Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.Eine Stelle in Schumanns Gegenschrift ist gestrichen, obwohl sie ganz So weit die Akten. Ans den Akten selbst aber ergiebt sich ja nun zur Bezeichnend für Wieck ist auch die unfeine Art, mit der er den Streit auf Wieck dem Jahre 1W" ebenfalls bei Kohut S. Im Jahre IM" verheiratete sie
sub mit ,-mein Grafen Zedtwitz, Eine Stelle in Schumanns Gegenschrift ist gestrichen, obwohl sie ganz So weit die Akten. Ans den Akten selbst aber ergiebt sich ja nun zur Bezeichnend für Wieck ist auch die unfeine Art, mit der er den Streit auf Wieck dem Jahre 1W« ebenfalls bei Kohut S. Im Jahre IM» verheiratete sie
sub mit ,-mein Grafen Zedtwitz, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0527" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/224111"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1577"> Eine Stelle in Schumanns Gegenschrift ist gestrichen, obwohl sie ganz<lb/> von seiner 5and geschrieben ist. Offenbar hatte ihm Einert dazu geraten, sie<lb/> lieber wegzulassen, um alles zu vermeiden, was Wieck verletzen nud eine spätere<lb/> Aussöhnung erschweren könnte. Sie ist aber doch wichtig, denn ste berichtigt<lb/> die irrige Vorstellung von den großen Verdiensten, die sich Wieck als Lehrer<lb/> Schumanns erworben habe, und die namentlich durch das Buch von Kohut in<lb/> der lächerlichsten Weise aufgebauscht worden sind. Der gestrichne Satz lautet:<lb/> .Das; Herr Wieck sich Klägers größten Wohlthäter nennt. möchte man nnr<lb/> als einen humoristischen Einfall bezeichnen. Die einigen (so) Klap.erstunden.<lb/> die er vor zehn Jahren Klägern gab, hat letzterer redlich bezahlt."</p><lb/> <p xml:id="ID_1578"> So weit die Akten. Ans den Akten selbst aber ergiebt sich ja nun zur<lb/> Genüge, daß alle diese Weigerungsgründe Wiecks nur Schein waren. Er<lb/> kannte Schumann und Schumanns Verhältnisse viel zu genau, als daß er im<lb/> Ernst an der Tüchtigkeit seines Wesens und der Fähigkeit, sich nud seiner Braut<lb/> ein standesgemäßes Auskommen zu sichern, hätte zweifeln können. Der wirk¬<lb/> liche Grund seiner Weigerung war ein ganz andrer. „In mehrfachen Be¬<lb/> sprechungen — schreibt Einert in seiner zweiten Vorstellung an das Appellations¬<lb/> gericht vom 2. Oktober - sind Bedingungen zur Sprache gekommen, die nur<lb/> rein pekuniäre Verhältnisse berührten, und es sind dabei gegen diese die in<lb/> Herrn Wiecks Eingabe behaupteten Rücksichten für das Wohl seiner Tochter<lb/> in den Hintergrund getreten, vielmehr eigentlich gar nicht zur Sprache ge-<lb/> kommen." Damit stimmt genau überein, was Schumann in seinem zweiten<lb/> Bries an Einert schreibt: „Was Herrn W. so feindselig stimmt, ist nichts als<lb/> das Fehlschlagen mancher namentlich finanziellen Spekulation, die ihm durch die<lb/> Verbindung entgeht." Diese „rein pekuniären Verhältnisse" lagen in den statt¬<lb/> lichen Einnahmen, die Clara ans ihren Kunstreisen hatte, die bisher zum guten<lb/> Teil der Vater als willkommnen Lohn für den der Tochter gewährten Unter-<lb/> ucht in Anspruch genommen hatte, und die natürlich nach ihrer Verheiratung<lb/> ihr selbst und ihrem Gatten zu gute kommen mußten. Wie habgierig Wieck<lb/> war. zeigt der Umstand, daß er seiner Tochter sogar einen Flügel, den ihr der<lb/> Wiener Instrumentenmacher Graf geschenkt hatte, vorenthalten wollte! ..Von<lb/> Gras aus Wien - schreibt Schumann am 16. September 1839 an Einert -<lb/> hat Klara gestern Antwort bekommen, in welcher er den bewußten Flügel als<lb/> von ihm an Klara »verehrtes Souvenir« ausdrücklich anerkennt. So<lb/> scheint sich denn alles zu unsern Gunsten zu kehren."</p><lb/> <p xml:id="ID_1579" next="#ID_1580"> Bezeichnend für Wieck ist auch die unfeine Art, mit der er den Streit auf<lb/> jede Weise in die Öffentlichkeit zu bringen und dadurch das Brautpaar einzu-<lb/> schüchtern und ihm zu schaden suchte. Während Schumann seinen Anwalt</p><lb/> <note xml:id="FID_63" prev="#FID_62" place="foot"> Wieck dem Jahre 1W« ebenfalls bei Kohut S. Im Jahre IM» verheiratete sie<lb/> sub mit ,-mein Grafen Zedtwitz,</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0527]
Eine Stelle in Schumanns Gegenschrift ist gestrichen, obwohl sie ganz
von seiner 5and geschrieben ist. Offenbar hatte ihm Einert dazu geraten, sie
lieber wegzulassen, um alles zu vermeiden, was Wieck verletzen nud eine spätere
Aussöhnung erschweren könnte. Sie ist aber doch wichtig, denn ste berichtigt
die irrige Vorstellung von den großen Verdiensten, die sich Wieck als Lehrer
Schumanns erworben habe, und die namentlich durch das Buch von Kohut in
der lächerlichsten Weise aufgebauscht worden sind. Der gestrichne Satz lautet:
.Das; Herr Wieck sich Klägers größten Wohlthäter nennt. möchte man nnr
als einen humoristischen Einfall bezeichnen. Die einigen (so) Klap.erstunden.
die er vor zehn Jahren Klägern gab, hat letzterer redlich bezahlt."
So weit die Akten. Ans den Akten selbst aber ergiebt sich ja nun zur
Genüge, daß alle diese Weigerungsgründe Wiecks nur Schein waren. Er
kannte Schumann und Schumanns Verhältnisse viel zu genau, als daß er im
Ernst an der Tüchtigkeit seines Wesens und der Fähigkeit, sich nud seiner Braut
ein standesgemäßes Auskommen zu sichern, hätte zweifeln können. Der wirk¬
liche Grund seiner Weigerung war ein ganz andrer. „In mehrfachen Be¬
sprechungen — schreibt Einert in seiner zweiten Vorstellung an das Appellations¬
gericht vom 2. Oktober - sind Bedingungen zur Sprache gekommen, die nur
rein pekuniäre Verhältnisse berührten, und es sind dabei gegen diese die in
Herrn Wiecks Eingabe behaupteten Rücksichten für das Wohl seiner Tochter
in den Hintergrund getreten, vielmehr eigentlich gar nicht zur Sprache ge-
kommen." Damit stimmt genau überein, was Schumann in seinem zweiten
Bries an Einert schreibt: „Was Herrn W. so feindselig stimmt, ist nichts als
das Fehlschlagen mancher namentlich finanziellen Spekulation, die ihm durch die
Verbindung entgeht." Diese „rein pekuniären Verhältnisse" lagen in den statt¬
lichen Einnahmen, die Clara ans ihren Kunstreisen hatte, die bisher zum guten
Teil der Vater als willkommnen Lohn für den der Tochter gewährten Unter-
ucht in Anspruch genommen hatte, und die natürlich nach ihrer Verheiratung
ihr selbst und ihrem Gatten zu gute kommen mußten. Wie habgierig Wieck
war. zeigt der Umstand, daß er seiner Tochter sogar einen Flügel, den ihr der
Wiener Instrumentenmacher Graf geschenkt hatte, vorenthalten wollte! ..Von
Gras aus Wien - schreibt Schumann am 16. September 1839 an Einert -
hat Klara gestern Antwort bekommen, in welcher er den bewußten Flügel als
von ihm an Klara »verehrtes Souvenir« ausdrücklich anerkennt. So
scheint sich denn alles zu unsern Gunsten zu kehren."
Bezeichnend für Wieck ist auch die unfeine Art, mit der er den Streit auf
jede Weise in die Öffentlichkeit zu bringen und dadurch das Brautpaar einzu-
schüchtern und ihm zu schaden suchte. Während Schumann seinen Anwalt
Wieck dem Jahre 1W« ebenfalls bei Kohut S. Im Jahre IM» verheiratete sie
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