Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.Lin sozialpolitischer Rückblick i" die deutsche Geschichte kann am ehesten die mittlere, dem Ganzen zuträgliche Linie halten und das Dazu gehört nun freilich, daß die Ruhepause in der innern Entwicklung Einig im Innern ist das deutsche Volk stark genug, allen Gefahren, die Lin sozialpolitischer Rückblick i» die deutsche Geschichte kann am ehesten die mittlere, dem Ganzen zuträgliche Linie halten und das Dazu gehört nun freilich, daß die Ruhepause in der innern Entwicklung Einig im Innern ist das deutsche Volk stark genug, allen Gefahren, die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0591" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227493"/> <fw type="header" place="top"> Lin sozialpolitischer Rückblick i» die deutsche Geschichte</fw><lb/> <p xml:id="ID_2134" prev="#ID_2133"> kann am ehesten die mittlere, dem Ganzen zuträgliche Linie halten und das<lb/> Volk einer bessern Zukunft entgegenführen, wenn sie sich das allgemeine Ver¬<lb/> trauen bewahrt.</p><lb/> <p xml:id="ID_2135"> Dazu gehört nun freilich, daß die Ruhepause in der innern Entwicklung<lb/> nicht zu lauge ausgedehnt wird. Der sozialdemokratischen Verhetzung entgegen¬<lb/> zuwirken ist nichts besser geeignet, als bei den Ruhigen und Leidenschaftslosen<lb/> das Gefühl hervorzurufen und zu stärken, daß der Staat sich um ihre Nöte<lb/> bekümmert und ihnen Gerechtigkeit widerfahren läßt. Vollständige und zeit¬<lb/> gemäße Reformen werden sicher wie in den frühern sozialen Zeitabschnitten<lb/> auch diesmal die Massen den vermaledeiten politischen Rattenfängern und ge¬<lb/> wissenlosen Demagogen entreißen, denn an der Vaterlandsliebe, Königstrene und<lb/> Tüchtigkeit der Masse des deutscheu Volkes wollen wir ebenso wenig zweifeln<lb/> wie an der Einsicht der Regierenden. Die nächsten Reformmaßregeln sind schon<lb/> klar erkennbar und haben sich in den Grenzboten und andern Blättern natio¬<lb/> naler Farbe und mittlerer Richtung oft genug zu bestimmten Vorschlügen ver¬<lb/> dichtet. Für die Vertretung der Interessen der nationalen Arbeit in dem<lb/> innersten Rate der Staatsregierung erachten wir die Errichtung eines Reichs¬<lb/> arbeitsamts mit einem Staatssekretär an der Spitze durchaus für notwendig.<lb/> Außer dem Versicherungswesen würde zu dem Bereiche dieses Arbeitsamts die<lb/> Fabrikinspektion, der Arbeitsnachweis, die Vorbeugung von Streiks und bei<lb/> ausgebrochneu Streiks die unparteiische Feststellung des Thatbestands und die<lb/> rasche Beilegung gehören. Weitere Aufgaben werden sich finden und von der<lb/> künftigen Entwicklung der Verhältnisse abhängen. Das wichtigste ist, daß der<lb/> Regierung auch nicht mit dem Schein der Berechtigung der Vorwurf gemacht<lb/> werden kaun, sie übe ihre Macht zum Vorteil gewisser Klassen. Die Not¬<lb/> wendigkeit einer starken Negierungsmacht überhaupt kann vernünftigerweise von<lb/> niemand bestritten werden. Die deutsche Arbeiterschaft ist noch heute ein treuer,<lb/> fleißiger und braver Teil unsers Volkes und wird sich bei Befriedigung ihrer<lb/> gerechten Forderungen auch wieder von den sozialdemokratischen Verführern und<lb/> deren offenbaren Uusiuuigkeiten abwende».</p><lb/> <p xml:id="ID_2136"> Einig im Innern ist das deutsche Volk stark genug, allen Gefahren, die<lb/> von außen her drohen können, zu begegnen. Ist es das, so hat es nur Gott<lb/> und sonst nichts ans der Welt zu fürchten!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0591]
Lin sozialpolitischer Rückblick i» die deutsche Geschichte
kann am ehesten die mittlere, dem Ganzen zuträgliche Linie halten und das
Volk einer bessern Zukunft entgegenführen, wenn sie sich das allgemeine Ver¬
trauen bewahrt.
Dazu gehört nun freilich, daß die Ruhepause in der innern Entwicklung
nicht zu lauge ausgedehnt wird. Der sozialdemokratischen Verhetzung entgegen¬
zuwirken ist nichts besser geeignet, als bei den Ruhigen und Leidenschaftslosen
das Gefühl hervorzurufen und zu stärken, daß der Staat sich um ihre Nöte
bekümmert und ihnen Gerechtigkeit widerfahren läßt. Vollständige und zeit¬
gemäße Reformen werden sicher wie in den frühern sozialen Zeitabschnitten
auch diesmal die Massen den vermaledeiten politischen Rattenfängern und ge¬
wissenlosen Demagogen entreißen, denn an der Vaterlandsliebe, Königstrene und
Tüchtigkeit der Masse des deutscheu Volkes wollen wir ebenso wenig zweifeln
wie an der Einsicht der Regierenden. Die nächsten Reformmaßregeln sind schon
klar erkennbar und haben sich in den Grenzboten und andern Blättern natio¬
naler Farbe und mittlerer Richtung oft genug zu bestimmten Vorschlügen ver¬
dichtet. Für die Vertretung der Interessen der nationalen Arbeit in dem
innersten Rate der Staatsregierung erachten wir die Errichtung eines Reichs¬
arbeitsamts mit einem Staatssekretär an der Spitze durchaus für notwendig.
Außer dem Versicherungswesen würde zu dem Bereiche dieses Arbeitsamts die
Fabrikinspektion, der Arbeitsnachweis, die Vorbeugung von Streiks und bei
ausgebrochneu Streiks die unparteiische Feststellung des Thatbestands und die
rasche Beilegung gehören. Weitere Aufgaben werden sich finden und von der
künftigen Entwicklung der Verhältnisse abhängen. Das wichtigste ist, daß der
Regierung auch nicht mit dem Schein der Berechtigung der Vorwurf gemacht
werden kaun, sie übe ihre Macht zum Vorteil gewisser Klassen. Die Not¬
wendigkeit einer starken Negierungsmacht überhaupt kann vernünftigerweise von
niemand bestritten werden. Die deutsche Arbeiterschaft ist noch heute ein treuer,
fleißiger und braver Teil unsers Volkes und wird sich bei Befriedigung ihrer
gerechten Forderungen auch wieder von den sozialdemokratischen Verführern und
deren offenbaren Uusiuuigkeiten abwende».
Einig im Innern ist das deutsche Volk stark genug, allen Gefahren, die
von außen her drohen können, zu begegnen. Ist es das, so hat es nur Gott
und sonst nichts ans der Welt zu fürchten!
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