Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.hätten. Von verschiednen Mitgliedern des Kongresses kamen bald darnach Zu Anfang 1897 verkündigte Diana nach schriftlicher Beratung mit Es war, wie die Kölnische Volkszeitung nun meinte, allerdings "eine hätten. Von verschiednen Mitgliedern des Kongresses kamen bald darnach Zu Anfang 1897 verkündigte Diana nach schriftlicher Beratung mit Es war, wie die Kölnische Volkszeitung nun meinte, allerdings „eine <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0601" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227503"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_2160" prev="#ID_2159"> hätten. Von verschiednen Mitgliedern des Kongresses kamen bald darnach<lb/> Zeugnisse über die wirkliche Existenz Dianas zum Vorschein. Wo Zweifel an<lb/> ihr und den unter ihrem Namen erschienenen Büchern auftauchten, wird über<lb/> den Glaubensmangel der Katholiken geklagt, die sich durch die bösen Freimaurer<lb/> von der Wahrheit abwenden ließen. Mvnsignore Villard, Sekretär des Kar¬<lb/> dinals Parvadi, ermunterte noch am 15. Oktober 1896 in einem Schreiben<lb/> Diana zur Fortsetzung ihres Kampfes gegen den Satanskult. Großes Auf¬<lb/> sehen hatten die im Jahre 1896 im Verlage des „Pelikan" zu Feldkirch er¬<lb/> schienenen „Geheimnisse der Hölle" gemacht, worin die Fabeleien und Toll¬<lb/> heiten der Taxil-Margivttaschen Werkstube den deutschen Katholiken vorgesetzt<lb/> wurden, und worin von den Tcufelsanbetern in Berlin, Magdeburg usw. erzählt<lb/> wurde. Der weit verbreitete „Pelikan" schwang die Fahne Tnxils hoch — wir<lb/> gestehen es zu unsrer, der Deutschen, Schande — und verbreitete eifrig die<lb/> vermeintlichen Waffen gegen Freimaurerei und Protestantismus. Der Re¬<lb/> dakteur des „Pelikan" hatte in den „Geheimnissen der Hölle" sogar die photv-<lb/> graphirte, „ganz merkwürdige Unterschrift des Teufels" sowie des Teufels¬<lb/> papstes Leinmi und der höchsten Lvgeuhäupter bewundert und für sein Wirken<lb/> die Anerkennung und den Segen des Papstes erhalten.</p><lb/> <p xml:id="ID_2161"> Zu Anfang 1897 verkündigte Diana nach schriftlicher Beratung mit<lb/> Bischof Fava von Grenoble und dem Chorherrn Muskel ihr erstes Erscheinen<lb/> in der Öffentlichkeit auf Ostermontag den 19. April 1897 zu Paris im Saale<lb/> der Geographischen Gesellschaft, wobei sie zuerst Leo Tcixil das Wort geben<lb/> werde. An diesem Abend war der Saal natürlich ganz gefüllt. Taxil trat<lb/> ein, schwarz gekleidet, Akten unter dem Arm und setzte sich an einen für ihn<lb/> hergerichteten Tisch. Die Menge hatte vor dem Eintritt Stöcke und Schirme<lb/> ablegen müssen. Und nun erklärte Taxil kaltblütig, er habe seit zwölf Jahren<lb/> den Papst, die Freimaurer und die Katholiken genarrt. Weder existire Diana<lb/> Vaughan noch der Palladismus oder Teufelsknlt. Er rief der Versammlung<lb/> Zu: „Meine hochwürdigen Väter, ich danke aufrichtig meinen Kollegen von<lb/> der katholischen Presse und unsern Herren Bischöfen dafür, daß sie mir so<lb/> treulich geholfen haben, meine schönste Mystifikation zu organisiren, die meine<lb/> Laufbahn krönen wird." Es läßt sich denken, welche Erregung dieser Rede<lb/> folgte. Wir haben in deutschen Zeitungen jener Tage lesen können, wie Taxil<lb/> Mir mit Mühe aus der Versammlung heil fortgebracht worden ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_2162" next="#ID_2163"> Es war, wie die Kölnische Volkszeitung nun meinte, allerdings „eine<lb/> fürchterliche Lektion, die der große Pariser Gauner denjenigen erteilt hat, die<lb/> sich nicht wollten warnen lassen." Aber wer waren diese Glaubenseiferer? Es<lb/> waren nicht bloß die Massen derer, die man durch Jahrhunderte gewöhnt<lb/> hatte zu glauben was auch immer der Priester für göttlichen Willen ausgab,<lb/> sondern es waren die Priester selbst und die Herren der römischen Kirche bis<lb/> hinauf zum heiligen Stuhle. „Ich ging nach Rom, sagte Taxil, wo mich</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0601]
hätten. Von verschiednen Mitgliedern des Kongresses kamen bald darnach
Zeugnisse über die wirkliche Existenz Dianas zum Vorschein. Wo Zweifel an
ihr und den unter ihrem Namen erschienenen Büchern auftauchten, wird über
den Glaubensmangel der Katholiken geklagt, die sich durch die bösen Freimaurer
von der Wahrheit abwenden ließen. Mvnsignore Villard, Sekretär des Kar¬
dinals Parvadi, ermunterte noch am 15. Oktober 1896 in einem Schreiben
Diana zur Fortsetzung ihres Kampfes gegen den Satanskult. Großes Auf¬
sehen hatten die im Jahre 1896 im Verlage des „Pelikan" zu Feldkirch er¬
schienenen „Geheimnisse der Hölle" gemacht, worin die Fabeleien und Toll¬
heiten der Taxil-Margivttaschen Werkstube den deutschen Katholiken vorgesetzt
wurden, und worin von den Tcufelsanbetern in Berlin, Magdeburg usw. erzählt
wurde. Der weit verbreitete „Pelikan" schwang die Fahne Tnxils hoch — wir
gestehen es zu unsrer, der Deutschen, Schande — und verbreitete eifrig die
vermeintlichen Waffen gegen Freimaurerei und Protestantismus. Der Re¬
dakteur des „Pelikan" hatte in den „Geheimnissen der Hölle" sogar die photv-
graphirte, „ganz merkwürdige Unterschrift des Teufels" sowie des Teufels¬
papstes Leinmi und der höchsten Lvgeuhäupter bewundert und für sein Wirken
die Anerkennung und den Segen des Papstes erhalten.
Zu Anfang 1897 verkündigte Diana nach schriftlicher Beratung mit
Bischof Fava von Grenoble und dem Chorherrn Muskel ihr erstes Erscheinen
in der Öffentlichkeit auf Ostermontag den 19. April 1897 zu Paris im Saale
der Geographischen Gesellschaft, wobei sie zuerst Leo Tcixil das Wort geben
werde. An diesem Abend war der Saal natürlich ganz gefüllt. Taxil trat
ein, schwarz gekleidet, Akten unter dem Arm und setzte sich an einen für ihn
hergerichteten Tisch. Die Menge hatte vor dem Eintritt Stöcke und Schirme
ablegen müssen. Und nun erklärte Taxil kaltblütig, er habe seit zwölf Jahren
den Papst, die Freimaurer und die Katholiken genarrt. Weder existire Diana
Vaughan noch der Palladismus oder Teufelsknlt. Er rief der Versammlung
Zu: „Meine hochwürdigen Väter, ich danke aufrichtig meinen Kollegen von
der katholischen Presse und unsern Herren Bischöfen dafür, daß sie mir so
treulich geholfen haben, meine schönste Mystifikation zu organisiren, die meine
Laufbahn krönen wird." Es läßt sich denken, welche Erregung dieser Rede
folgte. Wir haben in deutschen Zeitungen jener Tage lesen können, wie Taxil
Mir mit Mühe aus der Versammlung heil fortgebracht worden ist.
Es war, wie die Kölnische Volkszeitung nun meinte, allerdings „eine
fürchterliche Lektion, die der große Pariser Gauner denjenigen erteilt hat, die
sich nicht wollten warnen lassen." Aber wer waren diese Glaubenseiferer? Es
waren nicht bloß die Massen derer, die man durch Jahrhunderte gewöhnt
hatte zu glauben was auch immer der Priester für göttlichen Willen ausgab,
sondern es waren die Priester selbst und die Herren der römischen Kirche bis
hinauf zum heiligen Stuhle. „Ich ging nach Rom, sagte Taxil, wo mich
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