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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

zu Schanden werden soll, tels bekümmert, wie es scheint, den freisinnigen dentschen
Kaufmann keinen Augenblick. Wie kann man im Ernst behaupten, daß dieses Ziel
zusammenfalle mit einer Gleichstellung der deutschen Seemacht mit der französischen
oder gar mit der englischen? Wer denkt daran in maßgebenden deutschen Kreisen?
Nur mit der agrarisch-kleinstantlichcu Idee von der Küsteuverteidiguug müssen wir
brechen, und von dn bis zur "erstklassiger" Seemacht neben England und selbst
ueben Frankreich ist noch ein sehr weiter Weg. Auch das ist doch nicht zu ver¬
gessen, daß unsre Verbündeten, Österreich wie Italien, uns zur See wenig oder
nichts helfen. Das führt zu der ungesunden Abhängigkeit von England, dieses
größten, erbittertsten Gegners des dentschen Handels, solange wir mit dem Rache¬
kriege Frankreichs rechnen müssen. Oder verfängt bei den freisinnigen Kaufleuten
wirklich noch immer die lächerliche Schlußfolgerung, daß für jedes neue deutsche
Panzerschiff von den übrigen Seemächten zwei oder drei solche gebaut, unsre Flotten-
aufwcndungen mithin zum Fenster hinausgeworfen sein würden? Diese "Schraube
ohne Ende" ist ja ein ganz famoses Schlagwort für alle Fälle, aber weil es eben
auf alles paßt, was Deutschland zum Schutz des Friedens und zur Förderung seines
Handels thut zu Wasser wie zu Lande, sollte es der Kaufmann, der den Kon¬
kurrenzkampf gewohnt ist, als absurd erkennen. Jedenfalls ist es für den Gegner
sehr viel unbequemer, eine starke Flotte gegen uus aufbieten zu müssen als einige
Schiffe, und die Versicherung gegen die Kriegsgefahr, auf die es doch bei unsrer
Wehrkraft vor allem ankommt, wird dann erst wertvoll. Es wird auch für den
Abschluß neuer Handelsverträge, das sollten sich die Herren von der Kaufmannschaft
gesagt sein lassen, recht wertvoll sein, wenn bis dahin mit der Doktrin vom bloßen
Küstenschutz in den Köpfen des dentschen Handels endgiltig aufgeräumt ist.

Der freisinnige Haupttrnmpf bleibt natürlich der Kostenpunkt. Wir kennen
unsre Kaufleute zu gut, um nicht zu wissen, daß thuen in Wirklichkeit damit gar
nicht imponirt wird, wenn sie anch andern vielleicht damit gelegentlich imponiren
wollen. Der Hamburger Aufstand hat nach den Berechnungen seiner Gönner in
die Hunderte von Millionen Schaden gebracht. Was würde wohl dem deutschen
Volke durch eine Blockade verloren gehen, unmittelbar und mittelbar? Aber das
wissen die Kaufleute alles viel besser als wir, ebenso wie sie es besser wissen, wie
wenig unsre Volkswirtschaft durch griechische und portugiesische Verluste ruinirt
worden ist, obgleich damit eine ganze stattliche Flotte zum Fenster hinausgeworfen
worden ist. Unsre Kaufleute wissen auch am beste", daß es eitel Spiegelfechterei
ist, deu Ruin unsrer Finanzen zu prophezeien für den Fall, daß man einige schleunige
Schiffsbauten aus Anleihen zu bezahlen genötigt sein sollte, und daß ein Aufschub,
um das zu vermeiden, leicht das weit schlechtere Geschäft sein könnte. Es lohnt
wahrlich nicht, über diese Einwendungen noch ein Wort zu verlieren.

Es ist in ziemlich weitem Maße üblich geworden, die unverständige -- man
pflegt auch zu sagen: unpatriotische -- Haltung des deutschen Handelsstandes in
solchen Fragen, überhaupt seinen orthodoxen "Freisinn," unsern jüdischen Mitbürgern
in die Schuhe zu schieben. Die Kaufmannschaft ist verjudet, sagt man, und da ist eine
patriotisch weitsichtige Politik nicht mehr möglich. Leider habe" unsre Juden dazu
reichlich Veranlassung gegeben. Die heutige Generation der reichen jüdischen Kauf¬
leute, die den Ton unter ihren Glaubensgenossen durchaus angeben, ist leider noch
belastet mit einer verhältnismäßig großen Anzahl der widerlichen Emporkömmlinge
mit ausschließlicher Börsenerziehung, Chuikeru unes jeder Richtung, ohne Liebe zur
Heimat, ohne Pietät gegen das Elternhaus, wie sie die zweite Hälfte des Jahr¬
hunderts ja auch unter den christlichen Dentschen gerade genug gezüchtet hat. Nichts


Maßgebliches und Unmaßgebliches

zu Schanden werden soll, tels bekümmert, wie es scheint, den freisinnigen dentschen
Kaufmann keinen Augenblick. Wie kann man im Ernst behaupten, daß dieses Ziel
zusammenfalle mit einer Gleichstellung der deutschen Seemacht mit der französischen
oder gar mit der englischen? Wer denkt daran in maßgebenden deutschen Kreisen?
Nur mit der agrarisch-kleinstantlichcu Idee von der Küsteuverteidiguug müssen wir
brechen, und von dn bis zur „erstklassiger" Seemacht neben England und selbst
ueben Frankreich ist noch ein sehr weiter Weg. Auch das ist doch nicht zu ver¬
gessen, daß unsre Verbündeten, Österreich wie Italien, uns zur See wenig oder
nichts helfen. Das führt zu der ungesunden Abhängigkeit von England, dieses
größten, erbittertsten Gegners des dentschen Handels, solange wir mit dem Rache¬
kriege Frankreichs rechnen müssen. Oder verfängt bei den freisinnigen Kaufleuten
wirklich noch immer die lächerliche Schlußfolgerung, daß für jedes neue deutsche
Panzerschiff von den übrigen Seemächten zwei oder drei solche gebaut, unsre Flotten-
aufwcndungen mithin zum Fenster hinausgeworfen sein würden? Diese „Schraube
ohne Ende" ist ja ein ganz famoses Schlagwort für alle Fälle, aber weil es eben
auf alles paßt, was Deutschland zum Schutz des Friedens und zur Förderung seines
Handels thut zu Wasser wie zu Lande, sollte es der Kaufmann, der den Kon¬
kurrenzkampf gewohnt ist, als absurd erkennen. Jedenfalls ist es für den Gegner
sehr viel unbequemer, eine starke Flotte gegen uus aufbieten zu müssen als einige
Schiffe, und die Versicherung gegen die Kriegsgefahr, auf die es doch bei unsrer
Wehrkraft vor allem ankommt, wird dann erst wertvoll. Es wird auch für den
Abschluß neuer Handelsverträge, das sollten sich die Herren von der Kaufmannschaft
gesagt sein lassen, recht wertvoll sein, wenn bis dahin mit der Doktrin vom bloßen
Küstenschutz in den Köpfen des dentschen Handels endgiltig aufgeräumt ist.

Der freisinnige Haupttrnmpf bleibt natürlich der Kostenpunkt. Wir kennen
unsre Kaufleute zu gut, um nicht zu wissen, daß thuen in Wirklichkeit damit gar
nicht imponirt wird, wenn sie anch andern vielleicht damit gelegentlich imponiren
wollen. Der Hamburger Aufstand hat nach den Berechnungen seiner Gönner in
die Hunderte von Millionen Schaden gebracht. Was würde wohl dem deutschen
Volke durch eine Blockade verloren gehen, unmittelbar und mittelbar? Aber das
wissen die Kaufleute alles viel besser als wir, ebenso wie sie es besser wissen, wie
wenig unsre Volkswirtschaft durch griechische und portugiesische Verluste ruinirt
worden ist, obgleich damit eine ganze stattliche Flotte zum Fenster hinausgeworfen
worden ist. Unsre Kaufleute wissen auch am beste», daß es eitel Spiegelfechterei
ist, deu Ruin unsrer Finanzen zu prophezeien für den Fall, daß man einige schleunige
Schiffsbauten aus Anleihen zu bezahlen genötigt sein sollte, und daß ein Aufschub,
um das zu vermeiden, leicht das weit schlechtere Geschäft sein könnte. Es lohnt
wahrlich nicht, über diese Einwendungen noch ein Wort zu verlieren.

Es ist in ziemlich weitem Maße üblich geworden, die unverständige — man
pflegt auch zu sagen: unpatriotische — Haltung des deutschen Handelsstandes in
solchen Fragen, überhaupt seinen orthodoxen „Freisinn," unsern jüdischen Mitbürgern
in die Schuhe zu schieben. Die Kaufmannschaft ist verjudet, sagt man, und da ist eine
patriotisch weitsichtige Politik nicht mehr möglich. Leider habe» unsre Juden dazu
reichlich Veranlassung gegeben. Die heutige Generation der reichen jüdischen Kauf¬
leute, die den Ton unter ihren Glaubensgenossen durchaus angeben, ist leider noch
belastet mit einer verhältnismäßig großen Anzahl der widerlichen Emporkömmlinge
mit ausschließlicher Börsenerziehung, Chuikeru unes jeder Richtung, ohne Liebe zur
Heimat, ohne Pietät gegen das Elternhaus, wie sie die zweite Hälfte des Jahr¬
hunderts ja auch unter den christlichen Dentschen gerade genug gezüchtet hat. Nichts


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[0622] Maßgebliches und Unmaßgebliches zu Schanden werden soll, tels bekümmert, wie es scheint, den freisinnigen dentschen Kaufmann keinen Augenblick. Wie kann man im Ernst behaupten, daß dieses Ziel zusammenfalle mit einer Gleichstellung der deutschen Seemacht mit der französischen oder gar mit der englischen? Wer denkt daran in maßgebenden deutschen Kreisen? Nur mit der agrarisch-kleinstantlichcu Idee von der Küsteuverteidiguug müssen wir brechen, und von dn bis zur „erstklassiger" Seemacht neben England und selbst ueben Frankreich ist noch ein sehr weiter Weg. Auch das ist doch nicht zu ver¬ gessen, daß unsre Verbündeten, Österreich wie Italien, uns zur See wenig oder nichts helfen. Das führt zu der ungesunden Abhängigkeit von England, dieses größten, erbittertsten Gegners des dentschen Handels, solange wir mit dem Rache¬ kriege Frankreichs rechnen müssen. Oder verfängt bei den freisinnigen Kaufleuten wirklich noch immer die lächerliche Schlußfolgerung, daß für jedes neue deutsche Panzerschiff von den übrigen Seemächten zwei oder drei solche gebaut, unsre Flotten- aufwcndungen mithin zum Fenster hinausgeworfen sein würden? Diese „Schraube ohne Ende" ist ja ein ganz famoses Schlagwort für alle Fälle, aber weil es eben auf alles paßt, was Deutschland zum Schutz des Friedens und zur Förderung seines Handels thut zu Wasser wie zu Lande, sollte es der Kaufmann, der den Kon¬ kurrenzkampf gewohnt ist, als absurd erkennen. Jedenfalls ist es für den Gegner sehr viel unbequemer, eine starke Flotte gegen uus aufbieten zu müssen als einige Schiffe, und die Versicherung gegen die Kriegsgefahr, auf die es doch bei unsrer Wehrkraft vor allem ankommt, wird dann erst wertvoll. Es wird auch für den Abschluß neuer Handelsverträge, das sollten sich die Herren von der Kaufmannschaft gesagt sein lassen, recht wertvoll sein, wenn bis dahin mit der Doktrin vom bloßen Küstenschutz in den Köpfen des dentschen Handels endgiltig aufgeräumt ist. Der freisinnige Haupttrnmpf bleibt natürlich der Kostenpunkt. Wir kennen unsre Kaufleute zu gut, um nicht zu wissen, daß thuen in Wirklichkeit damit gar nicht imponirt wird, wenn sie anch andern vielleicht damit gelegentlich imponiren wollen. Der Hamburger Aufstand hat nach den Berechnungen seiner Gönner in die Hunderte von Millionen Schaden gebracht. Was würde wohl dem deutschen Volke durch eine Blockade verloren gehen, unmittelbar und mittelbar? Aber das wissen die Kaufleute alles viel besser als wir, ebenso wie sie es besser wissen, wie wenig unsre Volkswirtschaft durch griechische und portugiesische Verluste ruinirt worden ist, obgleich damit eine ganze stattliche Flotte zum Fenster hinausgeworfen worden ist. Unsre Kaufleute wissen auch am beste», daß es eitel Spiegelfechterei ist, deu Ruin unsrer Finanzen zu prophezeien für den Fall, daß man einige schleunige Schiffsbauten aus Anleihen zu bezahlen genötigt sein sollte, und daß ein Aufschub, um das zu vermeiden, leicht das weit schlechtere Geschäft sein könnte. Es lohnt wahrlich nicht, über diese Einwendungen noch ein Wort zu verlieren. Es ist in ziemlich weitem Maße üblich geworden, die unverständige — man pflegt auch zu sagen: unpatriotische — Haltung des deutschen Handelsstandes in solchen Fragen, überhaupt seinen orthodoxen „Freisinn," unsern jüdischen Mitbürgern in die Schuhe zu schieben. Die Kaufmannschaft ist verjudet, sagt man, und da ist eine patriotisch weitsichtige Politik nicht mehr möglich. Leider habe» unsre Juden dazu reichlich Veranlassung gegeben. Die heutige Generation der reichen jüdischen Kauf¬ leute, die den Ton unter ihren Glaubensgenossen durchaus angeben, ist leider noch belastet mit einer verhältnismäßig großen Anzahl der widerlichen Emporkömmlinge mit ausschließlicher Börsenerziehung, Chuikeru unes jeder Richtung, ohne Liebe zur Heimat, ohne Pietät gegen das Elternhaus, wie sie die zweite Hälfte des Jahr¬ hunderts ja auch unter den christlichen Dentschen gerade genug gezüchtet hat. Nichts

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224245/622>, abgerufen am 19.10.2024.