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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Zweites Vierteljahr.

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Die Flucht vom Lande

vorläufig kaum etwas dagegen einwenden lassen, daß die Regierung nach der Er¬
klärung des Landwirtschaftsministers bei der Szmnlaschen Jnterpellation, anch ferner¬
hin Polnische Arbeiter zuzulassen und ihnen Aufenthalt bis zum 1> Dezember, statt
wie bisher nur bis zum 15, November, zu erlauben gewillt ist. Ganz entschieden
wird man aber verlangen müssen, daß fortan die .Kontrolle des An- und Abzugs
streng gehandhabt wird, damit sie ihren Zweck erfüllt, Ist sie unpraktisch ein¬
gerichtet, so muß sie eben praktisch umgestaltet werde". Daß die preußische Regierung
zur Zeit nicht daran denkt, den Wünschen des Interpellanten zu entsprechen, das
scheint nach den Erklärungen des Ministers sicher. Diese Wünsche laufen aber auch
auf nichts mehr und nichts weniger hinaus, als auf die absolute Freiheit des Zuzugs
und der Ansiedlung der zur Invasion jederzeit bereiten polnisch-katholischen Arbeiter¬
massen auf deutschem Boden.

So erfreulich es ist, daß die Regierung wenigstens so weit die deutschen Ost¬
provinzen vor der Polonisirnng und die altpreußischen Rittergutsbesitzer und Gro߬
bauern vor ihrer eignen Schwäche zu schützen entschlossen scheint, so unerfreulich ist
meines Erachtens das, was die Erklärungen des Ministers über die Stellung der
Regierung zu der zweiten, unendlich wichtigern Aufgabe, d. h. der Erhaltung der
deutschen Arbeiter im Osten, erkennen ließen. Der Minister hat sich dagegen ver¬
wahrt, daß, wenn die von ihm verlesene Erklärung der Staatsregierung nur von
einem "vorübergehenden" Mangel an Arbeitern spräche, damit einer weniger ernsten
Auffassung der Lage Ausdruck gegeben sein sollte. Er wollte das Wort "vorüber¬
gehend" nur dahin aufgefaßt wissen, daß eigentlich bei dem starken Wachstum der
Bevölkerung in Deutschland Arbeitskräfte sowohl für das Gewerbe wie für die In¬
dustrie genügend vorhanden sein müßten, wenigstens unter "normalen Verhältnissen"--
d. h. "wenn eine richtige Verteilung der Arbeitskräfte sich als möglich erweise." Er
sei der Ansicht, "daß immerhin eine richtigere Verteilung der Arbeitskräfte anzu¬
streben sein dürfte, eine richtigere Verteilung der vorhandnen Arbeitskräfte zwischen
Stadt und Land, Landwirtschaft und Industrie." Der Minister konnte wohl nicht
im Zweifel darüber sein, daß, anch wenn er es selbst anders gemeint hätte, diese
Worte von den Landwirten nur dahin aufgefaßt werden würden, daß sich der
Staat als solcher dieser richtigern Verteilung zu unterziehen habe, indem er die land¬
wirtschaftlichen Arbeiter auch dort auszuhalten veranlasse oder zwinge, wo es ihnen
nicht gefalle. Vollends bestärkt mußten die vstdentschen Landwirte in dieser Auf¬
fassung von den Ansichten der Staatsregierung durch die ausdrücklich verlesene Er¬
klärung werden, es werde zu "erwägen" sein, "ob und eventuell durch welche Ma߬
regeln eine Beschränkung der Auswüchse des Rechts auf Freizügigkeit, welches eine
Entvölkerung des Landes und eine ungesunde Bewegung der ländlichen Bevölkerung
nach den Industriebezirken und nach den Städten gezeitigt hat, zu erstreben sein
wird." Der Minister hat versucht, die beklagenswerte Beunruhigung, die durch
solche unbestimmt gehaltenen Erklärungen in der Bevölkerung erregt werden muß,
dadurch zu beschwichtigen, daß er darauf hinwies, man wolle das Recht der Frei¬
zügigkeit selbst nicht antasten, sondern nur seine "Auswüchse." Aber indem er diesen
noch unbestimmtem Begriff zu definiren versuchte, hat er erst recht die unklare
Stellung der Regierung zu der großen Frage, um die es sich handelt, gezeigt und
wegen ihrer weitern Behandlung die ernstesten Bedenken wachgerufen. Als einen
"Auswuchs" des Rechts der Freizügigkeit bezeichnete er es nämlich, "daß die über¬
mäßige Abwanderung der Arbeiter nach den Städten, in die Jndustriebezirke, und
zwar ohne Rücksicht auf die Nachfrage nach Arbeit, zur Entvölkerung des Landes,
zum Rund der Landwirtschaft diene." Diese ungesunde Abwanderung, fügte er


Grenzboten II 1898 32
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vorläufig kaum etwas dagegen einwenden lassen, daß die Regierung nach der Er¬
klärung des Landwirtschaftsministers bei der Szmnlaschen Jnterpellation, anch ferner¬
hin Polnische Arbeiter zuzulassen und ihnen Aufenthalt bis zum 1> Dezember, statt
wie bisher nur bis zum 15, November, zu erlauben gewillt ist. Ganz entschieden
wird man aber verlangen müssen, daß fortan die .Kontrolle des An- und Abzugs
streng gehandhabt wird, damit sie ihren Zweck erfüllt, Ist sie unpraktisch ein¬
gerichtet, so muß sie eben praktisch umgestaltet werde». Daß die preußische Regierung
zur Zeit nicht daran denkt, den Wünschen des Interpellanten zu entsprechen, das
scheint nach den Erklärungen des Ministers sicher. Diese Wünsche laufen aber auch
auf nichts mehr und nichts weniger hinaus, als auf die absolute Freiheit des Zuzugs
und der Ansiedlung der zur Invasion jederzeit bereiten polnisch-katholischen Arbeiter¬
massen auf deutschem Boden.

So erfreulich es ist, daß die Regierung wenigstens so weit die deutschen Ost¬
provinzen vor der Polonisirnng und die altpreußischen Rittergutsbesitzer und Gro߬
bauern vor ihrer eignen Schwäche zu schützen entschlossen scheint, so unerfreulich ist
meines Erachtens das, was die Erklärungen des Ministers über die Stellung der
Regierung zu der zweiten, unendlich wichtigern Aufgabe, d. h. der Erhaltung der
deutschen Arbeiter im Osten, erkennen ließen. Der Minister hat sich dagegen ver¬
wahrt, daß, wenn die von ihm verlesene Erklärung der Staatsregierung nur von
einem „vorübergehenden" Mangel an Arbeitern spräche, damit einer weniger ernsten
Auffassung der Lage Ausdruck gegeben sein sollte. Er wollte das Wort „vorüber¬
gehend" nur dahin aufgefaßt wissen, daß eigentlich bei dem starken Wachstum der
Bevölkerung in Deutschland Arbeitskräfte sowohl für das Gewerbe wie für die In¬
dustrie genügend vorhanden sein müßten, wenigstens unter „normalen Verhältnissen"—
d. h. „wenn eine richtige Verteilung der Arbeitskräfte sich als möglich erweise." Er
sei der Ansicht, „daß immerhin eine richtigere Verteilung der Arbeitskräfte anzu¬
streben sein dürfte, eine richtigere Verteilung der vorhandnen Arbeitskräfte zwischen
Stadt und Land, Landwirtschaft und Industrie." Der Minister konnte wohl nicht
im Zweifel darüber sein, daß, anch wenn er es selbst anders gemeint hätte, diese
Worte von den Landwirten nur dahin aufgefaßt werden würden, daß sich der
Staat als solcher dieser richtigern Verteilung zu unterziehen habe, indem er die land¬
wirtschaftlichen Arbeiter auch dort auszuhalten veranlasse oder zwinge, wo es ihnen
nicht gefalle. Vollends bestärkt mußten die vstdentschen Landwirte in dieser Auf¬
fassung von den Ansichten der Staatsregierung durch die ausdrücklich verlesene Er¬
klärung werden, es werde zu „erwägen" sein, „ob und eventuell durch welche Ma߬
regeln eine Beschränkung der Auswüchse des Rechts auf Freizügigkeit, welches eine
Entvölkerung des Landes und eine ungesunde Bewegung der ländlichen Bevölkerung
nach den Industriebezirken und nach den Städten gezeitigt hat, zu erstreben sein
wird." Der Minister hat versucht, die beklagenswerte Beunruhigung, die durch
solche unbestimmt gehaltenen Erklärungen in der Bevölkerung erregt werden muß,
dadurch zu beschwichtigen, daß er darauf hinwies, man wolle das Recht der Frei¬
zügigkeit selbst nicht antasten, sondern nur seine „Auswüchse." Aber indem er diesen
noch unbestimmtem Begriff zu definiren versuchte, hat er erst recht die unklare
Stellung der Regierung zu der großen Frage, um die es sich handelt, gezeigt und
wegen ihrer weitern Behandlung die ernstesten Bedenken wachgerufen. Als einen
„Auswuchs" des Rechts der Freizügigkeit bezeichnete er es nämlich, „daß die über¬
mäßige Abwanderung der Arbeiter nach den Städten, in die Jndustriebezirke, und
zwar ohne Rücksicht auf die Nachfrage nach Arbeit, zur Entvölkerung des Landes,
zum Rund der Landwirtschaft diene." Diese ungesunde Abwanderung, fügte er


Grenzboten II 1898 32
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[0257] Die Flucht vom Lande vorläufig kaum etwas dagegen einwenden lassen, daß die Regierung nach der Er¬ klärung des Landwirtschaftsministers bei der Szmnlaschen Jnterpellation, anch ferner¬ hin Polnische Arbeiter zuzulassen und ihnen Aufenthalt bis zum 1> Dezember, statt wie bisher nur bis zum 15, November, zu erlauben gewillt ist. Ganz entschieden wird man aber verlangen müssen, daß fortan die .Kontrolle des An- und Abzugs streng gehandhabt wird, damit sie ihren Zweck erfüllt, Ist sie unpraktisch ein¬ gerichtet, so muß sie eben praktisch umgestaltet werde». Daß die preußische Regierung zur Zeit nicht daran denkt, den Wünschen des Interpellanten zu entsprechen, das scheint nach den Erklärungen des Ministers sicher. Diese Wünsche laufen aber auch auf nichts mehr und nichts weniger hinaus, als auf die absolute Freiheit des Zuzugs und der Ansiedlung der zur Invasion jederzeit bereiten polnisch-katholischen Arbeiter¬ massen auf deutschem Boden. So erfreulich es ist, daß die Regierung wenigstens so weit die deutschen Ost¬ provinzen vor der Polonisirnng und die altpreußischen Rittergutsbesitzer und Gro߬ bauern vor ihrer eignen Schwäche zu schützen entschlossen scheint, so unerfreulich ist meines Erachtens das, was die Erklärungen des Ministers über die Stellung der Regierung zu der zweiten, unendlich wichtigern Aufgabe, d. h. der Erhaltung der deutschen Arbeiter im Osten, erkennen ließen. Der Minister hat sich dagegen ver¬ wahrt, daß, wenn die von ihm verlesene Erklärung der Staatsregierung nur von einem „vorübergehenden" Mangel an Arbeitern spräche, damit einer weniger ernsten Auffassung der Lage Ausdruck gegeben sein sollte. Er wollte das Wort „vorüber¬ gehend" nur dahin aufgefaßt wissen, daß eigentlich bei dem starken Wachstum der Bevölkerung in Deutschland Arbeitskräfte sowohl für das Gewerbe wie für die In¬ dustrie genügend vorhanden sein müßten, wenigstens unter „normalen Verhältnissen"— d. h. „wenn eine richtige Verteilung der Arbeitskräfte sich als möglich erweise." Er sei der Ansicht, „daß immerhin eine richtigere Verteilung der Arbeitskräfte anzu¬ streben sein dürfte, eine richtigere Verteilung der vorhandnen Arbeitskräfte zwischen Stadt und Land, Landwirtschaft und Industrie." Der Minister konnte wohl nicht im Zweifel darüber sein, daß, anch wenn er es selbst anders gemeint hätte, diese Worte von den Landwirten nur dahin aufgefaßt werden würden, daß sich der Staat als solcher dieser richtigern Verteilung zu unterziehen habe, indem er die land¬ wirtschaftlichen Arbeiter auch dort auszuhalten veranlasse oder zwinge, wo es ihnen nicht gefalle. Vollends bestärkt mußten die vstdentschen Landwirte in dieser Auf¬ fassung von den Ansichten der Staatsregierung durch die ausdrücklich verlesene Er¬ klärung werden, es werde zu „erwägen" sein, „ob und eventuell durch welche Ma߬ regeln eine Beschränkung der Auswüchse des Rechts auf Freizügigkeit, welches eine Entvölkerung des Landes und eine ungesunde Bewegung der ländlichen Bevölkerung nach den Industriebezirken und nach den Städten gezeitigt hat, zu erstreben sein wird." Der Minister hat versucht, die beklagenswerte Beunruhigung, die durch solche unbestimmt gehaltenen Erklärungen in der Bevölkerung erregt werden muß, dadurch zu beschwichtigen, daß er darauf hinwies, man wolle das Recht der Frei¬ zügigkeit selbst nicht antasten, sondern nur seine „Auswüchse." Aber indem er diesen noch unbestimmtem Begriff zu definiren versuchte, hat er erst recht die unklare Stellung der Regierung zu der großen Frage, um die es sich handelt, gezeigt und wegen ihrer weitern Behandlung die ernstesten Bedenken wachgerufen. Als einen „Auswuchs" des Rechts der Freizügigkeit bezeichnete er es nämlich, „daß die über¬ mäßige Abwanderung der Arbeiter nach den Städten, in die Jndustriebezirke, und zwar ohne Rücksicht auf die Nachfrage nach Arbeit, zur Entvölkerung des Landes, zum Rund der Landwirtschaft diene." Diese ungesunde Abwanderung, fügte er Grenzboten II 1898 32

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_227635/257>, abgerufen am 30.06.2024.