Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.Die Eröffnung des Donaukanals dorthin die Jndustriegegenstände lieferten, schon sehr über diesen deutschen Ein¬ Alle diese Erfolge sind freilich nur mittelbar zu erreichen, aber Süd¬ Von besondrer Wichtigkeit würde aber diese Wasserstraße für ganz Deutsch¬ Aus dem Gesagten wird zur Genüge hervorgehen, daß das von der unga¬ Der deutsche Schiffsverkehr nuf der untern Donau folgt erst an achter Stelle und be- ^Ug 18!I4 26 Schiffe mit 31000 Tonnen Gehalt; der der Franzosen aber an vierter Stelle Schiffe mit 66000 Tonnen Gehalt. Grenzboten IV 1396 ^!
Die Eröffnung des Donaukanals dorthin die Jndustriegegenstände lieferten, schon sehr über diesen deutschen Ein¬ Alle diese Erfolge sind freilich nur mittelbar zu erreichen, aber Süd¬ Von besondrer Wichtigkeit würde aber diese Wasserstraße für ganz Deutsch¬ Aus dem Gesagten wird zur Genüge hervorgehen, daß das von der unga¬ Der deutsche Schiffsverkehr nuf der untern Donau folgt erst an achter Stelle und be- ^Ug 18!I4 26 Schiffe mit 31000 Tonnen Gehalt; der der Franzosen aber an vierter Stelle Schiffe mit 66000 Tonnen Gehalt. Grenzboten IV 1396 ^!
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0265" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/223849"/> <fw type="header" place="top"> Die Eröffnung des Donaukanals</fw><lb/> <p xml:id="ID_831" prev="#ID_830"> dorthin die Jndustriegegenstände lieferten, schon sehr über diesen deutschen Ein¬<lb/> fluß klagen. Soll aber die deutsche Industrie in jenen zukunftsreichen Ländern<lb/> die herrschende werden, dann müssen möglichst bald von unsern Nordseehäfen<lb/> regelmäßige Verbindungen nach Galatz geschaffen werden, wie sie die Franzosen<lb/> schon lauge durch die Dampfer der NössÄAvriös ing-ritimss haben.*) Ist erst der<lb/> Donau-Moldau-Elbekanal gebaut, dann haben wir einen Wasserweg, der Ham¬<lb/> burg und Konstantinopel, die größten Handelsstädte des europäischen Fest¬<lb/> landes verbindet. Der Weg von Hamburg nach der Sulinamündung, der jetzt<lb/> dnrch die Straße von Gibraltar geht, würde dann um 57 Prozent abgekürzt<lb/> werden, der Zeit nach um wenigstens vier Wochen. Ist erst diese Verbindung<lb/> geschaffen, dann werden bald die Klagen verstummen, die jüngst wieder ein<lb/> Deutscher aus Konstantinopel ertönen ließ, daß jede Levantinerin. wenn sie<lb/> nach einer europäischen Hauptstadt gefragt werde, nur Paris nenne, Budapest.<lb/> Wien und München gälten ihr nur als Barbarenorte und dienten ihr nur als<lb/> Durchgangspunkte nach dem Ziele ihrer Sehnsucht, dem schönen Paris.</p><lb/> <p xml:id="ID_832"> Alle diese Erfolge sind freilich nur mittelbar zu erreichen, aber Süd¬<lb/> deutschland wird doch auch unmittelbar von dem neuen Verkehrsweg Vorteil<lb/> haben. Sind doch dreihundert Kilometer des obern Donaulaufes von Ulm<lb/> bis Passau schiffbar! Und wenn es auch vorläufig größern Schiffen nicht<lb/> immer möglich sein sollte, Ulm zu erreichen, so wird es sich doch durch Ver¬<lb/> besserungen an dem Laufe der Donau ermöglichen lassen. Bis dahin werden<lb/> dann die Getreideschiffe Rumäniens gelangen, um den industriereichen Süd¬<lb/> westen Deutschlands, das Elsaß und auch die Schweiz, die ja ebensowenig wie<lb/> Süddeutschland der Getreidezufuhr entbehren kann, zu versorgen. Außer<lb/> Weizen und Mais werden sie auch die Rohstoffe jener Länder, Häute. Talg,<lb/> Lohe u. a. in. herbeischaffen.</p><lb/> <p xml:id="ID_833"> Von besondrer Wichtigkeit würde aber diese Wasserstraße für ganz Deutsch¬<lb/> land im Falle eines Krieges sein, wenn der Feind unsre Küsten blockirt hielte;<lb/> dann würden uns die Länder der untern Donau den fehlenden Bedarf an<lb/> Getreide liefern müssen. Bei solchen Erwägungen wird vielleicht auch der<lb/> Plan, der vor einiger Zeit auftauchte, Rhein. Neckar und Donau zu ver¬<lb/> binden, feste Gestalt gewinnen. Wie Mannheim und Ludwigshafen Endpunkte<lb/> °es Rheinverkehrs und Handelsmittelpunkte geworden sind, so wird es in Zu¬<lb/> kunft Ulm für die Donau werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_834" next="#ID_835"> Aus dem Gesagten wird zur Genüge hervorgehen, daß das von der unga¬<lb/> rischen Negierung unternommene Werk von der größten Bedeutung nicht bloß<lb/> für die Staaten an der untern Donau, sondern auch für Österreich-Ungarn</p><lb/> <note xml:id="FID_42" place="foot"> Der deutsche Schiffsverkehr nuf der untern Donau folgt erst an achter Stelle und be-<lb/> ^Ug 18!I4 26 Schiffe mit 31000 Tonnen Gehalt; der der Franzosen aber an vierter Stelle<lb/> Schiffe mit 66000 Tonnen Gehalt.</note><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV 1396 ^!</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0265]
Die Eröffnung des Donaukanals
dorthin die Jndustriegegenstände lieferten, schon sehr über diesen deutschen Ein¬
fluß klagen. Soll aber die deutsche Industrie in jenen zukunftsreichen Ländern
die herrschende werden, dann müssen möglichst bald von unsern Nordseehäfen
regelmäßige Verbindungen nach Galatz geschaffen werden, wie sie die Franzosen
schon lauge durch die Dampfer der NössÄAvriös ing-ritimss haben.*) Ist erst der
Donau-Moldau-Elbekanal gebaut, dann haben wir einen Wasserweg, der Ham¬
burg und Konstantinopel, die größten Handelsstädte des europäischen Fest¬
landes verbindet. Der Weg von Hamburg nach der Sulinamündung, der jetzt
dnrch die Straße von Gibraltar geht, würde dann um 57 Prozent abgekürzt
werden, der Zeit nach um wenigstens vier Wochen. Ist erst diese Verbindung
geschaffen, dann werden bald die Klagen verstummen, die jüngst wieder ein
Deutscher aus Konstantinopel ertönen ließ, daß jede Levantinerin. wenn sie
nach einer europäischen Hauptstadt gefragt werde, nur Paris nenne, Budapest.
Wien und München gälten ihr nur als Barbarenorte und dienten ihr nur als
Durchgangspunkte nach dem Ziele ihrer Sehnsucht, dem schönen Paris.
Alle diese Erfolge sind freilich nur mittelbar zu erreichen, aber Süd¬
deutschland wird doch auch unmittelbar von dem neuen Verkehrsweg Vorteil
haben. Sind doch dreihundert Kilometer des obern Donaulaufes von Ulm
bis Passau schiffbar! Und wenn es auch vorläufig größern Schiffen nicht
immer möglich sein sollte, Ulm zu erreichen, so wird es sich doch durch Ver¬
besserungen an dem Laufe der Donau ermöglichen lassen. Bis dahin werden
dann die Getreideschiffe Rumäniens gelangen, um den industriereichen Süd¬
westen Deutschlands, das Elsaß und auch die Schweiz, die ja ebensowenig wie
Süddeutschland der Getreidezufuhr entbehren kann, zu versorgen. Außer
Weizen und Mais werden sie auch die Rohstoffe jener Länder, Häute. Talg,
Lohe u. a. in. herbeischaffen.
Von besondrer Wichtigkeit würde aber diese Wasserstraße für ganz Deutsch¬
land im Falle eines Krieges sein, wenn der Feind unsre Küsten blockirt hielte;
dann würden uns die Länder der untern Donau den fehlenden Bedarf an
Getreide liefern müssen. Bei solchen Erwägungen wird vielleicht auch der
Plan, der vor einiger Zeit auftauchte, Rhein. Neckar und Donau zu ver¬
binden, feste Gestalt gewinnen. Wie Mannheim und Ludwigshafen Endpunkte
°es Rheinverkehrs und Handelsmittelpunkte geworden sind, so wird es in Zu¬
kunft Ulm für die Donau werden.
Aus dem Gesagten wird zur Genüge hervorgehen, daß das von der unga¬
rischen Negierung unternommene Werk von der größten Bedeutung nicht bloß
für die Staaten an der untern Donau, sondern auch für Österreich-Ungarn
Der deutsche Schiffsverkehr nuf der untern Donau folgt erst an achter Stelle und be-
^Ug 18!I4 26 Schiffe mit 31000 Tonnen Gehalt; der der Franzosen aber an vierter Stelle
Schiffe mit 66000 Tonnen Gehalt.
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