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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Zweites Vierteljahr.

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Diese Darstellung ist unrichtig. Eine ähnliche Notiz hat nach dem Besuche
im Altkatholischen Boten nicht gestanden. Dagegen brachte dieses Blatt vier
Wochen vorher folgende Korrespondenz aus Offenburg: "Die Schwerhörigkeit
unsers Herrn Pfarrer Jentsch hat sich im letzten Jahre so verschlimmert, daß
er keinen Unterricht mehr geben und in der Seelsorge, Gottesdienst und Predigt
etwa ausgenommen, nicht länger thätig sein kann. Er ist daher genötigt, sich
ausschließlich der litterarischen Thätigkeit zu widmen und sich zu diesem Zweck
nach München zu begeben. Die hiesige Pfarrei ist sofort anderweit zu be¬
setzen. Nähere Auskunft erteilt der Kirchenvorstand. Notar Serger in Offen¬
burg." Die damalige Schwerhörigkeit wird auch von Jentsch selbst S. 235
der Grenzboten vom 4. Februar d. I. konstatirt.

5. Karl Jentsch behauptet weiter: "Jntlekofer schrieb mir entrüstet, er
habe einen für mich sehr ehrenvollen Bericht eingeschickt, den habe Ricks in den
Papierkorb geworfen, Ricks aber beschwerte sich in einem Briefe an mich über
die Osfenburger. die so unverschämt seien, daß sie ihm Vorschriften darüber
machen wollten, was er in fein Blatt aufzunehmen habe. Wie Jntlekofers
Bericht gelautet haben mag, konnte ich aus dem entnehmen, den er an den
Merkur schickte; der war so überschwänglich, daß mir der Anstand verbot, ihn
in mein eignes Blatt aufzunehmen, obwohl es nicht als das meine galt, da
Meßner vor wie nach als Redakteur zeichnete. So erfuhr die Welt weiter
nichts von mir, als was Ricks in seinen Boten gesetzt hatte, und das konnte
mir sehr hinderlich werden, wenn ich es noch einmal mit der Seelsorge ver¬
suchen wollte."

All diese Mitteilungen sind, so weit sie mich belasten, von A bis Z un¬
wahr. Unmittelbar nach dem Besuche des Herrn Karl Jentsch bei mir brachte
der Altkatholische Bote am 27. Januar 1877 aus der Feder des Direktors
Jntlekofer in Offenburg folgenden "überschwänglichen" Artikel: "Unsre alt¬
katholische Gemeinde ist für einige Zeit ohne Pastoration. Herr Pfarrer Jentsch
ist mit Anfang dieser Woche nach München übergesiedelt. Bei seinem Scheiden
zeigte es sich so recht lebhaft, wie er sich die allgemeine Verehrung und Liebe
gewonnen. In der Gemeindeversammlung und bei einem ihm zu Ehren ver¬
anstalteten, sehr zahlreich besuchten Abschiedsesseu wurde dem gegenseitigen
Gefühle Ausdruck gegeben. Ein Nachruf im Ortenauer Boten hebt mit Recht
seine Begabung, sein vielseitiges Wissen, seinen tadellosen Wandel und seine
Herzensgüte, die begeisterte Hingabe an seinen Seelsorgerberuf und sein Pre¬
diger- und Rednertalent hervor. Wir werden ihn schwer vermissen und
wünschen uns einen Nachfolger, der mit gleichem Eifer den ausgestreuten
Samen in seine Obhut und Pflege nehme."

Daraus geht hervor, daß ich ihm nicht hinderlich gewesen bin, um es
noch einmal mit der Seelsorge zu versuchen.

6. Die weitern Behauptungen von Karl Jentsch, daß ich ihm "in den


Grenzboten II 1897 50
Berichtigung

Diese Darstellung ist unrichtig. Eine ähnliche Notiz hat nach dem Besuche
im Altkatholischen Boten nicht gestanden. Dagegen brachte dieses Blatt vier
Wochen vorher folgende Korrespondenz aus Offenburg: „Die Schwerhörigkeit
unsers Herrn Pfarrer Jentsch hat sich im letzten Jahre so verschlimmert, daß
er keinen Unterricht mehr geben und in der Seelsorge, Gottesdienst und Predigt
etwa ausgenommen, nicht länger thätig sein kann. Er ist daher genötigt, sich
ausschließlich der litterarischen Thätigkeit zu widmen und sich zu diesem Zweck
nach München zu begeben. Die hiesige Pfarrei ist sofort anderweit zu be¬
setzen. Nähere Auskunft erteilt der Kirchenvorstand. Notar Serger in Offen¬
burg." Die damalige Schwerhörigkeit wird auch von Jentsch selbst S. 235
der Grenzboten vom 4. Februar d. I. konstatirt.

5. Karl Jentsch behauptet weiter: „Jntlekofer schrieb mir entrüstet, er
habe einen für mich sehr ehrenvollen Bericht eingeschickt, den habe Ricks in den
Papierkorb geworfen, Ricks aber beschwerte sich in einem Briefe an mich über
die Osfenburger. die so unverschämt seien, daß sie ihm Vorschriften darüber
machen wollten, was er in fein Blatt aufzunehmen habe. Wie Jntlekofers
Bericht gelautet haben mag, konnte ich aus dem entnehmen, den er an den
Merkur schickte; der war so überschwänglich, daß mir der Anstand verbot, ihn
in mein eignes Blatt aufzunehmen, obwohl es nicht als das meine galt, da
Meßner vor wie nach als Redakteur zeichnete. So erfuhr die Welt weiter
nichts von mir, als was Ricks in seinen Boten gesetzt hatte, und das konnte
mir sehr hinderlich werden, wenn ich es noch einmal mit der Seelsorge ver¬
suchen wollte."

All diese Mitteilungen sind, so weit sie mich belasten, von A bis Z un¬
wahr. Unmittelbar nach dem Besuche des Herrn Karl Jentsch bei mir brachte
der Altkatholische Bote am 27. Januar 1877 aus der Feder des Direktors
Jntlekofer in Offenburg folgenden „überschwänglichen" Artikel: „Unsre alt¬
katholische Gemeinde ist für einige Zeit ohne Pastoration. Herr Pfarrer Jentsch
ist mit Anfang dieser Woche nach München übergesiedelt. Bei seinem Scheiden
zeigte es sich so recht lebhaft, wie er sich die allgemeine Verehrung und Liebe
gewonnen. In der Gemeindeversammlung und bei einem ihm zu Ehren ver¬
anstalteten, sehr zahlreich besuchten Abschiedsesseu wurde dem gegenseitigen
Gefühle Ausdruck gegeben. Ein Nachruf im Ortenauer Boten hebt mit Recht
seine Begabung, sein vielseitiges Wissen, seinen tadellosen Wandel und seine
Herzensgüte, die begeisterte Hingabe an seinen Seelsorgerberuf und sein Pre¬
diger- und Rednertalent hervor. Wir werden ihn schwer vermissen und
wünschen uns einen Nachfolger, der mit gleichem Eifer den ausgestreuten
Samen in seine Obhut und Pflege nehme."

Daraus geht hervor, daß ich ihm nicht hinderlich gewesen bin, um es
noch einmal mit der Seelsorge zu versuchen.

6. Die weitern Behauptungen von Karl Jentsch, daß ich ihm „in den


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[0401] Berichtigung Diese Darstellung ist unrichtig. Eine ähnliche Notiz hat nach dem Besuche im Altkatholischen Boten nicht gestanden. Dagegen brachte dieses Blatt vier Wochen vorher folgende Korrespondenz aus Offenburg: „Die Schwerhörigkeit unsers Herrn Pfarrer Jentsch hat sich im letzten Jahre so verschlimmert, daß er keinen Unterricht mehr geben und in der Seelsorge, Gottesdienst und Predigt etwa ausgenommen, nicht länger thätig sein kann. Er ist daher genötigt, sich ausschließlich der litterarischen Thätigkeit zu widmen und sich zu diesem Zweck nach München zu begeben. Die hiesige Pfarrei ist sofort anderweit zu be¬ setzen. Nähere Auskunft erteilt der Kirchenvorstand. Notar Serger in Offen¬ burg." Die damalige Schwerhörigkeit wird auch von Jentsch selbst S. 235 der Grenzboten vom 4. Februar d. I. konstatirt. 5. Karl Jentsch behauptet weiter: „Jntlekofer schrieb mir entrüstet, er habe einen für mich sehr ehrenvollen Bericht eingeschickt, den habe Ricks in den Papierkorb geworfen, Ricks aber beschwerte sich in einem Briefe an mich über die Osfenburger. die so unverschämt seien, daß sie ihm Vorschriften darüber machen wollten, was er in fein Blatt aufzunehmen habe. Wie Jntlekofers Bericht gelautet haben mag, konnte ich aus dem entnehmen, den er an den Merkur schickte; der war so überschwänglich, daß mir der Anstand verbot, ihn in mein eignes Blatt aufzunehmen, obwohl es nicht als das meine galt, da Meßner vor wie nach als Redakteur zeichnete. So erfuhr die Welt weiter nichts von mir, als was Ricks in seinen Boten gesetzt hatte, und das konnte mir sehr hinderlich werden, wenn ich es noch einmal mit der Seelsorge ver¬ suchen wollte." All diese Mitteilungen sind, so weit sie mich belasten, von A bis Z un¬ wahr. Unmittelbar nach dem Besuche des Herrn Karl Jentsch bei mir brachte der Altkatholische Bote am 27. Januar 1877 aus der Feder des Direktors Jntlekofer in Offenburg folgenden „überschwänglichen" Artikel: „Unsre alt¬ katholische Gemeinde ist für einige Zeit ohne Pastoration. Herr Pfarrer Jentsch ist mit Anfang dieser Woche nach München übergesiedelt. Bei seinem Scheiden zeigte es sich so recht lebhaft, wie er sich die allgemeine Verehrung und Liebe gewonnen. In der Gemeindeversammlung und bei einem ihm zu Ehren ver¬ anstalteten, sehr zahlreich besuchten Abschiedsesseu wurde dem gegenseitigen Gefühle Ausdruck gegeben. Ein Nachruf im Ortenauer Boten hebt mit Recht seine Begabung, sein vielseitiges Wissen, seinen tadellosen Wandel und seine Herzensgüte, die begeisterte Hingabe an seinen Seelsorgerberuf und sein Pre¬ diger- und Rednertalent hervor. Wir werden ihn schwer vermissen und wünschen uns einen Nachfolger, der mit gleichem Eifer den ausgestreuten Samen in seine Obhut und Pflege nehme." Daraus geht hervor, daß ich ihm nicht hinderlich gewesen bin, um es noch einmal mit der Seelsorge zu versuchen. 6. Die weitern Behauptungen von Karl Jentsch, daß ich ihm „in den Grenzboten II 1897 50

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224927/401>, abgerufen am 23.07.2024.