Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.Die Flottenfrage in England 1332 bis ^389 Wollte man den die Neubauten und Ersatzbauten so gleichmäßig auf die Die Steigerung unsers Gesamtmarineetats während der nächsten sieben Unsre Negierung hat, um die Zustimmung der Volksvertretung leichter zu Die Flottenfrage in England 1332 bis ^389 Wollte man den die Neubauten und Ersatzbauten so gleichmäßig auf die Die Steigerung unsers Gesamtmarineetats während der nächsten sieben Unsre Negierung hat, um die Zustimmung der Volksvertretung leichter zu <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0079" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/226981"/> <fw type="header" place="top"> Die Flottenfrage in England 1332 bis ^389</fw><lb/> <p xml:id="ID_232"> Wollte man den die Neubauten und Ersatzbauten so gleichmäßig auf die<lb/> sieben Jahre verteilenden Plan zur Stärkung unsrer Flotte noch länger hinaus¬<lb/> schieben und nur in der gewohnten Weise fortbauen, so würde das Land in<lb/> einigen Jahren infolge des Veraltens einer ganzen Reihe von Schiffen auf<lb/> einmal vor sehr bedeutenden Anforderungen stehen. Der Etat der Marine<lb/> würde dann, um einem schnellen Sinken unsrer Wehrkraft vorzubeugen, un¬<lb/> vermittelt hinausschreiten müssen, und es müßte eine riesige Bauthätigkeit<lb/> einige Jahre lang unternommen werden, von der weder die Industrie noch die<lb/> Arbeiter den Nutzen hätten, den die vorgeschlagne gleichmäßige Verteilung der<lb/> Bauten auf viele Jahre bringen wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_233"> Die Steigerung unsers Gesamtmarineetats während der nächsten sieben<lb/> Jahre wird als Vermehrung der jetzigen 117,5 Millionen ungefähr auf<lb/> 149,7 Millionen Mark im Jahre 1904/05 geschützt. Entsprechend der im<lb/> Anfang und in der Mitte des Zeitraums stärksten Bauthätigkeit wird der Etat<lb/> vom ersten zum zweiten und zum dritten Jahre schnell wachsen und dann von<lb/> 1901/02 an bei ungefähr 150 Millionen stehen bleiben, weil die Kosten der<lb/> Bauten dann sinken, während die fortlaufenden Ausgaben um etwa 4 Millionen<lb/> jährlich steigen werden. Im Durchschnitt wird die Steigerung des Marine¬<lb/> etats bis zum Ende der Bauperiode jährlich nur 4,6 Millionen Mark betragen,<lb/> sodaß wohl noch nirgends in der Welt die Stärkung einer zurückgebliebnen<lb/> Flotte mit so geringer Belastung der Finanzen eines Reichs geplant worden<lb/> ist. Die Befürchtungen mancher Leute, die trotz des Blüheiis von Handel und<lb/> Industrie noch immer an das Märchen von der Armut Deutschlands glauben,<lb/> und daran, daß der Staat durch die Stärkung der Wehrkraft zur See von<lb/> der Erfüllung andrer Aufgaben abgehalten werden konnte, sind also hinfällig.</p><lb/> <p xml:id="ID_234" next="#ID_235"> Unsre Negierung hat, um die Zustimmung der Volksvertretung leichter zu<lb/> erlangen, denselben Weg eingeschlagen, wie es in England die Flottenfreunde<lb/> gethan hatten. Die in Marinesachen maßgebenden Kreise haben diesmal nicht<lb/> wie in frühern Jahren den Einfluß der Presse unterschätzt; eine Besprechung<lb/> der Ziele der Regierung erschien ihnen auch, wo es unsicher war, wie Partei<lb/> ergriffen werden würde, wertvoller als die Teilnahmlosigkeit und der Mangel<lb/> an Verständnis in den frühern Jahren. Die Thätigkeit der Presse im letzten<lb/> Jahre hat um auch unser Volk aufgerüttelt, hat seinen Gesichtskreis über die<lb/> Grenzen Deutschlands hinaus erweitert und seinen Blick für die zur Sicherung<lb/> der Zukunft der Nation dienenden Maßnahmen geschärft. Der Segen und<lb/> Nutzen dieser sich in den Dienst des Vaterlandes stellenden Preßthätigkeit wird<lb/> nicht ausbleiben. Ebenso wie in England haben sich bei uns Männer der<lb/> verschiedensten Berufe bemüht, durch Veröffentlichungen in der Tagespresse,<lb/> durch Flugschriften, Bücher und Vorträge Verständnis im Volke für die zum<lb/> Wohl des ganzen Landes dienenden Mittel, für die Vorgänge im Auslande<lb/> und die Auslandspolitik und ebenso für die Notwendigkeit genügender Macht</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0079]
Die Flottenfrage in England 1332 bis ^389
Wollte man den die Neubauten und Ersatzbauten so gleichmäßig auf die
sieben Jahre verteilenden Plan zur Stärkung unsrer Flotte noch länger hinaus¬
schieben und nur in der gewohnten Weise fortbauen, so würde das Land in
einigen Jahren infolge des Veraltens einer ganzen Reihe von Schiffen auf
einmal vor sehr bedeutenden Anforderungen stehen. Der Etat der Marine
würde dann, um einem schnellen Sinken unsrer Wehrkraft vorzubeugen, un¬
vermittelt hinausschreiten müssen, und es müßte eine riesige Bauthätigkeit
einige Jahre lang unternommen werden, von der weder die Industrie noch die
Arbeiter den Nutzen hätten, den die vorgeschlagne gleichmäßige Verteilung der
Bauten auf viele Jahre bringen wird.
Die Steigerung unsers Gesamtmarineetats während der nächsten sieben
Jahre wird als Vermehrung der jetzigen 117,5 Millionen ungefähr auf
149,7 Millionen Mark im Jahre 1904/05 geschützt. Entsprechend der im
Anfang und in der Mitte des Zeitraums stärksten Bauthätigkeit wird der Etat
vom ersten zum zweiten und zum dritten Jahre schnell wachsen und dann von
1901/02 an bei ungefähr 150 Millionen stehen bleiben, weil die Kosten der
Bauten dann sinken, während die fortlaufenden Ausgaben um etwa 4 Millionen
jährlich steigen werden. Im Durchschnitt wird die Steigerung des Marine¬
etats bis zum Ende der Bauperiode jährlich nur 4,6 Millionen Mark betragen,
sodaß wohl noch nirgends in der Welt die Stärkung einer zurückgebliebnen
Flotte mit so geringer Belastung der Finanzen eines Reichs geplant worden
ist. Die Befürchtungen mancher Leute, die trotz des Blüheiis von Handel und
Industrie noch immer an das Märchen von der Armut Deutschlands glauben,
und daran, daß der Staat durch die Stärkung der Wehrkraft zur See von
der Erfüllung andrer Aufgaben abgehalten werden konnte, sind also hinfällig.
Unsre Negierung hat, um die Zustimmung der Volksvertretung leichter zu
erlangen, denselben Weg eingeschlagen, wie es in England die Flottenfreunde
gethan hatten. Die in Marinesachen maßgebenden Kreise haben diesmal nicht
wie in frühern Jahren den Einfluß der Presse unterschätzt; eine Besprechung
der Ziele der Regierung erschien ihnen auch, wo es unsicher war, wie Partei
ergriffen werden würde, wertvoller als die Teilnahmlosigkeit und der Mangel
an Verständnis in den frühern Jahren. Die Thätigkeit der Presse im letzten
Jahre hat um auch unser Volk aufgerüttelt, hat seinen Gesichtskreis über die
Grenzen Deutschlands hinaus erweitert und seinen Blick für die zur Sicherung
der Zukunft der Nation dienenden Maßnahmen geschärft. Der Segen und
Nutzen dieser sich in den Dienst des Vaterlandes stellenden Preßthätigkeit wird
nicht ausbleiben. Ebenso wie in England haben sich bei uns Männer der
verschiedensten Berufe bemüht, durch Veröffentlichungen in der Tagespresse,
durch Flugschriften, Bücher und Vorträge Verständnis im Volke für die zum
Wohl des ganzen Landes dienenden Mittel, für die Vorgänge im Auslande
und die Auslandspolitik und ebenso für die Notwendigkeit genügender Macht
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