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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Zweites Vierteljahr.

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Etwas über Transvaal und den Ginfall des Dr. Jameson

Matabeleland. Sie verlangen Aufhebung des Monopols. Endlich ist es auch
eine holländische Gesellschaft, der die Konzession der Eisenbahnen erteilt ist.
Sie beklagen sich über die Höhe des Tarifs und verlangen erhebliche Herab¬
setzung. Das alles ist sehr begreiflich, sie vergessen dabei nur, daß das,
was sie ihre Industrie nennen, ein Glücksspiel ist, um reich, oder noch viel
reicher zu werden, und daß, wer mitspielen will, den Einsatz riskiren muß.
Neuerdings ist soviel nachgegeben worden, daß Frachten und Zölle herabgesetzt
worden sind, auch der Dynamitpreis ermäßigt worden ist. Das ist ihnen aber
uicht genug. Die Regierung möchte eine Anleihe kontrcchiren. Dies gelingt
ihr aber nicht, solange sie ihnen nicht den Willen thut. Man sieht, wie das
alles zusammenhängt.

Da die Regierung auf die verlangten "Reformen" nicht eingehen will, so
wollen sie in den Volksraad, um ihren Willen durchzusetzen, oder richtiger,
um die Herrschaft in dem Lande an sich zu reißen und den Goldrcichtum
ganz allein in ihre Hände zu bringen. Was den Reichtum der mehrgenannten
Finanzgrößen betrifft, so mag hier beiläufig erwähnt werden, daß Alfred Beit
(nach einer Korrespondenz der Münchner Neuesten Nachrichten) vor dem süd¬
afrikanischen Komitee gesagt hat, er habe die Johannesbnrger Bewegung mit
170000 bis 200000 Pfund Sterling unterstützt. Er konnte sich dieser Kleinig¬
keit nicht genau entsinnen. M. S- Marks (Marcus) hat, wie Mermeix sagt,
100000 Franken ausgegeben allein für den Transport des Materials zu seiner
Villa in Swartzkoppjes bei Prütoria und um diese Villa 500000 Bäume
gepflanzt. Lionel Phillips besitzt in Braam-Fontain ein Haus, das ksrM
llssurs äg-us I'avenuö an Loth as LouloZns.

Lionel Phillips war gleichsam der Chef der Fremdenkolonie in Jo¬
hannesburg. Die Minenkammer, das Syndikat aller Gesellschaften, hatte ihn
zum Präsidenten erwühlt. II P6rs0nulli3.it bien veux qu'it rsprsssutait, o'sse
I'IIit1aöuäör-?^p6. Er war die Seele des Komplotts und aller Vorbereitungen,
die schließlich zu dem Jamesonschen Einfall führten, und die er ins Werk setzte,
als man mit Bestechung nichts ausrichtete. Es charakterisirt ihn, was er
(nach der Frankfurter Zeitung) im Juni 1876 an Alfred Veit schrieb: "Aber
man muß bedenken, daß durch die letzte Gesetzgebung die Verwendung von
Geld für Wahlen zu einem Kriminalverbrecher gemacht worden ist," und im
Juli: "Wir wollen keinen Aufruhr. Unsre Trumpfkarte ist die Verbesserung
des Volksraads. Es wird 10000 bis 15000 Pfund Sterling kosten."

Es ist nicht der Zweck dieses Artikels, alle seine Intriguen und Demon¬
strationen, wie überhaupt den ganzen Hergang zu schildern, wie er dem eng¬
lischen Gouverneur des Kaps, Sir Henry Loch, die Aufregung der Uitlaender
zu schildern und die Sache so darzustellen wußte, als hätte die Stadt Johannes¬
burg einen Angriff der Boers zu fürchten und hoffe auf den Schutz Eng¬
lands, ja Europas; wie er und seine Vertrauten eine Insurrektion vorbereiteten


Etwas über Transvaal und den Ginfall des Dr. Jameson

Matabeleland. Sie verlangen Aufhebung des Monopols. Endlich ist es auch
eine holländische Gesellschaft, der die Konzession der Eisenbahnen erteilt ist.
Sie beklagen sich über die Höhe des Tarifs und verlangen erhebliche Herab¬
setzung. Das alles ist sehr begreiflich, sie vergessen dabei nur, daß das,
was sie ihre Industrie nennen, ein Glücksspiel ist, um reich, oder noch viel
reicher zu werden, und daß, wer mitspielen will, den Einsatz riskiren muß.
Neuerdings ist soviel nachgegeben worden, daß Frachten und Zölle herabgesetzt
worden sind, auch der Dynamitpreis ermäßigt worden ist. Das ist ihnen aber
uicht genug. Die Regierung möchte eine Anleihe kontrcchiren. Dies gelingt
ihr aber nicht, solange sie ihnen nicht den Willen thut. Man sieht, wie das
alles zusammenhängt.

Da die Regierung auf die verlangten „Reformen" nicht eingehen will, so
wollen sie in den Volksraad, um ihren Willen durchzusetzen, oder richtiger,
um die Herrschaft in dem Lande an sich zu reißen und den Goldrcichtum
ganz allein in ihre Hände zu bringen. Was den Reichtum der mehrgenannten
Finanzgrößen betrifft, so mag hier beiläufig erwähnt werden, daß Alfred Beit
(nach einer Korrespondenz der Münchner Neuesten Nachrichten) vor dem süd¬
afrikanischen Komitee gesagt hat, er habe die Johannesbnrger Bewegung mit
170000 bis 200000 Pfund Sterling unterstützt. Er konnte sich dieser Kleinig¬
keit nicht genau entsinnen. M. S- Marks (Marcus) hat, wie Mermeix sagt,
100000 Franken ausgegeben allein für den Transport des Materials zu seiner
Villa in Swartzkoppjes bei Prütoria und um diese Villa 500000 Bäume
gepflanzt. Lionel Phillips besitzt in Braam-Fontain ein Haus, das ksrM
llssurs äg-us I'avenuö an Loth as LouloZns.

Lionel Phillips war gleichsam der Chef der Fremdenkolonie in Jo¬
hannesburg. Die Minenkammer, das Syndikat aller Gesellschaften, hatte ihn
zum Präsidenten erwühlt. II P6rs0nulli3.it bien veux qu'it rsprsssutait, o'sse
I'IIit1aöuäör-?^p6. Er war die Seele des Komplotts und aller Vorbereitungen,
die schließlich zu dem Jamesonschen Einfall führten, und die er ins Werk setzte,
als man mit Bestechung nichts ausrichtete. Es charakterisirt ihn, was er
(nach der Frankfurter Zeitung) im Juni 1876 an Alfred Veit schrieb: „Aber
man muß bedenken, daß durch die letzte Gesetzgebung die Verwendung von
Geld für Wahlen zu einem Kriminalverbrecher gemacht worden ist," und im
Juli: „Wir wollen keinen Aufruhr. Unsre Trumpfkarte ist die Verbesserung
des Volksraads. Es wird 10000 bis 15000 Pfund Sterling kosten."

Es ist nicht der Zweck dieses Artikels, alle seine Intriguen und Demon¬
strationen, wie überhaupt den ganzen Hergang zu schildern, wie er dem eng¬
lischen Gouverneur des Kaps, Sir Henry Loch, die Aufregung der Uitlaender
zu schildern und die Sache so darzustellen wußte, als hätte die Stadt Johannes¬
burg einen Angriff der Boers zu fürchten und hoffe auf den Schutz Eng¬
lands, ja Europas; wie er und seine Vertrauten eine Insurrektion vorbereiteten


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[0637] Etwas über Transvaal und den Ginfall des Dr. Jameson Matabeleland. Sie verlangen Aufhebung des Monopols. Endlich ist es auch eine holländische Gesellschaft, der die Konzession der Eisenbahnen erteilt ist. Sie beklagen sich über die Höhe des Tarifs und verlangen erhebliche Herab¬ setzung. Das alles ist sehr begreiflich, sie vergessen dabei nur, daß das, was sie ihre Industrie nennen, ein Glücksspiel ist, um reich, oder noch viel reicher zu werden, und daß, wer mitspielen will, den Einsatz riskiren muß. Neuerdings ist soviel nachgegeben worden, daß Frachten und Zölle herabgesetzt worden sind, auch der Dynamitpreis ermäßigt worden ist. Das ist ihnen aber uicht genug. Die Regierung möchte eine Anleihe kontrcchiren. Dies gelingt ihr aber nicht, solange sie ihnen nicht den Willen thut. Man sieht, wie das alles zusammenhängt. Da die Regierung auf die verlangten „Reformen" nicht eingehen will, so wollen sie in den Volksraad, um ihren Willen durchzusetzen, oder richtiger, um die Herrschaft in dem Lande an sich zu reißen und den Goldrcichtum ganz allein in ihre Hände zu bringen. Was den Reichtum der mehrgenannten Finanzgrößen betrifft, so mag hier beiläufig erwähnt werden, daß Alfred Beit (nach einer Korrespondenz der Münchner Neuesten Nachrichten) vor dem süd¬ afrikanischen Komitee gesagt hat, er habe die Johannesbnrger Bewegung mit 170000 bis 200000 Pfund Sterling unterstützt. Er konnte sich dieser Kleinig¬ keit nicht genau entsinnen. M. S- Marks (Marcus) hat, wie Mermeix sagt, 100000 Franken ausgegeben allein für den Transport des Materials zu seiner Villa in Swartzkoppjes bei Prütoria und um diese Villa 500000 Bäume gepflanzt. Lionel Phillips besitzt in Braam-Fontain ein Haus, das ksrM llssurs äg-us I'avenuö an Loth as LouloZns. Lionel Phillips war gleichsam der Chef der Fremdenkolonie in Jo¬ hannesburg. Die Minenkammer, das Syndikat aller Gesellschaften, hatte ihn zum Präsidenten erwühlt. II P6rs0nulli3.it bien veux qu'it rsprsssutait, o'sse I'IIit1aöuäör-?^p6. Er war die Seele des Komplotts und aller Vorbereitungen, die schließlich zu dem Jamesonschen Einfall führten, und die er ins Werk setzte, als man mit Bestechung nichts ausrichtete. Es charakterisirt ihn, was er (nach der Frankfurter Zeitung) im Juni 1876 an Alfred Veit schrieb: „Aber man muß bedenken, daß durch die letzte Gesetzgebung die Verwendung von Geld für Wahlen zu einem Kriminalverbrecher gemacht worden ist," und im Juli: „Wir wollen keinen Aufruhr. Unsre Trumpfkarte ist die Verbesserung des Volksraads. Es wird 10000 bis 15000 Pfund Sterling kosten." Es ist nicht der Zweck dieses Artikels, alle seine Intriguen und Demon¬ strationen, wie überhaupt den ganzen Hergang zu schildern, wie er dem eng¬ lischen Gouverneur des Kaps, Sir Henry Loch, die Aufregung der Uitlaender zu schildern und die Sache so darzustellen wußte, als hätte die Stadt Johannes¬ burg einen Angriff der Boers zu fürchten und hoffe auf den Schutz Eng¬ lands, ja Europas; wie er und seine Vertrauten eine Insurrektion vorbereiteten

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_227635/637>, abgerufen am 23.07.2024.