Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.Agrarpolitische Aussichten Politik des vo ut ach mit den Agrariern zu drängen geeignet ist. Die Flotte Lügen haben kurze Beine auch in der Politik. Wie die Arbeiter einsehen Daß eine geringere Verteuerung des Brotgetreides durch Erhöhung der Agrarpolitische Aussichten Politik des vo ut ach mit den Agrariern zu drängen geeignet ist. Die Flotte Lügen haben kurze Beine auch in der Politik. Wie die Arbeiter einsehen Daß eine geringere Verteuerung des Brotgetreides durch Erhöhung der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0305" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227207"/> <fw type="header" place="top"> Agrarpolitische Aussichten</fw><lb/> <p xml:id="ID_1023" prev="#ID_1022"> Politik des vo ut ach mit den Agrariern zu drängen geeignet ist. Die Flotte<lb/> mußten wir haben, selbst um den Kaufpreis eines Sieges der agrarischen<lb/> Übergriffe. Der Welthandelspolitik des Kaisers gehört die lange, unabsehbare<lb/> Zukunft, dem agrarischen Siege vielleicht ein Jahrzehnt. Aber dieses Jahr¬<lb/> zehnt kann in der That sehr traurig werden, und alle einsichtigen Vaterlands¬<lb/> freunde, alle königstreuen deutschen Männer, die für die weitsichtige Politik<lb/> des Kaisers einzutreten bereit sind, haben Grund, sich zum Kampfe zu rüsten<lb/> gegen rechts und links, um unbeirrt um die augenblickliche Gunst des von<lb/> materieller Begehrlichkeit beherrschten großen Haufens das Banner der Wahr¬<lb/> heit, Gerechtigkeit, Menschen- und Vaterlandsliebe hoch zu halten, bis Ruhe<lb/> und Friede wieder hergestellt sein werden in der Agrarpolitik wie in der<lb/> Sozialpolitik.</p><lb/> <p xml:id="ID_1024"> Lügen haben kurze Beine auch in der Politik. Wie die Arbeiter einsehen<lb/> werden, was das Reich für sie geleistet hat und zu leisten entschlossen ist, wenn<lb/> nur den sozialpolitischen Unruhestiftern das Handwerk gelegt wird, so werden die<lb/> deutschen Landwirte auch anerkennen, daß ihnen Milliarden aus den Taschen<lb/> der Nichtlandwirte seit dem Beginn der heutigen Agrarkrisis im Reich und in<lb/> den Einzelstaaten zugeflossen sind, wenn nur erst den agrarischen Hetzereien<lb/> ein Halt geboten sein wird durch eine wirklich starke Staatsgewalt, den „Fels<lb/> von Erz" der Hohenzollernpolitik, an dem das ostelbische Junkertum früherer<lb/> Zeiten sich, trotz aller Wechselfälle im Kampfe, noch immer die Köpfe blutig<lb/> gestoßen hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1025" next="#ID_1026"> Daß eine geringere Verteuerung des Brotgetreides durch Erhöhung der<lb/> Zölle die Notlage der Landwirte beseitigen werde, ist kaum anzunehmen; die<lb/> Zollerhöhung müßte jedenfalls bedeutend sein. Aber auch dann müßte<lb/> die davon erwartete Steigerung der Grundrente sofort wieder zur Über¬<lb/> schätzung des Grundwerth und zur weitern Überlastung durch Grundschulden<lb/> führen. Die Agrarier haben darin gegen Buchenberger recht, daß nur eine<lb/> staatlich garantirte Rente, nach dem alten Buchwert des Grund und Bodens<lb/> bemessen, sie vor den Abschreibungen bewahren könnte, die sie als ordentliche<lb/> Wirtschafter vornehmen müßten. Graf Posadowsky, Freiherr von Hammer¬<lb/> stein und anch Herr von Miquel werden sich dieser Folgerung auf die<lb/> Dauer nicht entziehen können, ohne die schätzbare Liebe der treuen Bundes¬<lb/> genossen von heute wieder einzubüßen. Und glaubt man wirklich noch<lb/> weiter bestreiten zu können, daß die vielen Millionen Mark jährlich, die die<lb/> Getreidezölle bisher, oder sagen wir auch, bis zu ihrer letzten Ermäßigung<lb/> den Landwirten gebracht haben, nicht von der nichtlandwirtschaftlichen Be¬<lb/> völkerung gezahlt worden seien? Daß der Weltmarktpreis so tief herabging,<lb/> daß trotzdem gegen früher, wenigstens bis 1897, der Konsument weniger zu<lb/> zahlen hatte, als vor dem Zoll, ändert an der Rechnung gar nichts. Und<lb/> wenn in Zukunft höhere Zölle den Landwirten helfen sollen, so muß eben</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0305]
Agrarpolitische Aussichten
Politik des vo ut ach mit den Agrariern zu drängen geeignet ist. Die Flotte
mußten wir haben, selbst um den Kaufpreis eines Sieges der agrarischen
Übergriffe. Der Welthandelspolitik des Kaisers gehört die lange, unabsehbare
Zukunft, dem agrarischen Siege vielleicht ein Jahrzehnt. Aber dieses Jahr¬
zehnt kann in der That sehr traurig werden, und alle einsichtigen Vaterlands¬
freunde, alle königstreuen deutschen Männer, die für die weitsichtige Politik
des Kaisers einzutreten bereit sind, haben Grund, sich zum Kampfe zu rüsten
gegen rechts und links, um unbeirrt um die augenblickliche Gunst des von
materieller Begehrlichkeit beherrschten großen Haufens das Banner der Wahr¬
heit, Gerechtigkeit, Menschen- und Vaterlandsliebe hoch zu halten, bis Ruhe
und Friede wieder hergestellt sein werden in der Agrarpolitik wie in der
Sozialpolitik.
Lügen haben kurze Beine auch in der Politik. Wie die Arbeiter einsehen
werden, was das Reich für sie geleistet hat und zu leisten entschlossen ist, wenn
nur den sozialpolitischen Unruhestiftern das Handwerk gelegt wird, so werden die
deutschen Landwirte auch anerkennen, daß ihnen Milliarden aus den Taschen
der Nichtlandwirte seit dem Beginn der heutigen Agrarkrisis im Reich und in
den Einzelstaaten zugeflossen sind, wenn nur erst den agrarischen Hetzereien
ein Halt geboten sein wird durch eine wirklich starke Staatsgewalt, den „Fels
von Erz" der Hohenzollernpolitik, an dem das ostelbische Junkertum früherer
Zeiten sich, trotz aller Wechselfälle im Kampfe, noch immer die Köpfe blutig
gestoßen hat.
Daß eine geringere Verteuerung des Brotgetreides durch Erhöhung der
Zölle die Notlage der Landwirte beseitigen werde, ist kaum anzunehmen; die
Zollerhöhung müßte jedenfalls bedeutend sein. Aber auch dann müßte
die davon erwartete Steigerung der Grundrente sofort wieder zur Über¬
schätzung des Grundwerth und zur weitern Überlastung durch Grundschulden
führen. Die Agrarier haben darin gegen Buchenberger recht, daß nur eine
staatlich garantirte Rente, nach dem alten Buchwert des Grund und Bodens
bemessen, sie vor den Abschreibungen bewahren könnte, die sie als ordentliche
Wirtschafter vornehmen müßten. Graf Posadowsky, Freiherr von Hammer¬
stein und anch Herr von Miquel werden sich dieser Folgerung auf die
Dauer nicht entziehen können, ohne die schätzbare Liebe der treuen Bundes¬
genossen von heute wieder einzubüßen. Und glaubt man wirklich noch
weiter bestreiten zu können, daß die vielen Millionen Mark jährlich, die die
Getreidezölle bisher, oder sagen wir auch, bis zu ihrer letzten Ermäßigung
den Landwirten gebracht haben, nicht von der nichtlandwirtschaftlichen Be¬
völkerung gezahlt worden seien? Daß der Weltmarktpreis so tief herabging,
daß trotzdem gegen früher, wenigstens bis 1897, der Konsument weniger zu
zahlen hatte, als vor dem Zoll, ändert an der Rechnung gar nichts. Und
wenn in Zukunft höhere Zölle den Landwirten helfen sollen, so muß eben
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