Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.Jena gemacht. Hier lernte er Friedrich Schlegel und Novalis kennen;") Schelling Das sind scheinbar deutliche Erinnerungen. Dennoch bleibt es bei dem durch Ob auch am 31. Dezember in Weimar eine Redoute stattgefunden hat, wird Man kumm die Erzählung von Steffens, die allerdings wiederholt abreißt, nicht anders
verstehen, als daß er erst jetzt bei dein winterlichen Ausflug nach Jena die Bekanntschaft von Friedrich Schlegel und Novalis gemacht haben null. Was ich erlebte, IV, 294, 302, 320. Siehe dagegen Hauen, Die Romantische Schule, S. WV. Daß Steffens mit Novalis nicht erst jetzt bekannt wurde, ist auch aus des letztern Brief an Fr. Schlegel vom 31. Januar 1800 er¬ sichtlich. Naich, S. 13l. Jena gemacht. Hier lernte er Friedrich Schlegel und Novalis kennen;") Schelling Das sind scheinbar deutliche Erinnerungen. Dennoch bleibt es bei dem durch Ob auch am 31. Dezember in Weimar eine Redoute stattgefunden hat, wird Man kumm die Erzählung von Steffens, die allerdings wiederholt abreißt, nicht anders
verstehen, als daß er erst jetzt bei dein winterlichen Ausflug nach Jena die Bekanntschaft von Friedrich Schlegel und Novalis gemacht haben null. Was ich erlebte, IV, 294, 302, 320. Siehe dagegen Hauen, Die Romantische Schule, S. WV. Daß Steffens mit Novalis nicht erst jetzt bekannt wurde, ist auch aus des letztern Brief an Fr. Schlegel vom 31. Januar 1800 er¬ sichtlich. Naich, S. 13l. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0346" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227248"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1183" prev="#ID_1182"> Jena gemacht. Hier lernte er Friedrich Schlegel und Novalis kennen;") Schelling<lb/> aber war in Weimar, wohin er von Goethe über die Weihnachtsfeiertage mit¬<lb/> genommen worden war. Um auch Schelling zu sehen, mußte Steffens ihm nach<lb/> Weimar nachreisen. So kam es, daß er den von ihm bewunderten Naturphilo-<lb/> sophen „bei Goethe" traf und in Weimar Teilnehmer der Neujahrsredoute wurde.<lb/> Noch in derselben Nacht fuhr er unmittelbar vom Ballsaal nach Auerstädt und von<lb/> da nach Freiberg zurück. So der Bericht von Steffens, der anscheinend an die<lb/> Redoute selbst noch eine lebhafte Erinnerung hat. Zwar was er von Goethes<lb/> übermütig lustigen Einfällen und Schillers doktrinären Ausführungen schreibt, sieht<lb/> gemacht ans; aber Einzelheiten der Maskerade, dann das Hinzutreten Hufelands,<lb/> der im Begriff war, einem Ruf nach Berlin zu folgen, was Anlaß zu spöttischen<lb/> Äußerungen über Preußen gab, das scheint ans einem treuen Gedächtnis geschöpft<lb/> zu sein, wie sich Steffens ja auch richtig erinnert, daß Goethe gleich darnach schwer<lb/> erkrankte, zwar uicht nach dem Maskenball, aber nach einer Theateraufführung am<lb/> Neujahrstage.</p><lb/> <p xml:id="ID_1184"> Das sind scheinbar deutliche Erinnerungen. Dennoch bleibt es bei dem durch<lb/> Goethes Stillschweige» geweckten Zweifel, und der Zweifel wird verstärkt, wenn wir<lb/> durch ein unanfechtbares Zeugnis erfahren, daß am 26. Dezember 1800, also fünf<lb/> Tage vor Sylvester, in Weimar eine Redoute stattgefunden hat. Goethe selbst ver¬<lb/> zeichnet im Tagebuch am 26. Dezember: „Freytag nach Weimar mit Herrn Prof.<lb/> Schelling. Abends Redoute." Ist es nun wahrscheinlich, daß am 26. Dezember<lb/> und fünf Tage darauf, am 31. Dezember, abermals Redoute war? Die Ver¬<lb/> mutung liegt nahe, daß Steffens auf der Redoute vom 26. Dezember war, und<lb/> daß das, was er erzählt, sich so oder etwas anders bei diesem Anlaß ereignete,<lb/> nicht aber in der Neujahrsnacht. Beide Daten lagen ja nahe bei einander, und in<lb/> dem Gespräch, dessen Zeuge Steffens war, mag auch des bevorstehenden Jahr¬<lb/> hundertwechsels gedacht worden sein. So schmolzen in der Erinnerung oder in<lb/> der Phantasie des Erzählers beide Daten zusammen; umso mehr, als das Ereignis<lb/> dadurch pikanter wurde. Da die Redoute an demselben Tage stattfand, an dem<lb/> Goethe mit Schelling von Jena angekommen war, so würde sich daraus die weitere<lb/> Folgerung ergeben, daß Steffens, der Schelling in Jena nicht mehr traf, ihm am<lb/> gleichen Tage nach Weimar nachreiste und noch in derselben Nacht wieder zunickreiste.</p><lb/> <p xml:id="ID_1185"> Ob auch am 31. Dezember in Weimar eine Redoute stattgefunden hat, wird<lb/> sich ja noch leicht ermitteln lassen. Die Sache ist an sich nicht von Wichtigkeit.<lb/> Immerhin erscheint es der Mühe wert, ihr auf den Grund zu gehen, denn an¬<lb/> gesichts des bevorstehenden Jahrhundertwechsels wird das Gedächtnis auch jener<lb/> denkwürdigen Neujahrsnacht wieder belebt, die Goethe, Schiller und Schelling zu¬<lb/> sammen feierten, und die mit den Umständen, die Steffens erzählt, in die Ge¬<lb/> schichtsbücher übergegangen ist. Auf alle Fälle bleibt bestehe», daß der letzte Abend<lb/> des Jahrhunderts die beiden Dichter und den Philosophen vereinigt hat, und zwar<lb/> in Goethes Hause. Aber die Redoute in der Neujahrsnacht? Für diese müßte»<lb/> wir el» zuverlässigeres Zeugnis habe», als den nicht einwandfreien Bericht von<lb/><note type="byline"> L.</note> Henrik Steffens. </p><lb/> <note xml:id="FID_31" place="foot"> Man kumm die Erzählung von Steffens, die allerdings wiederholt abreißt, nicht anders<lb/> verstehen, als daß er erst jetzt bei dein winterlichen Ausflug nach Jena die Bekanntschaft von<lb/> Friedrich Schlegel und Novalis gemacht haben null. Was ich erlebte, IV, 294, 302, 320.<lb/> Siehe dagegen Hauen, Die Romantische Schule, S. WV. Daß Steffens mit Novalis nicht erst<lb/> jetzt bekannt wurde, ist auch aus des letztern Brief an Fr. Schlegel vom 31. Januar 1800 er¬<lb/> sichtlich. Naich, S. 13l.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0346]
Jena gemacht. Hier lernte er Friedrich Schlegel und Novalis kennen;") Schelling
aber war in Weimar, wohin er von Goethe über die Weihnachtsfeiertage mit¬
genommen worden war. Um auch Schelling zu sehen, mußte Steffens ihm nach
Weimar nachreisen. So kam es, daß er den von ihm bewunderten Naturphilo-
sophen „bei Goethe" traf und in Weimar Teilnehmer der Neujahrsredoute wurde.
Noch in derselben Nacht fuhr er unmittelbar vom Ballsaal nach Auerstädt und von
da nach Freiberg zurück. So der Bericht von Steffens, der anscheinend an die
Redoute selbst noch eine lebhafte Erinnerung hat. Zwar was er von Goethes
übermütig lustigen Einfällen und Schillers doktrinären Ausführungen schreibt, sieht
gemacht ans; aber Einzelheiten der Maskerade, dann das Hinzutreten Hufelands,
der im Begriff war, einem Ruf nach Berlin zu folgen, was Anlaß zu spöttischen
Äußerungen über Preußen gab, das scheint ans einem treuen Gedächtnis geschöpft
zu sein, wie sich Steffens ja auch richtig erinnert, daß Goethe gleich darnach schwer
erkrankte, zwar uicht nach dem Maskenball, aber nach einer Theateraufführung am
Neujahrstage.
Das sind scheinbar deutliche Erinnerungen. Dennoch bleibt es bei dem durch
Goethes Stillschweige» geweckten Zweifel, und der Zweifel wird verstärkt, wenn wir
durch ein unanfechtbares Zeugnis erfahren, daß am 26. Dezember 1800, also fünf
Tage vor Sylvester, in Weimar eine Redoute stattgefunden hat. Goethe selbst ver¬
zeichnet im Tagebuch am 26. Dezember: „Freytag nach Weimar mit Herrn Prof.
Schelling. Abends Redoute." Ist es nun wahrscheinlich, daß am 26. Dezember
und fünf Tage darauf, am 31. Dezember, abermals Redoute war? Die Ver¬
mutung liegt nahe, daß Steffens auf der Redoute vom 26. Dezember war, und
daß das, was er erzählt, sich so oder etwas anders bei diesem Anlaß ereignete,
nicht aber in der Neujahrsnacht. Beide Daten lagen ja nahe bei einander, und in
dem Gespräch, dessen Zeuge Steffens war, mag auch des bevorstehenden Jahr¬
hundertwechsels gedacht worden sein. So schmolzen in der Erinnerung oder in
der Phantasie des Erzählers beide Daten zusammen; umso mehr, als das Ereignis
dadurch pikanter wurde. Da die Redoute an demselben Tage stattfand, an dem
Goethe mit Schelling von Jena angekommen war, so würde sich daraus die weitere
Folgerung ergeben, daß Steffens, der Schelling in Jena nicht mehr traf, ihm am
gleichen Tage nach Weimar nachreiste und noch in derselben Nacht wieder zunickreiste.
Ob auch am 31. Dezember in Weimar eine Redoute stattgefunden hat, wird
sich ja noch leicht ermitteln lassen. Die Sache ist an sich nicht von Wichtigkeit.
Immerhin erscheint es der Mühe wert, ihr auf den Grund zu gehen, denn an¬
gesichts des bevorstehenden Jahrhundertwechsels wird das Gedächtnis auch jener
denkwürdigen Neujahrsnacht wieder belebt, die Goethe, Schiller und Schelling zu¬
sammen feierten, und die mit den Umständen, die Steffens erzählt, in die Ge¬
schichtsbücher übergegangen ist. Auf alle Fälle bleibt bestehe», daß der letzte Abend
des Jahrhunderts die beiden Dichter und den Philosophen vereinigt hat, und zwar
in Goethes Hause. Aber die Redoute in der Neujahrsnacht? Für diese müßte»
wir el» zuverlässigeres Zeugnis habe», als den nicht einwandfreien Bericht von
L. Henrik Steffens.
Man kumm die Erzählung von Steffens, die allerdings wiederholt abreißt, nicht anders
verstehen, als daß er erst jetzt bei dein winterlichen Ausflug nach Jena die Bekanntschaft von
Friedrich Schlegel und Novalis gemacht haben null. Was ich erlebte, IV, 294, 302, 320.
Siehe dagegen Hauen, Die Romantische Schule, S. WV. Daß Steffens mit Novalis nicht erst
jetzt bekannt wurde, ist auch aus des letztern Brief an Fr. Schlegel vom 31. Januar 1800 er¬
sichtlich. Naich, S. 13l.
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