Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.überein,*) verwerfen niber in der Praxis jede Gewaltthätigkeit und in der Eine Fortsetzung und Ergänzung von Brentanos Werk ist durch das Unter anderen sagen sie mit John Stuart Mill- Der Kommunismus würde Freiheit sein im Vergleich zu den Freiheitsbeschränkungen, die sich jetzt die Mehrzahl der Menschen ge¬ fallen lassen muß. '"') Die Geschichte des britischen Trude NuionismuS von Sidney und Bentrice
Webb. Deutsch von N. Bernstein. Mit Noten und einem Nachwort versehen von (5. Bern¬ stein. Stuttgart, I. W. H. Dich, 1,8!)S, überein,*) verwerfen niber in der Praxis jede Gewaltthätigkeit und in der Eine Fortsetzung und Ergänzung von Brentanos Werk ist durch das Unter anderen sagen sie mit John Stuart Mill- Der Kommunismus würde Freiheit sein im Vergleich zu den Freiheitsbeschränkungen, die sich jetzt die Mehrzahl der Menschen ge¬ fallen lassen muß. '"') Die Geschichte des britischen Trude NuionismuS von Sidney und Bentrice
Webb. Deutsch von N. Bernstein. Mit Noten und einem Nachwort versehen von (5. Bern¬ stein. Stuttgart, I. W. H. Dich, 1,8!)S, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0170" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/223754"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_500" prev="#ID_499"> überein,*) verwerfen niber in der Praxis jede Gewaltthätigkeit und in der<lb/> Theorie Marxens Wertlehre, der sie mit Recht den Vorwurf machen, daß sie<lb/> einseitig die Arbeit allein berücksichtige und die andern wertbildenden Faktoren,<lb/> namentlich die mit steigender Bevölkerung steigende Bodenrenke, vernachlässige.<lb/> Vor zwei Jahren haben Sidney und Bentrice Webb zusammen eine Geschichte<lb/> der englischen Gewerkvereine herausgegeben, die voriges Jahr in deutscher<lb/> Übersetzung erschienen ist.**) Die Verfasser haben, wie sie im Vorwort mit¬<lb/> teilen, aus den Archiven und den alten Bruderladen der Gewerkschaften eine<lb/> Unmasse von Urkunden zusammengetragen. Dieser Stofffülle entspricht eine<lb/> solche Maniiichfaltigkeit der Vereinsvcrfassungen, eine solche Verschiedenheit der<lb/> wechselnden Schicksale, eine solche Verwicklung der verschiednen Richtungen<lb/> mit einander und mit den politischen Verhältnissen, daß es vergebliches<lb/> Beginnen wäre, auf beschränktem Raume einen Abriß dieser Geschichte ent¬<lb/> werfen zu wollen. Wir verzichten auf einen Versuch und heben hier nur<lb/> einige charakteristische Züge der großen Bewegung hervor, deren weitere<lb/> Schicksale darüber entscheiden müssen, ob wirkliche Freiheit der Handarbeiter<lb/> möglich ist, oder ob diese immer zu einer nur die Form stetig wechselnden<lb/> Sklaverei verurteilt bleiben sollen.</p><lb/> <p xml:id="ID_501" next="#ID_502"> Eine Fortsetzung und Ergänzung von Brentanos Werk ist durch das<lb/> vorliegende überflüssig gemacht worden, aber es behält trotzdem, wie die<lb/> Webbs anerkennen, seinen Wert. Doch polemisiren sie gegen die Folgerung,<lb/> die mau aus Brentanos Auffassung gezogen hat, daß die heutigen englischen<lb/> Gewerkvereine aus den alten Gilden hervorgegangen seien. Brentano selbst<lb/> aber ist es weit weniger auf den Nachweis des geschichtlichen Zusammenhanges<lb/> angekommen, als auf die Hervorhebung der Thatsache, daß der Geist der alten<lb/> Gilden in den englischen Gewerkvereiuen fortlebt oder wieder ausgelebt ist.<lb/> Das wesentliche an diesem Geiste ist zunächst, daß die alte Bruderschaft, die<lb/> alte Gilde oder Innung, eine alle Lebensverhältnisse umfassende, durchdringende<lb/> und beherrschende Verbindung von Personen war, in der einer für alle und<lb/> alle für einen einstanden, während der moderne Verein die Personen nur für<lb/> einen bestimmten Zweck verbindet und sie im übrigen ihre Wege gehen läßt,<lb/> oder gar keine Verbindung von Personen, sondern nur eine Verbindung von<lb/> Kapitalien ist, bei der die Personen gleichgiltig und mitunter, wie bei den Aktien¬<lb/> gesellschaften, einander ganz unbekant sind. Sodann ist die Innung alten Stils<lb/> ein Schutzverband für ihre Mitglieder, der ihnen Privilegien sichert, deren</p><lb/> <note xml:id="FID_24" place="foot"> Unter anderen sagen sie mit John Stuart Mill- Der Kommunismus würde Freiheit<lb/> sein im Vergleich zu den Freiheitsbeschränkungen, die sich jetzt die Mehrzahl der Menschen ge¬<lb/> fallen lassen muß.</note><lb/> <note xml:id="FID_25" place="foot"> '"') Die Geschichte des britischen Trude NuionismuS von Sidney und Bentrice<lb/> Webb. Deutsch von N. Bernstein. Mit Noten und einem Nachwort versehen von (5. Bern¬<lb/> stein. Stuttgart, I. W. H. Dich, 1,8!)S,</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0170]
überein,*) verwerfen niber in der Praxis jede Gewaltthätigkeit und in der
Theorie Marxens Wertlehre, der sie mit Recht den Vorwurf machen, daß sie
einseitig die Arbeit allein berücksichtige und die andern wertbildenden Faktoren,
namentlich die mit steigender Bevölkerung steigende Bodenrenke, vernachlässige.
Vor zwei Jahren haben Sidney und Bentrice Webb zusammen eine Geschichte
der englischen Gewerkvereine herausgegeben, die voriges Jahr in deutscher
Übersetzung erschienen ist.**) Die Verfasser haben, wie sie im Vorwort mit¬
teilen, aus den Archiven und den alten Bruderladen der Gewerkschaften eine
Unmasse von Urkunden zusammengetragen. Dieser Stofffülle entspricht eine
solche Maniiichfaltigkeit der Vereinsvcrfassungen, eine solche Verschiedenheit der
wechselnden Schicksale, eine solche Verwicklung der verschiednen Richtungen
mit einander und mit den politischen Verhältnissen, daß es vergebliches
Beginnen wäre, auf beschränktem Raume einen Abriß dieser Geschichte ent¬
werfen zu wollen. Wir verzichten auf einen Versuch und heben hier nur
einige charakteristische Züge der großen Bewegung hervor, deren weitere
Schicksale darüber entscheiden müssen, ob wirkliche Freiheit der Handarbeiter
möglich ist, oder ob diese immer zu einer nur die Form stetig wechselnden
Sklaverei verurteilt bleiben sollen.
Eine Fortsetzung und Ergänzung von Brentanos Werk ist durch das
vorliegende überflüssig gemacht worden, aber es behält trotzdem, wie die
Webbs anerkennen, seinen Wert. Doch polemisiren sie gegen die Folgerung,
die mau aus Brentanos Auffassung gezogen hat, daß die heutigen englischen
Gewerkvereine aus den alten Gilden hervorgegangen seien. Brentano selbst
aber ist es weit weniger auf den Nachweis des geschichtlichen Zusammenhanges
angekommen, als auf die Hervorhebung der Thatsache, daß der Geist der alten
Gilden in den englischen Gewerkvereiuen fortlebt oder wieder ausgelebt ist.
Das wesentliche an diesem Geiste ist zunächst, daß die alte Bruderschaft, die
alte Gilde oder Innung, eine alle Lebensverhältnisse umfassende, durchdringende
und beherrschende Verbindung von Personen war, in der einer für alle und
alle für einen einstanden, während der moderne Verein die Personen nur für
einen bestimmten Zweck verbindet und sie im übrigen ihre Wege gehen läßt,
oder gar keine Verbindung von Personen, sondern nur eine Verbindung von
Kapitalien ist, bei der die Personen gleichgiltig und mitunter, wie bei den Aktien¬
gesellschaften, einander ganz unbekant sind. Sodann ist die Innung alten Stils
ein Schutzverband für ihre Mitglieder, der ihnen Privilegien sichert, deren
Unter anderen sagen sie mit John Stuart Mill- Der Kommunismus würde Freiheit
sein im Vergleich zu den Freiheitsbeschränkungen, die sich jetzt die Mehrzahl der Menschen ge¬
fallen lassen muß.
'"') Die Geschichte des britischen Trude NuionismuS von Sidney und Bentrice
Webb. Deutsch von N. Bernstein. Mit Noten und einem Nachwort versehen von (5. Bern¬
stein. Stuttgart, I. W. H. Dich, 1,8!)S,
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