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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.

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Der Postzeitungstarif

bleibt daher nur übrig, diese Taxe auf Grund fachmännischer Schätzung und
nnter Berücksichtigung der Gebühren zu bestimmen, die für ähnliche Leistungen
erhoben werden und in langjähriger Anwendung allgemein als richtig erkannt
worden sind. Vielleicht kann dabei der Pvstanweisungsdienst zum Vergleich
dienen.

Zur Feststellung der Befvrderungstaxe bedarf es zunächst einer Ent¬
scheidung, welches von den drei Dingen, die den Umfang der Beförderungs¬
leistung bestimmen, bei der Taxe zu Grnnde gelegt werden soll.

Berücksichtigte man die Entfernung, so würde das dahin führen, daß der
Preis einundderselben Zeitung an den verschiednen Absatzorten verschieden
wäre. Es müßte dann für jede Postanstalt eine besondre Preisliste aus¬
gearbeitet werden -- eine ungeheure Arbeit, da allein die Zahl der in deutscher
Sprache erscheinenden Zeitungen mehr als 8000 beträgt. Die Befvrdernngs-
strecke, die ja ohnehin bei der Taxirung sonstiger Postsendungen mehr und
mehr außer acht gelassen wird, dürfte also auch im Zeitungswesen nicht zu
berücksichtigen sein.

Vielfach ist empfohlen worden, das Durchschnittsgewicht der einzelnen
Zcitungsnummern zu Grunde zu legen. Obwohl dieser Vorschlag viel be¬
stechendes hat, können wir uns doch nicht mit ihm befreunden, denn die Er¬
mittlung des Durchschnittsgewichts müßte regelmäßig nach kürzern oder
längern Zeitabschnitten wiederholt, und da sich dabei natürlich Unterschiede
gegen die frühern Ermittlungen ergeben würden, müßten die Verkaufspreise
ebenso oft aufs neue festgesetzt werden. Die Verleger würden sich dann
sicherlich bemühen, das Gewicht durch Verwendung leichtern Papiers oder
dnrch engern Druck wieder zu vermindern. So würde ein fortwährendes
Schwanken der Verkaufspreise entstehen, das auf das ganze Zeitungsgeschäft
unzweifelhaft ungünstig einwirken würde. Erwägt man übrigens, daß die
Postverwaltung bei einzelnen Sendungen beträchtlichen Spielraum für das
Gewicht läßt -- für 20 Pfennige kann man einen Brief im Gewicht von
15'/s bis 250 Gramm und für 50 Pfennige ein Packet im Gewicht von ^ bis
5 Kilogramm versenden --, daß so bedeutende Unterschiede zwischen den
Nummern verschiedner Zeitungen aber kaum vorkommen, so wird man er¬
kennen, daß auch dem Gewichte keine ausschlaggebende Bedeutung bei der
Bildung des Zeitungstarifs beizumessen ist.

So bleibt denn nur die Häufigkeit des Erscheinens als Maßstab übrig,
und hierfür sprechen in der That verschiedne Gründe. Je häufiger eine
Zeitung herausgegeben wird, um so größer ist unzweifelhaft die Beförderungs¬
leistung der Post. Eine Gebühr, die an die Häufigkeit des Erscheinens an¬
knüpft, ist leicht zu berechnen und leicht zu kontrolliren, namentlich wenn die Zeit¬
einheit möglichst klein bemessen und der Einheitssatz der Vergütung ans einen
abgerundeten Betrag, der Bruchpfeunige ausschließt, festgesetzt wird. Jeder-


Der Postzeitungstarif

bleibt daher nur übrig, diese Taxe auf Grund fachmännischer Schätzung und
nnter Berücksichtigung der Gebühren zu bestimmen, die für ähnliche Leistungen
erhoben werden und in langjähriger Anwendung allgemein als richtig erkannt
worden sind. Vielleicht kann dabei der Pvstanweisungsdienst zum Vergleich
dienen.

Zur Feststellung der Befvrderungstaxe bedarf es zunächst einer Ent¬
scheidung, welches von den drei Dingen, die den Umfang der Beförderungs¬
leistung bestimmen, bei der Taxe zu Grnnde gelegt werden soll.

Berücksichtigte man die Entfernung, so würde das dahin führen, daß der
Preis einundderselben Zeitung an den verschiednen Absatzorten verschieden
wäre. Es müßte dann für jede Postanstalt eine besondre Preisliste aus¬
gearbeitet werden — eine ungeheure Arbeit, da allein die Zahl der in deutscher
Sprache erscheinenden Zeitungen mehr als 8000 beträgt. Die Befvrdernngs-
strecke, die ja ohnehin bei der Taxirung sonstiger Postsendungen mehr und
mehr außer acht gelassen wird, dürfte also auch im Zeitungswesen nicht zu
berücksichtigen sein.

Vielfach ist empfohlen worden, das Durchschnittsgewicht der einzelnen
Zcitungsnummern zu Grunde zu legen. Obwohl dieser Vorschlag viel be¬
stechendes hat, können wir uns doch nicht mit ihm befreunden, denn die Er¬
mittlung des Durchschnittsgewichts müßte regelmäßig nach kürzern oder
längern Zeitabschnitten wiederholt, und da sich dabei natürlich Unterschiede
gegen die frühern Ermittlungen ergeben würden, müßten die Verkaufspreise
ebenso oft aufs neue festgesetzt werden. Die Verleger würden sich dann
sicherlich bemühen, das Gewicht durch Verwendung leichtern Papiers oder
dnrch engern Druck wieder zu vermindern. So würde ein fortwährendes
Schwanken der Verkaufspreise entstehen, das auf das ganze Zeitungsgeschäft
unzweifelhaft ungünstig einwirken würde. Erwägt man übrigens, daß die
Postverwaltung bei einzelnen Sendungen beträchtlichen Spielraum für das
Gewicht läßt — für 20 Pfennige kann man einen Brief im Gewicht von
15'/s bis 250 Gramm und für 50 Pfennige ein Packet im Gewicht von ^ bis
5 Kilogramm versenden —, daß so bedeutende Unterschiede zwischen den
Nummern verschiedner Zeitungen aber kaum vorkommen, so wird man er¬
kennen, daß auch dem Gewichte keine ausschlaggebende Bedeutung bei der
Bildung des Zeitungstarifs beizumessen ist.

So bleibt denn nur die Häufigkeit des Erscheinens als Maßstab übrig,
und hierfür sprechen in der That verschiedne Gründe. Je häufiger eine
Zeitung herausgegeben wird, um so größer ist unzweifelhaft die Beförderungs¬
leistung der Post. Eine Gebühr, die an die Häufigkeit des Erscheinens an¬
knüpft, ist leicht zu berechnen und leicht zu kontrolliren, namentlich wenn die Zeit¬
einheit möglichst klein bemessen und der Einheitssatz der Vergütung ans einen
abgerundeten Betrag, der Bruchpfeunige ausschließt, festgesetzt wird. Jeder-


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[0330] Der Postzeitungstarif bleibt daher nur übrig, diese Taxe auf Grund fachmännischer Schätzung und nnter Berücksichtigung der Gebühren zu bestimmen, die für ähnliche Leistungen erhoben werden und in langjähriger Anwendung allgemein als richtig erkannt worden sind. Vielleicht kann dabei der Pvstanweisungsdienst zum Vergleich dienen. Zur Feststellung der Befvrderungstaxe bedarf es zunächst einer Ent¬ scheidung, welches von den drei Dingen, die den Umfang der Beförderungs¬ leistung bestimmen, bei der Taxe zu Grnnde gelegt werden soll. Berücksichtigte man die Entfernung, so würde das dahin führen, daß der Preis einundderselben Zeitung an den verschiednen Absatzorten verschieden wäre. Es müßte dann für jede Postanstalt eine besondre Preisliste aus¬ gearbeitet werden — eine ungeheure Arbeit, da allein die Zahl der in deutscher Sprache erscheinenden Zeitungen mehr als 8000 beträgt. Die Befvrdernngs- strecke, die ja ohnehin bei der Taxirung sonstiger Postsendungen mehr und mehr außer acht gelassen wird, dürfte also auch im Zeitungswesen nicht zu berücksichtigen sein. Vielfach ist empfohlen worden, das Durchschnittsgewicht der einzelnen Zcitungsnummern zu Grunde zu legen. Obwohl dieser Vorschlag viel be¬ stechendes hat, können wir uns doch nicht mit ihm befreunden, denn die Er¬ mittlung des Durchschnittsgewichts müßte regelmäßig nach kürzern oder längern Zeitabschnitten wiederholt, und da sich dabei natürlich Unterschiede gegen die frühern Ermittlungen ergeben würden, müßten die Verkaufspreise ebenso oft aufs neue festgesetzt werden. Die Verleger würden sich dann sicherlich bemühen, das Gewicht durch Verwendung leichtern Papiers oder dnrch engern Druck wieder zu vermindern. So würde ein fortwährendes Schwanken der Verkaufspreise entstehen, das auf das ganze Zeitungsgeschäft unzweifelhaft ungünstig einwirken würde. Erwägt man übrigens, daß die Postverwaltung bei einzelnen Sendungen beträchtlichen Spielraum für das Gewicht läßt — für 20 Pfennige kann man einen Brief im Gewicht von 15'/s bis 250 Gramm und für 50 Pfennige ein Packet im Gewicht von ^ bis 5 Kilogramm versenden —, daß so bedeutende Unterschiede zwischen den Nummern verschiedner Zeitungen aber kaum vorkommen, so wird man er¬ kennen, daß auch dem Gewichte keine ausschlaggebende Bedeutung bei der Bildung des Zeitungstarifs beizumessen ist. So bleibt denn nur die Häufigkeit des Erscheinens als Maßstab übrig, und hierfür sprechen in der That verschiedne Gründe. Je häufiger eine Zeitung herausgegeben wird, um so größer ist unzweifelhaft die Beförderungs¬ leistung der Post. Eine Gebühr, die an die Häufigkeit des Erscheinens an¬ knüpft, ist leicht zu berechnen und leicht zu kontrolliren, namentlich wenn die Zeit¬ einheit möglichst klein bemessen und der Einheitssatz der Vergütung ans einen abgerundeten Betrag, der Bruchpfeunige ausschließt, festgesetzt wird. Jeder-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_223583/330>, abgerufen am 06.01.2025.