Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches so großen Gefahr gegenüber dürften sich die bedrohten Mächte nicht mehr in Was den volkswirtschaftlichen Wert eines solchen Bundes der westeuropäischen Maßgebliches und Unmaßgebliches so großen Gefahr gegenüber dürften sich die bedrohten Mächte nicht mehr in Was den volkswirtschaftlichen Wert eines solchen Bundes der westeuropäischen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0583" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/228885"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_1994" prev="#ID_1993"> so großen Gefahr gegenüber dürften sich die bedrohten Mächte nicht mehr in<lb/> Rüstungen gegen einander überbieten, vielmehr sei die Gründung einer ?säsrMoir<lb/> snroxösnns zur Bekämpfung der angelsächsischen Begehrlichkeit die allerdringendste<lb/> Notwendigkeit geworden. Es sollte dazu in erster Linie von diesen Staaten eine<lb/> europäische Mouroedoktrin proklamirt werden, wonach nicht nur jeder kriegerische<lb/> Eingriff der Vereinigten Staaten von Amerika in Europa selbst, wie es die Be¬<lb/> setzung der Kanarischen Inseln und der Balearen oder die Beschießung der spanischen<lb/> Häfen gewesen sein würde, gemeinsam mit gewappneter Hand abzuwehren, sondern<lb/> auch jede Niederlassung der Amerikaner in Afrika oder in den an das Mittel¬<lb/> ländische und Rote Meer grenzenden Teilen Asiens zu verhindern wäre. In zweiter<lb/> Linie hätten sich die europäische» Koutiueutcüstaaten zu gegenseitiger bewaffneter<lb/> Hilfeleistung in Ostasien und im Stillen Ozean zu verpflichten (so xrstsr main<lb/> torts en Lxtrsms-Ol'loue se alias 1s I^Linczmv). Mit diesem politischen Bunde sei<lb/> zugleich eine Union äouanisrs 60 I'iZuroxo oeOiäsntiüs zu schaffen, um für die<lb/> Produktion der kontinentalen Industriestaaten einen großem Markt zu gewinnen.<lb/> Ganz verständig wird dabei hinzugefügt: Uno Union ävnimisrs eontinsn^Is suro-<lb/> xssnno u'sutrainö pas, A'xMsurs, als soi Is. suxprsssion Ah tont droit als clous-us<lb/> sotrs los pi^s w eomxosMts; wais ssulsmont Iss maxima. moäsrss as clroits se<lb/> un triutsmvnt Ah t^vsur xour los xa/s kaisant partis as I'IIiüou. Dieses Manifest<lb/> des lkaiscrs Nikolaus müsse die Aufmerksamkeit der Regierungen und aller Denkenden<lb/> auf diesen Plan hinweisen: 8i I'iZurops us veut x-is Äoäi«iuer ÄsvÄnk hos nouvs^ux<lb/> eonLurrouts, it Krut pu'fils so rssolvs eoustitnor as nonvsa.nx es.Ärss.</p><lb/> <p xml:id="ID_1995" next="#ID_1996"> Was den volkswirtschaftlichen Wert eines solchen Bundes der westeuropäischen<lb/> Kontiuentnlstaaten betrifft, so steht er an sich wohl keineswegs ohne weiteres fest.<lb/> Es kommen dabei vor allem Deutschland und Frankreich mit den kleinen Nachbar¬<lb/> staaten — der Schweiz, Belgien und den Niederlanden — in Betracht, denen in<lb/> zweiter Reihe Portugal, Spanien und Italien hinzugefügt werden könnten. Man<lb/> würde wohl weiter, sobald nur im Ernst der Vorschlag zur Erwägung käme, geneigt<lb/> sein, auch Österreich-Ungarn, ja sogar die Bnlknnstaaten und ebenso Skandinavien<lb/> in den Begriff von Westeuropa hinein zu zwängen, sodaß nur Rußland draußen<lb/> bliebe. Selbst mit dieser Erweiterung würden die Vereinigten Staaten von Europa<lb/> immer noch ein überaus kümmerlich bestelltes Wirtschaftsgebiet ausmachen im Vergleich<lb/> mit den jetzt als Ideale so hochgepriesenen Gebieten der Vereinigten Staaten von<lb/> Amerika, des Britischen Reichs und Rußlands. Stellt man sich auf den Standpunkt<lb/> der jetzt vorherrschenden, von Deutschland aus in Theorie und Praxis seit zwei<lb/> Jahrzehnten am eifrigsten befürworteten handelspolitischen Grundsätze, so ist mit der<lb/> Schaffung dieses europäischen Wirtschaftsgebiets eigentlich gar nichts erreicht, nicht<lb/> einmal eine kurz bemessene Galgenfrist vor dem Verhungern und dem Verfall. Was<lb/> jene drei großen Staaten auszeichnet, das ist das Vorhandensein weiter, für eine<lb/> vermeintlich sehr lange Zukunft ausreichender Reservefutterplätze innerhalb der poli¬<lb/> tischen Grenzpfähle, d. h. innerhalb der staatlichen Machtsphäre, zu der man der<lb/> draußen stehenden Menschheit den Zugang sperrt, mag sie sich vermehren und mag<lb/> sie hungern, so viel sie will. Selbst wenn der nicht der russische» Staatsgewalt<lb/> nnterworfne europäische Kontinent von einer Nation in einem Staat besessen wäre,<lb/> wären die Aussichten in den Vereinigten Staaten von Europa mit den nord-<lb/> amerikanischen, britischen und russischen verglichen sehr schlecht. Aber wie die Verhältnisse<lb/> wirklich liegen, ist das ganze Projekt — immer vom Standpunkt der herrschenden<lb/> Doktrin ans — doch kaum ernsthafter Erwägung wert. Die Interessen der zu<lb/> vereinigenden Volker und Staaten müssen von dem bezeichneten Standpunkt aus</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0583]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
so großen Gefahr gegenüber dürften sich die bedrohten Mächte nicht mehr in
Rüstungen gegen einander überbieten, vielmehr sei die Gründung einer ?säsrMoir
snroxösnns zur Bekämpfung der angelsächsischen Begehrlichkeit die allerdringendste
Notwendigkeit geworden. Es sollte dazu in erster Linie von diesen Staaten eine
europäische Mouroedoktrin proklamirt werden, wonach nicht nur jeder kriegerische
Eingriff der Vereinigten Staaten von Amerika in Europa selbst, wie es die Be¬
setzung der Kanarischen Inseln und der Balearen oder die Beschießung der spanischen
Häfen gewesen sein würde, gemeinsam mit gewappneter Hand abzuwehren, sondern
auch jede Niederlassung der Amerikaner in Afrika oder in den an das Mittel¬
ländische und Rote Meer grenzenden Teilen Asiens zu verhindern wäre. In zweiter
Linie hätten sich die europäische» Koutiueutcüstaaten zu gegenseitiger bewaffneter
Hilfeleistung in Ostasien und im Stillen Ozean zu verpflichten (so xrstsr main
torts en Lxtrsms-Ol'loue se alias 1s I^Linczmv). Mit diesem politischen Bunde sei
zugleich eine Union äouanisrs 60 I'iZuroxo oeOiäsntiüs zu schaffen, um für die
Produktion der kontinentalen Industriestaaten einen großem Markt zu gewinnen.
Ganz verständig wird dabei hinzugefügt: Uno Union ävnimisrs eontinsn^Is suro-
xssnno u'sutrainö pas, A'xMsurs, als soi Is. suxprsssion Ah tont droit als clous-us
sotrs los pi^s w eomxosMts; wais ssulsmont Iss maxima. moäsrss as clroits se
un triutsmvnt Ah t^vsur xour los xa/s kaisant partis as I'IIiüou. Dieses Manifest
des lkaiscrs Nikolaus müsse die Aufmerksamkeit der Regierungen und aller Denkenden
auf diesen Plan hinweisen: 8i I'iZurops us veut x-is Äoäi«iuer ÄsvÄnk hos nouvs^ux
eonLurrouts, it Krut pu'fils so rssolvs eoustitnor as nonvsa.nx es.Ärss.
Was den volkswirtschaftlichen Wert eines solchen Bundes der westeuropäischen
Kontiuentnlstaaten betrifft, so steht er an sich wohl keineswegs ohne weiteres fest.
Es kommen dabei vor allem Deutschland und Frankreich mit den kleinen Nachbar¬
staaten — der Schweiz, Belgien und den Niederlanden — in Betracht, denen in
zweiter Reihe Portugal, Spanien und Italien hinzugefügt werden könnten. Man
würde wohl weiter, sobald nur im Ernst der Vorschlag zur Erwägung käme, geneigt
sein, auch Österreich-Ungarn, ja sogar die Bnlknnstaaten und ebenso Skandinavien
in den Begriff von Westeuropa hinein zu zwängen, sodaß nur Rußland draußen
bliebe. Selbst mit dieser Erweiterung würden die Vereinigten Staaten von Europa
immer noch ein überaus kümmerlich bestelltes Wirtschaftsgebiet ausmachen im Vergleich
mit den jetzt als Ideale so hochgepriesenen Gebieten der Vereinigten Staaten von
Amerika, des Britischen Reichs und Rußlands. Stellt man sich auf den Standpunkt
der jetzt vorherrschenden, von Deutschland aus in Theorie und Praxis seit zwei
Jahrzehnten am eifrigsten befürworteten handelspolitischen Grundsätze, so ist mit der
Schaffung dieses europäischen Wirtschaftsgebiets eigentlich gar nichts erreicht, nicht
einmal eine kurz bemessene Galgenfrist vor dem Verhungern und dem Verfall. Was
jene drei großen Staaten auszeichnet, das ist das Vorhandensein weiter, für eine
vermeintlich sehr lange Zukunft ausreichender Reservefutterplätze innerhalb der poli¬
tischen Grenzpfähle, d. h. innerhalb der staatlichen Machtsphäre, zu der man der
draußen stehenden Menschheit den Zugang sperrt, mag sie sich vermehren und mag
sie hungern, so viel sie will. Selbst wenn der nicht der russische» Staatsgewalt
nnterworfne europäische Kontinent von einer Nation in einem Staat besessen wäre,
wären die Aussichten in den Vereinigten Staaten von Europa mit den nord-
amerikanischen, britischen und russischen verglichen sehr schlecht. Aber wie die Verhältnisse
wirklich liegen, ist das ganze Projekt — immer vom Standpunkt der herrschenden
Doktrin ans — doch kaum ernsthafter Erwägung wert. Die Interessen der zu
vereinigenden Volker und Staaten müssen von dem bezeichneten Standpunkt aus
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