Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.Huxley gegen Rousseau und Henry George damit rascher geht, als es in einem vorausgesetzten kulturlosen Urzustande ge¬ Huxley will den Arbeitslohn aus dem Kapital und nicht aus der Arbeit ') Selbstverständlich ist es in Kulturstaaten nicht den. ersten Besten erlaubt, herumliegende
Kohlenstücke aufzuklauben, man muß sich vom Eigentümer des Feldes die ErlaubmS erbitten "der erkaufen. Im zweiten Falle kommt zum Arbeitslöhne noch die Grundrente und erhöht d°n Warenpreis, Dieser Wert- oder Preiszuschlag entsteht nicht aus irgend welchem Kapital, sei es Natur- oder Gcsellschaftsknpitnl, sondern ganz allein aus einem RechtSverlMtniS, Huxley gegen Rousseau und Henry George damit rascher geht, als es in einem vorausgesetzten kulturlosen Urzustande ge¬ Huxley will den Arbeitslohn aus dem Kapital und nicht aus der Arbeit ') Selbstverständlich ist es in Kulturstaaten nicht den. ersten Besten erlaubt, herumliegende
Kohlenstücke aufzuklauben, man muß sich vom Eigentümer des Feldes die ErlaubmS erbitten «der erkaufen. Im zweiten Falle kommt zum Arbeitslöhne noch die Grundrente und erhöht d°n Warenpreis, Dieser Wert- oder Preiszuschlag entsteht nicht aus irgend welchem Kapital, sei es Natur- oder Gcsellschaftsknpitnl, sondern ganz allein aus einem RechtSverlMtniS, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0027" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/226929"/> <fw type="header" place="top"> Huxley gegen Rousseau und Henry George</fw><lb/> <p xml:id="ID_44" prev="#ID_43"> damit rascher geht, als es in einem vorausgesetzten kulturlosen Urzustande ge¬<lb/> gangen sein könnte.</p><lb/> <p xml:id="ID_45"> Huxley will den Arbeitslohn aus dem Kapital und nicht aus der Arbeit<lb/> entspringen lassen, weil Beeren und Vogeleier Naturkapital sind, ehe sie der<lb/> Mensch einsammelt. Aber das Naturkapital wird eben in allen Füllen als<lb/> selbstverständlich vorausgesetzt und ist gar keine volkswirtschaftliche Kategorie.<lb/> Arbeitslohn des Sammlers sind diese Gegenstände nicht an sich, sondern eben<lb/> nur, wenn er sie sammelt; dadurch, durch die Arbeit des Scimmelns, ver¬<lb/> wandeln sie sich in Arbeitslohn. George hatte gesagt: nichts, was die Natur<lb/> dem Menschen ohne seine Arbeit bietet, ist eine Ware. Huxley wendet dagegen<lb/> ein: „Nach meiner Meinung sind gediegne Metalle, Kohle und Ziegcllehm<lb/> Bergbauerzeuguisse, und ich bin ganz überzeugt, daß mau sie mit Recht Waren<lb/> nennt. Wenn nun aber ein Kohlenlager an der Oberfläche zu Tage tritt und<lb/> also für das bloße Aufheben Kvhlenstücke zu haben sind; oder wenn gediegnes<lb/> Kupfer in massiven Stücken herumliegt; oder wenn Ziegellehm eine Ober¬<lb/> flächenschicht bildet, so scheinen mir diese Dinge dem Menschen doch ohne seine<lb/> Arbeit geboten, ja ihm geradezu aufgedrängt zu sein. Nach Georges Begriffs¬<lb/> bestimmung sind sie darum keine Ware, nach dieser Aufzählung aber sind sie<lb/> es. Ein hübsches Beispiel für einen Widerspruch im Ausdruck." Sollte man<lb/> es für möglich halten, daß ein großer Gelehrter solches Zeug zusammen¬<lb/> schreiben könne? Wenn es irgend ein Beispiel giebt, an dem sich überzeugend<lb/> darthun läßt, daß es Arbeit allein ist, was einem Naturdinge gesellschaftlichen<lb/> Wert verleiht und es zur Ware macht, so ist es das von der Kohle. Kohle,<lb/> die eine Stunde weit von Herrn HuxleyS Ofen auf der Erde herumliegt, ist<lb/> für diesen so wenig vorhanden, wie wenn sie tausend Meter unter der Erde<lb/> oder im Monde steckte. Denn es ist in England so wenig wie bei uns Sitte,<lb/> daß ein Mann von Huxleys Stellung einen Sack und einen Schiebkarren<lb/> nimmt, aufs Feld hinausfährt und Kohlenstücke einsammelt. Auch sein Dienst¬<lb/> mädchen wird es nicht thun mögen, er muß einen Tagelöhner dingen. Wenn<lb/> nun der ortsübliche Tagelohn zwei Mark, der ortsübliche Arbeitstag zwölf<lb/> Stunden beträgt, und der Tagelöhner drei Stunden braucht, um einen zentner¬<lb/> schweren Sack voll Kohlen zu liefern, so kostet dieser Sack Kohlen fünfzig<lb/> Pfennige. Diese fünfzig Pfennige sind der gesellschaftliche Wert eines Zentners<lb/> Kohlen. Und da der Tagelöhner die Kohlen auch aus freien Stücken holen<lb/> und Herrn Huxley zum Kauf anbieten konnte, so sind sie Ware. Beides, den<lb/> Wert und den Warencharakter, haben sie allein durch die Arbeit erhalten. ')</p><lb/> <note xml:id="FID_3" place="foot"> ') Selbstverständlich ist es in Kulturstaaten nicht den. ersten Besten erlaubt, herumliegende<lb/> Kohlenstücke aufzuklauben, man muß sich vom Eigentümer des Feldes die ErlaubmS erbitten<lb/> «der erkaufen. Im zweiten Falle kommt zum Arbeitslöhne noch die Grundrente und erhöht<lb/> d°n Warenpreis, Dieser Wert- oder Preiszuschlag entsteht nicht aus irgend welchem Kapital,<lb/> sei es Natur- oder Gcsellschaftsknpitnl, sondern ganz allein aus einem RechtSverlMtniS,</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0027]
Huxley gegen Rousseau und Henry George
damit rascher geht, als es in einem vorausgesetzten kulturlosen Urzustande ge¬
gangen sein könnte.
Huxley will den Arbeitslohn aus dem Kapital und nicht aus der Arbeit
entspringen lassen, weil Beeren und Vogeleier Naturkapital sind, ehe sie der
Mensch einsammelt. Aber das Naturkapital wird eben in allen Füllen als
selbstverständlich vorausgesetzt und ist gar keine volkswirtschaftliche Kategorie.
Arbeitslohn des Sammlers sind diese Gegenstände nicht an sich, sondern eben
nur, wenn er sie sammelt; dadurch, durch die Arbeit des Scimmelns, ver¬
wandeln sie sich in Arbeitslohn. George hatte gesagt: nichts, was die Natur
dem Menschen ohne seine Arbeit bietet, ist eine Ware. Huxley wendet dagegen
ein: „Nach meiner Meinung sind gediegne Metalle, Kohle und Ziegcllehm
Bergbauerzeuguisse, und ich bin ganz überzeugt, daß mau sie mit Recht Waren
nennt. Wenn nun aber ein Kohlenlager an der Oberfläche zu Tage tritt und
also für das bloße Aufheben Kvhlenstücke zu haben sind; oder wenn gediegnes
Kupfer in massiven Stücken herumliegt; oder wenn Ziegellehm eine Ober¬
flächenschicht bildet, so scheinen mir diese Dinge dem Menschen doch ohne seine
Arbeit geboten, ja ihm geradezu aufgedrängt zu sein. Nach Georges Begriffs¬
bestimmung sind sie darum keine Ware, nach dieser Aufzählung aber sind sie
es. Ein hübsches Beispiel für einen Widerspruch im Ausdruck." Sollte man
es für möglich halten, daß ein großer Gelehrter solches Zeug zusammen¬
schreiben könne? Wenn es irgend ein Beispiel giebt, an dem sich überzeugend
darthun läßt, daß es Arbeit allein ist, was einem Naturdinge gesellschaftlichen
Wert verleiht und es zur Ware macht, so ist es das von der Kohle. Kohle,
die eine Stunde weit von Herrn HuxleyS Ofen auf der Erde herumliegt, ist
für diesen so wenig vorhanden, wie wenn sie tausend Meter unter der Erde
oder im Monde steckte. Denn es ist in England so wenig wie bei uns Sitte,
daß ein Mann von Huxleys Stellung einen Sack und einen Schiebkarren
nimmt, aufs Feld hinausfährt und Kohlenstücke einsammelt. Auch sein Dienst¬
mädchen wird es nicht thun mögen, er muß einen Tagelöhner dingen. Wenn
nun der ortsübliche Tagelohn zwei Mark, der ortsübliche Arbeitstag zwölf
Stunden beträgt, und der Tagelöhner drei Stunden braucht, um einen zentner¬
schweren Sack voll Kohlen zu liefern, so kostet dieser Sack Kohlen fünfzig
Pfennige. Diese fünfzig Pfennige sind der gesellschaftliche Wert eines Zentners
Kohlen. Und da der Tagelöhner die Kohlen auch aus freien Stücken holen
und Herrn Huxley zum Kauf anbieten konnte, so sind sie Ware. Beides, den
Wert und den Warencharakter, haben sie allein durch die Arbeit erhalten. ')
') Selbstverständlich ist es in Kulturstaaten nicht den. ersten Besten erlaubt, herumliegende
Kohlenstücke aufzuklauben, man muß sich vom Eigentümer des Feldes die ErlaubmS erbitten
«der erkaufen. Im zweiten Falle kommt zum Arbeitslöhne noch die Grundrente und erhöht
d°n Warenpreis, Dieser Wert- oder Preiszuschlag entsteht nicht aus irgend welchem Kapital,
sei es Natur- oder Gcsellschaftsknpitnl, sondern ganz allein aus einem RechtSverlMtniS,
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |