Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.Wie soll der Aampf um die Dstmark geführt werden? gelangen, sich zu einer höhern Stufe des Wohlstands emporzuschwingen. Umso Seit 1885 haben nämlich gekauft: Polen von Deutschen: "4 Wohnhäuser Deutsche von Polen: 74 mithin haben Polen 20 Wohnhäuser mehr gekauft als Deutsche. An Neubauten sind in der Zeit von 1888 bis 1898 aufgeführt worden auf Deutsche 210 68M Prozent der Gesamtzahl, auf Polen . 101 31,0" ., Die von den Deutschen erbauten Häuser repräsentiren indessen einen Wer aber in einer Stadt wie Posen ein Haus erwerben will, muß un¬ Die von mir angeführten Daten werden wohl genügen, um zu beweisen, Wie soll der Aampf um die Dstmark geführt werden? gelangen, sich zu einer höhern Stufe des Wohlstands emporzuschwingen. Umso Seit 1885 haben nämlich gekauft: Polen von Deutschen: »4 Wohnhäuser Deutsche von Polen: 74 mithin haben Polen 20 Wohnhäuser mehr gekauft als Deutsche. An Neubauten sind in der Zeit von 1888 bis 1898 aufgeführt worden auf Deutsche 210 68M Prozent der Gesamtzahl, auf Polen . 101 31,0» ., Die von den Deutschen erbauten Häuser repräsentiren indessen einen Wer aber in einer Stadt wie Posen ein Haus erwerben will, muß un¬ Die von mir angeführten Daten werden wohl genügen, um zu beweisen, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0363" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227265"/> <fw type="header" place="top"> Wie soll der Aampf um die Dstmark geführt werden?</fw><lb/> <p xml:id="ID_1242" prev="#ID_1241"> gelangen, sich zu einer höhern Stufe des Wohlstands emporzuschwingen. Umso<lb/> merkwürdiger erscheint aber dem gegenüber die Entwicklung, die in Posen die<lb/> Verhältnisse des Grundbesitzes während des in Rede stehenden Zeitabschnitts<lb/> genommen haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1243" next="#ID_1244"> Seit 1885 haben nämlich gekauft:</p><lb/> <list> <item> Polen von Deutschen: »4 Wohnhäuser</item> <item> Deutsche von Polen: 74</item> </list><lb/> <p xml:id="ID_1244" prev="#ID_1243"> mithin haben Polen 20 Wohnhäuser mehr gekauft als Deutsche.</p><lb/> <p xml:id="ID_1245"> An Neubauten sind in der Zeit von 1888 bis 1898 aufgeführt worden<lb/> im ganzen 320 Wohnhäuser. Davon entfallen</p><lb/> <list> <item> auf Deutsche 210 68M Prozent der Gesamtzahl,</item> <item> auf Polen . 101 31,0» .,</item> </list><lb/> <p xml:id="ID_1246"> Die von den Deutschen erbauten Häuser repräsentiren indessen einen<lb/> größer» Wert, da von den Konsensgebühren (im ganzen 310025 Mark) von<lb/> den Dentschen 71,77 Prozent, von den Polen nur 28,23 Prozent erlegt worden<lb/> sind. Jedenfalls aber sind — sei es dnrch Kauf oder Neubau — von Deutschen<lb/> 293 und von Polen 195 Häuser erworben worden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1247"> Wer aber in einer Stadt wie Posen ein Haus erwerben will, muß un¬<lb/> bedingt zu den „obern Zehntausend," bei uns also mindestens zu den Steuer¬<lb/> zahlern mit einem Jahreseinkommen von mehr als 3000 Mark gehören. Nun<lb/> hat von 1885 bis 1898 die Gesamtzahl aller Censiten dieser Art im Durch¬<lb/> schnitt 1768 (und zwar 1506 Deutsche und 262 Polen) betragen. Darnach<lb/> müßte man — vorausgesetzt, daß keiner mehr als ein Haus erworben hat —<lb/> annehmen, daß innerhalb dieser zwölf Jahre von je 100 deutschen Censiten<lb/> etwa 19, von je 100 polnischen Censiten etwa 74(!) ein Haus erworben haben.<lb/> Die Unmöglichkeit dieser Annahme leuchtet ein. Die polnischen Häuser können<lb/> größtenteils nur mit fremdem Gelde gekauft oder erbaut worden sein. Was<lb/> liegt nun da wohl näher als die Vermutung, daß viele der aufgekauften pol¬<lb/> nischen Gutsbesitzer die Neste ihres Vermögens unter Vermittlung einer Posener<lb/> Polnischen Bank zur Erwerbung städtischer Hypotheken benützt haben? Inwie¬<lb/> weit hieran die preußische Ansiedlungskommisston beteiligt ist, läßt sich natür¬<lb/> lich nicht feststellen, aber ohne allen Zweifel hat ihre Thätigkeit zu dieser<lb/> ganzen, für die Lage des Deutschtums in den Städten so nachteiligen Güter-<lb/> bewegung den Anstoß gegeben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1248"> Die von mir angeführten Daten werden wohl genügen, um zu beweisen,<lb/> daß das deutsche Element in der wichtigsten Stadt des Landes sich im Ver¬<lb/> hältnis zu den Polen an Zahl in bedenklichem Rückgang befindet und zugleich<lb/> in großer Gefahr ist, in absehbarer Zeit auch seine wirtschaftliche Überlegenheit<lb/> zu verlieren.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0363]
Wie soll der Aampf um die Dstmark geführt werden?
gelangen, sich zu einer höhern Stufe des Wohlstands emporzuschwingen. Umso
merkwürdiger erscheint aber dem gegenüber die Entwicklung, die in Posen die
Verhältnisse des Grundbesitzes während des in Rede stehenden Zeitabschnitts
genommen haben.
Seit 1885 haben nämlich gekauft:
Polen von Deutschen: »4 Wohnhäuser
Deutsche von Polen: 74
mithin haben Polen 20 Wohnhäuser mehr gekauft als Deutsche.
An Neubauten sind in der Zeit von 1888 bis 1898 aufgeführt worden
im ganzen 320 Wohnhäuser. Davon entfallen
auf Deutsche 210 68M Prozent der Gesamtzahl,
auf Polen . 101 31,0» .,
Die von den Deutschen erbauten Häuser repräsentiren indessen einen
größer» Wert, da von den Konsensgebühren (im ganzen 310025 Mark) von
den Dentschen 71,77 Prozent, von den Polen nur 28,23 Prozent erlegt worden
sind. Jedenfalls aber sind — sei es dnrch Kauf oder Neubau — von Deutschen
293 und von Polen 195 Häuser erworben worden.
Wer aber in einer Stadt wie Posen ein Haus erwerben will, muß un¬
bedingt zu den „obern Zehntausend," bei uns also mindestens zu den Steuer¬
zahlern mit einem Jahreseinkommen von mehr als 3000 Mark gehören. Nun
hat von 1885 bis 1898 die Gesamtzahl aller Censiten dieser Art im Durch¬
schnitt 1768 (und zwar 1506 Deutsche und 262 Polen) betragen. Darnach
müßte man — vorausgesetzt, daß keiner mehr als ein Haus erworben hat —
annehmen, daß innerhalb dieser zwölf Jahre von je 100 deutschen Censiten
etwa 19, von je 100 polnischen Censiten etwa 74(!) ein Haus erworben haben.
Die Unmöglichkeit dieser Annahme leuchtet ein. Die polnischen Häuser können
größtenteils nur mit fremdem Gelde gekauft oder erbaut worden sein. Was
liegt nun da wohl näher als die Vermutung, daß viele der aufgekauften pol¬
nischen Gutsbesitzer die Neste ihres Vermögens unter Vermittlung einer Posener
Polnischen Bank zur Erwerbung städtischer Hypotheken benützt haben? Inwie¬
weit hieran die preußische Ansiedlungskommisston beteiligt ist, läßt sich natür¬
lich nicht feststellen, aber ohne allen Zweifel hat ihre Thätigkeit zu dieser
ganzen, für die Lage des Deutschtums in den Städten so nachteiligen Güter-
bewegung den Anstoß gegeben.
Die von mir angeführten Daten werden wohl genügen, um zu beweisen,
daß das deutsche Element in der wichtigsten Stadt des Landes sich im Ver¬
hältnis zu den Polen an Zahl in bedenklichem Rückgang befindet und zugleich
in großer Gefahr ist, in absehbarer Zeit auch seine wirtschaftliche Überlegenheit
zu verlieren.
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