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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Gegengewichten zu verdanken, die er aus dem Christentum und aus der das
Pflichtgefühl stärkenden praktischen Philosophie Kants mitbrachte. Das Elend eines
Philosophen ist an sich so wenig ein Beweis gegen seine Philosophie, wie der
Kreuzestod Christi gegen dessen Lehre zeugt, aber gerade Stirners Lehre wird
durch das Schicksal ihres Urhebers -ni adsuräuin geführt: der Mann, der sich
einbildete, daß ihm die Welt gehöre, und daß man nur den Willen zur Macht
und zum Besitz zu haben brauche, um die Macht und den Besitz selbst zu haben,
der war genötigt, durch die Zeitung ein kleines Darlehen zu suchen, das er, wie
es scheint, nicht bekommen hat. Wie die sogenannte Beherrschung der Natur mir
möglich ist durch die genaueste Unterordnung unter ihre Gesetze, so kann man auch
Menschen nur beherrschen und besitze", indem man Menschen dient, seien es die
beherrschten oder andre. Mnckay sieht den Wahnsinn natürlich für die Vollendung
der Philosophie und Stirner für den Genius des Jahrhunderts an und hat der
Erforschung seiner Lebensumstände die Mühe und Sorgfalt gewidmet, die seiner
Größe gebührt, und so weiß man denn jetzt, dank seinem Fleiß, daß Kaspar
Schmidt nicht, wie im Konversationslexikon steht, an einem Gymnasium, sondern
an einer hohem Töchterschule Lehrer gewesen ist, daß seine zweite geschiedne Frau,
die noch in London lebt, eine recht schlechte Meinung von ihm hat, und daß sein
einziger Lebensgenuß, den er sich auch in der bittern Armut seiner letzten Jahre
noch zu verschaffen gewußt hat, eine gute Cigarre gewesen ist. -- Julius Duboc
hat ein (bei Otto Wigand in Leipzig 1897 erschienenes) Schriftchen, worin von
Stirner gar nicht die Rede ist, Das Ich und die Übrigen (Für und wider
M. Stirner) betitelt, weil er ebenfalls vom Ich und seiner Selbstbejaung aus¬
geht, wenn er auch bei gebührender Berücksichtigung der übrigen Jede zu entgegen¬
gesetzten Ergebnissen kommt. Er führt darin seine Lieblingsidee aus, daß die
Menschheit dnrch allmähliche Umbildung des Trieblebens fortschreite; wie die Folter
und die qualifizirte Todesstrafe abgeschafft worden seien, weil die verfeinerte Em¬
pfindung der Menschen dergleichen nicht mehr ertrage, so werde auf demselben
Wege auch der Krieg unmöglich werden. Nun, das werden ja unsre Nachkommen
im dritten Jahrtausend sehen oder nicht sehen. In diesem Jahre hat Duboc (bei
Hellmuth Heukler in Dresden) Ein zeitgemäßes Vorwort zu seiner Psycho¬
logie der Liebe herausgegeben, worin er gegen die Hauptmnnn-Jbsensche Art
von Liebe und deu ihr entsprechenden Plnkatunfug protestirt; er meint u. c>., diese
Sorte habe jeuer Spötter richtig charakterisirt, der aus dem "Riugelrcigenflüster-
kranz" der versunkenen Glocke "Tingel-Tangel-Sister-Tanz" gemacht hat.

Von dem Satze ans, daß die Welt, erkeuntnis-theoretisch genommen, nichts
ist als meine Vorstellung, verirrt sich der Grübler, dem der Wirklichkeitssinn ab¬
handen gekommen ist, entweder in den Stirnerschen Größenwahusinn oder in den
reinen Illusionismus. Diesen zweiten Irrweg hat, auf Buddhas Spuren wandelnd,
Schopenhauer eingeschlagen, dem die Welt nichts ist als ein großer Spuk, die vom
Vernunft- und zwecklosen Drange des Urwilleus hervorgerufne Vorstellung eines
Seienden, die so rasch wie möglich wieder auszulöschen das einzig Vernünftige sei.
Schopenhauer ist nun ein sehr viel reicherer Geist als Stirner und hat zu seinem
unhaltbaren Systemgewebe recht viel haltbares Gedankengarn verbraucht; schließlich
hat er gar noch, wahrscheinlich ohne etwas davon zu erfahren, die Ehre erlebt --
eine Ehre, auf die Kants Kategorientafel noch vergebens harrt --, in Musik gesetzt
zu werden: in Tristan und Isolde und im Ring der Nibelungen. Der talent¬
volle und äußerst rührige Jünger Eduard von Hartmanns, Arthur Drews, hat
nun nachgewiesen, daß es eigentlich mehr die damals noch gar nicht vorhandne


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Gegengewichten zu verdanken, die er aus dem Christentum und aus der das
Pflichtgefühl stärkenden praktischen Philosophie Kants mitbrachte. Das Elend eines
Philosophen ist an sich so wenig ein Beweis gegen seine Philosophie, wie der
Kreuzestod Christi gegen dessen Lehre zeugt, aber gerade Stirners Lehre wird
durch das Schicksal ihres Urhebers -ni adsuräuin geführt: der Mann, der sich
einbildete, daß ihm die Welt gehöre, und daß man nur den Willen zur Macht
und zum Besitz zu haben brauche, um die Macht und den Besitz selbst zu haben,
der war genötigt, durch die Zeitung ein kleines Darlehen zu suchen, das er, wie
es scheint, nicht bekommen hat. Wie die sogenannte Beherrschung der Natur mir
möglich ist durch die genaueste Unterordnung unter ihre Gesetze, so kann man auch
Menschen nur beherrschen und besitze», indem man Menschen dient, seien es die
beherrschten oder andre. Mnckay sieht den Wahnsinn natürlich für die Vollendung
der Philosophie und Stirner für den Genius des Jahrhunderts an und hat der
Erforschung seiner Lebensumstände die Mühe und Sorgfalt gewidmet, die seiner
Größe gebührt, und so weiß man denn jetzt, dank seinem Fleiß, daß Kaspar
Schmidt nicht, wie im Konversationslexikon steht, an einem Gymnasium, sondern
an einer hohem Töchterschule Lehrer gewesen ist, daß seine zweite geschiedne Frau,
die noch in London lebt, eine recht schlechte Meinung von ihm hat, und daß sein
einziger Lebensgenuß, den er sich auch in der bittern Armut seiner letzten Jahre
noch zu verschaffen gewußt hat, eine gute Cigarre gewesen ist. — Julius Duboc
hat ein (bei Otto Wigand in Leipzig 1897 erschienenes) Schriftchen, worin von
Stirner gar nicht die Rede ist, Das Ich und die Übrigen (Für und wider
M. Stirner) betitelt, weil er ebenfalls vom Ich und seiner Selbstbejaung aus¬
geht, wenn er auch bei gebührender Berücksichtigung der übrigen Jede zu entgegen¬
gesetzten Ergebnissen kommt. Er führt darin seine Lieblingsidee aus, daß die
Menschheit dnrch allmähliche Umbildung des Trieblebens fortschreite; wie die Folter
und die qualifizirte Todesstrafe abgeschafft worden seien, weil die verfeinerte Em¬
pfindung der Menschen dergleichen nicht mehr ertrage, so werde auf demselben
Wege auch der Krieg unmöglich werden. Nun, das werden ja unsre Nachkommen
im dritten Jahrtausend sehen oder nicht sehen. In diesem Jahre hat Duboc (bei
Hellmuth Heukler in Dresden) Ein zeitgemäßes Vorwort zu seiner Psycho¬
logie der Liebe herausgegeben, worin er gegen die Hauptmnnn-Jbsensche Art
von Liebe und deu ihr entsprechenden Plnkatunfug protestirt; er meint u. c>., diese
Sorte habe jeuer Spötter richtig charakterisirt, der aus dem „Riugelrcigenflüster-
kranz" der versunkenen Glocke „Tingel-Tangel-Sister-Tanz" gemacht hat.

Von dem Satze ans, daß die Welt, erkeuntnis-theoretisch genommen, nichts
ist als meine Vorstellung, verirrt sich der Grübler, dem der Wirklichkeitssinn ab¬
handen gekommen ist, entweder in den Stirnerschen Größenwahusinn oder in den
reinen Illusionismus. Diesen zweiten Irrweg hat, auf Buddhas Spuren wandelnd,
Schopenhauer eingeschlagen, dem die Welt nichts ist als ein großer Spuk, die vom
Vernunft- und zwecklosen Drange des Urwilleus hervorgerufne Vorstellung eines
Seienden, die so rasch wie möglich wieder auszulöschen das einzig Vernünftige sei.
Schopenhauer ist nun ein sehr viel reicherer Geist als Stirner und hat zu seinem
unhaltbaren Systemgewebe recht viel haltbares Gedankengarn verbraucht; schließlich
hat er gar noch, wahrscheinlich ohne etwas davon zu erfahren, die Ehre erlebt —
eine Ehre, auf die Kants Kategorientafel noch vergebens harrt —, in Musik gesetzt
zu werden: in Tristan und Isolde und im Ring der Nibelungen. Der talent¬
volle und äußerst rührige Jünger Eduard von Hartmanns, Arthur Drews, hat
nun nachgewiesen, daß es eigentlich mehr die damals noch gar nicht vorhandne


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[0197] Maßgebliches und Unmaßgebliches Gegengewichten zu verdanken, die er aus dem Christentum und aus der das Pflichtgefühl stärkenden praktischen Philosophie Kants mitbrachte. Das Elend eines Philosophen ist an sich so wenig ein Beweis gegen seine Philosophie, wie der Kreuzestod Christi gegen dessen Lehre zeugt, aber gerade Stirners Lehre wird durch das Schicksal ihres Urhebers -ni adsuräuin geführt: der Mann, der sich einbildete, daß ihm die Welt gehöre, und daß man nur den Willen zur Macht und zum Besitz zu haben brauche, um die Macht und den Besitz selbst zu haben, der war genötigt, durch die Zeitung ein kleines Darlehen zu suchen, das er, wie es scheint, nicht bekommen hat. Wie die sogenannte Beherrschung der Natur mir möglich ist durch die genaueste Unterordnung unter ihre Gesetze, so kann man auch Menschen nur beherrschen und besitze», indem man Menschen dient, seien es die beherrschten oder andre. Mnckay sieht den Wahnsinn natürlich für die Vollendung der Philosophie und Stirner für den Genius des Jahrhunderts an und hat der Erforschung seiner Lebensumstände die Mühe und Sorgfalt gewidmet, die seiner Größe gebührt, und so weiß man denn jetzt, dank seinem Fleiß, daß Kaspar Schmidt nicht, wie im Konversationslexikon steht, an einem Gymnasium, sondern an einer hohem Töchterschule Lehrer gewesen ist, daß seine zweite geschiedne Frau, die noch in London lebt, eine recht schlechte Meinung von ihm hat, und daß sein einziger Lebensgenuß, den er sich auch in der bittern Armut seiner letzten Jahre noch zu verschaffen gewußt hat, eine gute Cigarre gewesen ist. — Julius Duboc hat ein (bei Otto Wigand in Leipzig 1897 erschienenes) Schriftchen, worin von Stirner gar nicht die Rede ist, Das Ich und die Übrigen (Für und wider M. Stirner) betitelt, weil er ebenfalls vom Ich und seiner Selbstbejaung aus¬ geht, wenn er auch bei gebührender Berücksichtigung der übrigen Jede zu entgegen¬ gesetzten Ergebnissen kommt. Er führt darin seine Lieblingsidee aus, daß die Menschheit dnrch allmähliche Umbildung des Trieblebens fortschreite; wie die Folter und die qualifizirte Todesstrafe abgeschafft worden seien, weil die verfeinerte Em¬ pfindung der Menschen dergleichen nicht mehr ertrage, so werde auf demselben Wege auch der Krieg unmöglich werden. Nun, das werden ja unsre Nachkommen im dritten Jahrtausend sehen oder nicht sehen. In diesem Jahre hat Duboc (bei Hellmuth Heukler in Dresden) Ein zeitgemäßes Vorwort zu seiner Psycho¬ logie der Liebe herausgegeben, worin er gegen die Hauptmnnn-Jbsensche Art von Liebe und deu ihr entsprechenden Plnkatunfug protestirt; er meint u. c>., diese Sorte habe jeuer Spötter richtig charakterisirt, der aus dem „Riugelrcigenflüster- kranz" der versunkenen Glocke „Tingel-Tangel-Sister-Tanz" gemacht hat. Von dem Satze ans, daß die Welt, erkeuntnis-theoretisch genommen, nichts ist als meine Vorstellung, verirrt sich der Grübler, dem der Wirklichkeitssinn ab¬ handen gekommen ist, entweder in den Stirnerschen Größenwahusinn oder in den reinen Illusionismus. Diesen zweiten Irrweg hat, auf Buddhas Spuren wandelnd, Schopenhauer eingeschlagen, dem die Welt nichts ist als ein großer Spuk, die vom Vernunft- und zwecklosen Drange des Urwilleus hervorgerufne Vorstellung eines Seienden, die so rasch wie möglich wieder auszulöschen das einzig Vernünftige sei. Schopenhauer ist nun ein sehr viel reicherer Geist als Stirner und hat zu seinem unhaltbaren Systemgewebe recht viel haltbares Gedankengarn verbraucht; schließlich hat er gar noch, wahrscheinlich ohne etwas davon zu erfahren, die Ehre erlebt — eine Ehre, auf die Kants Kategorientafel noch vergebens harrt —, in Musik gesetzt zu werden: in Tristan und Isolde und im Ring der Nibelungen. Der talent¬ volle und äußerst rührige Jünger Eduard von Hartmanns, Arthur Drews, hat nun nachgewiesen, daß es eigentlich mehr die damals noch gar nicht vorhandne

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228301/197>, abgerufen am 27.07.2024.