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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Zweites Vierteljahr.

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Friedrich der Große und England

Butes völlig ausgetrieben werde lsxxulsö). Nachdem er sich so verklausulirt
hat, führt der König fort: "Wenn sich dann ein festes und gesichertes Mi¬
nisterium vorfindet, kann man daran denken, was man zu thun hat; unter allen
Umständen aber muß man eine feste Grenze ziehen und Vorsichtsmaßregeln
treffen, damit man sich nicht zu mehr verpflichte, als man zu gehen Lust hat.
Das, mein lieber Neffe, ist mein letztes Wort, das ich zurückhalte bis zu der
Zeit, wo die Verhältnisse günstig erscheinen sollten." Sehr aufmunternd klingt
das nicht. Dann fährt der König fort: "Das Urteil, das Sie über die
englische Beredsamkeit abgeben, läßt in mir kein Bedauern darüber auf¬
kommen, daß ich diese Sprache nicht verstehe. . . . Welche Ungehörigkeit,
Beleidigungen auszustoßen in einem Palast, in dem die Repräsentanten
eines Volkes als Körperschaft versammelt sind! Welch schlechter Geschmack
der Beredsamkeit, sich nur über augenblicklich wichtige Gegenstände zu er¬
gehen, um neue Debatten zu veranlassen! Sie sehen da, mein lieber Neffe,
alle Übertreibungen der Freiheit, verbunden mit Übertreibungen des Sieges
und des Glücks. Die Freiheit erzeugt Parteien, die das Reich zerfleischen.
Die letzten Siege der Engländer machen sie stolz und unverschämt, und ihre
Reichtümer flößen ihnen Verachtung ein sür alle Völker, die nicht so im Über¬
fluß schwimmen wie das ihre. Glücklich unser Vaterland, wo sich alle Welt
einer anständigen Freiheit erfreut, wo der Sieg menschlich und bescheiden ist,
wo die Moral noch den Glücksgütern vorgezogen wird, wo der Titel eines
Ehrenmannes ruhmvoller ist als der eines Millionärs. Man muß die Wahr¬
heit sagen und loben, was zu loben ist: unsre Germanen sind mehr wert als
die Engländer, und jene Sachsen, ihre Eroberer, haben ihnen zweifellos jene
Kraft gegeben, die ihnen so viel Siege über die Franzosen verschafft hat."
(Das französische Wortspiel läßt sich nicht gut übersetzen: Nos Oörmains valent
bien les ^n^lais; se v<zö Laxons, Isnrs eouciuerg-mes, lsur oral sg-us clouds "tomi^
poles valsur cM Isur 3. vslu taut ä'avimtgMs sur les?rg.in)g.i8.)

Damit schließt die Korrespondenz mit dem Erbprinzen über diesen Punkt.
Im Sommer 1766 verließ der Erbprinz England und machte eine Tour durch
Europa.

Nachdem auch der Versuch, den König mit Hilfe des Erbprinzen zu ge¬
winnen, gescheitert war, ließ man zunächst den König in Ruhe. Die Eng¬
länder hatten allerdings während der nächsten Zeit im eignen Hause genug zu
thun. Die Russen aber haben noch lange Zeit hindurch den König immer
wieder gedrängt, sich England zu nähern, aber Friedrich blieb auf seinem
Standpunkt. "Der Mufti -- so schrieb der englische Gesandte in Petersburg
im Jahre 1767 nach Hause --. der Mufti kann mit größerer Wahrscheinlichkeit
den Segen des Papstes erwarten, als Großbritannien sich schmeicheln darf,
daß der Berliner Hof bei irgend einer Unterhandlung mit Rußland Hilfe
leisten wird."


Friedrich der Große und England

Butes völlig ausgetrieben werde lsxxulsö). Nachdem er sich so verklausulirt
hat, führt der König fort: „Wenn sich dann ein festes und gesichertes Mi¬
nisterium vorfindet, kann man daran denken, was man zu thun hat; unter allen
Umständen aber muß man eine feste Grenze ziehen und Vorsichtsmaßregeln
treffen, damit man sich nicht zu mehr verpflichte, als man zu gehen Lust hat.
Das, mein lieber Neffe, ist mein letztes Wort, das ich zurückhalte bis zu der
Zeit, wo die Verhältnisse günstig erscheinen sollten." Sehr aufmunternd klingt
das nicht. Dann fährt der König fort: „Das Urteil, das Sie über die
englische Beredsamkeit abgeben, läßt in mir kein Bedauern darüber auf¬
kommen, daß ich diese Sprache nicht verstehe. . . . Welche Ungehörigkeit,
Beleidigungen auszustoßen in einem Palast, in dem die Repräsentanten
eines Volkes als Körperschaft versammelt sind! Welch schlechter Geschmack
der Beredsamkeit, sich nur über augenblicklich wichtige Gegenstände zu er¬
gehen, um neue Debatten zu veranlassen! Sie sehen da, mein lieber Neffe,
alle Übertreibungen der Freiheit, verbunden mit Übertreibungen des Sieges
und des Glücks. Die Freiheit erzeugt Parteien, die das Reich zerfleischen.
Die letzten Siege der Engländer machen sie stolz und unverschämt, und ihre
Reichtümer flößen ihnen Verachtung ein sür alle Völker, die nicht so im Über¬
fluß schwimmen wie das ihre. Glücklich unser Vaterland, wo sich alle Welt
einer anständigen Freiheit erfreut, wo der Sieg menschlich und bescheiden ist,
wo die Moral noch den Glücksgütern vorgezogen wird, wo der Titel eines
Ehrenmannes ruhmvoller ist als der eines Millionärs. Man muß die Wahr¬
heit sagen und loben, was zu loben ist: unsre Germanen sind mehr wert als
die Engländer, und jene Sachsen, ihre Eroberer, haben ihnen zweifellos jene
Kraft gegeben, die ihnen so viel Siege über die Franzosen verschafft hat."
(Das französische Wortspiel läßt sich nicht gut übersetzen: Nos Oörmains valent
bien les ^n^lais; se v<zö Laxons, Isnrs eouciuerg-mes, lsur oral sg-us clouds «tomi^
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Damit schließt die Korrespondenz mit dem Erbprinzen über diesen Punkt.
Im Sommer 1766 verließ der Erbprinz England und machte eine Tour durch
Europa.

Nachdem auch der Versuch, den König mit Hilfe des Erbprinzen zu ge¬
winnen, gescheitert war, ließ man zunächst den König in Ruhe. Die Eng¬
länder hatten allerdings während der nächsten Zeit im eignen Hause genug zu
thun. Die Russen aber haben noch lange Zeit hindurch den König immer
wieder gedrängt, sich England zu nähern, aber Friedrich blieb auf seinem
Standpunkt. „Der Mufti — so schrieb der englische Gesandte in Petersburg
im Jahre 1767 nach Hause —. der Mufti kann mit größerer Wahrscheinlichkeit
den Segen des Papstes erwarten, als Großbritannien sich schmeicheln darf,
daß der Berliner Hof bei irgend einer Unterhandlung mit Rußland Hilfe
leisten wird."


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_227635/71>, abgerufen am 27.12.2024.