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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

herab und haben für aufrichtiges Wohlwollen gegen die Arbeiter, wo sich solches
in bürgerlichen Kreisen äußert, nichts als giftigen Hohn oder höchstens die im
Tone vornehmer Herablassung erteilte Zensur: Gut gemeint, aber Unsinn! So
haben sie die seit zwei Jahren in Wien erscheinende Wochenschrift "Die Zeit,"
die ebenfalls rücksichtslos kritisirt und, ohne sozialdemvkratisch zu sein, der Arbeiter¬
bewegung wohlwollend gegenüber steht, bei verschiednen Gelegenheiten grob an¬
gerempelt. In einer Polemik mir Kautsky, der sich eingemischt hat, führt Dr,
Kammer, der politische Leiter der "Zeit," nnter anderen aus, daß man den Ausdruck
bürgerlich zwar als wissenschaftlichen lörminus tselinieus für einen gewissen wirt¬
schaftlichen und politischen Zustand gelten lassen könne, daß aber die "Neue Zeit"
aufhören müsse, ihn als Schimpfwort zu gebrauchen, wenn sie ein wissenschaft¬
liches Organ und uicht ein Schimpfblatt sein wolle.

In Ur. 51 der eben genannten sozialdemokratischen Wochenschrift sowie in
Ur. 212 der Leipziger Volkszeitung hat Franz Mehring auch die im Grcnzboten-
verlag erschienene Volkswirtschaftslehre abgeschlachtet. Der Verfasser des Buches,
das als "ein trivialer Auszug aus Kompendien" charcckterisirt wird, habe selbst
noch nicht gelernt, was er sich zu lehren anmaße, heißt es darin u. a. Der Artikel
der "Neuen Zeit," worin Jentsch zusammen mit einem andern Schacher als der
unbedeutendere und unwürdigere von beiden hingerichtet wird, ist "Litterarischer
Bankerott" überschrieben. In einem gewissen Sinne ist es ja richtig, daß die
moderne Wissenschaft sich schon längst für bankerott erklärt hat. Die heutige Wissen¬
schaft ist nämlich sehr alt, und da geht es ihr denn, wie es Salomon und Sokrates
ergangen ist, als sie alt wurden, sie wird inne, daß sie eigentlich nichts weiß.
Alle bedeutenden Männer sehen nichts klarer ein, als daß ihr Wissen Stückwerk
ist, und daß es dem Menschengeiste nicht beschieden ist, weder das Rätsel des
Daseins noch die soziale Frage zu lösen. Ein Mehring freilich weiß ganz genan,
was die Welt im Innersten zusammenhält, und das Weberschisflein, womit des
Weltgcists lebendiges Kleid gewebt wird, führt er mit seiner eignen Hand; und
darum kauu er nicht anders als mit einer ans Verachtung und Mitleid gemischten
Empfindung auf Stümper wie Ranke und Lamprecht, Röscher und Wagner herab¬
sehn und mit noch tiefrer Verachtung ans den Stümper, der die Forschungsergeb-
nisse der größern Stümper dem Volke mundgerecht zu machen für ein Verdienst
hält, während sich natürlich Kautslh mit der Popularisirung des Kapitals von
Marx ein unsterbliches Verdienst erworben hat. Nun, für eine Partei ist eS immer
ein Vorteil, wenn sie einen unfehlbaren Papst hat. Das katholische Katechismus-
bübleiu will sich totlachen, wenn ihm der Herr Kaplan sagt, daß es Narren giebt,
die sich zeitlebens abplagen mit Lernen, Studiren und Forschen und am Ende ihres
Lebens noch nicht wisse", was Wahrheit sei, während es, das Büblein, schon längst
die ganze Wahrheit in seinem zehnjährigen Kllpflein hat. So lacht das achtzehn¬
jährige Sozialdemvkratenbüblein über die bürgerliche" Ideologen, die allerlei un¬
nützes Zeug aufhenke", während doch alle Wahrheit und Weisheit in dem so leicht
zu verstehenden marxischen Wert- und Mehrwertgcsetze beschlossen liege. In dem
unerschütterliche" Glanben an die Unfehlbarkeit der Führer liegt in der That zum
Teil die Stärke sowohl der ultramonicme" wie der sozialdemokratischen Partei.
Wenn nnn ein Buch, das eine andre Lehre vorträgt und von den meisten Lesern
gar nicht übel gefunden wird, ebenfalls leicht zu verstehen ist, so kann es die gläu¬
bigen Schafe leicht verführen, und darum müssen diese vor dem gefährlichen Futter
gewarnt werde"; Mehring mag also wohl nicht bloß zur Befriedigung feines eignen
Herzensbedürfnisses, sonder" ans Wunsch der Partei die Hinrichtung vollzogen
haben. Vielleicht auch hat noch eine dritte Rücksicht hiueiugcspielt, das Interesse


Maßgebliches und Unmaßgebliches

herab und haben für aufrichtiges Wohlwollen gegen die Arbeiter, wo sich solches
in bürgerlichen Kreisen äußert, nichts als giftigen Hohn oder höchstens die im
Tone vornehmer Herablassung erteilte Zensur: Gut gemeint, aber Unsinn! So
haben sie die seit zwei Jahren in Wien erscheinende Wochenschrift „Die Zeit,"
die ebenfalls rücksichtslos kritisirt und, ohne sozialdemvkratisch zu sein, der Arbeiter¬
bewegung wohlwollend gegenüber steht, bei verschiednen Gelegenheiten grob an¬
gerempelt. In einer Polemik mir Kautsky, der sich eingemischt hat, führt Dr,
Kammer, der politische Leiter der „Zeit," nnter anderen aus, daß man den Ausdruck
bürgerlich zwar als wissenschaftlichen lörminus tselinieus für einen gewissen wirt¬
schaftlichen und politischen Zustand gelten lassen könne, daß aber die „Neue Zeit"
aufhören müsse, ihn als Schimpfwort zu gebrauchen, wenn sie ein wissenschaft¬
liches Organ und uicht ein Schimpfblatt sein wolle.

In Ur. 51 der eben genannten sozialdemokratischen Wochenschrift sowie in
Ur. 212 der Leipziger Volkszeitung hat Franz Mehring auch die im Grcnzboten-
verlag erschienene Volkswirtschaftslehre abgeschlachtet. Der Verfasser des Buches,
das als „ein trivialer Auszug aus Kompendien" charcckterisirt wird, habe selbst
noch nicht gelernt, was er sich zu lehren anmaße, heißt es darin u. a. Der Artikel
der „Neuen Zeit," worin Jentsch zusammen mit einem andern Schacher als der
unbedeutendere und unwürdigere von beiden hingerichtet wird, ist „Litterarischer
Bankerott" überschrieben. In einem gewissen Sinne ist es ja richtig, daß die
moderne Wissenschaft sich schon längst für bankerott erklärt hat. Die heutige Wissen¬
schaft ist nämlich sehr alt, und da geht es ihr denn, wie es Salomon und Sokrates
ergangen ist, als sie alt wurden, sie wird inne, daß sie eigentlich nichts weiß.
Alle bedeutenden Männer sehen nichts klarer ein, als daß ihr Wissen Stückwerk
ist, und daß es dem Menschengeiste nicht beschieden ist, weder das Rätsel des
Daseins noch die soziale Frage zu lösen. Ein Mehring freilich weiß ganz genan,
was die Welt im Innersten zusammenhält, und das Weberschisflein, womit des
Weltgcists lebendiges Kleid gewebt wird, führt er mit seiner eignen Hand; und
darum kauu er nicht anders als mit einer ans Verachtung und Mitleid gemischten
Empfindung auf Stümper wie Ranke und Lamprecht, Röscher und Wagner herab¬
sehn und mit noch tiefrer Verachtung ans den Stümper, der die Forschungsergeb-
nisse der größern Stümper dem Volke mundgerecht zu machen für ein Verdienst
hält, während sich natürlich Kautslh mit der Popularisirung des Kapitals von
Marx ein unsterbliches Verdienst erworben hat. Nun, für eine Partei ist eS immer
ein Vorteil, wenn sie einen unfehlbaren Papst hat. Das katholische Katechismus-
bübleiu will sich totlachen, wenn ihm der Herr Kaplan sagt, daß es Narren giebt,
die sich zeitlebens abplagen mit Lernen, Studiren und Forschen und am Ende ihres
Lebens noch nicht wisse», was Wahrheit sei, während es, das Büblein, schon längst
die ganze Wahrheit in seinem zehnjährigen Kllpflein hat. So lacht das achtzehn¬
jährige Sozialdemvkratenbüblein über die bürgerliche» Ideologen, die allerlei un¬
nützes Zeug aufhenke», während doch alle Wahrheit und Weisheit in dem so leicht
zu verstehenden marxischen Wert- und Mehrwertgcsetze beschlossen liege. In dem
unerschütterliche» Glanben an die Unfehlbarkeit der Führer liegt in der That zum
Teil die Stärke sowohl der ultramonicme» wie der sozialdemokratischen Partei.
Wenn nnn ein Buch, das eine andre Lehre vorträgt und von den meisten Lesern
gar nicht übel gefunden wird, ebenfalls leicht zu verstehen ist, so kann es die gläu¬
bigen Schafe leicht verführen, und darum müssen diese vor dem gefährlichen Futter
gewarnt werde»; Mehring mag also wohl nicht bloß zur Befriedigung feines eignen
Herzensbedürfnisses, sonder» ans Wunsch der Partei die Hinrichtung vollzogen
haben. Vielleicht auch hat noch eine dritte Rücksicht hiueiugcspielt, das Interesse


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[0111] Maßgebliches und Unmaßgebliches herab und haben für aufrichtiges Wohlwollen gegen die Arbeiter, wo sich solches in bürgerlichen Kreisen äußert, nichts als giftigen Hohn oder höchstens die im Tone vornehmer Herablassung erteilte Zensur: Gut gemeint, aber Unsinn! So haben sie die seit zwei Jahren in Wien erscheinende Wochenschrift „Die Zeit," die ebenfalls rücksichtslos kritisirt und, ohne sozialdemvkratisch zu sein, der Arbeiter¬ bewegung wohlwollend gegenüber steht, bei verschiednen Gelegenheiten grob an¬ gerempelt. In einer Polemik mir Kautsky, der sich eingemischt hat, führt Dr, Kammer, der politische Leiter der „Zeit," nnter anderen aus, daß man den Ausdruck bürgerlich zwar als wissenschaftlichen lörminus tselinieus für einen gewissen wirt¬ schaftlichen und politischen Zustand gelten lassen könne, daß aber die „Neue Zeit" aufhören müsse, ihn als Schimpfwort zu gebrauchen, wenn sie ein wissenschaft¬ liches Organ und uicht ein Schimpfblatt sein wolle. In Ur. 51 der eben genannten sozialdemokratischen Wochenschrift sowie in Ur. 212 der Leipziger Volkszeitung hat Franz Mehring auch die im Grcnzboten- verlag erschienene Volkswirtschaftslehre abgeschlachtet. Der Verfasser des Buches, das als „ein trivialer Auszug aus Kompendien" charcckterisirt wird, habe selbst noch nicht gelernt, was er sich zu lehren anmaße, heißt es darin u. a. Der Artikel der „Neuen Zeit," worin Jentsch zusammen mit einem andern Schacher als der unbedeutendere und unwürdigere von beiden hingerichtet wird, ist „Litterarischer Bankerott" überschrieben. In einem gewissen Sinne ist es ja richtig, daß die moderne Wissenschaft sich schon längst für bankerott erklärt hat. Die heutige Wissen¬ schaft ist nämlich sehr alt, und da geht es ihr denn, wie es Salomon und Sokrates ergangen ist, als sie alt wurden, sie wird inne, daß sie eigentlich nichts weiß. Alle bedeutenden Männer sehen nichts klarer ein, als daß ihr Wissen Stückwerk ist, und daß es dem Menschengeiste nicht beschieden ist, weder das Rätsel des Daseins noch die soziale Frage zu lösen. Ein Mehring freilich weiß ganz genan, was die Welt im Innersten zusammenhält, und das Weberschisflein, womit des Weltgcists lebendiges Kleid gewebt wird, führt er mit seiner eignen Hand; und darum kauu er nicht anders als mit einer ans Verachtung und Mitleid gemischten Empfindung auf Stümper wie Ranke und Lamprecht, Röscher und Wagner herab¬ sehn und mit noch tiefrer Verachtung ans den Stümper, der die Forschungsergeb- nisse der größern Stümper dem Volke mundgerecht zu machen für ein Verdienst hält, während sich natürlich Kautslh mit der Popularisirung des Kapitals von Marx ein unsterbliches Verdienst erworben hat. Nun, für eine Partei ist eS immer ein Vorteil, wenn sie einen unfehlbaren Papst hat. Das katholische Katechismus- bübleiu will sich totlachen, wenn ihm der Herr Kaplan sagt, daß es Narren giebt, die sich zeitlebens abplagen mit Lernen, Studiren und Forschen und am Ende ihres Lebens noch nicht wisse», was Wahrheit sei, während es, das Büblein, schon längst die ganze Wahrheit in seinem zehnjährigen Kllpflein hat. So lacht das achtzehn¬ jährige Sozialdemvkratenbüblein über die bürgerliche» Ideologen, die allerlei un¬ nützes Zeug aufhenke», während doch alle Wahrheit und Weisheit in dem so leicht zu verstehenden marxischen Wert- und Mehrwertgcsetze beschlossen liege. In dem unerschütterliche» Glanben an die Unfehlbarkeit der Führer liegt in der That zum Teil die Stärke sowohl der ultramonicme» wie der sozialdemokratischen Partei. Wenn nnn ein Buch, das eine andre Lehre vorträgt und von den meisten Lesern gar nicht übel gefunden wird, ebenfalls leicht zu verstehen ist, so kann es die gläu¬ bigen Schafe leicht verführen, und darum müssen diese vor dem gefährlichen Futter gewarnt werde»; Mehring mag also wohl nicht bloß zur Befriedigung feines eignen Herzensbedürfnisses, sonder» ans Wunsch der Partei die Hinrichtung vollzogen haben. Vielleicht auch hat noch eine dritte Rücksicht hiueiugcspielt, das Interesse

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_223583/111>, abgerufen am 06.01.2025.