Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.Hundert Jahre Allgemeine Zeitung zu haben scheint, da der Verfasser erst Mitte August die Archivarbeit beginnen Die Allgemeine Zeitung, oder wie wir sie der Kürze halber von jetzt an Diese Titelfrage ist nicht ohne Wichtigkeit. Damals teilte noch die ganze Die Allgemeine Zeitung 17W bis 18!)", Beiträge zur Geschichte der deutschen Presse.
München, 18W, Verlag der Allgemeinen Zeitung, ti". 852 S, Hundert Jahre Allgemeine Zeitung zu haben scheint, da der Verfasser erst Mitte August die Archivarbeit beginnen Die Allgemeine Zeitung, oder wie wir sie der Kürze halber von jetzt an Diese Titelfrage ist nicht ohne Wichtigkeit. Damals teilte noch die ganze Die Allgemeine Zeitung 17W bis 18!)«, Beiträge zur Geschichte der deutschen Presse.
München, 18W, Verlag der Allgemeinen Zeitung, ti«. 852 S, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0695" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227597"/> <fw type="header" place="top"> Hundert Jahre Allgemeine Zeitung</fw><lb/> <p xml:id="ID_2460" prev="#ID_2459"> zu haben scheint, da der Verfasser erst Mitte August die Archivarbeit beginnen<lb/> konnte und „in Dachmansardenräumen bei sommerlicher Bleikammerglut oder<lb/> winterlicher Höhenluft" das nicht einmal ganz vollständige Exemplar der<lb/> Zeitung zu rate ziehen mußte! Begreiflicherweise hat er auf die Ausbeutung<lb/> des Inhalts der wissenschaftlichen Beilage wenigstens vorläufig verzichtet, die<lb/> eignes jahrelanges Studium fordern würde. Aber mich bei dem politischen<lb/> Stoffe mußte er sich mit Regesten und einer Gruppeneinteilung nach den<lb/> Staaten begnügen, mit denen die Redaktion in nähere Beziehungen geraten ist.<lb/> Aus diesen Gründen leistet Heycks Buch nicht alles, was zu wünschen wäre.<lb/> Doch wird jeder Kundige ihm gern volle Anerkennung für die eifrige Be¬<lb/> mühung zollen und vor allem dankbar bestätigen, daß er das (abgesehen von<lb/> einiger Vorliebe für lange Perioden) in vorzüglicher Weise geliefert hat, was<lb/> das Werk in dem Untertitel verspricht.")</p><lb/> <p xml:id="ID_2461"> Die Allgemeine Zeitung, oder wie wir sie der Kürze halber von jetzt an<lb/> bezeichnen wollen, die A. Z. ist nicht das älteste politische Blatt auf deutschem<lb/> Boden; die Wiener Zeitung, das Frankfurter Journal, der Hamburger Korre¬<lb/> spondent und vielleicht noch eins oder das andre Organ gehen weiter zurück.<lb/> Aber an Bedeutung, an allgemeiner Bedeutung hat keine andre Tageszeitung<lb/> sie erreicht, so oft sie auch bald da, bald dort auf engern Gebieten überflügelt<lb/> wurde. Die Bezeichnung „allgemein" war für sie kein müßiges Beiwort. Ihr<lb/> Begründer, I. Fr. Cotta in Tübingen, legte von Anfang an großen Wert<lb/> darauf, daß sich das von ihm geplante Blatt wie durch Vollständigkeit so auch<lb/> durch „UnParteylichkeit" über alle in Deutschland erscheinende Zeitungen er¬<lb/> heben und jede Überzeugung zu Worte kommen lassen müsse; in diesem Sinne<lb/> hatte er Schillern, den er bekanntlich an die Spitze des Unternehmens zu<lb/> stellen wünschte, den Titel „Allgemeine Europäische Staatenzeitung" vorge¬<lb/> schlagen. Und als noch im Laufe des Jahres 1798 das Weitererscheinen der<lb/> von Posselt redigirten „Neuesten Weltkunde" durch ein kaiserliches Verbot<lb/> unmöglich gemacht wurde, wählte Cotta für die vou Tübingen nach Stuttgart<lb/> verlegte Fortsetzung den Titel „Allgemeine Zeitung."</p><lb/> <p xml:id="ID_2462" next="#ID_2463"> Diese Titelfrage ist nicht ohne Wichtigkeit. Damals teilte noch die ganze<lb/> gebildete Welt die Ansicht, daß eine gute Zeitung den Leser von allen Welt¬<lb/> vorgängen unterrichten, „so weit Wahrheit bei einem Stoffe, den man schon<lb/> im ersten Moment seines Werdens aufgreifen muß, nur irgend gedenkbar(I)<lb/> ist," nur Wahrheit berichten und „jedes Ereignis unter den Gesichtspunkt zu<lb/> stellen suchen müsse, auf dem es am richtigsten und deutlichsten aufgefaßt<lb/> werden kann" — wie es in dem Prospekt der „Weltkunde" heißt. Erst um<lb/> die Zeit von 1840 wurde „Partei, Partei! Wer wollte sie nicht nehmen!"</p><lb/> <note xml:id="FID_80" place="foot"> Die Allgemeine Zeitung 17W bis 18!)«, Beiträge zur Geschichte der deutschen Presse.<lb/> München, 18W, Verlag der Allgemeinen Zeitung, ti«. 852 S,</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0695]
Hundert Jahre Allgemeine Zeitung
zu haben scheint, da der Verfasser erst Mitte August die Archivarbeit beginnen
konnte und „in Dachmansardenräumen bei sommerlicher Bleikammerglut oder
winterlicher Höhenluft" das nicht einmal ganz vollständige Exemplar der
Zeitung zu rate ziehen mußte! Begreiflicherweise hat er auf die Ausbeutung
des Inhalts der wissenschaftlichen Beilage wenigstens vorläufig verzichtet, die
eignes jahrelanges Studium fordern würde. Aber mich bei dem politischen
Stoffe mußte er sich mit Regesten und einer Gruppeneinteilung nach den
Staaten begnügen, mit denen die Redaktion in nähere Beziehungen geraten ist.
Aus diesen Gründen leistet Heycks Buch nicht alles, was zu wünschen wäre.
Doch wird jeder Kundige ihm gern volle Anerkennung für die eifrige Be¬
mühung zollen und vor allem dankbar bestätigen, daß er das (abgesehen von
einiger Vorliebe für lange Perioden) in vorzüglicher Weise geliefert hat, was
das Werk in dem Untertitel verspricht.")
Die Allgemeine Zeitung, oder wie wir sie der Kürze halber von jetzt an
bezeichnen wollen, die A. Z. ist nicht das älteste politische Blatt auf deutschem
Boden; die Wiener Zeitung, das Frankfurter Journal, der Hamburger Korre¬
spondent und vielleicht noch eins oder das andre Organ gehen weiter zurück.
Aber an Bedeutung, an allgemeiner Bedeutung hat keine andre Tageszeitung
sie erreicht, so oft sie auch bald da, bald dort auf engern Gebieten überflügelt
wurde. Die Bezeichnung „allgemein" war für sie kein müßiges Beiwort. Ihr
Begründer, I. Fr. Cotta in Tübingen, legte von Anfang an großen Wert
darauf, daß sich das von ihm geplante Blatt wie durch Vollständigkeit so auch
durch „UnParteylichkeit" über alle in Deutschland erscheinende Zeitungen er¬
heben und jede Überzeugung zu Worte kommen lassen müsse; in diesem Sinne
hatte er Schillern, den er bekanntlich an die Spitze des Unternehmens zu
stellen wünschte, den Titel „Allgemeine Europäische Staatenzeitung" vorge¬
schlagen. Und als noch im Laufe des Jahres 1798 das Weitererscheinen der
von Posselt redigirten „Neuesten Weltkunde" durch ein kaiserliches Verbot
unmöglich gemacht wurde, wählte Cotta für die vou Tübingen nach Stuttgart
verlegte Fortsetzung den Titel „Allgemeine Zeitung."
Diese Titelfrage ist nicht ohne Wichtigkeit. Damals teilte noch die ganze
gebildete Welt die Ansicht, daß eine gute Zeitung den Leser von allen Welt¬
vorgängen unterrichten, „so weit Wahrheit bei einem Stoffe, den man schon
im ersten Moment seines Werdens aufgreifen muß, nur irgend gedenkbar(I)
ist," nur Wahrheit berichten und „jedes Ereignis unter den Gesichtspunkt zu
stellen suchen müsse, auf dem es am richtigsten und deutlichsten aufgefaßt
werden kann" — wie es in dem Prospekt der „Weltkunde" heißt. Erst um
die Zeit von 1840 wurde „Partei, Partei! Wer wollte sie nicht nehmen!"
Die Allgemeine Zeitung 17W bis 18!)«, Beiträge zur Geschichte der deutschen Presse.
München, 18W, Verlag der Allgemeinen Zeitung, ti«. 852 S,
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