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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Wer am meisten Reklame zu machen und seine Konkurenten zu unterbieten vermag.
Die künstlerische Handarbeit wird von der Schablonenhaften Fabrikware, die gediegne,
saubre, haltbare Ware vom billigen Schund erdrückt.

Mögen die heutigen Forscher immerhin herausgebracht haben, daß die Griechen
in deu Perserkriegen ihrer eignen Kraft und Kunst eigentlich nichts, dem Zufall
und der Ungeschicklichkeit ihrer Feinde alles zu danken gehabt hätte", so bleiben
dennoch die Schlachten von Marathon und Salamis die denkwürdigsten in der
Weltgeschichte. Der bloße Entschluß des winzigen Athens, dem asiatischen Gro߬
sultan Widerstand zu leisten, und der glückliche Erfolg dieses Entschlusses haben
der europäischen Geschichte, wie sie bisher verlaufen ist, das Siegel aufgeprägt;
während in Asien, dem Erdteil der ungeheuern Flächen, von jeher die Masse den
Ausschlag gegeben hat, hat sich in unserm kleinen vielgliedrigen Europa immer
noch der Geist gegen die Masse behauptet. Die Zeit der Massenwirkung beginnt
mit den napoleonischen Kriegen und mit der englischen Geld- und Jndnstriehcrrschaft;
in unsern Tagen scheint sie sich vollenden zu sollen, scheint der Geist vor der
Masse, Europa vor Asien abdanken zu wollen.

Diese wachsende Herrschaft der Masse ist mit daran schuld, daß anch der
politische Liberalismus abgedankt hat. Es ist nicht bloß Feigheit und Selbstsucht,
wenn Männer und Parteien, die vor fünfundzwanzig Jahren aufrichtig liberal
waren, heute Bolksrcchte beschränken mochten und gegen deu überhandnehmenden
Polizciabsolutismus nichts einzuwenden haben; sie fürchten, die Freiheit für alle
möchte nichts andres zu bedeuten haben als die wüste Wirtschaft einer rohen Masse,
und so fügen sie sich eiuer Herrschaft, die zwar auch bloß Massenherrschaft, aber
wenigstens büreauiratisch und militärisch geordnete Massenherrschaft ist. Bei einer
kommunalen und berufständischeu Gliederung des Volkes, die durch Bindung der
Einzelnen an kleine Gemeinwesen und Körperschaften der Zusammenballung großer
Massen zu gemeinsamer Aktion vorbeugt, hat die Kultur vou der schrankenlosesten
Freiheit nichts zu fürchten. Die heute nicht ganz unbegründete, wenn auch sehr
übertriebne Furcht der staatserhaltenden hat auch auf dem nationalliberalen Partei¬
tage wiederum gesiegt, und man hat es dort nicht gewagt, die Erklärungen abzu¬
geben, die der Partei das Recht, sich liberal zu nennen, wicdererworben haben
würden, nämlich: daß sich die Partei verpflichte, für ein liberales Vereins- und
Versammliingsrecht zu wirken, jeden Angriff auf das Neichstagswahlrecht abzu¬
schlagen und die Verbesserung der Wahlrechte sür die Landtage im liberalen Sinne
anzustreben. Wie wenig das bischen kirchlicher und Schnlliberalismns, mit dem
die Natiouallibernleu ihren Ruf noch zu retten versuchen, bedeutet, sieht man schon
aus dem Umstände, daß es ihnen gar uicht einfällt, die thatsächliche Herrschaft der
evangelischen Kirche in der Volksschule und den Geist, der in den evangelischen
Schullehrerseminarien Preußens waltet, zu bekämpfen. Auch in den wirtschaftlichen
Händeln ist es heute die Masse, uicht die Vernunft, was den Ausschlag giebt.
Jeder einzelne Bauer, jeder einzelne Handwerker mag ganz verständig sein. Aber
da es ihm nicht gelingt, sich in dem höchst verwickelten Zustande unsers Wirtschafts¬
lebens zurechtzufinden, so verzichtet er auf das eigne Denken und hört unter seinen
zahlreichen Ratgebern natürlich die mit den stärksten Stimmen am deutlichsten also
die Leute, die am lautesten und am anhaltendsten schreien, und die Geld und
Agitationsgeschick genug haben, eine stattliche Zahl von Mitschreiern zu werben.
So sammeln sich Massen von Schreiern, und gegen das Massengeschrei kann zu
guter letzt auch die Negierung nicht mehr aufkommen; sie macht Zugeständnisse, die
sie selbst oft genng für unstatthaft erklärt hat. So darf man sich über die Erfolge
des Bundes der Landwirte und der seit vierzig Jahren schreienden Zünftler nicht


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Wer am meisten Reklame zu machen und seine Konkurenten zu unterbieten vermag.
Die künstlerische Handarbeit wird von der Schablonenhaften Fabrikware, die gediegne,
saubre, haltbare Ware vom billigen Schund erdrückt.

Mögen die heutigen Forscher immerhin herausgebracht haben, daß die Griechen
in deu Perserkriegen ihrer eignen Kraft und Kunst eigentlich nichts, dem Zufall
und der Ungeschicklichkeit ihrer Feinde alles zu danken gehabt hätte», so bleiben
dennoch die Schlachten von Marathon und Salamis die denkwürdigsten in der
Weltgeschichte. Der bloße Entschluß des winzigen Athens, dem asiatischen Gro߬
sultan Widerstand zu leisten, und der glückliche Erfolg dieses Entschlusses haben
der europäischen Geschichte, wie sie bisher verlaufen ist, das Siegel aufgeprägt;
während in Asien, dem Erdteil der ungeheuern Flächen, von jeher die Masse den
Ausschlag gegeben hat, hat sich in unserm kleinen vielgliedrigen Europa immer
noch der Geist gegen die Masse behauptet. Die Zeit der Massenwirkung beginnt
mit den napoleonischen Kriegen und mit der englischen Geld- und Jndnstriehcrrschaft;
in unsern Tagen scheint sie sich vollenden zu sollen, scheint der Geist vor der
Masse, Europa vor Asien abdanken zu wollen.

Diese wachsende Herrschaft der Masse ist mit daran schuld, daß anch der
politische Liberalismus abgedankt hat. Es ist nicht bloß Feigheit und Selbstsucht,
wenn Männer und Parteien, die vor fünfundzwanzig Jahren aufrichtig liberal
waren, heute Bolksrcchte beschränken mochten und gegen deu überhandnehmenden
Polizciabsolutismus nichts einzuwenden haben; sie fürchten, die Freiheit für alle
möchte nichts andres zu bedeuten haben als die wüste Wirtschaft einer rohen Masse,
und so fügen sie sich eiuer Herrschaft, die zwar auch bloß Massenherrschaft, aber
wenigstens büreauiratisch und militärisch geordnete Massenherrschaft ist. Bei einer
kommunalen und berufständischeu Gliederung des Volkes, die durch Bindung der
Einzelnen an kleine Gemeinwesen und Körperschaften der Zusammenballung großer
Massen zu gemeinsamer Aktion vorbeugt, hat die Kultur vou der schrankenlosesten
Freiheit nichts zu fürchten. Die heute nicht ganz unbegründete, wenn auch sehr
übertriebne Furcht der staatserhaltenden hat auch auf dem nationalliberalen Partei¬
tage wiederum gesiegt, und man hat es dort nicht gewagt, die Erklärungen abzu¬
geben, die der Partei das Recht, sich liberal zu nennen, wicdererworben haben
würden, nämlich: daß sich die Partei verpflichte, für ein liberales Vereins- und
Versammliingsrecht zu wirken, jeden Angriff auf das Neichstagswahlrecht abzu¬
schlagen und die Verbesserung der Wahlrechte sür die Landtage im liberalen Sinne
anzustreben. Wie wenig das bischen kirchlicher und Schnlliberalismns, mit dem
die Natiouallibernleu ihren Ruf noch zu retten versuchen, bedeutet, sieht man schon
aus dem Umstände, daß es ihnen gar uicht einfällt, die thatsächliche Herrschaft der
evangelischen Kirche in der Volksschule und den Geist, der in den evangelischen
Schullehrerseminarien Preußens waltet, zu bekämpfen. Auch in den wirtschaftlichen
Händeln ist es heute die Masse, uicht die Vernunft, was den Ausschlag giebt.
Jeder einzelne Bauer, jeder einzelne Handwerker mag ganz verständig sein. Aber
da es ihm nicht gelingt, sich in dem höchst verwickelten Zustande unsers Wirtschafts¬
lebens zurechtzufinden, so verzichtet er auf das eigne Denken und hört unter seinen
zahlreichen Ratgebern natürlich die mit den stärksten Stimmen am deutlichsten also
die Leute, die am lautesten und am anhaltendsten schreien, und die Geld und
Agitationsgeschick genug haben, eine stattliche Zahl von Mitschreiern zu werben.
So sammeln sich Massen von Schreiern, und gegen das Massengeschrei kann zu
guter letzt auch die Negierung nicht mehr aufkommen; sie macht Zugeständnisse, die
sie selbst oft genng für unstatthaft erklärt hat. So darf man sich über die Erfolge
des Bundes der Landwirte und der seit vierzig Jahren schreienden Zünftler nicht


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[0154] Maßgebliches und Unmaßgebliches Wer am meisten Reklame zu machen und seine Konkurenten zu unterbieten vermag. Die künstlerische Handarbeit wird von der Schablonenhaften Fabrikware, die gediegne, saubre, haltbare Ware vom billigen Schund erdrückt. Mögen die heutigen Forscher immerhin herausgebracht haben, daß die Griechen in deu Perserkriegen ihrer eignen Kraft und Kunst eigentlich nichts, dem Zufall und der Ungeschicklichkeit ihrer Feinde alles zu danken gehabt hätte», so bleiben dennoch die Schlachten von Marathon und Salamis die denkwürdigsten in der Weltgeschichte. Der bloße Entschluß des winzigen Athens, dem asiatischen Gro߬ sultan Widerstand zu leisten, und der glückliche Erfolg dieses Entschlusses haben der europäischen Geschichte, wie sie bisher verlaufen ist, das Siegel aufgeprägt; während in Asien, dem Erdteil der ungeheuern Flächen, von jeher die Masse den Ausschlag gegeben hat, hat sich in unserm kleinen vielgliedrigen Europa immer noch der Geist gegen die Masse behauptet. Die Zeit der Massenwirkung beginnt mit den napoleonischen Kriegen und mit der englischen Geld- und Jndnstriehcrrschaft; in unsern Tagen scheint sie sich vollenden zu sollen, scheint der Geist vor der Masse, Europa vor Asien abdanken zu wollen. Diese wachsende Herrschaft der Masse ist mit daran schuld, daß anch der politische Liberalismus abgedankt hat. Es ist nicht bloß Feigheit und Selbstsucht, wenn Männer und Parteien, die vor fünfundzwanzig Jahren aufrichtig liberal waren, heute Bolksrcchte beschränken mochten und gegen deu überhandnehmenden Polizciabsolutismus nichts einzuwenden haben; sie fürchten, die Freiheit für alle möchte nichts andres zu bedeuten haben als die wüste Wirtschaft einer rohen Masse, und so fügen sie sich eiuer Herrschaft, die zwar auch bloß Massenherrschaft, aber wenigstens büreauiratisch und militärisch geordnete Massenherrschaft ist. Bei einer kommunalen und berufständischeu Gliederung des Volkes, die durch Bindung der Einzelnen an kleine Gemeinwesen und Körperschaften der Zusammenballung großer Massen zu gemeinsamer Aktion vorbeugt, hat die Kultur vou der schrankenlosesten Freiheit nichts zu fürchten. Die heute nicht ganz unbegründete, wenn auch sehr übertriebne Furcht der staatserhaltenden hat auch auf dem nationalliberalen Partei¬ tage wiederum gesiegt, und man hat es dort nicht gewagt, die Erklärungen abzu¬ geben, die der Partei das Recht, sich liberal zu nennen, wicdererworben haben würden, nämlich: daß sich die Partei verpflichte, für ein liberales Vereins- und Versammliingsrecht zu wirken, jeden Angriff auf das Neichstagswahlrecht abzu¬ schlagen und die Verbesserung der Wahlrechte sür die Landtage im liberalen Sinne anzustreben. Wie wenig das bischen kirchlicher und Schnlliberalismns, mit dem die Natiouallibernleu ihren Ruf noch zu retten versuchen, bedeutet, sieht man schon aus dem Umstände, daß es ihnen gar uicht einfällt, die thatsächliche Herrschaft der evangelischen Kirche in der Volksschule und den Geist, der in den evangelischen Schullehrerseminarien Preußens waltet, zu bekämpfen. Auch in den wirtschaftlichen Händeln ist es heute die Masse, uicht die Vernunft, was den Ausschlag giebt. Jeder einzelne Bauer, jeder einzelne Handwerker mag ganz verständig sein. Aber da es ihm nicht gelingt, sich in dem höchst verwickelten Zustande unsers Wirtschafts¬ lebens zurechtzufinden, so verzichtet er auf das eigne Denken und hört unter seinen zahlreichen Ratgebern natürlich die mit den stärksten Stimmen am deutlichsten also die Leute, die am lautesten und am anhaltendsten schreien, und die Geld und Agitationsgeschick genug haben, eine stattliche Zahl von Mitschreiern zu werben. So sammeln sich Massen von Schreiern, und gegen das Massengeschrei kann zu guter letzt auch die Negierung nicht mehr aufkommen; sie macht Zugeständnisse, die sie selbst oft genng für unstatthaft erklärt hat. So darf man sich über die Erfolge des Bundes der Landwirte und der seit vierzig Jahren schreienden Zünftler nicht

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_223583/154>, abgerufen am 06.01.2025.