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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Zweites Vierteljahr.

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überall, wo die Grcnzbotc" noch "icht i" den Kurhäuser" "so. "ehalten werden, ans deren An¬
schaffung zu drinnen, und damit mich fiir die wohl much ihnen erwünschte immer gröszere Verbreitung
der Zeitschrift zu wirke". Unsre Hefte werde" sehr reich a" interessanten und wertvollen Vciträncn
sein. <5s sind aber jetzt dielleicht bessere Aussichten fiir die Verbreit"",, der Grenzbotc" vorhanden
als je, da sich nröszcrc "reise des Publikums von anderni abzuwenden beginnen, von dem sie sich in
den letzte" Andre" hatten blenden lasse".

Der Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland
1859 bis 1866
(Schluß)

he es noch sicher war, daß Italien seine eignen Wege ging,
glaubte Napoleon III. in der Erwartung, es werde sich doch noch
vom Kriege zurückhalten lassen, an Preußen eine entscheidende
Forderung stellen zu können: am 2. Mai bezeichnete er dem
preußischen Botschafter Robert von der Goltz andeutungsweise
als den Preis für die französische Neutralität die Nheingrenze. Er hatte seine
Karten zu früh aufgedeckt. Seitdem wußte Bismcirck, wessen er sich von ihm zu
versehen habe; er mußte den Krieg mit Österreich wagen auf die Gefahr hin,
daß Frankreich das Rheinland bedrohe, denn von irgend welchem Eingehen auf
solche Wünsche Napoleons konnte ja gar keine Rede sein.

Während sich somit der westliche Horizont umdüsterte, zeigte sich zugleich,
daß sich die Hoffnung Vismarcks, die Mittelstaaten zu sich herüberzuziehen
oder sich mindestens ihrer Neutralität zu versichern, nicht erfüllte. Sie kannten
keinen höhern Gedanken, als die Behauptung ihrer ungeschmälerten Souverä¬
nität; sie wollten am liebsten mit den Kleinstaaten eine selbständige "dritte
Gruppe" neben den beiden Großmächten bilden, deren Rivalität ihnen als die
sicherste Bürgschaft ihrer eignen ungeschmälerten Selbständigkeit erschien. Nur
dachte Bayern die Trias als Schemel für eine selbständige europäische Gro߬
machtstellung zu benutzen, und die Kleinstaaten zogen vermutlich, wenn sie
denn einmal auf Souveräuitätsrechte verzichten sollten, einen mächtigen Schirm¬
herrn, also eine Großmacht, einem anspruchsvollen, aber thatsächlich ohn¬
mächtigen Beschützer vor. Sobald uun Preußen mit der Bundesreform unter
seiner Führung Ernst machte, wurden die meisten Mittelstaaten auf die Seite
Österreichs getrieben, das an eine ernste Bundesreform gar nicht dachte, am


Grenzten II 1898 70


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schaffung zu drinnen, und damit mich fiir die wohl much ihnen erwünschte immer gröszere Verbreitung
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als je, da sich nröszcrc »reise des Publikums von anderni abzuwenden beginnen, von dem sie sich in
den letzte» Andre» hatten blenden lasse».

Der Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland
1859 bis 1866
(Schluß)

he es noch sicher war, daß Italien seine eignen Wege ging,
glaubte Napoleon III. in der Erwartung, es werde sich doch noch
vom Kriege zurückhalten lassen, an Preußen eine entscheidende
Forderung stellen zu können: am 2. Mai bezeichnete er dem
preußischen Botschafter Robert von der Goltz andeutungsweise
als den Preis für die französische Neutralität die Nheingrenze. Er hatte seine
Karten zu früh aufgedeckt. Seitdem wußte Bismcirck, wessen er sich von ihm zu
versehen habe; er mußte den Krieg mit Österreich wagen auf die Gefahr hin,
daß Frankreich das Rheinland bedrohe, denn von irgend welchem Eingehen auf
solche Wünsche Napoleons konnte ja gar keine Rede sein.

Während sich somit der westliche Horizont umdüsterte, zeigte sich zugleich,
daß sich die Hoffnung Vismarcks, die Mittelstaaten zu sich herüberzuziehen
oder sich mindestens ihrer Neutralität zu versichern, nicht erfüllte. Sie kannten
keinen höhern Gedanken, als die Behauptung ihrer ungeschmälerten Souverä¬
nität; sie wollten am liebsten mit den Kleinstaaten eine selbständige „dritte
Gruppe" neben den beiden Großmächten bilden, deren Rivalität ihnen als die
sicherste Bürgschaft ihrer eignen ungeschmälerten Selbständigkeit erschien. Nur
dachte Bayern die Trias als Schemel für eine selbständige europäische Gro߬
machtstellung zu benutzen, und die Kleinstaaten zogen vermutlich, wenn sie
denn einmal auf Souveräuitätsrechte verzichten sollten, einen mächtigen Schirm¬
herrn, also eine Großmacht, einem anspruchsvollen, aber thatsächlich ohn¬
mächtigen Beschützer vor. Sobald uun Preußen mit der Bundesreform unter
seiner Führung Ernst machte, wurden die meisten Mittelstaaten auf die Seite
Österreichs getrieben, das an eine ernste Bundesreform gar nicht dachte, am


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_227635/609>, abgerufen am 27.12.2024.