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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.

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Marineerfahrungen aus dem Sezessionskriege ^86^ bis ^865

während das südlich daran grenzende Fahrwasser mit Hampton Rvads (Reeber
von Hampton) bezeichnet wird. Bei der Wichtigkeit der großen Flußläufe
und der daran liegenden Städte hatten die Nordstaaten, vom Beginn bis zum
Ende des Krieges, Kriegsschiffe auf deu Hamptvn Noads liegen, die hier jede
Verbindung der Südstaaten mit dem Ozean hinderten. Die nordstaatlichen
Schiffe lagen unter dem Schutz der Kanonen von Fort Monroe und Newport
News und blockirten von hier aus die Zugänge zum James- und Elisabeth¬
fluß wirksamer, als ein Blockadegeschwader durch Kreuze" im Atlantischen
Ozean vor der Chesapeakebai vermocht hätte.

Hampton Roads und Chesapeakebai waren beim Beginn des Krieges die
der zu blockirenden Küste am nächsten gelegnen Ausrüstungsplätze der nord¬
staatlichen Flotte. Die an der atlantischen Küste gelegnen Haupthafenstädte
der Südstaaten Wilmington, Charleston und Savannah lagen etwa dreihundert
bis fünfhundert Seemeilen davon entfernt. Die Küste ist meistens flach, ohne
natürliche Landmarken, hat vielfach große Haffbilduugen mit weit vorliegenden,
flachen Nehrungen, tief einschneidenden, vielverzweigten Flußmündungen, sowie
zahlreichen Inseln und bietet mit ihren Sandbänken und Watten mindestens
ebenso schwierige Fahrwasserverhältniffe wie unsre Nordseeküste. Die Ostküste
Floridas ist hafenlos und ohne Bedeutung. Die Südküste am Golf von
Mexiko ist ähnlich wie die atlantische Küste beschaffen und hat die für den
Seeverkehr der Südstaaten wichtigen Platze Pensacöla, Mohne, New Orleans
und Galvcston.

Die Wetterverhältnisse an der atlantischen Küste sind für Blockadeschisfe
nicht günstig, besonders ungünstig aber in der Nähe des wegen der häufigen
Stürme verrufnen Kaps Hatteras. Das Kohlenuberuehmen von Schiff zu
Schiff in offner See ist dort des Seegangs halber fast niemals möglich. Ein
Teil der Blockadeschisfe mußte deshalb zuerst immer in regelmäßiger Ablösung
zur Ergänzung der Vorräte mindestens bis nach Fort Monroe laufen und
blieb dann tagelang dem Blvckadegebiet fern. Der beständige Aufenthalt auf
offnem Meere in der Nähe einer kaum sichtbaren, gefährlichen Küste erforderte
besonders in deu stürmischen Wintermonaten sehr seetüchtige Schiffe und war
zugleich für das Personal und das Schiffs- und Maschinenmaterial sehr auf¬
reibend. Zugleich gewährte die Blockade von See aus nur geringe Sicherheit
gegen das Blockadebrechen, besonders bei Nacht und bei umsichtigen Wetter.
Trotz der Schiffsgeschütze der Blockadeschisfe konnte selbst bei Tage ein schneller,
mit südstaatlichen Lotsen Versöhner Blockadebrecher leicht in den Schutz der
von den Südstaaten an allen Einfahrten angelegten Befestigungen kommen.
Zwischen den Blvckadebrechern und diesen Forts herrschten die besten Be¬
ziehungen; es war Ehrensache, daß ein vom Feinde entdeckter Vlockadebrccher
sowohl mit den schweren Geschützen von den Forts als auch mit Feldgeschützen
am Strande verteidigt und nach Möglichkeit unterstützt wurde. Außerdem


Marineerfahrungen aus dem Sezessionskriege ^86^ bis ^865

während das südlich daran grenzende Fahrwasser mit Hampton Rvads (Reeber
von Hampton) bezeichnet wird. Bei der Wichtigkeit der großen Flußläufe
und der daran liegenden Städte hatten die Nordstaaten, vom Beginn bis zum
Ende des Krieges, Kriegsschiffe auf deu Hamptvn Noads liegen, die hier jede
Verbindung der Südstaaten mit dem Ozean hinderten. Die nordstaatlichen
Schiffe lagen unter dem Schutz der Kanonen von Fort Monroe und Newport
News und blockirten von hier aus die Zugänge zum James- und Elisabeth¬
fluß wirksamer, als ein Blockadegeschwader durch Kreuze» im Atlantischen
Ozean vor der Chesapeakebai vermocht hätte.

Hampton Roads und Chesapeakebai waren beim Beginn des Krieges die
der zu blockirenden Küste am nächsten gelegnen Ausrüstungsplätze der nord¬
staatlichen Flotte. Die an der atlantischen Küste gelegnen Haupthafenstädte
der Südstaaten Wilmington, Charleston und Savannah lagen etwa dreihundert
bis fünfhundert Seemeilen davon entfernt. Die Küste ist meistens flach, ohne
natürliche Landmarken, hat vielfach große Haffbilduugen mit weit vorliegenden,
flachen Nehrungen, tief einschneidenden, vielverzweigten Flußmündungen, sowie
zahlreichen Inseln und bietet mit ihren Sandbänken und Watten mindestens
ebenso schwierige Fahrwasserverhältniffe wie unsre Nordseeküste. Die Ostküste
Floridas ist hafenlos und ohne Bedeutung. Die Südküste am Golf von
Mexiko ist ähnlich wie die atlantische Küste beschaffen und hat die für den
Seeverkehr der Südstaaten wichtigen Platze Pensacöla, Mohne, New Orleans
und Galvcston.

Die Wetterverhältnisse an der atlantischen Küste sind für Blockadeschisfe
nicht günstig, besonders ungünstig aber in der Nähe des wegen der häufigen
Stürme verrufnen Kaps Hatteras. Das Kohlenuberuehmen von Schiff zu
Schiff in offner See ist dort des Seegangs halber fast niemals möglich. Ein
Teil der Blockadeschisfe mußte deshalb zuerst immer in regelmäßiger Ablösung
zur Ergänzung der Vorräte mindestens bis nach Fort Monroe laufen und
blieb dann tagelang dem Blvckadegebiet fern. Der beständige Aufenthalt auf
offnem Meere in der Nähe einer kaum sichtbaren, gefährlichen Küste erforderte
besonders in deu stürmischen Wintermonaten sehr seetüchtige Schiffe und war
zugleich für das Personal und das Schiffs- und Maschinenmaterial sehr auf¬
reibend. Zugleich gewährte die Blockade von See aus nur geringe Sicherheit
gegen das Blockadebrechen, besonders bei Nacht und bei umsichtigen Wetter.
Trotz der Schiffsgeschütze der Blockadeschisfe konnte selbst bei Tage ein schneller,
mit südstaatlichen Lotsen Versöhner Blockadebrecher leicht in den Schutz der
von den Südstaaten an allen Einfahrten angelegten Befestigungen kommen.
Zwischen den Blvckadebrechern und diesen Forts herrschten die besten Be¬
ziehungen; es war Ehrensache, daß ein vom Feinde entdeckter Vlockadebrccher
sowohl mit den schweren Geschützen von den Forts als auch mit Feldgeschützen
am Strande verteidigt und nach Möglichkeit unterstützt wurde. Außerdem


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[0462] Marineerfahrungen aus dem Sezessionskriege ^86^ bis ^865 während das südlich daran grenzende Fahrwasser mit Hampton Rvads (Reeber von Hampton) bezeichnet wird. Bei der Wichtigkeit der großen Flußläufe und der daran liegenden Städte hatten die Nordstaaten, vom Beginn bis zum Ende des Krieges, Kriegsschiffe auf deu Hamptvn Noads liegen, die hier jede Verbindung der Südstaaten mit dem Ozean hinderten. Die nordstaatlichen Schiffe lagen unter dem Schutz der Kanonen von Fort Monroe und Newport News und blockirten von hier aus die Zugänge zum James- und Elisabeth¬ fluß wirksamer, als ein Blockadegeschwader durch Kreuze» im Atlantischen Ozean vor der Chesapeakebai vermocht hätte. Hampton Roads und Chesapeakebai waren beim Beginn des Krieges die der zu blockirenden Küste am nächsten gelegnen Ausrüstungsplätze der nord¬ staatlichen Flotte. Die an der atlantischen Küste gelegnen Haupthafenstädte der Südstaaten Wilmington, Charleston und Savannah lagen etwa dreihundert bis fünfhundert Seemeilen davon entfernt. Die Küste ist meistens flach, ohne natürliche Landmarken, hat vielfach große Haffbilduugen mit weit vorliegenden, flachen Nehrungen, tief einschneidenden, vielverzweigten Flußmündungen, sowie zahlreichen Inseln und bietet mit ihren Sandbänken und Watten mindestens ebenso schwierige Fahrwasserverhältniffe wie unsre Nordseeküste. Die Ostküste Floridas ist hafenlos und ohne Bedeutung. Die Südküste am Golf von Mexiko ist ähnlich wie die atlantische Küste beschaffen und hat die für den Seeverkehr der Südstaaten wichtigen Platze Pensacöla, Mohne, New Orleans und Galvcston. Die Wetterverhältnisse an der atlantischen Küste sind für Blockadeschisfe nicht günstig, besonders ungünstig aber in der Nähe des wegen der häufigen Stürme verrufnen Kaps Hatteras. Das Kohlenuberuehmen von Schiff zu Schiff in offner See ist dort des Seegangs halber fast niemals möglich. Ein Teil der Blockadeschisfe mußte deshalb zuerst immer in regelmäßiger Ablösung zur Ergänzung der Vorräte mindestens bis nach Fort Monroe laufen und blieb dann tagelang dem Blvckadegebiet fern. Der beständige Aufenthalt auf offnem Meere in der Nähe einer kaum sichtbaren, gefährlichen Küste erforderte besonders in deu stürmischen Wintermonaten sehr seetüchtige Schiffe und war zugleich für das Personal und das Schiffs- und Maschinenmaterial sehr auf¬ reibend. Zugleich gewährte die Blockade von See aus nur geringe Sicherheit gegen das Blockadebrechen, besonders bei Nacht und bei umsichtigen Wetter. Trotz der Schiffsgeschütze der Blockadeschisfe konnte selbst bei Tage ein schneller, mit südstaatlichen Lotsen Versöhner Blockadebrecher leicht in den Schutz der von den Südstaaten an allen Einfahrten angelegten Befestigungen kommen. Zwischen den Blvckadebrechern und diesen Forts herrschten die besten Be¬ ziehungen; es war Ehrensache, daß ein vom Feinde entdeckter Vlockadebrccher sowohl mit den schweren Geschützen von den Forts als auch mit Feldgeschützen am Strande verteidigt und nach Möglichkeit unterstützt wurde. Außerdem

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_226901/462>, abgerufen am 07.01.2025.