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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Zweites Vierteljahr.

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(Lecil Rhodos
V k^ugo Bartels on

meer den Engländern, die zu Anfang der siebziger Jahre von
Diamantenfieber ergriffen wurden und die Entbehrungen eines
harten Lebens in Colesberg Kopje, wo jetzt Kimberleh steht,
nicht scheuten, in der Hoffnung, einen zweiten Kohinoor zu finden,
war ein junger Mann von weniger als zwanzig Jahren, der
Sohn eines Geistlichen zu Bishops Stortford in Hertfordshire. Er unterschied
sich in nichts von seinen Genossen, hatte wenig Mittel, lebte einfach und
sortirte die gefundnen Steine mit eignen Händen. Fünfzehn Jahre später
aber war er der reichste Mann in Afrika, und jetzt ist er nicht nur der be¬
rühmteste, sondern anch der berüchtigtste Mann des schwarzen Kontinents.
Der junge Diamantensucher war Cecil Rhodes.

Gegenwärtig unterliegt sein Verhalten und das der südafrikanischen Ge¬
sellschaft der Untersuchung eines besondern Parlamentsausschusses, aber man
kaun mit Sicherheit sagen, daß er keine harten Richter finden wird, und das¬
selbe gilt von der Gesellschaft, die er ins Leben gerufen hat, der er ihre Be¬
deutung gegeben hat, und deren Seele er noch immer ist, trotz seines Rücktritts
von dem leitenden Posten. Die große Masse des englischen Volks erkennt
in ihm einen nationalen Heros, und die meisten Mitglieder des Ausschusses
werden sich ihrer Eigenschaft als Volksvertreter zu sehr bewußt sein, als daß
sie gegen die von der Presse bearbeitete öffentliche Meinung stimmen sollten.
Ein Mann, der Königreiche erobert, kann kein Verbrecher sein, und Cecil
Rhodes ist der ungekrönte König, der Napoleon von Afrika und, was am
meisten ins Gewicht fällt, auch der Diamantenkönig und ein Krösus. Von
seiner Zukunft hangt ferner das.Gedeihen der südafrikanischen Gesellschaft


Grenzboten II 1897 21


(Lecil Rhodos
V k^ugo Bartels on

meer den Engländern, die zu Anfang der siebziger Jahre von
Diamantenfieber ergriffen wurden und die Entbehrungen eines
harten Lebens in Colesberg Kopje, wo jetzt Kimberleh steht,
nicht scheuten, in der Hoffnung, einen zweiten Kohinoor zu finden,
war ein junger Mann von weniger als zwanzig Jahren, der
Sohn eines Geistlichen zu Bishops Stortford in Hertfordshire. Er unterschied
sich in nichts von seinen Genossen, hatte wenig Mittel, lebte einfach und
sortirte die gefundnen Steine mit eignen Händen. Fünfzehn Jahre später
aber war er der reichste Mann in Afrika, und jetzt ist er nicht nur der be¬
rühmteste, sondern anch der berüchtigtste Mann des schwarzen Kontinents.
Der junge Diamantensucher war Cecil Rhodes.

Gegenwärtig unterliegt sein Verhalten und das der südafrikanischen Ge¬
sellschaft der Untersuchung eines besondern Parlamentsausschusses, aber man
kaun mit Sicherheit sagen, daß er keine harten Richter finden wird, und das¬
selbe gilt von der Gesellschaft, die er ins Leben gerufen hat, der er ihre Be¬
deutung gegeben hat, und deren Seele er noch immer ist, trotz seines Rücktritts
von dem leitenden Posten. Die große Masse des englischen Volks erkennt
in ihm einen nationalen Heros, und die meisten Mitglieder des Ausschusses
werden sich ihrer Eigenschaft als Volksvertreter zu sehr bewußt sein, als daß
sie gegen die von der Presse bearbeitete öffentliche Meinung stimmen sollten.
Ein Mann, der Königreiche erobert, kann kein Verbrecher sein, und Cecil
Rhodes ist der ungekrönte König, der Napoleon von Afrika und, was am
meisten ins Gewicht fällt, auch der Diamantenkönig und ein Krösus. Von
seiner Zukunft hangt ferner das.Gedeihen der südafrikanischen Gesellschaft


Grenzboten II 1897 21
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[0169] [Abbildung] (Lecil Rhodos V k^ugo Bartels on meer den Engländern, die zu Anfang der siebziger Jahre von Diamantenfieber ergriffen wurden und die Entbehrungen eines harten Lebens in Colesberg Kopje, wo jetzt Kimberleh steht, nicht scheuten, in der Hoffnung, einen zweiten Kohinoor zu finden, war ein junger Mann von weniger als zwanzig Jahren, der Sohn eines Geistlichen zu Bishops Stortford in Hertfordshire. Er unterschied sich in nichts von seinen Genossen, hatte wenig Mittel, lebte einfach und sortirte die gefundnen Steine mit eignen Händen. Fünfzehn Jahre später aber war er der reichste Mann in Afrika, und jetzt ist er nicht nur der be¬ rühmteste, sondern anch der berüchtigtste Mann des schwarzen Kontinents. Der junge Diamantensucher war Cecil Rhodes. Gegenwärtig unterliegt sein Verhalten und das der südafrikanischen Ge¬ sellschaft der Untersuchung eines besondern Parlamentsausschusses, aber man kaun mit Sicherheit sagen, daß er keine harten Richter finden wird, und das¬ selbe gilt von der Gesellschaft, die er ins Leben gerufen hat, der er ihre Be¬ deutung gegeben hat, und deren Seele er noch immer ist, trotz seines Rücktritts von dem leitenden Posten. Die große Masse des englischen Volks erkennt in ihm einen nationalen Heros, und die meisten Mitglieder des Ausschusses werden sich ihrer Eigenschaft als Volksvertreter zu sehr bewußt sein, als daß sie gegen die von der Presse bearbeitete öffentliche Meinung stimmen sollten. Ein Mann, der Königreiche erobert, kann kein Verbrecher sein, und Cecil Rhodes ist der ungekrönte König, der Napoleon von Afrika und, was am meisten ins Gewicht fällt, auch der Diamantenkönig und ein Krösus. Von seiner Zukunft hangt ferner das.Gedeihen der südafrikanischen Gesellschaft Grenzboten II 1897 21

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224927/169>, abgerufen am 23.07.2024.