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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Zweites Vierteljahr.

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Unterm Schlehdorn

ist uns verwehrt, in den Wald dürfen wir auch nicht mehr gehen. Aber auf den
Wegen und Straßen zu existiren haben wir ein sonnenklares Recht, das heißt,
wenn wir uns nicht an den Rändern zum Ausruhen niedersetzen, denn dann werden
die Graspächter grob. Und stellten wir uns mitten darauf, so würde nach einigen
Stunden ein Gendarm kommen und nach unsrer Legitimation fragen und bei
ordnungsmäßigen Befund uns freundlich auffordern, weiter zu gehen.

Unter solchen Betrachtungen war ich aus den Feldern heraus und auf die
Landstraße gekommen. Ich blickte mich um: es war weit und breit kein Mensch
zu sehen. Da setzte ich mich an den Straßengraben. Es war ein wonniger
Maitag; das zartgrüne Gras entfaltete seine ersten Rispen, ein Kirschbaum neben
mir stand in voller Blütenpracht, eine Ammer flötete unverdrossen ihren eintönigen
Schlag, unzählige Lerchen flatterten trillernd in der blauen Luft. Da versank ich
in Träume. Der blühende Zweig in meiner Hand wuchs vor meinen Augen zu
einer dichten Hecke empor, die den Abschluß eines schön gepflegten Gartens bildete.
Auf dem blumigen Rasen davor tummelten sich meine beiden ältesten Kinder, im
Hintergrunde stand ein einstöckiges Wohnhaus, in einer Weinlaube saß meine Fran
mit dem jüngsten. Dahinter Wirtschaftsgebäude und ringsum üppige Fruchtfelder,
eine Fläche von 5,4 Hektar oder 22 preußischen Morgen, denn soviel Grund und
Boden kommt ja in Deutschland durchschnittlich auf eine Familie von fünf Köpfen.

Das war alles sehr schön, aber es fielen allmählich Schatten auf dieses fried¬
liche Bild. Ich überlegte mir, daß von dieser Fläche noch Wald, Ödland, Wasser-
läufe, Wege und dergleichen abzurechnen wären, und daß der Rest, mittlere "Bo¬
nnae" vorausgesetzt, auch bei "intensiver Kultur" zum Unterhalt einer Familie nicht
ausreichen könnte. Schon sah ich mich im Geiste, wie ich mit stelzbeinigen Schritten
nach der Laube hinüberstieg, um meine Frau mit Goldwährung und Differential¬
tarife zu öden, und meinen Jungen, wie er ängstlich das Gesicht verzog und seiner
Schwester ins Ohr sagte: "Komm, Liese, wir wollen ausreißen, der Vater zankt
schon wieder!" Oder sollte ich in meinem gemütlichen Heim eine Buntpapierfabrik
einrichten und meinen Arbeitern auf der Koalitionsfreiheit herumtrete"? Kurz ent¬
schlossen, nahm ich die deutschen Schutzgebiete hinzu. Aber dadurch wurde die
Sache uicht besser; die Malariadistrikte machten die Rechnung sehr verwickelt, und
dann mußte ich ja auch anstandshalber den Eingebornen eine größere Durchschnitts¬
fläche zubilligen, weil sie an größere Ellbogenfreiheit gewöhnt sind als wir hoch¬
gezüchteten Europäer. Da wurde die Sache ungemütlich. Die Blüten meines
Schlehdornzweigs welkten, wurden schwarz und fielen ab, die Dornen reckten sich
und wuchsen zu starrenden Lanzenschäften mit flatternden Fähnlein und zu blitzenden
Magazingewehren mit Haubajounetteu; Heerhaufen füllte" das Blachfeld und schoben
sich klirrend und stampfend an mir vorüber in der Richtung auf Klein-Poppclwitz,
dessen Kirchtum im Osten über den Kirschbäumen hervorragte. Das Herz schlug
mir vor Wonne: ein reisiges Geschlecht, trotzige Männer mit funkelnden blauen
Augen, ein stahlhartes Herrenvolk, das auszog, eine Welt zu erobern. Schon
waren die ersten über Klein-Poppelwitz und Bessarabien meinen Blicken entschwunden,
und noch immer quollen neue Geschwader über das staubende Gefilde. Mir zerrte
es an allen Muskelsibrillen. Ans, und fort aus dieser unerträglichen Enge! Ich
zuckte empor, um mir ein lediges Krümperpferd einzufangen.

Da legte sich eine schwere Hand auf meine Schulter, und eine ärgerliche
Stimme sagte: "Hier im Chausseegraben haben Sie nichts zu suchen, ich dächte,
so verständig könnten Sie selber sein und das einsehen. Einmal habe ichs Ihnen
schon gesagt, das nächste mal kostets eine Mark fünfzig Strafe. Diese Leute haben


Unterm Schlehdorn

ist uns verwehrt, in den Wald dürfen wir auch nicht mehr gehen. Aber auf den
Wegen und Straßen zu existiren haben wir ein sonnenklares Recht, das heißt,
wenn wir uns nicht an den Rändern zum Ausruhen niedersetzen, denn dann werden
die Graspächter grob. Und stellten wir uns mitten darauf, so würde nach einigen
Stunden ein Gendarm kommen und nach unsrer Legitimation fragen und bei
ordnungsmäßigen Befund uns freundlich auffordern, weiter zu gehen.

Unter solchen Betrachtungen war ich aus den Feldern heraus und auf die
Landstraße gekommen. Ich blickte mich um: es war weit und breit kein Mensch
zu sehen. Da setzte ich mich an den Straßengraben. Es war ein wonniger
Maitag; das zartgrüne Gras entfaltete seine ersten Rispen, ein Kirschbaum neben
mir stand in voller Blütenpracht, eine Ammer flötete unverdrossen ihren eintönigen
Schlag, unzählige Lerchen flatterten trillernd in der blauen Luft. Da versank ich
in Träume. Der blühende Zweig in meiner Hand wuchs vor meinen Augen zu
einer dichten Hecke empor, die den Abschluß eines schön gepflegten Gartens bildete.
Auf dem blumigen Rasen davor tummelten sich meine beiden ältesten Kinder, im
Hintergrunde stand ein einstöckiges Wohnhaus, in einer Weinlaube saß meine Fran
mit dem jüngsten. Dahinter Wirtschaftsgebäude und ringsum üppige Fruchtfelder,
eine Fläche von 5,4 Hektar oder 22 preußischen Morgen, denn soviel Grund und
Boden kommt ja in Deutschland durchschnittlich auf eine Familie von fünf Köpfen.

Das war alles sehr schön, aber es fielen allmählich Schatten auf dieses fried¬
liche Bild. Ich überlegte mir, daß von dieser Fläche noch Wald, Ödland, Wasser-
läufe, Wege und dergleichen abzurechnen wären, und daß der Rest, mittlere „Bo¬
nnae" vorausgesetzt, auch bei „intensiver Kultur" zum Unterhalt einer Familie nicht
ausreichen könnte. Schon sah ich mich im Geiste, wie ich mit stelzbeinigen Schritten
nach der Laube hinüberstieg, um meine Frau mit Goldwährung und Differential¬
tarife zu öden, und meinen Jungen, wie er ängstlich das Gesicht verzog und seiner
Schwester ins Ohr sagte: „Komm, Liese, wir wollen ausreißen, der Vater zankt
schon wieder!" Oder sollte ich in meinem gemütlichen Heim eine Buntpapierfabrik
einrichten und meinen Arbeitern auf der Koalitionsfreiheit herumtrete»? Kurz ent¬
schlossen, nahm ich die deutschen Schutzgebiete hinzu. Aber dadurch wurde die
Sache uicht besser; die Malariadistrikte machten die Rechnung sehr verwickelt, und
dann mußte ich ja auch anstandshalber den Eingebornen eine größere Durchschnitts¬
fläche zubilligen, weil sie an größere Ellbogenfreiheit gewöhnt sind als wir hoch¬
gezüchteten Europäer. Da wurde die Sache ungemütlich. Die Blüten meines
Schlehdornzweigs welkten, wurden schwarz und fielen ab, die Dornen reckten sich
und wuchsen zu starrenden Lanzenschäften mit flatternden Fähnlein und zu blitzenden
Magazingewehren mit Haubajounetteu; Heerhaufen füllte» das Blachfeld und schoben
sich klirrend und stampfend an mir vorüber in der Richtung auf Klein-Poppclwitz,
dessen Kirchtum im Osten über den Kirschbäumen hervorragte. Das Herz schlug
mir vor Wonne: ein reisiges Geschlecht, trotzige Männer mit funkelnden blauen
Augen, ein stahlhartes Herrenvolk, das auszog, eine Welt zu erobern. Schon
waren die ersten über Klein-Poppelwitz und Bessarabien meinen Blicken entschwunden,
und noch immer quollen neue Geschwader über das staubende Gefilde. Mir zerrte
es an allen Muskelsibrillen. Ans, und fort aus dieser unerträglichen Enge! Ich
zuckte empor, um mir ein lediges Krümperpferd einzufangen.

Da legte sich eine schwere Hand auf meine Schulter, und eine ärgerliche
Stimme sagte: „Hier im Chausseegraben haben Sie nichts zu suchen, ich dächte,
so verständig könnten Sie selber sein und das einsehen. Einmal habe ichs Ihnen
schon gesagt, das nächste mal kostets eine Mark fünfzig Strafe. Diese Leute haben


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_222303/528>, abgerufen am 22.07.2024.