Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.Litteratur ätzung ausgeführt, machen fast den Eindruck von Heliogravüren, ein Zeichen, wie Der Verfasser hat sich schon durch seine Baldungstudicn in der Kunstchronik Die Gattung der "Scheibenrisse," der die vorliegenden Wappenzeichnungen Litteratur ätzung ausgeführt, machen fast den Eindruck von Heliogravüren, ein Zeichen, wie Der Verfasser hat sich schon durch seine Baldungstudicn in der Kunstchronik Die Gattung der „Scheibenrisse," der die vorliegenden Wappenzeichnungen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0399" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/223983"/> <fw type="header" place="top"> Litteratur</fw><lb/> <p xml:id="ID_1201" prev="#ID_1200"> ätzung ausgeführt, machen fast den Eindruck von Heliogravüren, ein Zeichen, wie<lb/> sehr sich diese Technik, auf die man lange Zeit so wenig Hoffnungen setzte, seit<lb/> ihrer Erfindung entwickelt hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1202"> Der Verfasser hat sich schon durch seine Baldungstudicn in der Kunstchronik<lb/> und manche ergebnisreiche Abhandlung über die deutsche Kunst des fünfzehnten und<lb/> sechzehnten Jahrhunderts als kundigen Beurteiler von kunsthistorischen Fragen ans<lb/> dieser Zeit erwiesen. Die vorliegende Abhandlung zeigt, daß er nicht nur in dem<lb/> eigentlich kunsthistorischen, genauer gesagt stilkritischen Gebiete, sondern auch in den<lb/> Nachbargebieten der Heraldik, Genealogie, Geschichte usw. gut Bescheid weiß. Im<lb/> ganzen ist ja ein solches Werk mehr für Freunde der Heraldik als der Kunst¬<lb/> geschichte bestimmt, da den letztern die eingehenden biographischen und genealo¬<lb/> gischen Notizen, die der Verfasser aus einer sorgfältig aufgezählten Litteratur zu¬<lb/> sammenträgt, ziemlich gleichgiltig sein können. Aber jeder, der einmal eingehendere<lb/> Studien über Kunstwerke des sechzehnten Jahrhunderts angestellt hat, weiß, wie<lb/> unentbehrlich oft derartige Untersuchungen als Grundlage für die kunstgeschichtliche<lb/> Forschung sind. Und so ergiebt sich denn auch hier manches neue für die Bio¬<lb/> graphie, die Beziehungen des Künstlers zu vornehmen Familien seiner Zeit, seiue<lb/> künstlerische Art und Entwicklung. Denn der Verfasser begnügt sich nicht mit einer<lb/> k'ufachen Aufzählung der Zeichnungen, sondern sucht sie auch nach ihrer Entstchnngs?<lb/> seit zu ordnen, wobei er teilweise ihren Stil, teilweise Familienbeziehungen oder genea-<lb/> wgische Anhaltspunkte usw. benützt. Denn datirt sind nur einige der Blätter,<lb/> nämlich mit den Jahreszahlen 1512, 1515, 1516, 1525, 1531 und 1542. Ob<lb/> »>an freilich die Datirnngen der übrigen immer für so sicher halten will, daß mau<lb/> ^ B. mit dem Verfasser den von ihm in das Jahr 1512 gesetzten Scheibenriß des<lb/> Straßburger Bischofs Honstein, Tafel I V, zur Entscheidung für die Frage, ob<lb/> Waldung schon 1511 oder erst 1512 von Straßburg nach Freiburg übergesiedelt<lb/> W, benutzt, muß dahingestellt bleiben. Ein besondres Verdienst des Verfassers ist<lb/> es, daß ex schärfer, als das neuerdings zu geschehen pflegt, zwischen eigenhändigen<lb/> Zeichnungen Baldungs und nur nach ihm kopirten oder gar unechten unterscheidet,<lb/> , urch "und die Zahl der Koburger Scheibeurisse um mindestens sieben Stück ver¬<lb/> engert wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_1203" next="#ID_1204"> Die Gattung der „Scheibenrisse," der die vorliegenden Wappenzeichnungen<lb/> "»gehören, ist im sechzehnten Jahrhundert besonders in der Schweiz und in Slld-<lb/> eutschland gepflegt worden, und zwar natürlich im Zusammenhang mit der damals<lb/> Muhenden Sitte der „Kabinctscheiben," die von Fürsten, Korporationen und Privat¬<lb/> sten zu bestimmten Zwecken gestiftet, vor allen Dingen auch als Geschenke benutzt<lb/> wurden. Nicht selten fertigten bedeutende Künstler die Kartons zu solchen Wappm-<lb/> Icheiben, und einzelne weniger bedeutende warfen sich ganz auf diese Spezialität,<lb/> ^'e Zahl der Entwürfe für Glasmalereien, die sich noch in unsern Sammlungen<lb/> Ehalten habe», ist Legion, bei den meisten kann man die darnach ausgeführten<lb/> Scheiben nicht mehr nachweisen. Am berühmtesten sind die Scheibenrisse Holbeins<lb/> und der oberrheinischen und Schweizer Maler, der Lindmeyer, Maurer, Skinner usw.,<lb/> ^ wehr oder weniger nnter seinem Einfluß stehen. Sie unterscheiden sich von<lb/> > , dungs Zeichnungen meistens durch eine breitere und virtuosere Technik, die auf<lb/> >e eigentümlichen Bedingungen der Glasmalerei, besonders der Fernwirkung, Nück-<lb/> ncht nimmt. Auch bei Baldung finden sich einige breit und wirksam ausgeführte<lb/> ^ ^ KM" Teil kräftig mit dem Pinsel schattirt, zum Teil auch grob mit der<lb/> whrscder hingeworfen sind. Daneben stehen dann aber auch ziemlich kleinlich mit<lb/> pltzer Feder ausgeführte Blätter, die in der Ausführung vielleicht weniger gut al«<lb/> Entwurf gewirkt haben (z. B. Tafel XV. wo der Künstler ein paar Putten</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0399]
Litteratur
ätzung ausgeführt, machen fast den Eindruck von Heliogravüren, ein Zeichen, wie
sehr sich diese Technik, auf die man lange Zeit so wenig Hoffnungen setzte, seit
ihrer Erfindung entwickelt hat.
Der Verfasser hat sich schon durch seine Baldungstudicn in der Kunstchronik
und manche ergebnisreiche Abhandlung über die deutsche Kunst des fünfzehnten und
sechzehnten Jahrhunderts als kundigen Beurteiler von kunsthistorischen Fragen ans
dieser Zeit erwiesen. Die vorliegende Abhandlung zeigt, daß er nicht nur in dem
eigentlich kunsthistorischen, genauer gesagt stilkritischen Gebiete, sondern auch in den
Nachbargebieten der Heraldik, Genealogie, Geschichte usw. gut Bescheid weiß. Im
ganzen ist ja ein solches Werk mehr für Freunde der Heraldik als der Kunst¬
geschichte bestimmt, da den letztern die eingehenden biographischen und genealo¬
gischen Notizen, die der Verfasser aus einer sorgfältig aufgezählten Litteratur zu¬
sammenträgt, ziemlich gleichgiltig sein können. Aber jeder, der einmal eingehendere
Studien über Kunstwerke des sechzehnten Jahrhunderts angestellt hat, weiß, wie
unentbehrlich oft derartige Untersuchungen als Grundlage für die kunstgeschichtliche
Forschung sind. Und so ergiebt sich denn auch hier manches neue für die Bio¬
graphie, die Beziehungen des Künstlers zu vornehmen Familien seiner Zeit, seiue
künstlerische Art und Entwicklung. Denn der Verfasser begnügt sich nicht mit einer
k'ufachen Aufzählung der Zeichnungen, sondern sucht sie auch nach ihrer Entstchnngs?
seit zu ordnen, wobei er teilweise ihren Stil, teilweise Familienbeziehungen oder genea-
wgische Anhaltspunkte usw. benützt. Denn datirt sind nur einige der Blätter,
nämlich mit den Jahreszahlen 1512, 1515, 1516, 1525, 1531 und 1542. Ob
»>an freilich die Datirnngen der übrigen immer für so sicher halten will, daß mau
^ B. mit dem Verfasser den von ihm in das Jahr 1512 gesetzten Scheibenriß des
Straßburger Bischofs Honstein, Tafel I V, zur Entscheidung für die Frage, ob
Waldung schon 1511 oder erst 1512 von Straßburg nach Freiburg übergesiedelt
W, benutzt, muß dahingestellt bleiben. Ein besondres Verdienst des Verfassers ist
es, daß ex schärfer, als das neuerdings zu geschehen pflegt, zwischen eigenhändigen
Zeichnungen Baldungs und nur nach ihm kopirten oder gar unechten unterscheidet,
, urch "und die Zahl der Koburger Scheibeurisse um mindestens sieben Stück ver¬
engert wird.
Die Gattung der „Scheibenrisse," der die vorliegenden Wappenzeichnungen
"»gehören, ist im sechzehnten Jahrhundert besonders in der Schweiz und in Slld-
eutschland gepflegt worden, und zwar natürlich im Zusammenhang mit der damals
Muhenden Sitte der „Kabinctscheiben," die von Fürsten, Korporationen und Privat¬
sten zu bestimmten Zwecken gestiftet, vor allen Dingen auch als Geschenke benutzt
wurden. Nicht selten fertigten bedeutende Künstler die Kartons zu solchen Wappm-
Icheiben, und einzelne weniger bedeutende warfen sich ganz auf diese Spezialität,
^'e Zahl der Entwürfe für Glasmalereien, die sich noch in unsern Sammlungen
Ehalten habe», ist Legion, bei den meisten kann man die darnach ausgeführten
Scheiben nicht mehr nachweisen. Am berühmtesten sind die Scheibenrisse Holbeins
und der oberrheinischen und Schweizer Maler, der Lindmeyer, Maurer, Skinner usw.,
^ wehr oder weniger nnter seinem Einfluß stehen. Sie unterscheiden sich von
> , dungs Zeichnungen meistens durch eine breitere und virtuosere Technik, die auf
>e eigentümlichen Bedingungen der Glasmalerei, besonders der Fernwirkung, Nück-
ncht nimmt. Auch bei Baldung finden sich einige breit und wirksam ausgeführte
^ ^ KM" Teil kräftig mit dem Pinsel schattirt, zum Teil auch grob mit der
whrscder hingeworfen sind. Daneben stehen dann aber auch ziemlich kleinlich mit
pltzer Feder ausgeführte Blätter, die in der Ausführung vielleicht weniger gut al«
Entwurf gewirkt haben (z. B. Tafel XV. wo der Künstler ein paar Putten
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