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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

In einer unter dem Titel "Ethik und Eudämonismus" zusammengefaßten Reihe
von Antikritiken setzt sich Hartmann mit seinen Kritikern auseinander. Die Art, wie er
Karl Jentsch behandelt (S, 160 bis 164), finden wir eines berühmten Philosophen, der
mehr und mehr den Schwerpunkt seines Wirkens in die Ethik verlegt, nicht ganz würdig.
Er richtet seine Antikritik gegen die im zweiten Bande des Jahrgangs 1892 der Grenz¬
boten S. 592 ff. unter dem Titel: "Irrtum und Wahrheit im Pessimismus" er¬
schienene" Aufsätze von Jentsch und schreibt n. a.: "Die Glückseligkeit aller, welche das
Ziel der Sittlichkeit sein soll, schätzt er ganz nach äußerlichen Maßstäben, nach dein
Besitz äußerer Güter ab. Die reichen obern Zehntausend führen ein Götter¬
leben usw." Nun hat Jentsch nach der grundsätzlichen Kritik des Hartmcmn-
Knntschen Standpunktes, die auf die vom Schöpfer gestiftete unlösliche Verknüpfung
von Moralität und Glück zurückgeht, ausdrücklich hervorgehoben, daß Reichtum zum
Glück nicht notwendig, dieses auch in den bescheidensten Verhältnissen möglich sei,
und hat seine Zuthaten aufgezählt, als da find: Familiensorgen und Familienfreuden,
Freundschaft, Religion, Kunst, Naturgenuß. Er hat sogar gegen Hartmann den
Vorwurf erhoben, daß in dessen Glücksbegriff eine schier unglaubliche Anbequemung an
kindische und rohe Pöbelvorstellungen zu liegen scheine, weil er das ruhige Behagen
eines ohne Elend und großes Unglück verfließenden Lebens nicht als Glück gelten lasse,
sondern zum Glücksbegriff einen positiven Lustüberschuß fordere, deu man sich
füglich nicht anders als grobsinnlich denken könne. (Hartmann weist diesen übrigens
nur hypothetischen Vorwurf in nicht sehr überzeugender Weise zurück. Wir erinnern
nur bei der Gelegenheit uoch daran, daß er -- wir wissen leider nicht mehr wo --
einmal den Eudämonismus mit der kurzen Dauer der Lusteiupstndnngen widerlegt;
da kann doch schlechterdings an nichts andres als an Essen, Trinken und dergleichen
gedacht werden.) Mit den Stellen aber, die Hartmann zum Beweise dafür anführt,
daß Jentsch die Glückseligkeit nach dem Besitz äußerer Güter schätze, hat es folgende
Bewandtnis. Hartmann hat nachgewiesen, daß die Fortschritte im Wissen und im
technischen Können die Leiden der Menschheit nicht verminderten, sondern vermehrten,
und daß man schon froh sein dürfe, wenn der Kulturfortschritt zugleich die Heil¬
mittel erzeuge für die Wunden, die er schlage. Jentsch wundert sich nun zwar
darüber, daß Hartmann bei diesem Nachweise von dem reichlichen Material keinen
Gebrauch mache, das die Schriften über die Lage des modernen Arbeiterstandes
darbieten, erkennt aber an, daß sich Hartmann durch seineu Nachweis, der dem ge¬
wöhnlichen liberalen Optimismus einen kräftigen Stoß versetze, ein großes Verdienst
erworben habe. Und bei dieser Gelegenheit sagt er dem Apostel des Pessimismus,
woher die unversöhnliche Feindschaft gewisser liberaler Kreise stammt, über die er
sich beklagt, ohne den auf der Hand liegenden Grund zu sehen. Das Glück der
obern Zehntausend, führt Jentsch ° aus, werde durch deu technischen Fortschritt wirklich
erhöht; es sei das freilich nicht eben das höchste Glück, das Glück des Weisen, aber
immerhin ein ganz reelles Glück. Diese Glücksvermehruug habe aber eben jene
neuen Übel zur Voraussetzung, die der technische Fortschritt erzeugt, und die von
einem Teile der Arbeiter ertragen werden müssen, und damit diese sie willig er¬
tragen, sucht ihnen der Liberalismus einzureden, daß heute nicht allein die Reichen,
sondern auch sie selbst viel besser daran seien als die Menschen früherer Zeiten
und vom technischen Fortschritt unberührter Länder, und darum ist dem Libera¬
lismus jeder Hinweis auf die Schattenseiten des modernen Fortschritts ein Greuel.
Hartmann führt einen Ausspruch von Jeutsch an, der für die spekulative Philosophie
nicht sehr schmeichelhaft klingt, verrät aber wiederum seinen Lesern nicht, in welchem
Zusmumeuhauge er steht. Der Forderung, daß das Volk zur Sittlichkeit erzogen


Grenzboten III 1808 54
Maßgebliches und Unmaßgebliches

In einer unter dem Titel „Ethik und Eudämonismus" zusammengefaßten Reihe
von Antikritiken setzt sich Hartmann mit seinen Kritikern auseinander. Die Art, wie er
Karl Jentsch behandelt (S, 160 bis 164), finden wir eines berühmten Philosophen, der
mehr und mehr den Schwerpunkt seines Wirkens in die Ethik verlegt, nicht ganz würdig.
Er richtet seine Antikritik gegen die im zweiten Bande des Jahrgangs 1892 der Grenz¬
boten S. 592 ff. unter dem Titel: „Irrtum und Wahrheit im Pessimismus" er¬
schienene» Aufsätze von Jentsch und schreibt n. a.: „Die Glückseligkeit aller, welche das
Ziel der Sittlichkeit sein soll, schätzt er ganz nach äußerlichen Maßstäben, nach dein
Besitz äußerer Güter ab. Die reichen obern Zehntausend führen ein Götter¬
leben usw." Nun hat Jentsch nach der grundsätzlichen Kritik des Hartmcmn-
Knntschen Standpunktes, die auf die vom Schöpfer gestiftete unlösliche Verknüpfung
von Moralität und Glück zurückgeht, ausdrücklich hervorgehoben, daß Reichtum zum
Glück nicht notwendig, dieses auch in den bescheidensten Verhältnissen möglich sei,
und hat seine Zuthaten aufgezählt, als da find: Familiensorgen und Familienfreuden,
Freundschaft, Religion, Kunst, Naturgenuß. Er hat sogar gegen Hartmann den
Vorwurf erhoben, daß in dessen Glücksbegriff eine schier unglaubliche Anbequemung an
kindische und rohe Pöbelvorstellungen zu liegen scheine, weil er das ruhige Behagen
eines ohne Elend und großes Unglück verfließenden Lebens nicht als Glück gelten lasse,
sondern zum Glücksbegriff einen positiven Lustüberschuß fordere, deu man sich
füglich nicht anders als grobsinnlich denken könne. (Hartmann weist diesen übrigens
nur hypothetischen Vorwurf in nicht sehr überzeugender Weise zurück. Wir erinnern
nur bei der Gelegenheit uoch daran, daß er — wir wissen leider nicht mehr wo —
einmal den Eudämonismus mit der kurzen Dauer der Lusteiupstndnngen widerlegt;
da kann doch schlechterdings an nichts andres als an Essen, Trinken und dergleichen
gedacht werden.) Mit den Stellen aber, die Hartmann zum Beweise dafür anführt,
daß Jentsch die Glückseligkeit nach dem Besitz äußerer Güter schätze, hat es folgende
Bewandtnis. Hartmann hat nachgewiesen, daß die Fortschritte im Wissen und im
technischen Können die Leiden der Menschheit nicht verminderten, sondern vermehrten,
und daß man schon froh sein dürfe, wenn der Kulturfortschritt zugleich die Heil¬
mittel erzeuge für die Wunden, die er schlage. Jentsch wundert sich nun zwar
darüber, daß Hartmann bei diesem Nachweise von dem reichlichen Material keinen
Gebrauch mache, das die Schriften über die Lage des modernen Arbeiterstandes
darbieten, erkennt aber an, daß sich Hartmann durch seineu Nachweis, der dem ge¬
wöhnlichen liberalen Optimismus einen kräftigen Stoß versetze, ein großes Verdienst
erworben habe. Und bei dieser Gelegenheit sagt er dem Apostel des Pessimismus,
woher die unversöhnliche Feindschaft gewisser liberaler Kreise stammt, über die er
sich beklagt, ohne den auf der Hand liegenden Grund zu sehen. Das Glück der
obern Zehntausend, führt Jentsch ° aus, werde durch deu technischen Fortschritt wirklich
erhöht; es sei das freilich nicht eben das höchste Glück, das Glück des Weisen, aber
immerhin ein ganz reelles Glück. Diese Glücksvermehruug habe aber eben jene
neuen Übel zur Voraussetzung, die der technische Fortschritt erzeugt, und die von
einem Teile der Arbeiter ertragen werden müssen, und damit diese sie willig er¬
tragen, sucht ihnen der Liberalismus einzureden, daß heute nicht allein die Reichen,
sondern auch sie selbst viel besser daran seien als die Menschen früherer Zeiten
und vom technischen Fortschritt unberührter Länder, und darum ist dem Libera¬
lismus jeder Hinweis auf die Schattenseiten des modernen Fortschritts ein Greuel.
Hartmann führt einen Ausspruch von Jeutsch an, der für die spekulative Philosophie
nicht sehr schmeichelhaft klingt, verrät aber wiederum seinen Lesern nicht, in welchem
Zusmumeuhauge er steht. Der Forderung, daß das Volk zur Sittlichkeit erzogen


Grenzboten III 1808 54
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[0433] Maßgebliches und Unmaßgebliches In einer unter dem Titel „Ethik und Eudämonismus" zusammengefaßten Reihe von Antikritiken setzt sich Hartmann mit seinen Kritikern auseinander. Die Art, wie er Karl Jentsch behandelt (S, 160 bis 164), finden wir eines berühmten Philosophen, der mehr und mehr den Schwerpunkt seines Wirkens in die Ethik verlegt, nicht ganz würdig. Er richtet seine Antikritik gegen die im zweiten Bande des Jahrgangs 1892 der Grenz¬ boten S. 592 ff. unter dem Titel: „Irrtum und Wahrheit im Pessimismus" er¬ schienene» Aufsätze von Jentsch und schreibt n. a.: „Die Glückseligkeit aller, welche das Ziel der Sittlichkeit sein soll, schätzt er ganz nach äußerlichen Maßstäben, nach dein Besitz äußerer Güter ab. Die reichen obern Zehntausend führen ein Götter¬ leben usw." Nun hat Jentsch nach der grundsätzlichen Kritik des Hartmcmn- Knntschen Standpunktes, die auf die vom Schöpfer gestiftete unlösliche Verknüpfung von Moralität und Glück zurückgeht, ausdrücklich hervorgehoben, daß Reichtum zum Glück nicht notwendig, dieses auch in den bescheidensten Verhältnissen möglich sei, und hat seine Zuthaten aufgezählt, als da find: Familiensorgen und Familienfreuden, Freundschaft, Religion, Kunst, Naturgenuß. Er hat sogar gegen Hartmann den Vorwurf erhoben, daß in dessen Glücksbegriff eine schier unglaubliche Anbequemung an kindische und rohe Pöbelvorstellungen zu liegen scheine, weil er das ruhige Behagen eines ohne Elend und großes Unglück verfließenden Lebens nicht als Glück gelten lasse, sondern zum Glücksbegriff einen positiven Lustüberschuß fordere, deu man sich füglich nicht anders als grobsinnlich denken könne. (Hartmann weist diesen übrigens nur hypothetischen Vorwurf in nicht sehr überzeugender Weise zurück. Wir erinnern nur bei der Gelegenheit uoch daran, daß er — wir wissen leider nicht mehr wo — einmal den Eudämonismus mit der kurzen Dauer der Lusteiupstndnngen widerlegt; da kann doch schlechterdings an nichts andres als an Essen, Trinken und dergleichen gedacht werden.) Mit den Stellen aber, die Hartmann zum Beweise dafür anführt, daß Jentsch die Glückseligkeit nach dem Besitz äußerer Güter schätze, hat es folgende Bewandtnis. Hartmann hat nachgewiesen, daß die Fortschritte im Wissen und im technischen Können die Leiden der Menschheit nicht verminderten, sondern vermehrten, und daß man schon froh sein dürfe, wenn der Kulturfortschritt zugleich die Heil¬ mittel erzeuge für die Wunden, die er schlage. Jentsch wundert sich nun zwar darüber, daß Hartmann bei diesem Nachweise von dem reichlichen Material keinen Gebrauch mache, das die Schriften über die Lage des modernen Arbeiterstandes darbieten, erkennt aber an, daß sich Hartmann durch seineu Nachweis, der dem ge¬ wöhnlichen liberalen Optimismus einen kräftigen Stoß versetze, ein großes Verdienst erworben habe. Und bei dieser Gelegenheit sagt er dem Apostel des Pessimismus, woher die unversöhnliche Feindschaft gewisser liberaler Kreise stammt, über die er sich beklagt, ohne den auf der Hand liegenden Grund zu sehen. Das Glück der obern Zehntausend, führt Jentsch ° aus, werde durch deu technischen Fortschritt wirklich erhöht; es sei das freilich nicht eben das höchste Glück, das Glück des Weisen, aber immerhin ein ganz reelles Glück. Diese Glücksvermehruug habe aber eben jene neuen Übel zur Voraussetzung, die der technische Fortschritt erzeugt, und die von einem Teile der Arbeiter ertragen werden müssen, und damit diese sie willig er¬ tragen, sucht ihnen der Liberalismus einzureden, daß heute nicht allein die Reichen, sondern auch sie selbst viel besser daran seien als die Menschen früherer Zeiten und vom technischen Fortschritt unberührter Länder, und darum ist dem Libera¬ lismus jeder Hinweis auf die Schattenseiten des modernen Fortschritts ein Greuel. Hartmann führt einen Ausspruch von Jeutsch an, der für die spekulative Philosophie nicht sehr schmeichelhaft klingt, verrät aber wiederum seinen Lesern nicht, in welchem Zusmumeuhauge er steht. Der Forderung, daß das Volk zur Sittlichkeit erzogen Grenzboten III 1808 54

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228301/433>, abgerufen am 01.09.2024.