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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Zweites Vierteljahr.

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Siams Uultiubestrebungen und Deutschlands Anteil

in leitenden Stellungen und werden von den Siamesen ihrer Tüchtigkeit wegen
geschätzt. Ein allerliebstes, in europäischem Billenstil errichtetes Gebäude, das
mit Türmchen und Erker, mit Balkonen und Veranden geziert ist, bildet ihren
Vereinigungspunkt. Wie muß es den deutschen Weltreisenden anheimeln, wenn
ihm von der offnen Vorhalle in farbiger Schrift der freundlich einladende
Spruch entgegenprangt: Tritt heiter ein und noch heitrer hinaus, die Sorge
laß draus! und wenn ihm fröhliche deutsche Töne aus den weitgeöffneten
Fenstern entgegenklingen!

Die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Siam find rege und
haben sich von Jahr zu Jahr immer inniger gestaltet. Der deutsche Anteil
am Handelsumsatz Bangkoks betrügt gegen dreißig Prozent des gesamten
Handels; der französische dagegen noch nicht einmal ein(!) Prozent. Deutsch¬
land bezieht von Siam vor allem Reis. So wurden über Hamburg allein
im Jahre 1894 175000 Doppelzentner und 1896 105000 eingeführt; außer¬
dem liefert es uns noch: Stnhlrohr, Kopai, Schellack, Pfeffer, Sago und Nutz¬
hölzer, vor allem Teakholz, sodaß die gesamte Einfuhr über Hamburg 1896
einen Wert von 2^ Millionen Mark hatte. Übersehen darf hierbei nicht
werden, daß auch Bremen, das ja für Reishandel der Mittelpunkt ist, an der
Einfuhr aus Siam stark beteiligt ist. Die Ausfuhr, die hauptsächlich über
Hamburg geht und besonders Gebrauchsgegenstände, Eisenwaren und Kunst-
erzeugnisse enthält, stellte im Jahre 1896 einen Wert von 712750 Mark dar.
In den amtlichen Nachweisen kommt der Handelsanteil Deutschlands lange nicht
genügend zum Ausdruck, da viele deutsche Geschäfte ihren Handel auch über
England und über Honkong und Singapore betreiben. Die bedeutendsten, in
Siam thätigen deutschen Handelshäuser, deren Name im ganzen Osten Asiens
bekannt ist, sind A. Markwald u. Comp., Windsor ". Comp. (Chr. Bruckmann),
A. W. Schmidt u. Comp. und B. Grimm u. Comp.

Sind nun Deutschlands Beziehungen zu diesem zukunftreichen Lande, das
erst im Beginn feiner Kulturentwicklung steht, schon rege, wie aus dem Mit¬
geteilten hervorgeht, so läßt sich doch nicht leugnen, daß sie noch einer be¬
deutenden Entwicklung fähig sind. Mit großer Freude hat es uns daher er¬
füllt, daß ein Mitglied des von Ostasien zurückkehrenden Handelsansschusses
auch nach Bangkok entsandt worden ist. Sicherlich könnte darin noch viel er¬
reicht werden, wenn sich die Deutschen in Bangkok nach dem Beispiel der
Deutschen in Singapore auch zu einer Vereinigung zusammenschlossen, deren
Zweck die Förderung der wirtschaftlichen und die Pflege der geistigen Be¬
ziehungen zum Heimatlande ist. Wissen wir doch, wieviel die gleichartigen
englischen Vereine der China-Assoziation in Honkong und Schanghai in der
verhältnismäßig kurzeu Zeit ihres Bestehens für die englischen Interessen in
Ostasien genützt haben. Jetzt, wo die vierzehntägiger Dampferfahrten des
Norddeutschen Lloyd das Heimatland näher rücken und jeden Wettbewerb zu


Siams Uultiubestrebungen und Deutschlands Anteil

in leitenden Stellungen und werden von den Siamesen ihrer Tüchtigkeit wegen
geschätzt. Ein allerliebstes, in europäischem Billenstil errichtetes Gebäude, das
mit Türmchen und Erker, mit Balkonen und Veranden geziert ist, bildet ihren
Vereinigungspunkt. Wie muß es den deutschen Weltreisenden anheimeln, wenn
ihm von der offnen Vorhalle in farbiger Schrift der freundlich einladende
Spruch entgegenprangt: Tritt heiter ein und noch heitrer hinaus, die Sorge
laß draus! und wenn ihm fröhliche deutsche Töne aus den weitgeöffneten
Fenstern entgegenklingen!

Die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Siam find rege und
haben sich von Jahr zu Jahr immer inniger gestaltet. Der deutsche Anteil
am Handelsumsatz Bangkoks betrügt gegen dreißig Prozent des gesamten
Handels; der französische dagegen noch nicht einmal ein(!) Prozent. Deutsch¬
land bezieht von Siam vor allem Reis. So wurden über Hamburg allein
im Jahre 1894 175000 Doppelzentner und 1896 105000 eingeführt; außer¬
dem liefert es uns noch: Stnhlrohr, Kopai, Schellack, Pfeffer, Sago und Nutz¬
hölzer, vor allem Teakholz, sodaß die gesamte Einfuhr über Hamburg 1896
einen Wert von 2^ Millionen Mark hatte. Übersehen darf hierbei nicht
werden, daß auch Bremen, das ja für Reishandel der Mittelpunkt ist, an der
Einfuhr aus Siam stark beteiligt ist. Die Ausfuhr, die hauptsächlich über
Hamburg geht und besonders Gebrauchsgegenstände, Eisenwaren und Kunst-
erzeugnisse enthält, stellte im Jahre 1896 einen Wert von 712750 Mark dar.
In den amtlichen Nachweisen kommt der Handelsanteil Deutschlands lange nicht
genügend zum Ausdruck, da viele deutsche Geschäfte ihren Handel auch über
England und über Honkong und Singapore betreiben. Die bedeutendsten, in
Siam thätigen deutschen Handelshäuser, deren Name im ganzen Osten Asiens
bekannt ist, sind A. Markwald u. Comp., Windsor ». Comp. (Chr. Bruckmann),
A. W. Schmidt u. Comp. und B. Grimm u. Comp.

Sind nun Deutschlands Beziehungen zu diesem zukunftreichen Lande, das
erst im Beginn feiner Kulturentwicklung steht, schon rege, wie aus dem Mit¬
geteilten hervorgeht, so läßt sich doch nicht leugnen, daß sie noch einer be¬
deutenden Entwicklung fähig sind. Mit großer Freude hat es uns daher er¬
füllt, daß ein Mitglied des von Ostasien zurückkehrenden Handelsansschusses
auch nach Bangkok entsandt worden ist. Sicherlich könnte darin noch viel er¬
reicht werden, wenn sich die Deutschen in Bangkok nach dem Beispiel der
Deutschen in Singapore auch zu einer Vereinigung zusammenschlossen, deren
Zweck die Förderung der wirtschaftlichen und die Pflege der geistigen Be¬
ziehungen zum Heimatlande ist. Wissen wir doch, wieviel die gleichartigen
englischen Vereine der China-Assoziation in Honkong und Schanghai in der
verhältnismäßig kurzeu Zeit ihres Bestehens für die englischen Interessen in
Ostasien genützt haben. Jetzt, wo die vierzehntägiger Dampferfahrten des
Norddeutschen Lloyd das Heimatland näher rücken und jeden Wettbewerb zu


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[0422] Siams Uultiubestrebungen und Deutschlands Anteil in leitenden Stellungen und werden von den Siamesen ihrer Tüchtigkeit wegen geschätzt. Ein allerliebstes, in europäischem Billenstil errichtetes Gebäude, das mit Türmchen und Erker, mit Balkonen und Veranden geziert ist, bildet ihren Vereinigungspunkt. Wie muß es den deutschen Weltreisenden anheimeln, wenn ihm von der offnen Vorhalle in farbiger Schrift der freundlich einladende Spruch entgegenprangt: Tritt heiter ein und noch heitrer hinaus, die Sorge laß draus! und wenn ihm fröhliche deutsche Töne aus den weitgeöffneten Fenstern entgegenklingen! Die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Siam find rege und haben sich von Jahr zu Jahr immer inniger gestaltet. Der deutsche Anteil am Handelsumsatz Bangkoks betrügt gegen dreißig Prozent des gesamten Handels; der französische dagegen noch nicht einmal ein(!) Prozent. Deutsch¬ land bezieht von Siam vor allem Reis. So wurden über Hamburg allein im Jahre 1894 175000 Doppelzentner und 1896 105000 eingeführt; außer¬ dem liefert es uns noch: Stnhlrohr, Kopai, Schellack, Pfeffer, Sago und Nutz¬ hölzer, vor allem Teakholz, sodaß die gesamte Einfuhr über Hamburg 1896 einen Wert von 2^ Millionen Mark hatte. Übersehen darf hierbei nicht werden, daß auch Bremen, das ja für Reishandel der Mittelpunkt ist, an der Einfuhr aus Siam stark beteiligt ist. Die Ausfuhr, die hauptsächlich über Hamburg geht und besonders Gebrauchsgegenstände, Eisenwaren und Kunst- erzeugnisse enthält, stellte im Jahre 1896 einen Wert von 712750 Mark dar. In den amtlichen Nachweisen kommt der Handelsanteil Deutschlands lange nicht genügend zum Ausdruck, da viele deutsche Geschäfte ihren Handel auch über England und über Honkong und Singapore betreiben. Die bedeutendsten, in Siam thätigen deutschen Handelshäuser, deren Name im ganzen Osten Asiens bekannt ist, sind A. Markwald u. Comp., Windsor ». Comp. (Chr. Bruckmann), A. W. Schmidt u. Comp. und B. Grimm u. Comp. Sind nun Deutschlands Beziehungen zu diesem zukunftreichen Lande, das erst im Beginn feiner Kulturentwicklung steht, schon rege, wie aus dem Mit¬ geteilten hervorgeht, so läßt sich doch nicht leugnen, daß sie noch einer be¬ deutenden Entwicklung fähig sind. Mit großer Freude hat es uns daher er¬ füllt, daß ein Mitglied des von Ostasien zurückkehrenden Handelsansschusses auch nach Bangkok entsandt worden ist. Sicherlich könnte darin noch viel er¬ reicht werden, wenn sich die Deutschen in Bangkok nach dem Beispiel der Deutschen in Singapore auch zu einer Vereinigung zusammenschlossen, deren Zweck die Förderung der wirtschaftlichen und die Pflege der geistigen Be¬ ziehungen zum Heimatlande ist. Wissen wir doch, wieviel die gleichartigen englischen Vereine der China-Assoziation in Honkong und Schanghai in der verhältnismäßig kurzeu Zeit ihres Bestehens für die englischen Interessen in Ostasien genützt haben. Jetzt, wo die vierzehntägiger Dampferfahrten des Norddeutschen Lloyd das Heimatland näher rücken und jeden Wettbewerb zu

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_227635/422>, abgerufen am 27.12.2024.