Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.Madlene ein der Ausgabe gestoßen, die nach dein Willen des Großen für ein "Birro" Die "Birrv"- und "Vexierschloß"-Idee brach aber in Madlene zum voll¬ Vom Schreiner nach Haus gekommen ließ sich Madlene vom Kleinen ein Der Große laute daran, machte ein verdutztes Gesicht und saug denn den Als sich der Schlesinger ganz aNein und unbeobachtet wußte, hielt er inne, Madleue schreitet gut aus; denn sie will beim Nwhsiittern zum Melken imeder , Wie breitet sich die Flur aus so weit, so weit, bis an du. ^rge ud d^e Madlene ein der Ausgabe gestoßen, die nach dein Willen des Großen für ein „Birro" Die „Birrv"- und „Vexierschloß"-Idee brach aber in Madlene zum voll¬ Vom Schreiner nach Haus gekommen ließ sich Madlene vom Kleinen ein Der Große laute daran, machte ein verdutztes Gesicht und saug denn den Als sich der Schlesinger ganz aNein und unbeobachtet wußte, hielt er inne, Madleue schreitet gut aus; denn sie will beim Nwhsiittern zum Melken imeder , Wie breitet sich die Flur aus so weit, so weit, bis an du. ^rge ud d^e <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0053" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/226955"/> <fw type="header" place="top"> Madlene</fw><lb/> <p xml:id="ID_121" prev="#ID_120"> ein der Ausgabe gestoßen, die nach dein Willen des Großen für ein „Birro"<lb/> gemacht werden sollte. Nachdem ihnen aber das Schlüsselrecht auch für die neue<lb/> Kassezeit zugesichert worden war, hatten sie sich der bevorstehenden Neuerung gefügt.<lb/> Zwar hatte Madleue die gemeinschaftliche Ersparnis nur mit „ein paar Thaler"<lb/> bezeichnet; aber sie galt ihr doch ebensogut als ein Schatz Wie dem Großen. Nur<lb/> nicht prahlen! Das 'war ihr zuwider. Die Zahl 250 Thaler hätte sie um keinen<lb/> Preis airsgesprochen.'</p><lb/> <p xml:id="ID_122"> Die „Birrv"- und „Vexierschloß"-Idee brach aber in Madlene zum voll¬<lb/> ständigen Sieg durch, als die Kunde zu ihr drang, beim Schwarzbacher Ziegler<lb/> sei ein nächtlicher Einbruch verübt worden. Nun lief sie selbst zum Schreiner und<lb/> fragte, ob denn das „Birro" endlich bald fertig werde? — Ich kenn die Welt!<lb/> rief da der „Große" triumphirend.</p><lb/> <p xml:id="ID_123"> Vom Schreiner nach Haus gekommen ließ sich Madlene vom Kleinen ein<lb/> Viertel Weizen einfassen, um es gegen Abend in die Mühle zu tragen. Doch<lb/> n>t Hvchzigweizen? fragte der Große, der im Vorbeigehen den Auftrag der<lb/> Madlene gehört hatte. Madlene schwieg. Der Große setzte sich hinter seinen<lb/> Webstuhl und arbeitete, als ob er heute noch sein Stück zur Mitgift fertig zu<lb/> bringen habe. Er hatte gerade einen zerrissenen Faden einzuziehen, als Madlene<lb/> eintrat, um eine bessere Schürze und „Schoppe" zum Mnhlgang anzuziehen; da<lb/> brummte er wie im Selbstgespräch vor sich hin: Hätts uit gedacht, daß 's so schnell<lb/> gehen würd mit der Freierei! Hvchzigbier schlägt der Fink: Hochzigweß mahlt der<lb/> Müller. Kupp, klappklapp! — Und Purzelbäm schloan die Seltnnzera! — Das<lb/> warf Madlene dem Großen zu wie verwiesen die Handvoll Holzäpfel, und dann<lb/> war sie hinaus. Lächelnd schritt sie, den Korb mit einem Viertel Weizen ans dem<lb/> Rücken, durch die Hausthür. Der Kleine ging eben in die Scheune, um Futter<lb/> zu schneiden. Er hatte die Madlene lächeln sehen und dachte bei sich: Madlene,<lb/> dn hast gewiß dem Großen einmal Holzäpfel zugeworfen.</p><lb/> <p xml:id="ID_124"> Der Große laute daran, machte ein verdutztes Gesicht und saug denn den<lb/> Kehrreim:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_7" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_125"> Als sich der Schlesinger ganz aNein und unbeobachtet wußte, hielt er inne,<lb/> stützte die beiden Ellenbogen ans den Brnstbaum und nahm den Kopf zwischen<lb/> die Hände, sodaß der Nagel jedes kleinen Fingers zwischen die Zahne kam. Die<lb/> Madlene hats hinter den Ohren. Wirft mit Seiltänzerin n.n s.et^ d-e Veschte<lb/> die! Man folles nit mein'n! - Aber das muß ich kenn! - Wenn us e.n<lb/> Maler wär und sollt eine Venus maln - ich wüßt eine. - Und sie ist auch<lb/> in Schlesiugeu czewest! — Kupp, klappklapp!</p><lb/> <p xml:id="ID_126"> Madleue schreitet gut aus; denn sie will beim Nwhsiittern zum Melken imeder<lb/> d"heim sein. Die Müsersleut mahlen in der „Hennsenmühl" über den. -Kerg<lb/> drüben im Bibergrnnd, eine gute halbe Stunde weit.</p><lb/> <p xml:id="ID_127" next="#ID_128"> , Wie breitet sich die Flur aus so weit, so weit, bis an du. ^rge ud d^e<lb/> swßen an deu Fimmel mit ihren gedankenschwerer Köpfen. Drüben ^ ! n<lb/> der rüstigen Madlene, steht die Sonne ans den. „Nollbret " und wirft rotes Gold<lb/> beruhe . der Jungfran ins Gesicht, daß es glüht. Die Vogelbeerbäume am Weg<lb/> recken ihre lehren Zweige in ti! Luft. als wollten sie mit ehren Köpfchen, den<lb/> verschlossenen wolligen Knospen, auch den Hinunel berühren. Aber da ist noch<lb/> weit hinauf, ihr friereudeu Knospeu! - Die Traulieustiele an den Zweigen sind<lb/> der Beeren bar; eben fliehen vor der zwischen den Van.nen schreitenden Madlene</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0053]
Madlene
ein der Ausgabe gestoßen, die nach dein Willen des Großen für ein „Birro"
gemacht werden sollte. Nachdem ihnen aber das Schlüsselrecht auch für die neue
Kassezeit zugesichert worden war, hatten sie sich der bevorstehenden Neuerung gefügt.
Zwar hatte Madleue die gemeinschaftliche Ersparnis nur mit „ein paar Thaler"
bezeichnet; aber sie galt ihr doch ebensogut als ein Schatz Wie dem Großen. Nur
nicht prahlen! Das 'war ihr zuwider. Die Zahl 250 Thaler hätte sie um keinen
Preis airsgesprochen.'
Die „Birrv"- und „Vexierschloß"-Idee brach aber in Madlene zum voll¬
ständigen Sieg durch, als die Kunde zu ihr drang, beim Schwarzbacher Ziegler
sei ein nächtlicher Einbruch verübt worden. Nun lief sie selbst zum Schreiner und
fragte, ob denn das „Birro" endlich bald fertig werde? — Ich kenn die Welt!
rief da der „Große" triumphirend.
Vom Schreiner nach Haus gekommen ließ sich Madlene vom Kleinen ein
Viertel Weizen einfassen, um es gegen Abend in die Mühle zu tragen. Doch
n>t Hvchzigweizen? fragte der Große, der im Vorbeigehen den Auftrag der
Madlene gehört hatte. Madlene schwieg. Der Große setzte sich hinter seinen
Webstuhl und arbeitete, als ob er heute noch sein Stück zur Mitgift fertig zu
bringen habe. Er hatte gerade einen zerrissenen Faden einzuziehen, als Madlene
eintrat, um eine bessere Schürze und „Schoppe" zum Mnhlgang anzuziehen; da
brummte er wie im Selbstgespräch vor sich hin: Hätts uit gedacht, daß 's so schnell
gehen würd mit der Freierei! Hvchzigbier schlägt der Fink: Hochzigweß mahlt der
Müller. Kupp, klappklapp! — Und Purzelbäm schloan die Seltnnzera! — Das
warf Madlene dem Großen zu wie verwiesen die Handvoll Holzäpfel, und dann
war sie hinaus. Lächelnd schritt sie, den Korb mit einem Viertel Weizen ans dem
Rücken, durch die Hausthür. Der Kleine ging eben in die Scheune, um Futter
zu schneiden. Er hatte die Madlene lächeln sehen und dachte bei sich: Madlene,
dn hast gewiß dem Großen einmal Holzäpfel zugeworfen.
Der Große laute daran, machte ein verdutztes Gesicht und saug denn den
Kehrreim:
Als sich der Schlesinger ganz aNein und unbeobachtet wußte, hielt er inne,
stützte die beiden Ellenbogen ans den Brnstbaum und nahm den Kopf zwischen
die Hände, sodaß der Nagel jedes kleinen Fingers zwischen die Zahne kam. Die
Madlene hats hinter den Ohren. Wirft mit Seiltänzerin n.n s.et^ d-e Veschte
die! Man folles nit mein'n! - Aber das muß ich kenn! - Wenn us e.n
Maler wär und sollt eine Venus maln - ich wüßt eine. - Und sie ist auch
in Schlesiugeu czewest! — Kupp, klappklapp!
Madleue schreitet gut aus; denn sie will beim Nwhsiittern zum Melken imeder
d"heim sein. Die Müsersleut mahlen in der „Hennsenmühl" über den. -Kerg
drüben im Bibergrnnd, eine gute halbe Stunde weit.
, Wie breitet sich die Flur aus so weit, so weit, bis an du. ^rge ud d^e
swßen an deu Fimmel mit ihren gedankenschwerer Köpfen. Drüben ^ ! n
der rüstigen Madlene, steht die Sonne ans den. „Nollbret " und wirft rotes Gold
beruhe . der Jungfran ins Gesicht, daß es glüht. Die Vogelbeerbäume am Weg
recken ihre lehren Zweige in ti! Luft. als wollten sie mit ehren Köpfchen, den
verschlossenen wolligen Knospen, auch den Hinunel berühren. Aber da ist noch
weit hinauf, ihr friereudeu Knospeu! - Die Traulieustiele an den Zweigen sind
der Beeren bar; eben fliehen vor der zwischen den Van.nen schreitenden Madlene
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |