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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Eigentümlichkeiten unsers Volksgemüth, durch die altbelobten Tugenden des Ger¬
manentums, deu Sinn für Häuslichkeit, die Gattenliebe und Elternliebe? Es wäre
pharisäerhast, wenn wir uns so überheben und uus in Sicherheit wiegen wollten.
Es ist nicht zu leugnen, daß bei uns die fortgeschrittne Kultur zum Teil ähnliche
Wirkungen gehabt hat wie in Frankreich. Mit der Zunahme der Bevölkerung
sind die Erwerbsverhältuissc schwieriger geworden, während andrerseits die Lebens¬
ansprüche gestiegen sind. Das so entstandne Mißverhältnis zwischen der Einnahme
und den Lebensbedürfnissen einer Familie hält manchen jungen Mann ans dem
Mittelstande ab, sich zu verheiraten, und es wird dann, namentlich in deu Gro߬
städte", oft in andrer Weise Ersatz gesucht. Einen nicht geringen Teil der Schuld
trägt die Erziehung der weiblichen Jugend. Das Weib ist am meisten geneigt,
höhere Lebensansprttche zu macheu, ohne Rücksicht darauf, ob die Mittel zu ihrer
Befriedigung vorhanden siud. Sie pflegt es als ihr Recht zu betrachten, die im
Elternhause gewohnte Lebensweise fortzusetzen, und wenn die Einnahme des Mannes
dazu uicht ausreicht, so ist die Folge oft häuslicher Unfriede. Im Arbeiterstande
ist die Frau die Gehilfin des Mannes, die durch Verwertung ihrer Arbeitskraft
seine Einnahme vermehren hilft. Die Frau aus dem Mittelstande beansprucht meist,
daß ihr Bedienung gehalten wird; außerdem sind die Kosten des Haushalts und
der Kindererziehung bedeutend größer. Trotz der gepriesenen staatlichen Mittel-
staudspolitik ist es nicht möglich, das durchschnittliche Einkommen der Männer aus
dem Mittelstände entsprechend zu heben. Unter solchen Uniständen ist das Über¬
handnehmen der Ehelosigkeit mit ihren weitern Folgen unvermeidlich. Mit dem
Mvralpredigen allein ist da nichts gethan. Es sollte bedacht werden, daß die
Versuchungen viel größer sind, wo wegen mnugeluden Erwerbs oder aus andern
Gründen die Aussicht zur Eheschließung sehlt, und wo zugleich, wie in den heutigen
Großstädten, viele Meuscheu leben, die aus den gewohnten heimatlichen Verhält¬
nissen herausgerissen siud und an dem neuen Wohnort von den Rücksichten unbe¬
hindert zu sein glauben, die sie dort genommen haben. Mancher führt in der
Großstadt ein lockeres Leben, der in den ländlichen oder kleinstädtischen Verhält¬
nissen der Heimat einen ehrbaren Wandel geführt hat und dort auch diesen Ge¬
wohnheiten treu verblieben wäre.

Es handelt sich mit einem Wort nicht nur darum, auf welcher Höhe die
Volksmoral steht, sondern auch darum, wie weit wirtschaftliche und soziale Ver¬
hältnisse, wie weit auch die Anschauungen und Gewohnheiten des Volks die Ehe¬
schließung fördern. Ob wir in Zukunft den Gefahren der Überkultur entgehen und
uns die Volkskraft wahren werden, hängt hauptsächlich davon ab, wie breit bei
uns die Volksschicht bleiben wird, in der der Familiensinn gepflegt wird, wo die
Liebe zu den Kindern stark genug ist, die Selbstsucht zu überwinden und die
Sorge für andre Wesen auf sich zu nehmen. Und darin liegt für uns gewiß
die Mahnung, einfache Lebensgewohnheiten zu Pflegen. Deu Franzosen ist das
Nemo tolcol deutlich an die Wand geschrieben. Sie sind auf deu überseeische"
Gebieten längst durch die volkreichen Germanen und Angelsachsen verdrängt. Ihre
Kolonisationspolitik entbehrt der Grundlage, die diese allein für ein Volk zweck¬
mäßig machen kann, eines starken Bevölkernngsüberschusses. Neuerdings aber tritt
bei den Franzosen die Sorge um die Erhaltung ihrer Großmachtstellung hinzu.
Sie nehmen mit Schrecken wahr, daß die gerühmte Tapferkeit ihrer Soldaten das
Fortbestehen ihrer Macht nicht verbürgt, wenn dem Volte andre Eigenschaften
fehlen, die scheinbar mit der Kriegstüchtigkeit nichts zu thun haben, Sorgsamkeit
und Entbehruugsfähigkeit der Eltern. Auch wir aber werden daran gemahnt,
daß bei dem Ringen um den Platz auf der Erde das Volk Sieger bleibt, das


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Eigentümlichkeiten unsers Volksgemüth, durch die altbelobten Tugenden des Ger¬
manentums, deu Sinn für Häuslichkeit, die Gattenliebe und Elternliebe? Es wäre
pharisäerhast, wenn wir uns so überheben und uus in Sicherheit wiegen wollten.
Es ist nicht zu leugnen, daß bei uns die fortgeschrittne Kultur zum Teil ähnliche
Wirkungen gehabt hat wie in Frankreich. Mit der Zunahme der Bevölkerung
sind die Erwerbsverhältuissc schwieriger geworden, während andrerseits die Lebens¬
ansprüche gestiegen sind. Das so entstandne Mißverhältnis zwischen der Einnahme
und den Lebensbedürfnissen einer Familie hält manchen jungen Mann ans dem
Mittelstande ab, sich zu verheiraten, und es wird dann, namentlich in deu Gro߬
städte«, oft in andrer Weise Ersatz gesucht. Einen nicht geringen Teil der Schuld
trägt die Erziehung der weiblichen Jugend. Das Weib ist am meisten geneigt,
höhere Lebensansprttche zu macheu, ohne Rücksicht darauf, ob die Mittel zu ihrer
Befriedigung vorhanden siud. Sie pflegt es als ihr Recht zu betrachten, die im
Elternhause gewohnte Lebensweise fortzusetzen, und wenn die Einnahme des Mannes
dazu uicht ausreicht, so ist die Folge oft häuslicher Unfriede. Im Arbeiterstande
ist die Frau die Gehilfin des Mannes, die durch Verwertung ihrer Arbeitskraft
seine Einnahme vermehren hilft. Die Frau aus dem Mittelstande beansprucht meist,
daß ihr Bedienung gehalten wird; außerdem sind die Kosten des Haushalts und
der Kindererziehung bedeutend größer. Trotz der gepriesenen staatlichen Mittel-
staudspolitik ist es nicht möglich, das durchschnittliche Einkommen der Männer aus
dem Mittelstände entsprechend zu heben. Unter solchen Uniständen ist das Über¬
handnehmen der Ehelosigkeit mit ihren weitern Folgen unvermeidlich. Mit dem
Mvralpredigen allein ist da nichts gethan. Es sollte bedacht werden, daß die
Versuchungen viel größer sind, wo wegen mnugeluden Erwerbs oder aus andern
Gründen die Aussicht zur Eheschließung sehlt, und wo zugleich, wie in den heutigen
Großstädten, viele Meuscheu leben, die aus den gewohnten heimatlichen Verhält¬
nissen herausgerissen siud und an dem neuen Wohnort von den Rücksichten unbe¬
hindert zu sein glauben, die sie dort genommen haben. Mancher führt in der
Großstadt ein lockeres Leben, der in den ländlichen oder kleinstädtischen Verhält¬
nissen der Heimat einen ehrbaren Wandel geführt hat und dort auch diesen Ge¬
wohnheiten treu verblieben wäre.

Es handelt sich mit einem Wort nicht nur darum, auf welcher Höhe die
Volksmoral steht, sondern auch darum, wie weit wirtschaftliche und soziale Ver¬
hältnisse, wie weit auch die Anschauungen und Gewohnheiten des Volks die Ehe¬
schließung fördern. Ob wir in Zukunft den Gefahren der Überkultur entgehen und
uns die Volkskraft wahren werden, hängt hauptsächlich davon ab, wie breit bei
uns die Volksschicht bleiben wird, in der der Familiensinn gepflegt wird, wo die
Liebe zu den Kindern stark genug ist, die Selbstsucht zu überwinden und die
Sorge für andre Wesen auf sich zu nehmen. Und darin liegt für uns gewiß
die Mahnung, einfache Lebensgewohnheiten zu Pflegen. Deu Franzosen ist das
Nemo tolcol deutlich an die Wand geschrieben. Sie sind auf deu überseeische»
Gebieten längst durch die volkreichen Germanen und Angelsachsen verdrängt. Ihre
Kolonisationspolitik entbehrt der Grundlage, die diese allein für ein Volk zweck¬
mäßig machen kann, eines starken Bevölkernngsüberschusses. Neuerdings aber tritt
bei den Franzosen die Sorge um die Erhaltung ihrer Großmachtstellung hinzu.
Sie nehmen mit Schrecken wahr, daß die gerühmte Tapferkeit ihrer Soldaten das
Fortbestehen ihrer Macht nicht verbürgt, wenn dem Volte andre Eigenschaften
fehlen, die scheinbar mit der Kriegstüchtigkeit nichts zu thun haben, Sorgsamkeit
und Entbehruugsfähigkeit der Eltern. Auch wir aber werden daran gemahnt,
daß bei dem Ringen um den Platz auf der Erde das Volk Sieger bleibt, das


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[0061] Maßgebliches und Unmaßgebliches Eigentümlichkeiten unsers Volksgemüth, durch die altbelobten Tugenden des Ger¬ manentums, deu Sinn für Häuslichkeit, die Gattenliebe und Elternliebe? Es wäre pharisäerhast, wenn wir uns so überheben und uus in Sicherheit wiegen wollten. Es ist nicht zu leugnen, daß bei uns die fortgeschrittne Kultur zum Teil ähnliche Wirkungen gehabt hat wie in Frankreich. Mit der Zunahme der Bevölkerung sind die Erwerbsverhältuissc schwieriger geworden, während andrerseits die Lebens¬ ansprüche gestiegen sind. Das so entstandne Mißverhältnis zwischen der Einnahme und den Lebensbedürfnissen einer Familie hält manchen jungen Mann ans dem Mittelstande ab, sich zu verheiraten, und es wird dann, namentlich in deu Gro߬ städte«, oft in andrer Weise Ersatz gesucht. Einen nicht geringen Teil der Schuld trägt die Erziehung der weiblichen Jugend. Das Weib ist am meisten geneigt, höhere Lebensansprttche zu macheu, ohne Rücksicht darauf, ob die Mittel zu ihrer Befriedigung vorhanden siud. Sie pflegt es als ihr Recht zu betrachten, die im Elternhause gewohnte Lebensweise fortzusetzen, und wenn die Einnahme des Mannes dazu uicht ausreicht, so ist die Folge oft häuslicher Unfriede. Im Arbeiterstande ist die Frau die Gehilfin des Mannes, die durch Verwertung ihrer Arbeitskraft seine Einnahme vermehren hilft. Die Frau aus dem Mittelstande beansprucht meist, daß ihr Bedienung gehalten wird; außerdem sind die Kosten des Haushalts und der Kindererziehung bedeutend größer. Trotz der gepriesenen staatlichen Mittel- staudspolitik ist es nicht möglich, das durchschnittliche Einkommen der Männer aus dem Mittelstände entsprechend zu heben. Unter solchen Uniständen ist das Über¬ handnehmen der Ehelosigkeit mit ihren weitern Folgen unvermeidlich. Mit dem Mvralpredigen allein ist da nichts gethan. Es sollte bedacht werden, daß die Versuchungen viel größer sind, wo wegen mnugeluden Erwerbs oder aus andern Gründen die Aussicht zur Eheschließung sehlt, und wo zugleich, wie in den heutigen Großstädten, viele Meuscheu leben, die aus den gewohnten heimatlichen Verhält¬ nissen herausgerissen siud und an dem neuen Wohnort von den Rücksichten unbe¬ hindert zu sein glauben, die sie dort genommen haben. Mancher führt in der Großstadt ein lockeres Leben, der in den ländlichen oder kleinstädtischen Verhält¬ nissen der Heimat einen ehrbaren Wandel geführt hat und dort auch diesen Ge¬ wohnheiten treu verblieben wäre. Es handelt sich mit einem Wort nicht nur darum, auf welcher Höhe die Volksmoral steht, sondern auch darum, wie weit wirtschaftliche und soziale Ver¬ hältnisse, wie weit auch die Anschauungen und Gewohnheiten des Volks die Ehe¬ schließung fördern. Ob wir in Zukunft den Gefahren der Überkultur entgehen und uns die Volkskraft wahren werden, hängt hauptsächlich davon ab, wie breit bei uns die Volksschicht bleiben wird, in der der Familiensinn gepflegt wird, wo die Liebe zu den Kindern stark genug ist, die Selbstsucht zu überwinden und die Sorge für andre Wesen auf sich zu nehmen. Und darin liegt für uns gewiß die Mahnung, einfache Lebensgewohnheiten zu Pflegen. Deu Franzosen ist das Nemo tolcol deutlich an die Wand geschrieben. Sie sind auf deu überseeische» Gebieten längst durch die volkreichen Germanen und Angelsachsen verdrängt. Ihre Kolonisationspolitik entbehrt der Grundlage, die diese allein für ein Volk zweck¬ mäßig machen kann, eines starken Bevölkernngsüberschusses. Neuerdings aber tritt bei den Franzosen die Sorge um die Erhaltung ihrer Großmachtstellung hinzu. Sie nehmen mit Schrecken wahr, daß die gerühmte Tapferkeit ihrer Soldaten das Fortbestehen ihrer Macht nicht verbürgt, wenn dem Volte andre Eigenschaften fehlen, die scheinbar mit der Kriegstüchtigkeit nichts zu thun haben, Sorgsamkeit und Entbehruugsfähigkeit der Eltern. Auch wir aber werden daran gemahnt, daß bei dem Ringen um den Platz auf der Erde das Volk Sieger bleibt, das

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_223583/61>, abgerufen am 06.01.2025.