Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr.Unsre Pflicht im Transvaal unter einem Gedanken zu versammeln und den neuen Geist im Dienste des Unsre Pflicht im Transvaal' ) er lauge hinausgeschobne Zusammenstoß zwischen Deutschland und Im 27. Heft der Grenzboten des vorigen Jahres steht S. 7 bis 21 in der Reihe
der Beiträge "Zur Kenntnis der englischen Wcltpolitik" eine eingehende Darstellung der Lage der zwei Burenfrcistaateu und der englischen Bestrebungen, sie zu überwältigen. Die Be¬ deutung der südafrikanischen Vorgänge für Deutschland und England können wir auch heute nicht besser aussprechen als durch die Schlußworte dieses Aufsatzes, der auf die Frage: Warum in England soviel Lärm über Südafrika? die Autwort in der Eigentümlichkeit des südafrikanischen Problems findet, unauflöslich verknüpft zu fein mit der Stellung der Bureu- sreistaateu, Deutschlands und Portugals in Afrika und zur englischen Reichspolitik: "Die dort erreichten Erfolge werden als Kraftproben angesehen, deren Wert um so höher an¬ geschlagen wird, als sie ans einem Boden angestellt worden sind, der schwere Niederlagen der englischen Politik gesehen hat. Nun wohlan, auch für uns ist hier Gelegenheit, Kraftproben abzulegen. Für uns bedeuten diese Burcngebiete mit dem dazu gehörigen Küstenlande, ein mit Deutschland an Große vergleichbarer Raum, fehr viel, nichts weniger als eine letzte große Möglichkeit. Ihr Aufgehen in dem englischen Kolonialreich wäre die Verlegung des letzten Weges zu einer politisch selbständigen deutschen Ackerbaukolouie in einem Lande ge¬ mäßigten Klimas. Wird uns England diesen Weg verlegen? Wenn Deutschland Ernst zeigt, nie!" Unsre Pflicht im Transvaal unter einem Gedanken zu versammeln und den neuen Geist im Dienste des Unsre Pflicht im Transvaal' ) er lauge hinausgeschobne Zusammenstoß zwischen Deutschland und Im 27. Heft der Grenzboten des vorigen Jahres steht S. 7 bis 21 in der Reihe
der Beiträge „Zur Kenntnis der englischen Wcltpolitik" eine eingehende Darstellung der Lage der zwei Burenfrcistaateu und der englischen Bestrebungen, sie zu überwältigen. Die Be¬ deutung der südafrikanischen Vorgänge für Deutschland und England können wir auch heute nicht besser aussprechen als durch die Schlußworte dieses Aufsatzes, der auf die Frage: Warum in England soviel Lärm über Südafrika? die Autwort in der Eigentümlichkeit des südafrikanischen Problems findet, unauflöslich verknüpft zu fein mit der Stellung der Bureu- sreistaateu, Deutschlands und Portugals in Afrika und zur englischen Reichspolitik: „Die dort erreichten Erfolge werden als Kraftproben angesehen, deren Wert um so höher an¬ geschlagen wird, als sie ans einem Boden angestellt worden sind, der schwere Niederlagen der englischen Politik gesehen hat. Nun wohlan, auch für uns ist hier Gelegenheit, Kraftproben abzulegen. Für uns bedeuten diese Burcngebiete mit dem dazu gehörigen Küstenlande, ein mit Deutschland an Große vergleichbarer Raum, fehr viel, nichts weniger als eine letzte große Möglichkeit. Ihr Aufgehen in dem englischen Kolonialreich wäre die Verlegung des letzten Weges zu einer politisch selbständigen deutschen Ackerbaukolouie in einem Lande ge¬ mäßigten Klimas. Wird uns England diesen Weg verlegen? Wenn Deutschland Ernst zeigt, nie!" <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0091" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/221737"/> <fw type="header" place="top"> Unsre Pflicht im Transvaal</fw><lb/> <p xml:id="ID_243" prev="#ID_242"> unter einem Gedanken zu versammeln und den neuen Geist im Dienste des<lb/> Vaterlands Mann für Mann zu bewähren: die ernste opferwillige Begeisterung<lb/> Berlins während der Freiheitskriege ist vielleicht das schönste Ruhmesblatt in<lb/> seinem geistigen Leben überhaupt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Unsre Pflicht im Transvaal' )</head><lb/> <p xml:id="ID_244" next="#ID_245"> er lauge hinausgeschobne Zusammenstoß zwischen Deutschland und<lb/> England ist da. Es hilft kein Verschleiern und wird auch weiter¬<lb/> hin kein Verkleistern helfen. Transvaal offen zu halten für<lb/> deutsche Auswanderung und Unternehmung, Wiesich nun auch seine<lb/> durch den unglücklichen Vertrag mit England vom 27. Februar<lb/> 1884 einmal verkrüppelte politische Stellung entwickeln möge, ist unsre aus<lb/> dem Ausbreitungsbedürfnis unsers Volks klar sich ergebende, billige und<lb/> gerechte Forderung. Ihre Erfüllung versuchen die ränkevolle Diplomatie Alt¬<lb/> englands und die beutegierigen Banden Jung-Britischafrikas unmöglich zu<lb/> machen. Die Südafrikanische Republik ist seit der schmachvollen Niederlage,<lb/> die sich die Engländer 1881 am Majubaberg von den Buren geholt haben,<lb/> den Großengländern jeder Farbe ein Dorn im Auge. Seitdem sich Deutsch¬<lb/> land an der Westküste Südafrikas festgesetzt hat, schien die Gefahr näher gerückt,<lb/> daß sich dieser letzte unabhängige Burenfreistaat der britischen Machtausbreitung<lb/> entgegenstellen könnte. Sein Goldreichtum machte seinen uneingeschränkten Besitz</p><lb/> <note xml:id="FID_16" place="foot"> Im 27. Heft der Grenzboten des vorigen Jahres steht S. 7 bis 21 in der Reihe<lb/> der Beiträge „Zur Kenntnis der englischen Wcltpolitik" eine eingehende Darstellung der Lage<lb/> der zwei Burenfrcistaateu und der englischen Bestrebungen, sie zu überwältigen. Die Be¬<lb/> deutung der südafrikanischen Vorgänge für Deutschland und England können wir auch heute<lb/> nicht besser aussprechen als durch die Schlußworte dieses Aufsatzes, der auf die Frage:<lb/> Warum in England soviel Lärm über Südafrika? die Autwort in der Eigentümlichkeit des<lb/> südafrikanischen Problems findet, unauflöslich verknüpft zu fein mit der Stellung der Bureu-<lb/> sreistaateu, Deutschlands und Portugals in Afrika und zur englischen Reichspolitik: „Die<lb/> dort erreichten Erfolge werden als Kraftproben angesehen, deren Wert um so höher an¬<lb/> geschlagen wird, als sie ans einem Boden angestellt worden sind, der schwere Niederlagen der<lb/> englischen Politik gesehen hat. Nun wohlan, auch für uns ist hier Gelegenheit, Kraftproben<lb/> abzulegen. Für uns bedeuten diese Burcngebiete mit dem dazu gehörigen Küstenlande, ein<lb/> mit Deutschland an Große vergleichbarer Raum, fehr viel, nichts weniger als eine letzte<lb/> große Möglichkeit. Ihr Aufgehen in dem englischen Kolonialreich wäre die Verlegung des<lb/> letzten Weges zu einer politisch selbständigen deutschen Ackerbaukolouie in einem Lande ge¬<lb/> mäßigten Klimas. Wird uns England diesen Weg verlegen? Wenn Deutschland Ernst<lb/> zeigt, nie!"</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0091]
Unsre Pflicht im Transvaal
unter einem Gedanken zu versammeln und den neuen Geist im Dienste des
Vaterlands Mann für Mann zu bewähren: die ernste opferwillige Begeisterung
Berlins während der Freiheitskriege ist vielleicht das schönste Ruhmesblatt in
seinem geistigen Leben überhaupt.
Unsre Pflicht im Transvaal' )
er lauge hinausgeschobne Zusammenstoß zwischen Deutschland und
England ist da. Es hilft kein Verschleiern und wird auch weiter¬
hin kein Verkleistern helfen. Transvaal offen zu halten für
deutsche Auswanderung und Unternehmung, Wiesich nun auch seine
durch den unglücklichen Vertrag mit England vom 27. Februar
1884 einmal verkrüppelte politische Stellung entwickeln möge, ist unsre aus
dem Ausbreitungsbedürfnis unsers Volks klar sich ergebende, billige und
gerechte Forderung. Ihre Erfüllung versuchen die ränkevolle Diplomatie Alt¬
englands und die beutegierigen Banden Jung-Britischafrikas unmöglich zu
machen. Die Südafrikanische Republik ist seit der schmachvollen Niederlage,
die sich die Engländer 1881 am Majubaberg von den Buren geholt haben,
den Großengländern jeder Farbe ein Dorn im Auge. Seitdem sich Deutsch¬
land an der Westküste Südafrikas festgesetzt hat, schien die Gefahr näher gerückt,
daß sich dieser letzte unabhängige Burenfreistaat der britischen Machtausbreitung
entgegenstellen könnte. Sein Goldreichtum machte seinen uneingeschränkten Besitz
Im 27. Heft der Grenzboten des vorigen Jahres steht S. 7 bis 21 in der Reihe
der Beiträge „Zur Kenntnis der englischen Wcltpolitik" eine eingehende Darstellung der Lage
der zwei Burenfrcistaateu und der englischen Bestrebungen, sie zu überwältigen. Die Be¬
deutung der südafrikanischen Vorgänge für Deutschland und England können wir auch heute
nicht besser aussprechen als durch die Schlußworte dieses Aufsatzes, der auf die Frage:
Warum in England soviel Lärm über Südafrika? die Autwort in der Eigentümlichkeit des
südafrikanischen Problems findet, unauflöslich verknüpft zu fein mit der Stellung der Bureu-
sreistaateu, Deutschlands und Portugals in Afrika und zur englischen Reichspolitik: „Die
dort erreichten Erfolge werden als Kraftproben angesehen, deren Wert um so höher an¬
geschlagen wird, als sie ans einem Boden angestellt worden sind, der schwere Niederlagen der
englischen Politik gesehen hat. Nun wohlan, auch für uns ist hier Gelegenheit, Kraftproben
abzulegen. Für uns bedeuten diese Burcngebiete mit dem dazu gehörigen Küstenlande, ein
mit Deutschland an Große vergleichbarer Raum, fehr viel, nichts weniger als eine letzte
große Möglichkeit. Ihr Aufgehen in dem englischen Kolonialreich wäre die Verlegung des
letzten Weges zu einer politisch selbständigen deutschen Ackerbaukolouie in einem Lande ge¬
mäßigten Klimas. Wird uns England diesen Weg verlegen? Wenn Deutschland Ernst
zeigt, nie!"
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