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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Rcichsamt des Innern zusammengestellten Mitteilungen nicht aufgenommen worden
warew --, nun dann muß man doch fragen, ob wirklich die Narrheit. schon so
weit geht, zu bestreiten, daß solche Fälle oft genug vorkommen-? Rügen denn
die Berichte nicht -- leider sehr häufig mit Recht -- auch Vergehungen der Arbeit¬
geber, und werfen nicht die sozialdcinokrntischcn Abgeordneten den Unternehmern
öffentlich die allerschlimmsten Aachen vor? Bon dem, was die Beamten nach- den An¬
gaben dieser Herren alles verbrochen haben, gar nicht zu reden? -Das,' heißt doch einfach
aller Gerechtigkeit, allem Verständnis für die sozialen Aufgaben des Staats und der
Gesellschaft ins Gesicht schlagen. Wenn man wirklich in der Verfolgung des Ziels
des "neuen" Kurses deu Fehler gemacht hat, der Überhandnähme solcher Verrannt¬
heit, wenn auch unbewußt, Nahrung zu geben, und wenn man es dadurch vielleicht
mit verschuldete hat, daß diese Wahnvorstellungen nicht mehr bloß in den Leuten
des Vorwärts spuken, sondern auch die Leute der Zeit zu befallen anfangen, so
wäre gerade im Interesse der Politik der Febrnarerlasse ein ,,neuester" Kurs
dringend nötig, der freilich das Gegenteil sein würde von einem Bruch mit dem
.,neuen" Kurs, vielmehr seine bessere, wirksamere Fortführung durchzusetzen holte.

Über den ,,neuesten" Kurs in diesem Sinne seien noch einige Bemerkungen
erlaubt, zu denen auch die ,,große sozialpolitische Debatte" Anlaß giebt, Es kommt
heute alles darauf an, daß der Staat den Schutz, den er gesetzlich verspricht, auch
gewährt. Das geschieht noch nicht. Der Widerstand, den die Arbeitgeber den
untersten Aufsichtsorganen entgegenstellen, denen das meiste zu thun obliegt,-macht
es zum Teil unmöglich. Durch Revisionen, Denunziationen, Strafen allein ist
dieser Widerstand uicht zu brechen, der leider seinen Grund in dem Mangel an
Verständnis, in der sozialen Unbildung in den Arbeitgeberkreisen in Stadt und
Land hat. Aber die Schuld daran trägt doch zum großen Teile das Treiben der
Sozialdemokratie und ihrer Genossen nud Förderer. Die Vcrranntheit hier erhält
und nährt die Verranntheit dort. Die Arbeiter selbst, die durch die Hetzer zu
Narren gemacht werden, verderben jeden Fortschritt vollends. Die Unternehmer
müßten Engel und nicht Menschen sein, wenn sie jetzt nicht verbittert würden, und
das sind sie dank der manchesterlichen Erziehung unsres Geschlechts am allerwenigsten.

Die Aufgabe, eine bessere Erziehung herbeizuführen, ist ungeheuer schwer, aber
sie muß gelöst werden, oder das deutsche Volk bleibt nicht mehr existenzfähig, nicht
mehr existenzberechtigt. Die plumpe Hand des Gesetzes ist dieser Aufgabe ganz
u"d gar nicht gewachsen. Die Staatsgewalt allein überhaupt nicht. Die gebildeten
Patrioten müssen helfen in Schrift, Wort und Beispiel, und wenn es nötig ist
schroff/ streng, grob, mit Kündigung der Freundschaft. Es gilt das Heiligste der Nation.
Allen voran die Beamten. Sie lassen es noch in erschreckendem Maße fehlen an der
sozialen Pflichterfüllung, und der Zwang von oben vermag auch hier nur unvollkommen
nud langsam zu wirke", kann sogar leicht schaden. Aber wo er wirken kann, im
Dienst, im Bereich der Amtspflicht, muß er rücksichtslos, zur Geltung gebracht
werden, trotz Selbstverwaltung und Ehrenamt. Der Amtsvorsteher, der Bürger¬
meister, der Landrat, der seine Pflicht in der Ausführung der .Arbeiterschutzgesetze
nicht ganz erfüllt, aus Liebedienerei, Eigennutz oder auch Narrheit, ist zu kassiren.
Die Gendarmen und Polizeidiener werden dann ihre Pflicht schon thun. Jeden¬
falls kann ihnen dann ihre Bestechlichkeit energisch ausgetrieben werden. Steht der
Kaiser, der König, der Fürst hinter den pflichttreuen, gerechten, strengen Beamten,
dann werden diese selbst und die Großunternehmer im Westen wie im Osten bald andre
Saiten ausziehen. Und sehen erst die Arbeiter, daß vor den Beamten wie vor
dem Gesetz wirklich alle gleich gelten, dann wird auch das Vertrauen zu den


Grenzboten I 1807 26
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Rcichsamt des Innern zusammengestellten Mitteilungen nicht aufgenommen worden
warew —, nun dann muß man doch fragen, ob wirklich die Narrheit. schon so
weit geht, zu bestreiten, daß solche Fälle oft genug vorkommen-? Rügen denn
die Berichte nicht — leider sehr häufig mit Recht — auch Vergehungen der Arbeit¬
geber, und werfen nicht die sozialdcinokrntischcn Abgeordneten den Unternehmern
öffentlich die allerschlimmsten Aachen vor? Bon dem, was die Beamten nach- den An¬
gaben dieser Herren alles verbrochen haben, gar nicht zu reden? -Das,' heißt doch einfach
aller Gerechtigkeit, allem Verständnis für die sozialen Aufgaben des Staats und der
Gesellschaft ins Gesicht schlagen. Wenn man wirklich in der Verfolgung des Ziels
des „neuen" Kurses deu Fehler gemacht hat, der Überhandnähme solcher Verrannt¬
heit, wenn auch unbewußt, Nahrung zu geben, und wenn man es dadurch vielleicht
mit verschuldete hat, daß diese Wahnvorstellungen nicht mehr bloß in den Leuten
des Vorwärts spuken, sondern auch die Leute der Zeit zu befallen anfangen, so
wäre gerade im Interesse der Politik der Febrnarerlasse ein ,,neuester" Kurs
dringend nötig, der freilich das Gegenteil sein würde von einem Bruch mit dem
.,neuen" Kurs, vielmehr seine bessere, wirksamere Fortführung durchzusetzen holte.

Über den ,,neuesten" Kurs in diesem Sinne seien noch einige Bemerkungen
erlaubt, zu denen auch die ,,große sozialpolitische Debatte" Anlaß giebt, Es kommt
heute alles darauf an, daß der Staat den Schutz, den er gesetzlich verspricht, auch
gewährt. Das geschieht noch nicht. Der Widerstand, den die Arbeitgeber den
untersten Aufsichtsorganen entgegenstellen, denen das meiste zu thun obliegt,-macht
es zum Teil unmöglich. Durch Revisionen, Denunziationen, Strafen allein ist
dieser Widerstand uicht zu brechen, der leider seinen Grund in dem Mangel an
Verständnis, in der sozialen Unbildung in den Arbeitgeberkreisen in Stadt und
Land hat. Aber die Schuld daran trägt doch zum großen Teile das Treiben der
Sozialdemokratie und ihrer Genossen nud Förderer. Die Vcrranntheit hier erhält
und nährt die Verranntheit dort. Die Arbeiter selbst, die durch die Hetzer zu
Narren gemacht werden, verderben jeden Fortschritt vollends. Die Unternehmer
müßten Engel und nicht Menschen sein, wenn sie jetzt nicht verbittert würden, und
das sind sie dank der manchesterlichen Erziehung unsres Geschlechts am allerwenigsten.

Die Aufgabe, eine bessere Erziehung herbeizuführen, ist ungeheuer schwer, aber
sie muß gelöst werden, oder das deutsche Volk bleibt nicht mehr existenzfähig, nicht
mehr existenzberechtigt. Die plumpe Hand des Gesetzes ist dieser Aufgabe ganz
u»d gar nicht gewachsen. Die Staatsgewalt allein überhaupt nicht. Die gebildeten
Patrioten müssen helfen in Schrift, Wort und Beispiel, und wenn es nötig ist
schroff/ streng, grob, mit Kündigung der Freundschaft. Es gilt das Heiligste der Nation.
Allen voran die Beamten. Sie lassen es noch in erschreckendem Maße fehlen an der
sozialen Pflichterfüllung, und der Zwang von oben vermag auch hier nur unvollkommen
nud langsam zu wirke», kann sogar leicht schaden. Aber wo er wirken kann, im
Dienst, im Bereich der Amtspflicht, muß er rücksichtslos, zur Geltung gebracht
werden, trotz Selbstverwaltung und Ehrenamt. Der Amtsvorsteher, der Bürger¬
meister, der Landrat, der seine Pflicht in der Ausführung der .Arbeiterschutzgesetze
nicht ganz erfüllt, aus Liebedienerei, Eigennutz oder auch Narrheit, ist zu kassiren.
Die Gendarmen und Polizeidiener werden dann ihre Pflicht schon thun. Jeden¬
falls kann ihnen dann ihre Bestechlichkeit energisch ausgetrieben werden. Steht der
Kaiser, der König, der Fürst hinter den pflichttreuen, gerechten, strengen Beamten,
dann werden diese selbst und die Großunternehmer im Westen wie im Osten bald andre
Saiten ausziehen. Und sehen erst die Arbeiter, daß vor den Beamten wie vor
dem Gesetz wirklich alle gleich gelten, dann wird auch das Vertrauen zu den


Grenzboten I 1807 26
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[0209] Maßgebliches und Unmaßgebliches Rcichsamt des Innern zusammengestellten Mitteilungen nicht aufgenommen worden warew —, nun dann muß man doch fragen, ob wirklich die Narrheit. schon so weit geht, zu bestreiten, daß solche Fälle oft genug vorkommen-? Rügen denn die Berichte nicht — leider sehr häufig mit Recht — auch Vergehungen der Arbeit¬ geber, und werfen nicht die sozialdcinokrntischcn Abgeordneten den Unternehmern öffentlich die allerschlimmsten Aachen vor? Bon dem, was die Beamten nach- den An¬ gaben dieser Herren alles verbrochen haben, gar nicht zu reden? -Das,' heißt doch einfach aller Gerechtigkeit, allem Verständnis für die sozialen Aufgaben des Staats und der Gesellschaft ins Gesicht schlagen. Wenn man wirklich in der Verfolgung des Ziels des „neuen" Kurses deu Fehler gemacht hat, der Überhandnähme solcher Verrannt¬ heit, wenn auch unbewußt, Nahrung zu geben, und wenn man es dadurch vielleicht mit verschuldete hat, daß diese Wahnvorstellungen nicht mehr bloß in den Leuten des Vorwärts spuken, sondern auch die Leute der Zeit zu befallen anfangen, so wäre gerade im Interesse der Politik der Febrnarerlasse ein ,,neuester" Kurs dringend nötig, der freilich das Gegenteil sein würde von einem Bruch mit dem .,neuen" Kurs, vielmehr seine bessere, wirksamere Fortführung durchzusetzen holte. Über den ,,neuesten" Kurs in diesem Sinne seien noch einige Bemerkungen erlaubt, zu denen auch die ,,große sozialpolitische Debatte" Anlaß giebt, Es kommt heute alles darauf an, daß der Staat den Schutz, den er gesetzlich verspricht, auch gewährt. Das geschieht noch nicht. Der Widerstand, den die Arbeitgeber den untersten Aufsichtsorganen entgegenstellen, denen das meiste zu thun obliegt,-macht es zum Teil unmöglich. Durch Revisionen, Denunziationen, Strafen allein ist dieser Widerstand uicht zu brechen, der leider seinen Grund in dem Mangel an Verständnis, in der sozialen Unbildung in den Arbeitgeberkreisen in Stadt und Land hat. Aber die Schuld daran trägt doch zum großen Teile das Treiben der Sozialdemokratie und ihrer Genossen nud Förderer. Die Vcrranntheit hier erhält und nährt die Verranntheit dort. Die Arbeiter selbst, die durch die Hetzer zu Narren gemacht werden, verderben jeden Fortschritt vollends. Die Unternehmer müßten Engel und nicht Menschen sein, wenn sie jetzt nicht verbittert würden, und das sind sie dank der manchesterlichen Erziehung unsres Geschlechts am allerwenigsten. Die Aufgabe, eine bessere Erziehung herbeizuführen, ist ungeheuer schwer, aber sie muß gelöst werden, oder das deutsche Volk bleibt nicht mehr existenzfähig, nicht mehr existenzberechtigt. Die plumpe Hand des Gesetzes ist dieser Aufgabe ganz u»d gar nicht gewachsen. Die Staatsgewalt allein überhaupt nicht. Die gebildeten Patrioten müssen helfen in Schrift, Wort und Beispiel, und wenn es nötig ist schroff/ streng, grob, mit Kündigung der Freundschaft. Es gilt das Heiligste der Nation. Allen voran die Beamten. Sie lassen es noch in erschreckendem Maße fehlen an der sozialen Pflichterfüllung, und der Zwang von oben vermag auch hier nur unvollkommen nud langsam zu wirke», kann sogar leicht schaden. Aber wo er wirken kann, im Dienst, im Bereich der Amtspflicht, muß er rücksichtslos, zur Geltung gebracht werden, trotz Selbstverwaltung und Ehrenamt. Der Amtsvorsteher, der Bürger¬ meister, der Landrat, der seine Pflicht in der Ausführung der .Arbeiterschutzgesetze nicht ganz erfüllt, aus Liebedienerei, Eigennutz oder auch Narrheit, ist zu kassiren. Die Gendarmen und Polizeidiener werden dann ihre Pflicht schon thun. Jeden¬ falls kann ihnen dann ihre Bestechlichkeit energisch ausgetrieben werden. Steht der Kaiser, der König, der Fürst hinter den pflichttreuen, gerechten, strengen Beamten, dann werden diese selbst und die Großunternehmer im Westen wie im Osten bald andre Saiten ausziehen. Und sehen erst die Arbeiter, daß vor den Beamten wie vor dem Gesetz wirklich alle gleich gelten, dann wird auch das Vertrauen zu den Grenzboten I 1807 26

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224245/209>, abgerufen am 18.06.2024.