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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Drittes Vierteljahr.

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Zum Heimatschutz

er Aufsatz "Heimatschutz" in Ur. 22 und 23 der Grenzboten
enthält viele Gedanken, die den Freund urwüchsiger Landschaft
und natürlicher Entwicklung anheimeln, und sicher ist auch
manches daraus sür das Leben beachtenswert. Der Verfasser
verlangt aber vielfach Dinge, die im praktischen Leben als un¬
berechtigte Zumutungen mit Recht werden abgelehnt werden. Denn alles wirt¬
schaftliche Leben verlangt zu seiner Gesundheit Entwicklung und Fortschritt;
und wo der durch die Verhältnisse gebotne Fortschritt ein Zurücksetzen der
ästhetischen hinter die materiellen Rücksichten verlangt, wird diesen der Vorrang
bleiben müssen. Das soll hier nur vom landwirtschaftlichen Standpunkt aus
an einer von dem Verfasser jenes Aufsatzes besonders gehaßten Maßregel, der
Verkuppelung und Gemeinheitsteilung, gezeigt werden.

Die Verkoppelung und Gemeinheitsteilung ist eine Maßregel, die in
Preußen bald seit einem Jahrhundert eingeführt ist, in vielen Gegenden schon
gänzlich durchgeführt ist, in andern noch mit unendlich viel Mühe und Arbeit
in Angriff genommen wird; der Staat unterhält besondre Beamte und Be¬
hörden dafür, giebt auch jährlich Millionen für die Durchführung und Unter¬
stützung dieser Meliorationen aus. Und er hat seinen guten Grund dazu.
Denn daß der mittlere Bauernstand alle Krisen dieses Jahrhunderts glücklich
überstanden hat, daß er sich wohler und freier fühlt als in frühern Jahr¬
hunderten, daß er auch jetzt wieder trotz schlechter Getreidepreise den Mut nicht
verliert, sondern im großen und ganzen zufriedner ist als der große Besitzer,
das ist zu einem sehr großen Teile den Verkoppelungen und Gemeinheits¬
teilungen zu danken, wenigstens gilt das sür einen großen Teil Preußens.
Sie haben es dem Bauer ermöglicht, ein wirklicher Landwirt zu werden, der


Grenzboten III 1897 7


Zum Heimatschutz

er Aufsatz „Heimatschutz" in Ur. 22 und 23 der Grenzboten
enthält viele Gedanken, die den Freund urwüchsiger Landschaft
und natürlicher Entwicklung anheimeln, und sicher ist auch
manches daraus sür das Leben beachtenswert. Der Verfasser
verlangt aber vielfach Dinge, die im praktischen Leben als un¬
berechtigte Zumutungen mit Recht werden abgelehnt werden. Denn alles wirt¬
schaftliche Leben verlangt zu seiner Gesundheit Entwicklung und Fortschritt;
und wo der durch die Verhältnisse gebotne Fortschritt ein Zurücksetzen der
ästhetischen hinter die materiellen Rücksichten verlangt, wird diesen der Vorrang
bleiben müssen. Das soll hier nur vom landwirtschaftlichen Standpunkt aus
an einer von dem Verfasser jenes Aufsatzes besonders gehaßten Maßregel, der
Verkuppelung und Gemeinheitsteilung, gezeigt werden.

Die Verkoppelung und Gemeinheitsteilung ist eine Maßregel, die in
Preußen bald seit einem Jahrhundert eingeführt ist, in vielen Gegenden schon
gänzlich durchgeführt ist, in andern noch mit unendlich viel Mühe und Arbeit
in Angriff genommen wird; der Staat unterhält besondre Beamte und Be¬
hörden dafür, giebt auch jährlich Millionen für die Durchführung und Unter¬
stützung dieser Meliorationen aus. Und er hat seinen guten Grund dazu.
Denn daß der mittlere Bauernstand alle Krisen dieses Jahrhunderts glücklich
überstanden hat, daß er sich wohler und freier fühlt als in frühern Jahr¬
hunderten, daß er auch jetzt wieder trotz schlechter Getreidepreise den Mut nicht
verliert, sondern im großen und ganzen zufriedner ist als der große Besitzer,
das ist zu einem sehr großen Teile den Verkoppelungen und Gemeinheits¬
teilungen zu danken, wenigstens gilt das sür einen großen Teil Preußens.
Sie haben es dem Bauer ermöglicht, ein wirklicher Landwirt zu werden, der


Grenzboten III 1897 7
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_225585/57>, abgerufen am 29.12.2024.