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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Zweites Vierteljahr.

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Etwas über Transvaal und den Einfall des Dr. Jameson

der englischen Regierung nur unter der Bedingung zugesagt worden, daß man
sich mit Männern von Stellung in England verbände. So einigte man sich
dahin, daß der Herzog von Fife, der Herzog von Abercorn und der Graf
Gray Direktoren werden sollten, was dann auch geschah.

Es stehen nun in der Zeitschrift "Die Nation" mehrere Artikel von
Ludwig Bamberger mit der Überschrift: "Die neueste Ära der Spekulation,"
die von den Geschäften in Goldaktien in Südafrika handeln und von den Ge¬
sellschaften, die sich dort gebildet hätten. Darin heißt es wörtlich: "Die be¬
rühmteste dieser Gesellschaften ist die Oil^rtöisä Oomxan^, an deren Spitze
Cecil Rhodes steht. Die meisten Beteiligten haben enorme Summen verdient.
Man erzählt, daß der Erbe eines großen Reichs unter diesen Glücklichen ge¬
wesen und dadurch in den Stand gesetzt worden, seine langjährigen und zahl¬
reichen Gläubiger zu befriedigen, welche diese glückliche Wendung wohl herzlich
bedauern."

Die Kolonialzeitung schrieb: "Es ist in diesen Briefen schon früher er¬
wähnt worden, daß hochgestellte aristokratische Persönlichkeiten in der Leitung
der südafrikanischen Freibriefsgesellschaft hinter dem Rhodes-Jamesonschen
Freibeuterzuge standen, und daß nur dadurch die verbrecherische Frechheit von
englischen Beamten ersten Ranges zu erklären ist. Zu jenen hohen Persönlich¬
keiten gehört der Herzog von Fife, der eine Tochter des Prinzen von Wales
zur Gemahlin hat. Die feit vielen Jahren andauernde Verschuldung des
Thronfolgers ist kein Geheimnis. Damit hängt, wie allbekannt, der häufige
Empfang in Marlborough-House von Leuten zusammen, die der zukünftige
König von England wohl kaum gesellschaftlich bei sich sähe." Erwähnt ist
dabei ferner, daß der Prinz sich nicht gescheut hätte, persönlich bei den Ver¬
handlungen des Untersuchungsausschusses zu erscheinen und mit Rhodes einen
Hündedruck zu wechseln.

Um diese Dinge drehte sich eine Zeit lang alles, was man in den Zeitungen
las. Daß es sich so verhält, daß der Einfall des Dr. Jameson von der
OIig-rterLä "üourx^, insbesondre durch Cecil Rhodes angestiftet und ins Werk
gesetzt worden ist, und daß der Dr. Jameson ein bezahlter Freibeuter war,
daran zweifelt längst niemand mehr. Aber die Hauptsache ist, was damit
eigentlich bezweckt wurde, und darüber geben die Zeitungen keine genügende
Aufklärung.

Zunächst ist es von Interesse, die Personen einigermaßen kennen zu lernen,
die dort eine hervorragende Rolle gespielt haben und noch spielen. Vor allem
Cecil Rhodes. Er war Student der Medizin und kam schon 1866 oder 1867
nach Südafrika, ging nach Kimberley unter die Diamantensucher, und dort war
er es, der Genossen zu einer großen Gesellschaft vereinigte, der berühmten as
üssrs, und dadurch ein immenses Vermögen erwarb. Später ging er nach
dem Kap, kam dort in die gesetzgebende Versammlung, wurde dann bald Minister


Etwas über Transvaal und den Einfall des Dr. Jameson

der englischen Regierung nur unter der Bedingung zugesagt worden, daß man
sich mit Männern von Stellung in England verbände. So einigte man sich
dahin, daß der Herzog von Fife, der Herzog von Abercorn und der Graf
Gray Direktoren werden sollten, was dann auch geschah.

Es stehen nun in der Zeitschrift „Die Nation" mehrere Artikel von
Ludwig Bamberger mit der Überschrift: „Die neueste Ära der Spekulation,"
die von den Geschäften in Goldaktien in Südafrika handeln und von den Ge¬
sellschaften, die sich dort gebildet hätten. Darin heißt es wörtlich: „Die be¬
rühmteste dieser Gesellschaften ist die Oil^rtöisä Oomxan^, an deren Spitze
Cecil Rhodes steht. Die meisten Beteiligten haben enorme Summen verdient.
Man erzählt, daß der Erbe eines großen Reichs unter diesen Glücklichen ge¬
wesen und dadurch in den Stand gesetzt worden, seine langjährigen und zahl¬
reichen Gläubiger zu befriedigen, welche diese glückliche Wendung wohl herzlich
bedauern."

Die Kolonialzeitung schrieb: „Es ist in diesen Briefen schon früher er¬
wähnt worden, daß hochgestellte aristokratische Persönlichkeiten in der Leitung
der südafrikanischen Freibriefsgesellschaft hinter dem Rhodes-Jamesonschen
Freibeuterzuge standen, und daß nur dadurch die verbrecherische Frechheit von
englischen Beamten ersten Ranges zu erklären ist. Zu jenen hohen Persönlich¬
keiten gehört der Herzog von Fife, der eine Tochter des Prinzen von Wales
zur Gemahlin hat. Die feit vielen Jahren andauernde Verschuldung des
Thronfolgers ist kein Geheimnis. Damit hängt, wie allbekannt, der häufige
Empfang in Marlborough-House von Leuten zusammen, die der zukünftige
König von England wohl kaum gesellschaftlich bei sich sähe." Erwähnt ist
dabei ferner, daß der Prinz sich nicht gescheut hätte, persönlich bei den Ver¬
handlungen des Untersuchungsausschusses zu erscheinen und mit Rhodes einen
Hündedruck zu wechseln.

Um diese Dinge drehte sich eine Zeit lang alles, was man in den Zeitungen
las. Daß es sich so verhält, daß der Einfall des Dr. Jameson von der
OIig-rterLä «üourx^, insbesondre durch Cecil Rhodes angestiftet und ins Werk
gesetzt worden ist, und daß der Dr. Jameson ein bezahlter Freibeuter war,
daran zweifelt längst niemand mehr. Aber die Hauptsache ist, was damit
eigentlich bezweckt wurde, und darüber geben die Zeitungen keine genügende
Aufklärung.

Zunächst ist es von Interesse, die Personen einigermaßen kennen zu lernen,
die dort eine hervorragende Rolle gespielt haben und noch spielen. Vor allem
Cecil Rhodes. Er war Student der Medizin und kam schon 1866 oder 1867
nach Südafrika, ging nach Kimberley unter die Diamantensucher, und dort war
er es, der Genossen zu einer großen Gesellschaft vereinigte, der berühmten as
üssrs, und dadurch ein immenses Vermögen erwarb. Später ging er nach
dem Kap, kam dort in die gesetzgebende Versammlung, wurde dann bald Minister


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[0632] Etwas über Transvaal und den Einfall des Dr. Jameson der englischen Regierung nur unter der Bedingung zugesagt worden, daß man sich mit Männern von Stellung in England verbände. So einigte man sich dahin, daß der Herzog von Fife, der Herzog von Abercorn und der Graf Gray Direktoren werden sollten, was dann auch geschah. Es stehen nun in der Zeitschrift „Die Nation" mehrere Artikel von Ludwig Bamberger mit der Überschrift: „Die neueste Ära der Spekulation," die von den Geschäften in Goldaktien in Südafrika handeln und von den Ge¬ sellschaften, die sich dort gebildet hätten. Darin heißt es wörtlich: „Die be¬ rühmteste dieser Gesellschaften ist die Oil^rtöisä Oomxan^, an deren Spitze Cecil Rhodes steht. Die meisten Beteiligten haben enorme Summen verdient. Man erzählt, daß der Erbe eines großen Reichs unter diesen Glücklichen ge¬ wesen und dadurch in den Stand gesetzt worden, seine langjährigen und zahl¬ reichen Gläubiger zu befriedigen, welche diese glückliche Wendung wohl herzlich bedauern." Die Kolonialzeitung schrieb: „Es ist in diesen Briefen schon früher er¬ wähnt worden, daß hochgestellte aristokratische Persönlichkeiten in der Leitung der südafrikanischen Freibriefsgesellschaft hinter dem Rhodes-Jamesonschen Freibeuterzuge standen, und daß nur dadurch die verbrecherische Frechheit von englischen Beamten ersten Ranges zu erklären ist. Zu jenen hohen Persönlich¬ keiten gehört der Herzog von Fife, der eine Tochter des Prinzen von Wales zur Gemahlin hat. Die feit vielen Jahren andauernde Verschuldung des Thronfolgers ist kein Geheimnis. Damit hängt, wie allbekannt, der häufige Empfang in Marlborough-House von Leuten zusammen, die der zukünftige König von England wohl kaum gesellschaftlich bei sich sähe." Erwähnt ist dabei ferner, daß der Prinz sich nicht gescheut hätte, persönlich bei den Ver¬ handlungen des Untersuchungsausschusses zu erscheinen und mit Rhodes einen Hündedruck zu wechseln. Um diese Dinge drehte sich eine Zeit lang alles, was man in den Zeitungen las. Daß es sich so verhält, daß der Einfall des Dr. Jameson von der OIig-rterLä «üourx^, insbesondre durch Cecil Rhodes angestiftet und ins Werk gesetzt worden ist, und daß der Dr. Jameson ein bezahlter Freibeuter war, daran zweifelt längst niemand mehr. Aber die Hauptsache ist, was damit eigentlich bezweckt wurde, und darüber geben die Zeitungen keine genügende Aufklärung. Zunächst ist es von Interesse, die Personen einigermaßen kennen zu lernen, die dort eine hervorragende Rolle gespielt haben und noch spielen. Vor allem Cecil Rhodes. Er war Student der Medizin und kam schon 1866 oder 1867 nach Südafrika, ging nach Kimberley unter die Diamantensucher, und dort war er es, der Genossen zu einer großen Gesellschaft vereinigte, der berühmten as üssrs, und dadurch ein immenses Vermögen erwarb. Später ging er nach dem Kap, kam dort in die gesetzgebende Versammlung, wurde dann bald Minister

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_227635/632>, abgerufen am 23.07.2024.