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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.

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(Öffentliche Fernsprechstellen und Telephonkioske

übrigen Zeit stehen sie gewöhnlich unbenutzt da, oft stundenlang. In sämt¬
lichen 564 Kcibiuen des Reichs wurden im Betriebsjahre 1895/96 nur
527 850 Gespräche geführt, also durchschnittlich im Jahre 936 Gespräche oder
2,55 Gespräche an einem Tage auf je einer Sprechstelle, während auf die
Privattelephone der Abonnenten durchschnittlich im Jahre je 2966 Gespräche,
für die Sprechstelle also 8 Gespräche an einem Tage fielen. Wenn man aber
sämtliche ausgeführten Verbindungen -- also auch die der Vermittlungsämter --
mitzählt, so kommen ans jeden Apparat durchschnittlich 11 auf jeden Tag.
Gerade im Lokalverkehr werden die öffentlichen Telephone Deutschlands sehr wenig
benutzt, obwohl sie hier eigentlich eine bedeutende Rolle spielen müßten. Sollten
sie dazu wohl zu gering an Zahl sein? Oder vielleicht schon zu zahlreich?

Es dürfte wohl interessant sein, zu verfolge", welche Rolle die öffentlichen
Fernsprechstellen in andern Ländern spielen, und wie sie dort eingerichtet sind.
Ein wenig verblüfft wird man dabei freilich sein, wenn man sieht, wie sie
anderwärts zum Teil sogar außerordentlich viel mehr verbreitet sind als hier¬
zulande.

Das Deutsche Reich mit seinen 52 340000 Einwohnern zählte 1895/96
mir 564 öffentliche Sprechstellen; Frankreich nur mit 38517975 Einwohnern
dagegen 762 öffentliche Telephonstellen; Schweden mit 4919260 Bewohnern
sogar 829 (darunter 33 in Staatsanstalten); die kleine Schweiz mit 3029925
Menschen 516; Norwegen, schon 1893, mit 2041600 Menschen -- also kaum
soviel als Großberlin -- 546, und das Ländchen Luxemburg mit nur
217583 Bewohnern 88 öffentliche Fernsprechstellen. Es kommt demnach eine
öffentliche Sprechstelle auf je 2472 Einwohner in Luxemburg; auf 3739 in
Norwegen; auf 5871 in der Schweiz; auf 5933 in Schweden; auf 50548 in
Frankreich und erst auf 92801 Einwohner in Deutschland. Natürlich giebt
es Staaten mit noch weniger öffentlichen Fernsprechern, doch lassen wir diese
beiseite, da sie uns hier nicht interessiren. In Schweden ist die Zahl der
öffentlichen Sprechstellen übrigens noch größer als oben angegeben, doch ist
die Statistik darin leider unvollständig, da die von vielen Privatleuten in
öffentliche Gesprächsstellen verwandelten Neichstelephvne in ihr fehlen. 1896
waren 427 staatliche Telephonapparate im Dienste öffentlicher Sprechstellen,
von den privaten ganz abgesehen. Wenn Deutschland relativ -- nach dem
Verhältnis seiner Einwohnerzahl -- ebenso viele öffentliche Fernsprecher besäße,
wie Luxemburg, so müßte es statt der jetzigen 564 deren im ganzen 20368
nnfweisen, also siebenunddreißigmal mehr. Und wenn es auch nur soviele
hätte, wie Schweden, die Schweiz oder Norwegen, so müßten es doch immer
etwa 9 bis 14000 sein.

In Kristiania, der Hauptstadt Norwegens, mit 148000 Einwohnern gab
es (schon zu Ende des Jahres 1892) 92 öffentliche Fernsprechstellen, also je
eine auf je 1608 Menschen. Berlin mit seinen 1708000 Einwohnern müßte,


(Öffentliche Fernsprechstellen und Telephonkioske

übrigen Zeit stehen sie gewöhnlich unbenutzt da, oft stundenlang. In sämt¬
lichen 564 Kcibiuen des Reichs wurden im Betriebsjahre 1895/96 nur
527 850 Gespräche geführt, also durchschnittlich im Jahre 936 Gespräche oder
2,55 Gespräche an einem Tage auf je einer Sprechstelle, während auf die
Privattelephone der Abonnenten durchschnittlich im Jahre je 2966 Gespräche,
für die Sprechstelle also 8 Gespräche an einem Tage fielen. Wenn man aber
sämtliche ausgeführten Verbindungen — also auch die der Vermittlungsämter —
mitzählt, so kommen ans jeden Apparat durchschnittlich 11 auf jeden Tag.
Gerade im Lokalverkehr werden die öffentlichen Telephone Deutschlands sehr wenig
benutzt, obwohl sie hier eigentlich eine bedeutende Rolle spielen müßten. Sollten
sie dazu wohl zu gering an Zahl sein? Oder vielleicht schon zu zahlreich?

Es dürfte wohl interessant sein, zu verfolge», welche Rolle die öffentlichen
Fernsprechstellen in andern Ländern spielen, und wie sie dort eingerichtet sind.
Ein wenig verblüfft wird man dabei freilich sein, wenn man sieht, wie sie
anderwärts zum Teil sogar außerordentlich viel mehr verbreitet sind als hier¬
zulande.

Das Deutsche Reich mit seinen 52 340000 Einwohnern zählte 1895/96
mir 564 öffentliche Sprechstellen; Frankreich nur mit 38517975 Einwohnern
dagegen 762 öffentliche Telephonstellen; Schweden mit 4919260 Bewohnern
sogar 829 (darunter 33 in Staatsanstalten); die kleine Schweiz mit 3029925
Menschen 516; Norwegen, schon 1893, mit 2041600 Menschen — also kaum
soviel als Großberlin — 546, und das Ländchen Luxemburg mit nur
217583 Bewohnern 88 öffentliche Fernsprechstellen. Es kommt demnach eine
öffentliche Sprechstelle auf je 2472 Einwohner in Luxemburg; auf 3739 in
Norwegen; auf 5871 in der Schweiz; auf 5933 in Schweden; auf 50548 in
Frankreich und erst auf 92801 Einwohner in Deutschland. Natürlich giebt
es Staaten mit noch weniger öffentlichen Fernsprechern, doch lassen wir diese
beiseite, da sie uns hier nicht interessiren. In Schweden ist die Zahl der
öffentlichen Sprechstellen übrigens noch größer als oben angegeben, doch ist
die Statistik darin leider unvollständig, da die von vielen Privatleuten in
öffentliche Gesprächsstellen verwandelten Neichstelephvne in ihr fehlen. 1896
waren 427 staatliche Telephonapparate im Dienste öffentlicher Sprechstellen,
von den privaten ganz abgesehen. Wenn Deutschland relativ — nach dem
Verhältnis seiner Einwohnerzahl — ebenso viele öffentliche Fernsprecher besäße,
wie Luxemburg, so müßte es statt der jetzigen 564 deren im ganzen 20368
nnfweisen, also siebenunddreißigmal mehr. Und wenn es auch nur soviele
hätte, wie Schweden, die Schweiz oder Norwegen, so müßten es doch immer
etwa 9 bis 14000 sein.

In Kristiania, der Hauptstadt Norwegens, mit 148000 Einwohnern gab
es (schon zu Ende des Jahres 1892) 92 öffentliche Fernsprechstellen, also je
eine auf je 1608 Menschen. Berlin mit seinen 1708000 Einwohnern müßte,


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[0475] (Öffentliche Fernsprechstellen und Telephonkioske übrigen Zeit stehen sie gewöhnlich unbenutzt da, oft stundenlang. In sämt¬ lichen 564 Kcibiuen des Reichs wurden im Betriebsjahre 1895/96 nur 527 850 Gespräche geführt, also durchschnittlich im Jahre 936 Gespräche oder 2,55 Gespräche an einem Tage auf je einer Sprechstelle, während auf die Privattelephone der Abonnenten durchschnittlich im Jahre je 2966 Gespräche, für die Sprechstelle also 8 Gespräche an einem Tage fielen. Wenn man aber sämtliche ausgeführten Verbindungen — also auch die der Vermittlungsämter — mitzählt, so kommen ans jeden Apparat durchschnittlich 11 auf jeden Tag. Gerade im Lokalverkehr werden die öffentlichen Telephone Deutschlands sehr wenig benutzt, obwohl sie hier eigentlich eine bedeutende Rolle spielen müßten. Sollten sie dazu wohl zu gering an Zahl sein? Oder vielleicht schon zu zahlreich? Es dürfte wohl interessant sein, zu verfolge», welche Rolle die öffentlichen Fernsprechstellen in andern Ländern spielen, und wie sie dort eingerichtet sind. Ein wenig verblüfft wird man dabei freilich sein, wenn man sieht, wie sie anderwärts zum Teil sogar außerordentlich viel mehr verbreitet sind als hier¬ zulande. Das Deutsche Reich mit seinen 52 340000 Einwohnern zählte 1895/96 mir 564 öffentliche Sprechstellen; Frankreich nur mit 38517975 Einwohnern dagegen 762 öffentliche Telephonstellen; Schweden mit 4919260 Bewohnern sogar 829 (darunter 33 in Staatsanstalten); die kleine Schweiz mit 3029925 Menschen 516; Norwegen, schon 1893, mit 2041600 Menschen — also kaum soviel als Großberlin — 546, und das Ländchen Luxemburg mit nur 217583 Bewohnern 88 öffentliche Fernsprechstellen. Es kommt demnach eine öffentliche Sprechstelle auf je 2472 Einwohner in Luxemburg; auf 3739 in Norwegen; auf 5871 in der Schweiz; auf 5933 in Schweden; auf 50548 in Frankreich und erst auf 92801 Einwohner in Deutschland. Natürlich giebt es Staaten mit noch weniger öffentlichen Fernsprechern, doch lassen wir diese beiseite, da sie uns hier nicht interessiren. In Schweden ist die Zahl der öffentlichen Sprechstellen übrigens noch größer als oben angegeben, doch ist die Statistik darin leider unvollständig, da die von vielen Privatleuten in öffentliche Gesprächsstellen verwandelten Neichstelephvne in ihr fehlen. 1896 waren 427 staatliche Telephonapparate im Dienste öffentlicher Sprechstellen, von den privaten ganz abgesehen. Wenn Deutschland relativ — nach dem Verhältnis seiner Einwohnerzahl — ebenso viele öffentliche Fernsprecher besäße, wie Luxemburg, so müßte es statt der jetzigen 564 deren im ganzen 20368 nnfweisen, also siebenunddreißigmal mehr. Und wenn es auch nur soviele hätte, wie Schweden, die Schweiz oder Norwegen, so müßten es doch immer etwa 9 bis 14000 sein. In Kristiania, der Hauptstadt Norwegens, mit 148000 Einwohnern gab es (schon zu Ende des Jahres 1892) 92 öffentliche Fernsprechstellen, also je eine auf je 1608 Menschen. Berlin mit seinen 1708000 Einwohnern müßte,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_226901/475>, abgerufen am 07.01.2025.