahn sieht man das Schlachtfeld nirgends, denn zunächst schiebt sich der Höhenzug des Stiftswaldes von Se. Umnak vor, dann der Hügelkranz, auf dem sich süd¬ wärts Saarbrücken teils mit zusammenhängenden Häusermassen, teils mit Villen und Gärten hinaufzieht, und dessen westlichen und höchsten Ausläufer, den Winterberg, ein Aussichtsturm krönt, während sich die Schwesterstadt Se. Johann auf dem andern Ufer nach den Höhen bis zum Bahnhof hinauf ausdehnt. Dieses reichbebaute Thalbecken ist lange der Gegenstand französischer Begehrlich¬ keit gewesen und wurde 1870 der Schauplatz einer wichtigen Entscheidung. Durch diese ab- und ansteigenden Straßen, über diese Brücken drängten am heißen 6. August die deutscheu Bataillone vorwärts, ohne Weisung von oben, ja gegen den Willen der obersten Heeresleitung, erfaßt von stürmischer Kampf¬ begier und dem Eifer, den bedrängten Kameraden da vorn zu helfen, dem Kanonendonner nach, der von Süden herüberdröhnte. Erst wenn sie die Höhe des (alten) Exerzierplatzes an der Straße nach Forbach und Metz erstiegen hatten, sahen sie den Kampfplatz vor sich. Dort senkt sich die Straße, damals von Spitzpappeln („Spitzpüppli" heißt es hier) eingefaßt, von dem Höhenzug in eine flache Telle hinunter und strebt über die alte Grenze hinaus dein lothringischen Forbach zu, das an der turmgekrönten Pyramide des Schlo߬ berges schon aus der Ferne kenntlich wird. Nach kaum einer Viertelstunde erreicht sie bei der Goldner Bremen, dem 1870 vielgenannten Wirtshause an der Grenze, den Fuß der Spicherer Höhen. Sie ziehen sich wie ein ziemlich gleichmäßig verlaufender Wall als Abfall der Hochebne vom Stiftswalde von Se. Umnak her, der als ihr östlicher Ausläufer bis dicht an die Saar heran¬ reicht, in ostwestlicher Richtung bis an die Straße heran, sodaß, da an diese auch von Westen her Anhöhen herantreten, bei Stieringen-Se. Wendet eine Art Engpaß entsteht, durch den nebeneinander Eisenbahn und Straße laufen. Da sich die Höhen über dem Niveau der Ebne durchschnittlich 100 bis 120 Meter erheben und die meist bewaldeten Abhänge hier ziemlich steil abfallen, so war die Stellung des Korps Frossard da oben sehr stark. Besonders schwere Opfer kostete die Erstürmung der Mitte, des weit nach Norden vorspringenden Noten Berges, der heute fast kahl ist und auch 1870 nur Obstbäume trug, also den An¬ greifern wenig Deckung bot. Auf dem dort in mannigfachen Windungen hinauf¬ ziehenden Fahrwege wurden die ersten deutschen Geschütze mit der äußersten Anstrengung nach der Höhe gebracht. Zahlreiche Denkmäler und Gräber be¬ zeichnen auch hier , die Richtungen des deutschen Angriffs. Viele deutschen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228947/347>, abgerufen am 12.12.2024.