Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

abseits vom Getriebe des öffentlichen Lebens liegen oder, obwohl räumlich mitten
darin, doch nicht davon berührt werden, und finden wir da rechtschaffne, gute und
edle Menschen, betrachten wir außerdem die in gesunden Verhältnissen aufwachsenden
Kinder und sehen wir, wie gutherzig, wie ehrlich, wie bereit zu jedem Dienste und
jeder Gefälligkeit sie find, so müssen wir den Schluß ziehen: das Böse liegt nicht in
der Menschennatur, sondern in den Verhältnissen. Der Mensch gerät in Lagen, wo
ihm ein über seine Kräfte gehendes Maß von Selbstüberwindung zugemutet wird,
wo er sich uicht anders als durch Schädigung seines Nächsten zu helfen weiß, in
Wirrnisse, die er nicht zu durchschauen vermag, wo für ihn die Möglichkeit aufhört,
Recht und Unrecht zu unterscheiden. Und dieser Zwang zu zweideutigen und zweifel¬
haften, zuletzt zu unzweideutig bösen, zu ungerechten und gemeinen Handlungen wächst
mit der Größe und Zivilisation des Gemeinwesens, dem der einzelne angehört, weil
mit der Größe und der steigenden Zivilisation die Verwicklung wächst, und weil das
Gefühl der Verantwortlichkeit überall da aufhört, wo der einzelne als Mitglied einer
großen Körperschaft oder einer zahlreichen Partei handelt; schon eine Tausendstelverant¬
wortlichkeit ist gar keine mehr, und schon aus diesem Grunde verdirbt die Politik
den Charakter. Es giebt nun freilich Umstände, nnter denen die Größe der voll¬
brachten Thaten und der heroische Charakter der handelnden Personen für die Ein¬
buße an gewöhnlicher Moral und Gemütlichkeit entschädigen, und im allgemeinen
gilt der Satz, daß alle Kulturerrungcnschnften mit Opfern an Menschenglück, an
ästhetischen und moralischen Gütern erkauft werden müssen, und daß die Welt¬
geschichte nun einmal kein Idyll ist. Aber es wäre doch wohl gefehlt, wenn wir die
Unmassen von Menschenglück und Herzensgüte, die vom Kulturfortschritt zermalmt
werden, über dessen glänzenden Leistungen und großartigen Erscheinungen übersehen
und für nichts achten wollten. Bei einem Blick auf die in ihrer Eiswüste abgesperrten
Isländer, die sich in eiuer armen Natur eines großen Reichtums an geistige" Gütern
erfreuen und die ohne Geldreichtum friedlich, zufrieden und glücklich 'leben, bei einem
Blick auf die Schweizer Urkantone, die noch vor wenigen Jahren keine Gefängnisse oder
wenigstens keinen Sträfling im Gefängnisse hatten (auch z. B. in Thun und Um¬
gegend sollen Verbrechen gar nicht vorkommen), kann einen durchaus zivilisirten
und verständigen Menschen der Wunsch anwandeln, die Großstädte und Großstaaten,
die Riesenkapitalien, die Riesenwerkstätten und die Riesenorganisationen für den
Verkehr möchten von der Welt verschwinden. Dieser Wunsch wäre nun freilich
thöricht, keinesweges aber scheint uus der Gedanke thöricht, es könne einmal ein
Zustand eintreten, wo die Kulturgüter mit weniger unangenehmen Zugaben genossen
werden. Jedenfalls halten wir einen Niesenstacit für kein Kulturideal, und wenn
wir Deutschland zu vergrößern wünschen, so geschieht es nicht aus Liebe zu der Form
des Großstaats, sondern weil einmal vorhandne Grvßstanten auch den übrigen
Völkern die Großstaatbildung zur Pflicht der Selbsterhaltung machen. Wären dem
deutscheu Volke ein genügender Arbeits- und Nahrungsspielraum, sowie die Be¬
wahrung seines Volkstums und seiner eigentümlichen Kultur auf andre Weise ge¬
sichert, so hätten nur keinen deutscheu Großstaat und keine weitere Vergrößerung
dieses Staats nötig. Solche Erwägungen führen zu der Vorstellung, es könne
hinter der jetzigen, wahrscheinlich noch lange nicht abgeschlossenen Periode der Groß-
stnatbildnng eine andre anbrechen, wo die Völker, ohne ihre nationalen Eigentüm¬
lichkeiten mifzngebcn, in Frieden mit einander leben und daher der Organisation
des Grvßstaats nicht mehr bedürfen, wo sie daher nnr kleine Gemeinwesen bilden,
in denen weder das Gefühl der persönlichen Verantwortlichkeit noch die Gemütlichkeit
der gegenseitigen Beziehungen verloren geht, und wo die Verbindung dieser kleinen


Maßgebliches und Unmaßgebliches

abseits vom Getriebe des öffentlichen Lebens liegen oder, obwohl räumlich mitten
darin, doch nicht davon berührt werden, und finden wir da rechtschaffne, gute und
edle Menschen, betrachten wir außerdem die in gesunden Verhältnissen aufwachsenden
Kinder und sehen wir, wie gutherzig, wie ehrlich, wie bereit zu jedem Dienste und
jeder Gefälligkeit sie find, so müssen wir den Schluß ziehen: das Böse liegt nicht in
der Menschennatur, sondern in den Verhältnissen. Der Mensch gerät in Lagen, wo
ihm ein über seine Kräfte gehendes Maß von Selbstüberwindung zugemutet wird,
wo er sich uicht anders als durch Schädigung seines Nächsten zu helfen weiß, in
Wirrnisse, die er nicht zu durchschauen vermag, wo für ihn die Möglichkeit aufhört,
Recht und Unrecht zu unterscheiden. Und dieser Zwang zu zweideutigen und zweifel¬
haften, zuletzt zu unzweideutig bösen, zu ungerechten und gemeinen Handlungen wächst
mit der Größe und Zivilisation des Gemeinwesens, dem der einzelne angehört, weil
mit der Größe und der steigenden Zivilisation die Verwicklung wächst, und weil das
Gefühl der Verantwortlichkeit überall da aufhört, wo der einzelne als Mitglied einer
großen Körperschaft oder einer zahlreichen Partei handelt; schon eine Tausendstelverant¬
wortlichkeit ist gar keine mehr, und schon aus diesem Grunde verdirbt die Politik
den Charakter. Es giebt nun freilich Umstände, nnter denen die Größe der voll¬
brachten Thaten und der heroische Charakter der handelnden Personen für die Ein¬
buße an gewöhnlicher Moral und Gemütlichkeit entschädigen, und im allgemeinen
gilt der Satz, daß alle Kulturerrungcnschnften mit Opfern an Menschenglück, an
ästhetischen und moralischen Gütern erkauft werden müssen, und daß die Welt¬
geschichte nun einmal kein Idyll ist. Aber es wäre doch wohl gefehlt, wenn wir die
Unmassen von Menschenglück und Herzensgüte, die vom Kulturfortschritt zermalmt
werden, über dessen glänzenden Leistungen und großartigen Erscheinungen übersehen
und für nichts achten wollten. Bei einem Blick auf die in ihrer Eiswüste abgesperrten
Isländer, die sich in eiuer armen Natur eines großen Reichtums an geistige» Gütern
erfreuen und die ohne Geldreichtum friedlich, zufrieden und glücklich 'leben, bei einem
Blick auf die Schweizer Urkantone, die noch vor wenigen Jahren keine Gefängnisse oder
wenigstens keinen Sträfling im Gefängnisse hatten (auch z. B. in Thun und Um¬
gegend sollen Verbrechen gar nicht vorkommen), kann einen durchaus zivilisirten
und verständigen Menschen der Wunsch anwandeln, die Großstädte und Großstaaten,
die Riesenkapitalien, die Riesenwerkstätten und die Riesenorganisationen für den
Verkehr möchten von der Welt verschwinden. Dieser Wunsch wäre nun freilich
thöricht, keinesweges aber scheint uus der Gedanke thöricht, es könne einmal ein
Zustand eintreten, wo die Kulturgüter mit weniger unangenehmen Zugaben genossen
werden. Jedenfalls halten wir einen Niesenstacit für kein Kulturideal, und wenn
wir Deutschland zu vergrößern wünschen, so geschieht es nicht aus Liebe zu der Form
des Großstaats, sondern weil einmal vorhandne Grvßstanten auch den übrigen
Völkern die Großstaatbildung zur Pflicht der Selbsterhaltung machen. Wären dem
deutscheu Volke ein genügender Arbeits- und Nahrungsspielraum, sowie die Be¬
wahrung seines Volkstums und seiner eigentümlichen Kultur auf andre Weise ge¬
sichert, so hätten nur keinen deutscheu Großstaat und keine weitere Vergrößerung
dieses Staats nötig. Solche Erwägungen führen zu der Vorstellung, es könne
hinter der jetzigen, wahrscheinlich noch lange nicht abgeschlossenen Periode der Groß-
stnatbildnng eine andre anbrechen, wo die Völker, ohne ihre nationalen Eigentüm¬
lichkeiten mifzngebcn, in Frieden mit einander leben und daher der Organisation
des Grvßstaats nicht mehr bedürfen, wo sie daher nnr kleine Gemeinwesen bilden,
in denen weder das Gefühl der persönlichen Verantwortlichkeit noch die Gemütlichkeit
der gegenseitigen Beziehungen verloren geht, und wo die Verbindung dieser kleinen


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0499" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/225427"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1613" prev="#ID_1612" next="#ID_1614"> abseits vom Getriebe des öffentlichen Lebens liegen oder, obwohl räumlich mitten<lb/>
darin, doch nicht davon berührt werden, und finden wir da rechtschaffne, gute und<lb/>
edle Menschen, betrachten wir außerdem die in gesunden Verhältnissen aufwachsenden<lb/>
Kinder und sehen wir, wie gutherzig, wie ehrlich, wie bereit zu jedem Dienste und<lb/>
jeder Gefälligkeit sie find, so müssen wir den Schluß ziehen: das Böse liegt nicht in<lb/>
der Menschennatur, sondern in den Verhältnissen. Der Mensch gerät in Lagen, wo<lb/>
ihm ein über seine Kräfte gehendes Maß von Selbstüberwindung zugemutet wird,<lb/>
wo er sich uicht anders als durch Schädigung seines Nächsten zu helfen weiß, in<lb/>
Wirrnisse, die er nicht zu durchschauen vermag, wo für ihn die Möglichkeit aufhört,<lb/>
Recht und Unrecht zu unterscheiden. Und dieser Zwang zu zweideutigen und zweifel¬<lb/>
haften, zuletzt zu unzweideutig bösen, zu ungerechten und gemeinen Handlungen wächst<lb/>
mit der Größe und Zivilisation des Gemeinwesens, dem der einzelne angehört, weil<lb/>
mit der Größe und der steigenden Zivilisation die Verwicklung wächst, und weil das<lb/>
Gefühl der Verantwortlichkeit überall da aufhört, wo der einzelne als Mitglied einer<lb/>
großen Körperschaft oder einer zahlreichen Partei handelt; schon eine Tausendstelverant¬<lb/>
wortlichkeit ist gar keine mehr, und schon aus diesem Grunde verdirbt die Politik<lb/>
den Charakter. Es giebt nun freilich Umstände, nnter denen die Größe der voll¬<lb/>
brachten Thaten und der heroische Charakter der handelnden Personen für die Ein¬<lb/>
buße an gewöhnlicher Moral und Gemütlichkeit entschädigen, und im allgemeinen<lb/>
gilt der Satz, daß alle Kulturerrungcnschnften mit Opfern an Menschenglück, an<lb/>
ästhetischen und moralischen Gütern erkauft werden müssen, und daß die Welt¬<lb/>
geschichte nun einmal kein Idyll ist. Aber es wäre doch wohl gefehlt, wenn wir die<lb/>
Unmassen von Menschenglück und Herzensgüte, die vom Kulturfortschritt zermalmt<lb/>
werden, über dessen glänzenden Leistungen und großartigen Erscheinungen übersehen<lb/>
und für nichts achten wollten. Bei einem Blick auf die in ihrer Eiswüste abgesperrten<lb/>
Isländer, die sich in eiuer armen Natur eines großen Reichtums an geistige» Gütern<lb/>
erfreuen und die ohne Geldreichtum friedlich, zufrieden und glücklich 'leben, bei einem<lb/>
Blick auf die Schweizer Urkantone, die noch vor wenigen Jahren keine Gefängnisse oder<lb/>
wenigstens keinen Sträfling im Gefängnisse hatten (auch z. B. in Thun und Um¬<lb/>
gegend sollen Verbrechen gar nicht vorkommen), kann einen durchaus zivilisirten<lb/>
und verständigen Menschen der Wunsch anwandeln, die Großstädte und Großstaaten,<lb/>
die Riesenkapitalien, die Riesenwerkstätten und die Riesenorganisationen für den<lb/>
Verkehr möchten von der Welt verschwinden. Dieser Wunsch wäre nun freilich<lb/>
thöricht, keinesweges aber scheint uus der Gedanke thöricht, es könne einmal ein<lb/>
Zustand eintreten, wo die Kulturgüter mit weniger unangenehmen Zugaben genossen<lb/>
werden. Jedenfalls halten wir einen Niesenstacit für kein Kulturideal, und wenn<lb/>
wir Deutschland zu vergrößern wünschen, so geschieht es nicht aus Liebe zu der Form<lb/>
des Großstaats, sondern weil einmal vorhandne Grvßstanten auch den übrigen<lb/>
Völkern die Großstaatbildung zur Pflicht der Selbsterhaltung machen. Wären dem<lb/>
deutscheu Volke ein genügender Arbeits- und Nahrungsspielraum, sowie die Be¬<lb/>
wahrung seines Volkstums und seiner eigentümlichen Kultur auf andre Weise ge¬<lb/>
sichert, so hätten nur keinen deutscheu Großstaat und keine weitere Vergrößerung<lb/>
dieses Staats nötig. Solche Erwägungen führen zu der Vorstellung, es könne<lb/>
hinter der jetzigen, wahrscheinlich noch lange nicht abgeschlossenen Periode der Groß-<lb/>
stnatbildnng eine andre anbrechen, wo die Völker, ohne ihre nationalen Eigentüm¬<lb/>
lichkeiten mifzngebcn, in Frieden mit einander leben und daher der Organisation<lb/>
des Grvßstaats nicht mehr bedürfen, wo sie daher nnr kleine Gemeinwesen bilden,<lb/>
in denen weder das Gefühl der persönlichen Verantwortlichkeit noch die Gemütlichkeit<lb/>
der gegenseitigen Beziehungen verloren geht, und wo die Verbindung dieser kleinen</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0499] Maßgebliches und Unmaßgebliches abseits vom Getriebe des öffentlichen Lebens liegen oder, obwohl räumlich mitten darin, doch nicht davon berührt werden, und finden wir da rechtschaffne, gute und edle Menschen, betrachten wir außerdem die in gesunden Verhältnissen aufwachsenden Kinder und sehen wir, wie gutherzig, wie ehrlich, wie bereit zu jedem Dienste und jeder Gefälligkeit sie find, so müssen wir den Schluß ziehen: das Böse liegt nicht in der Menschennatur, sondern in den Verhältnissen. Der Mensch gerät in Lagen, wo ihm ein über seine Kräfte gehendes Maß von Selbstüberwindung zugemutet wird, wo er sich uicht anders als durch Schädigung seines Nächsten zu helfen weiß, in Wirrnisse, die er nicht zu durchschauen vermag, wo für ihn die Möglichkeit aufhört, Recht und Unrecht zu unterscheiden. Und dieser Zwang zu zweideutigen und zweifel¬ haften, zuletzt zu unzweideutig bösen, zu ungerechten und gemeinen Handlungen wächst mit der Größe und Zivilisation des Gemeinwesens, dem der einzelne angehört, weil mit der Größe und der steigenden Zivilisation die Verwicklung wächst, und weil das Gefühl der Verantwortlichkeit überall da aufhört, wo der einzelne als Mitglied einer großen Körperschaft oder einer zahlreichen Partei handelt; schon eine Tausendstelverant¬ wortlichkeit ist gar keine mehr, und schon aus diesem Grunde verdirbt die Politik den Charakter. Es giebt nun freilich Umstände, nnter denen die Größe der voll¬ brachten Thaten und der heroische Charakter der handelnden Personen für die Ein¬ buße an gewöhnlicher Moral und Gemütlichkeit entschädigen, und im allgemeinen gilt der Satz, daß alle Kulturerrungcnschnften mit Opfern an Menschenglück, an ästhetischen und moralischen Gütern erkauft werden müssen, und daß die Welt¬ geschichte nun einmal kein Idyll ist. Aber es wäre doch wohl gefehlt, wenn wir die Unmassen von Menschenglück und Herzensgüte, die vom Kulturfortschritt zermalmt werden, über dessen glänzenden Leistungen und großartigen Erscheinungen übersehen und für nichts achten wollten. Bei einem Blick auf die in ihrer Eiswüste abgesperrten Isländer, die sich in eiuer armen Natur eines großen Reichtums an geistige» Gütern erfreuen und die ohne Geldreichtum friedlich, zufrieden und glücklich 'leben, bei einem Blick auf die Schweizer Urkantone, die noch vor wenigen Jahren keine Gefängnisse oder wenigstens keinen Sträfling im Gefängnisse hatten (auch z. B. in Thun und Um¬ gegend sollen Verbrechen gar nicht vorkommen), kann einen durchaus zivilisirten und verständigen Menschen der Wunsch anwandeln, die Großstädte und Großstaaten, die Riesenkapitalien, die Riesenwerkstätten und die Riesenorganisationen für den Verkehr möchten von der Welt verschwinden. Dieser Wunsch wäre nun freilich thöricht, keinesweges aber scheint uus der Gedanke thöricht, es könne einmal ein Zustand eintreten, wo die Kulturgüter mit weniger unangenehmen Zugaben genossen werden. Jedenfalls halten wir einen Niesenstacit für kein Kulturideal, und wenn wir Deutschland zu vergrößern wünschen, so geschieht es nicht aus Liebe zu der Form des Großstaats, sondern weil einmal vorhandne Grvßstanten auch den übrigen Völkern die Großstaatbildung zur Pflicht der Selbsterhaltung machen. Wären dem deutscheu Volke ein genügender Arbeits- und Nahrungsspielraum, sowie die Be¬ wahrung seines Volkstums und seiner eigentümlichen Kultur auf andre Weise ge¬ sichert, so hätten nur keinen deutscheu Großstaat und keine weitere Vergrößerung dieses Staats nötig. Solche Erwägungen führen zu der Vorstellung, es könne hinter der jetzigen, wahrscheinlich noch lange nicht abgeschlossenen Periode der Groß- stnatbildnng eine andre anbrechen, wo die Völker, ohne ihre nationalen Eigentüm¬ lichkeiten mifzngebcn, in Frieden mit einander leben und daher der Organisation des Grvßstaats nicht mehr bedürfen, wo sie daher nnr kleine Gemeinwesen bilden, in denen weder das Gefühl der persönlichen Verantwortlichkeit noch die Gemütlichkeit der gegenseitigen Beziehungen verloren geht, und wo die Verbindung dieser kleinen

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224927
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224927/499
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224927/499>, abgerufen am 23.07.2024.