Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.Litteratur Nun führt Schmarsow in einer Übersicht über die Geschichte der Malerei die Rembrandt hat auch monochrome Bilder gemalt, braun in braun. Diese Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit dem Verhältnis der Malerei zur Dich¬ Es ist wohl unnötig, dieser Inhaltsangabe der Schrift Schmnrsows hier noch Für die Reduktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. -- Druck von Carl Marquart in Leipzig Litteratur Nun führt Schmarsow in einer Übersicht über die Geschichte der Malerei die Rembrandt hat auch monochrome Bilder gemalt, braun in braun. Diese Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit dem Verhältnis der Malerei zur Dich¬ Es ist wohl unnötig, dieser Inhaltsangabe der Schrift Schmnrsows hier noch Für die Reduktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0064" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/223648"/> <fw type="header" place="top"> Litteratur</fw><lb/> <p xml:id="ID_172"> Nun führt Schmarsow in einer Übersicht über die Geschichte der Malerei die<lb/> Entwicklung des Malerischen vor. Wir sehen, wie zuerst die Fläche, dann (im<lb/> fünfzehnten Jahrhundert) der perspektivisch konstruirte Raum die Einheit im Bilde<lb/> darstellt, bis der plastische Reliefstil des sechzehnten Jahrhunderts auf lauge Zeit<lb/> in Italien herrschend wird. Ihm fallen anch die Ansätze eines eigentlich male¬<lb/> rischen Stils in Venedig und Parma zum Opfer. Unterdessen ist aber die ger¬<lb/> manische Kunst der Entdeckung des Malerischen näher gekommen. Zwar die Er¬<lb/> rungenschaften der Altniederländer wurden nicht in gerader Linie weiter entwickelt.<lb/> Vorübergehend zieht der plastische Stil der Italiener ein und feiert in der Leibes- und<lb/> Farbenpracht von Rubens Schöpfungen einen letzten höchsten Triumph. Aber endlich<lb/> bringt die holländische Malerei den Sieg des Malerischen. Rembrandts Werke<lb/> bilden den Höhepunkt der Entwicklung und zugleich den Schluß dieser Schilderung.</p><lb/> <p xml:id="ID_173"> Rembrandt hat auch monochrome Bilder gemalt, braun in braun. Diese<lb/> Bilder teilen die Einfarbigkeit mit der Zeichnung (worunter wir die graphischen<lb/> Künste mit verstehen). Einfarbigkeit oder Vielfarbigkeit berühren das Wesen der<lb/> Malerei nicht. Nach dem aufgestellten Grundbegriff müssen wir auch die Zeichnung<lb/> zur Malerei rechnen. Aber die Besonderheit ihrer Darstellungsmittel weist der<lb/> Zeichnung auch ein besondres Gebiet im Gesamtbereich der Malerei zu. Sie stellt<lb/> sich neben die eigentliche Bildmalerei, die monumentale Wandmalerei und die De¬<lb/> koration. Nun erörtert der Verfasser ihre Grenzen und Freiheiten näher, da sie<lb/> vielfach in ihre Sprache übersetzt und nur andeutet, was die (eigentliche) Bild-<lb/> malerei abbildet. So „rechnet sie nicht mehr mit ihren eignen sinnlich sichtbaren<lb/> Mitteln allein, sondern in mehr oder minder beträchtlichem Grade mit Erinnerungs¬<lb/> bildern, Bewegungsvorstelluugen und andern, geistigen Besitz, bis hinauf zu ab¬<lb/> strakte» Begriffen und Ideen, d. h. sie überschreitet die Grenzen ihrer Nachbarin<lb/> Poesie."</p><lb/> <p xml:id="ID_174"> Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit dem Verhältnis der Malerei zur Dich¬<lb/> tung. Bindendes und Trennendes wird hier besprochen. Nur wenn sich die<lb/> Zeichnung ihres Wesens, d. h. des Zusammenhangs mit der Malerei als einer an¬<lb/> schaulichen Kunst bewußt bleibt, wird sie der Gefahr, die unserer jungen Kunst<lb/> droht, begegne». Bei aller Anerkennung moderner Bilderpoesie kann sich der Ver¬<lb/> fasser nicht versagen, seine Ausführungen mit dem Hinweis auf „die moderne Ent¬<lb/> fremdung vom plastischen Gestalten" zu schließe», und daß diese Abschweifung ins<lb/> Land der Dichtung kein Heil bringen werde.</p><lb/> <p xml:id="ID_175"> Es ist wohl unnötig, dieser Inhaltsangabe der Schrift Schmnrsows hier noch<lb/> etwas hinzuzufügen. Die Art der Betrachtung ist neu. Sie zwingt uns auf¬<lb/> merksam zu lesen und vorurteilslos zu prüfen. Auf alle Fälle ist hier eine Reihe<lb/> neuer Gesichtspunkte gegeben, die fernerhin nicht unberücksichtigt bleiben können.<lb/> Die Studie kündigt sich an als das erste Heft einer Reihe von Beiträgen zur<lb/> Ästhetik der bildenden Künste. Wir wünschen, daß alle, die es mit der Kunst<lb/> ernst meinen, in diesen Beiträgen den Anstoß zu energischer Erwägung und Er¬<lb/> örterung dieser Fragen finden mögen. So könnte wirklich endlich die ersehnte<lb/> Klarheit »ut Einigung über die grundlegenden Begriffe der Kunstwissenschaft er¬<lb/> reicht werden.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Für die Reduktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig<lb/> Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0064]
Litteratur
Nun führt Schmarsow in einer Übersicht über die Geschichte der Malerei die
Entwicklung des Malerischen vor. Wir sehen, wie zuerst die Fläche, dann (im
fünfzehnten Jahrhundert) der perspektivisch konstruirte Raum die Einheit im Bilde
darstellt, bis der plastische Reliefstil des sechzehnten Jahrhunderts auf lauge Zeit
in Italien herrschend wird. Ihm fallen anch die Ansätze eines eigentlich male¬
rischen Stils in Venedig und Parma zum Opfer. Unterdessen ist aber die ger¬
manische Kunst der Entdeckung des Malerischen näher gekommen. Zwar die Er¬
rungenschaften der Altniederländer wurden nicht in gerader Linie weiter entwickelt.
Vorübergehend zieht der plastische Stil der Italiener ein und feiert in der Leibes- und
Farbenpracht von Rubens Schöpfungen einen letzten höchsten Triumph. Aber endlich
bringt die holländische Malerei den Sieg des Malerischen. Rembrandts Werke
bilden den Höhepunkt der Entwicklung und zugleich den Schluß dieser Schilderung.
Rembrandt hat auch monochrome Bilder gemalt, braun in braun. Diese
Bilder teilen die Einfarbigkeit mit der Zeichnung (worunter wir die graphischen
Künste mit verstehen). Einfarbigkeit oder Vielfarbigkeit berühren das Wesen der
Malerei nicht. Nach dem aufgestellten Grundbegriff müssen wir auch die Zeichnung
zur Malerei rechnen. Aber die Besonderheit ihrer Darstellungsmittel weist der
Zeichnung auch ein besondres Gebiet im Gesamtbereich der Malerei zu. Sie stellt
sich neben die eigentliche Bildmalerei, die monumentale Wandmalerei und die De¬
koration. Nun erörtert der Verfasser ihre Grenzen und Freiheiten näher, da sie
vielfach in ihre Sprache übersetzt und nur andeutet, was die (eigentliche) Bild-
malerei abbildet. So „rechnet sie nicht mehr mit ihren eignen sinnlich sichtbaren
Mitteln allein, sondern in mehr oder minder beträchtlichem Grade mit Erinnerungs¬
bildern, Bewegungsvorstelluugen und andern, geistigen Besitz, bis hinauf zu ab¬
strakte» Begriffen und Ideen, d. h. sie überschreitet die Grenzen ihrer Nachbarin
Poesie."
Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit dem Verhältnis der Malerei zur Dich¬
tung. Bindendes und Trennendes wird hier besprochen. Nur wenn sich die
Zeichnung ihres Wesens, d. h. des Zusammenhangs mit der Malerei als einer an¬
schaulichen Kunst bewußt bleibt, wird sie der Gefahr, die unserer jungen Kunst
droht, begegne». Bei aller Anerkennung moderner Bilderpoesie kann sich der Ver¬
fasser nicht versagen, seine Ausführungen mit dem Hinweis auf „die moderne Ent¬
fremdung vom plastischen Gestalten" zu schließe», und daß diese Abschweifung ins
Land der Dichtung kein Heil bringen werde.
Es ist wohl unnötig, dieser Inhaltsangabe der Schrift Schmnrsows hier noch
etwas hinzuzufügen. Die Art der Betrachtung ist neu. Sie zwingt uns auf¬
merksam zu lesen und vorurteilslos zu prüfen. Auf alle Fälle ist hier eine Reihe
neuer Gesichtspunkte gegeben, die fernerhin nicht unberücksichtigt bleiben können.
Die Studie kündigt sich an als das erste Heft einer Reihe von Beiträgen zur
Ästhetik der bildenden Künste. Wir wünschen, daß alle, die es mit der Kunst
ernst meinen, in diesen Beiträgen den Anstoß zu energischer Erwägung und Er¬
örterung dieser Fragen finden mögen. So könnte wirklich endlich die ersehnte
Klarheit »ut Einigung über die grundlegenden Begriffe der Kunstwissenschaft er¬
reicht werden.
Für die Reduktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig
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