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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr.

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solchen Verfassung hatten gewiß die wenigsten, man stritt eben für und gegen ein
Schlagwort, und da der "letzte Fürst, auf den man traute" (wie Herwegh dem
König von Preußen zugerufen hatte), durchaus kein Hehl aus seiner entschiednen
Abneigung gegen das moderne Konstitutivnswesen machte, nahm der größte Teil
der Bevölkerung bald eine ebenso entschieden oppositionelle Stellung gegen den
König ein. Und nicht allein gegen den König, zugleich gegen alles, was dem
Namen und der Sache nach als konservativ bezeichnet werden konnte. Bis dahin
waren die französischen Parteibezeichnungen schlechthin übernommen worden: servil
und liberal, welchen Unterschied ein Witzwort so erklärte: die servilen wollen sehr
vieles, aber die Liberalen wollen lieber alles. Nach und nach wurde der Ausdruck
Reaktion gebräuchlich, und reaktionär war alles, was gegen die Glaubenssätze des
französischen Konstitutionalismus verstieß. Die liberale Presse kannte keinen Unter¬
schied; ich erinnere mich, daß ein Westfale, Marquardt mit Namen, glaube ich, wie
ein Volksverräter behandelt wurde, weil er der Zertrümmerung der Bauerngüter
in seinem Lande kräftig entgegentrat; und nicht viel anders erging es Viktor Alan
Huber (dem Sohne der Therese Heyne-Förster-Huber), einem der ersten, die der
sozialen Frage ernste Aufmerksamkeit widmeten und Besserung der sozialen Zustände
auf dem Boden des Gegebnen für möglich hielten.

Das Übelste war die große Verbreitung der Schriften der Franzosenanbeter.
Mit Spott und Sophismen untergruben sie die deutsche Gesinnung, und was in
dieser Richtung Heine geschadet hat, ist unermeßlich. Wohl empörte sich oft das
natürliche Gefühl gegen seine schnöden Witzeleien, aber der Witz hatte doch die
Lacher auf seiner Seite, und wenige wagten, Heines Treiben nach Verdienst zu
charakterisiren, weil er in der Polemik auch vor den gemeinsten Waffen nicht zurück¬
schrak. Ein Lehrer, der geneigt war, das Fassungsvermögen der Tertianer und
Quartaner zu überschätze", las uns einmal Proben aus den "Reisebildern" vor, um
uns einen heilsamen Ekel gegen den modischen Stil einzuflößen, doch verfehlte er
seine Absicht. Einer von den Quartanern erkundigte sich unbefangen nach dem Titel
des Buches, weil er es sich aus der Leihbibliothek holen möchte, und solche Dreistigkeit
imponirte wieder uns. Größere Gymnasiasten versuchten schon, sich durch nachlässig
gereimte Rederei von großen Schmerzen interessant zu machen. Die Schmerzen waren
ohne Zweifel ebenso echt wie bei ihrem Vorbilde; daß Heine die Flüchtigkeiten mit
vieler Mühe in seine Verse hineinkorrigirte, wie Laube verraten hat, konnten seine
Schüler freilich noch nicht wissen, und je schlechter die Kopien, desto unschädlicher waren
sie. Heutzutage weiß wahrscheinlich niemand mehr etwas von den vor fünfzig und
mehr Jahren modischen "Heineklagen," und viele abgeschmackte kleine Lieder, die
Heine aus seinen "großen Schmerzen" destillirte, würden sich der gleichen wohl¬
verdienten Vergessenheit erfreuen, wenn sie nicht wirklich auf Flügeln des Gesanges
immer noch durch Deutschland getragen würden. Die Komponisten griffen begierig
nach sangbaren Rhythmen und nahmen Wert oder Unwert des Inhalts mit in den
Kauf. Auf einem Kirchweihfeste machte unlängst eine Dame lachend darauf aufmerksam,
daß das Ringelspiel (zu deutsch Karussell) sich nach Franz Schuberts Weise von
"Am Meer" drehen mußte, die, wie eine kundige Person bemerkte, für diesen Zweck
nicht sehr geeignet sei. Das rief mir ein altes Erlebnis in Erinnerung. Dasselbe
Lied, damals noch nicht auf das Niveau des Leierkastens gesunken, hatte in einer
Gesellschaft stürmischen Beifall erregt, in den anch ein alter Herr mit einstimmte,
zugleich um den Text bittend, den er nicht recht verstanden habe. Als er zu den
giftigen Thränen gelangt war, machte er große Augen und stieß hervor: "Das ist
ja barer Unsinn," worauf der Sänger mit gutmütigen Lächeln entgegnete: "Es ist
eben Poesie." Und es mag wohl für viele ein Gedenkvers frei nach Zumpt ge-


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solchen Verfassung hatten gewiß die wenigsten, man stritt eben für und gegen ein
Schlagwort, und da der „letzte Fürst, auf den man traute" (wie Herwegh dem
König von Preußen zugerufen hatte), durchaus kein Hehl aus seiner entschiednen
Abneigung gegen das moderne Konstitutivnswesen machte, nahm der größte Teil
der Bevölkerung bald eine ebenso entschieden oppositionelle Stellung gegen den
König ein. Und nicht allein gegen den König, zugleich gegen alles, was dem
Namen und der Sache nach als konservativ bezeichnet werden konnte. Bis dahin
waren die französischen Parteibezeichnungen schlechthin übernommen worden: servil
und liberal, welchen Unterschied ein Witzwort so erklärte: die servilen wollen sehr
vieles, aber die Liberalen wollen lieber alles. Nach und nach wurde der Ausdruck
Reaktion gebräuchlich, und reaktionär war alles, was gegen die Glaubenssätze des
französischen Konstitutionalismus verstieß. Die liberale Presse kannte keinen Unter¬
schied; ich erinnere mich, daß ein Westfale, Marquardt mit Namen, glaube ich, wie
ein Volksverräter behandelt wurde, weil er der Zertrümmerung der Bauerngüter
in seinem Lande kräftig entgegentrat; und nicht viel anders erging es Viktor Alan
Huber (dem Sohne der Therese Heyne-Förster-Huber), einem der ersten, die der
sozialen Frage ernste Aufmerksamkeit widmeten und Besserung der sozialen Zustände
auf dem Boden des Gegebnen für möglich hielten.

Das Übelste war die große Verbreitung der Schriften der Franzosenanbeter.
Mit Spott und Sophismen untergruben sie die deutsche Gesinnung, und was in
dieser Richtung Heine geschadet hat, ist unermeßlich. Wohl empörte sich oft das
natürliche Gefühl gegen seine schnöden Witzeleien, aber der Witz hatte doch die
Lacher auf seiner Seite, und wenige wagten, Heines Treiben nach Verdienst zu
charakterisiren, weil er in der Polemik auch vor den gemeinsten Waffen nicht zurück¬
schrak. Ein Lehrer, der geneigt war, das Fassungsvermögen der Tertianer und
Quartaner zu überschätze«, las uns einmal Proben aus den „Reisebildern" vor, um
uns einen heilsamen Ekel gegen den modischen Stil einzuflößen, doch verfehlte er
seine Absicht. Einer von den Quartanern erkundigte sich unbefangen nach dem Titel
des Buches, weil er es sich aus der Leihbibliothek holen möchte, und solche Dreistigkeit
imponirte wieder uns. Größere Gymnasiasten versuchten schon, sich durch nachlässig
gereimte Rederei von großen Schmerzen interessant zu machen. Die Schmerzen waren
ohne Zweifel ebenso echt wie bei ihrem Vorbilde; daß Heine die Flüchtigkeiten mit
vieler Mühe in seine Verse hineinkorrigirte, wie Laube verraten hat, konnten seine
Schüler freilich noch nicht wissen, und je schlechter die Kopien, desto unschädlicher waren
sie. Heutzutage weiß wahrscheinlich niemand mehr etwas von den vor fünfzig und
mehr Jahren modischen „Heineklagen," und viele abgeschmackte kleine Lieder, die
Heine aus seinen „großen Schmerzen" destillirte, würden sich der gleichen wohl¬
verdienten Vergessenheit erfreuen, wenn sie nicht wirklich auf Flügeln des Gesanges
immer noch durch Deutschland getragen würden. Die Komponisten griffen begierig
nach sangbaren Rhythmen und nahmen Wert oder Unwert des Inhalts mit in den
Kauf. Auf einem Kirchweihfeste machte unlängst eine Dame lachend darauf aufmerksam,
daß das Ringelspiel (zu deutsch Karussell) sich nach Franz Schuberts Weise von
„Am Meer" drehen mußte, die, wie eine kundige Person bemerkte, für diesen Zweck
nicht sehr geeignet sei. Das rief mir ein altes Erlebnis in Erinnerung. Dasselbe
Lied, damals noch nicht auf das Niveau des Leierkastens gesunken, hatte in einer
Gesellschaft stürmischen Beifall erregt, in den anch ein alter Herr mit einstimmte,
zugleich um den Text bittend, den er nicht recht verstanden habe. Als er zu den
giftigen Thränen gelangt war, machte er große Augen und stieß hervor: „Das ist
ja barer Unsinn," worauf der Sänger mit gutmütigen Lächeln entgegnete: „Es ist
eben Poesie." Und es mag wohl für viele ein Gedenkvers frei nach Zumpt ge-


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[0474] ZsnootllS loqngx solchen Verfassung hatten gewiß die wenigsten, man stritt eben für und gegen ein Schlagwort, und da der „letzte Fürst, auf den man traute" (wie Herwegh dem König von Preußen zugerufen hatte), durchaus kein Hehl aus seiner entschiednen Abneigung gegen das moderne Konstitutivnswesen machte, nahm der größte Teil der Bevölkerung bald eine ebenso entschieden oppositionelle Stellung gegen den König ein. Und nicht allein gegen den König, zugleich gegen alles, was dem Namen und der Sache nach als konservativ bezeichnet werden konnte. Bis dahin waren die französischen Parteibezeichnungen schlechthin übernommen worden: servil und liberal, welchen Unterschied ein Witzwort so erklärte: die servilen wollen sehr vieles, aber die Liberalen wollen lieber alles. Nach und nach wurde der Ausdruck Reaktion gebräuchlich, und reaktionär war alles, was gegen die Glaubenssätze des französischen Konstitutionalismus verstieß. Die liberale Presse kannte keinen Unter¬ schied; ich erinnere mich, daß ein Westfale, Marquardt mit Namen, glaube ich, wie ein Volksverräter behandelt wurde, weil er der Zertrümmerung der Bauerngüter in seinem Lande kräftig entgegentrat; und nicht viel anders erging es Viktor Alan Huber (dem Sohne der Therese Heyne-Förster-Huber), einem der ersten, die der sozialen Frage ernste Aufmerksamkeit widmeten und Besserung der sozialen Zustände auf dem Boden des Gegebnen für möglich hielten. Das Übelste war die große Verbreitung der Schriften der Franzosenanbeter. Mit Spott und Sophismen untergruben sie die deutsche Gesinnung, und was in dieser Richtung Heine geschadet hat, ist unermeßlich. Wohl empörte sich oft das natürliche Gefühl gegen seine schnöden Witzeleien, aber der Witz hatte doch die Lacher auf seiner Seite, und wenige wagten, Heines Treiben nach Verdienst zu charakterisiren, weil er in der Polemik auch vor den gemeinsten Waffen nicht zurück¬ schrak. Ein Lehrer, der geneigt war, das Fassungsvermögen der Tertianer und Quartaner zu überschätze«, las uns einmal Proben aus den „Reisebildern" vor, um uns einen heilsamen Ekel gegen den modischen Stil einzuflößen, doch verfehlte er seine Absicht. Einer von den Quartanern erkundigte sich unbefangen nach dem Titel des Buches, weil er es sich aus der Leihbibliothek holen möchte, und solche Dreistigkeit imponirte wieder uns. Größere Gymnasiasten versuchten schon, sich durch nachlässig gereimte Rederei von großen Schmerzen interessant zu machen. Die Schmerzen waren ohne Zweifel ebenso echt wie bei ihrem Vorbilde; daß Heine die Flüchtigkeiten mit vieler Mühe in seine Verse hineinkorrigirte, wie Laube verraten hat, konnten seine Schüler freilich noch nicht wissen, und je schlechter die Kopien, desto unschädlicher waren sie. Heutzutage weiß wahrscheinlich niemand mehr etwas von den vor fünfzig und mehr Jahren modischen „Heineklagen," und viele abgeschmackte kleine Lieder, die Heine aus seinen „großen Schmerzen" destillirte, würden sich der gleichen wohl¬ verdienten Vergessenheit erfreuen, wenn sie nicht wirklich auf Flügeln des Gesanges immer noch durch Deutschland getragen würden. Die Komponisten griffen begierig nach sangbaren Rhythmen und nahmen Wert oder Unwert des Inhalts mit in den Kauf. Auf einem Kirchweihfeste machte unlängst eine Dame lachend darauf aufmerksam, daß das Ringelspiel (zu deutsch Karussell) sich nach Franz Schuberts Weise von „Am Meer" drehen mußte, die, wie eine kundige Person bemerkte, für diesen Zweck nicht sehr geeignet sei. Das rief mir ein altes Erlebnis in Erinnerung. Dasselbe Lied, damals noch nicht auf das Niveau des Leierkastens gesunken, hatte in einer Gesellschaft stürmischen Beifall erregt, in den anch ein alter Herr mit einstimmte, zugleich um den Text bittend, den er nicht recht verstanden habe. Als er zu den giftigen Thränen gelangt war, machte er große Augen und stieß hervor: „Das ist ja barer Unsinn," worauf der Sänger mit gutmütigen Lächeln entgegnete: „Es ist eben Poesie." Und es mag wohl für viele ein Gedenkvers frei nach Zumpt ge-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228301/474>, abgerufen am 01.09.2024.