Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Litteratur

einer solchen Verteilung nur etwa 15 000 Kassenärzte anstellen. Die übrigen
5000 bis 6000 um'istten leer ausgehen und warten, bis wieder Stellen frei werden,
wie das in andern Berufe" auch ist. Aber ob das wirklich so viel sein werden,
wie der Berichterstatter annimmt, ist doch sehr fraglich. Denn nicht bloß die
Koryphäen der Wissenschaft werden ans die Staatsanstellnng verzichten, sondern
anch die Badearzte, Spezinlärzte, Nniversitätsdozenten und die Inhaber einer reichen
Praxis. Drilling rechnet auf alle diese ungefähr 6000, und so kommt er zu dem
Schluß, daß zunächst für alle Bewerber gesorgt werden kaun. Dabei werden sich
entlegne Gegenden mit jungen Anfängern begnügen müssen und junge Anfänger
mit entlegnen Gegenden. Aber das ist für beide Teile weit besser als die jetzige Not.




Litteratur
Das Danziger Theater im sechzehnten und siebzehnte" Jahrhundert. Von Johannes
Bolle. (Thentergcschichtliche Forschungen, Heft XII.) Hamburg und Leipzig, Leopold Vosz, 13VS

Diese Forschungen zur Geschichte des Dramas und der Bühne in Deutschland
werden außerordentlich fleißig gefördert, und die Güte der Bände steigert sich er¬
freulicherweise mit der raschem Folge. Die vorliegende Arbeit, bereits der zweite
Beitrag Volkes, dient nicht etwa nnr der Ortsgeschichte. Erstens sind die Danziger
Verhältnisse ein leidliches Dnrchschnittsbeispiel für das Theaterweseu der großer"
deutschen Städte jener Zeit überhaupt -- z. B. für die Art, wie die Aufführungen
der jungen Bürger und Handwerksgesellen, die von Schülern und die von aus¬
wärtigen wandernden Berufsschauspielern damals einander abgelöst haben --, und
zweitens verfolgt Bolle stets Schauspieler und Stücke, die vor der Danziger Bürger¬
schaft in jenem Zeitraum erschienen, rückwärts und vorwärts, soweit es heilte
möglich ist, und bietet aus diese Weise trotz der mmalistischeu Anordnung eine
ganze Reihe abgeschlossener kleiner Bilder. Überdies teilt er aus dem Nachlaß
eines Dauzigers zwei bisher unbekannte Schauspiele der englischen Komödianten
nach der Handschrist mit, die diesem von dem Hamburger Truppeuleiter Paulsen
überlassen worden sein werden, als sich (um 1670) die besten Schauspieltruppeu
vou der englischen Dramatik abwandten und dafür mehr und mehr französische
und italienische Stücke ausführten.


Esciias Tegners Frithjvfssogc. Verdeutscht vou Fr. Ohnesorge. Leipzig, Th, Kncinr

Diese Vorzügliche Übertragung der Frithjofssnge sei nlleu Freunden der schönen
Dichtung herzlich empfohlen, es ist die beste, die wir in Deutschland haben. Vor
allen Dingen haftet ihr nichts von der Angcnblicksnrbeit an, deren Stempel die
allermeisten Übersetzungen dem Original gegenüber tragen, sie ist frei von diesem
flüchtigen, zufälligen Charakter, sie trägt endgiltige Züge. Trotz der strengen Bei¬
behaltung der mannichfaltigen Originalformen haben die Strophen und Verse etwas
natürlich gesättigtes, wie man es in einer Übersetzung selten findet.

Das Bändchen ist auch so freundlich ausgestattet, daß es sich gut zu einem
Geschenk eignet.




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. -- Druck von Carl Marquart in Leipzig
Litteratur

einer solchen Verteilung nur etwa 15 000 Kassenärzte anstellen. Die übrigen
5000 bis 6000 um'istten leer ausgehen und warten, bis wieder Stellen frei werden,
wie das in andern Berufe» auch ist. Aber ob das wirklich so viel sein werden,
wie der Berichterstatter annimmt, ist doch sehr fraglich. Denn nicht bloß die
Koryphäen der Wissenschaft werden ans die Staatsanstellnng verzichten, sondern
anch die Badearzte, Spezinlärzte, Nniversitätsdozenten und die Inhaber einer reichen
Praxis. Drilling rechnet auf alle diese ungefähr 6000, und so kommt er zu dem
Schluß, daß zunächst für alle Bewerber gesorgt werden kaun. Dabei werden sich
entlegne Gegenden mit jungen Anfängern begnügen müssen und junge Anfänger
mit entlegnen Gegenden. Aber das ist für beide Teile weit besser als die jetzige Not.




Litteratur
Das Danziger Theater im sechzehnten und siebzehnte» Jahrhundert. Von Johannes
Bolle. (Thentergcschichtliche Forschungen, Heft XII.) Hamburg und Leipzig, Leopold Vosz, 13VS

Diese Forschungen zur Geschichte des Dramas und der Bühne in Deutschland
werden außerordentlich fleißig gefördert, und die Güte der Bände steigert sich er¬
freulicherweise mit der raschem Folge. Die vorliegende Arbeit, bereits der zweite
Beitrag Volkes, dient nicht etwa nnr der Ortsgeschichte. Erstens sind die Danziger
Verhältnisse ein leidliches Dnrchschnittsbeispiel für das Theaterweseu der großer»
deutschen Städte jener Zeit überhaupt — z. B. für die Art, wie die Aufführungen
der jungen Bürger und Handwerksgesellen, die von Schülern und die von aus¬
wärtigen wandernden Berufsschauspielern damals einander abgelöst haben —, und
zweitens verfolgt Bolle stets Schauspieler und Stücke, die vor der Danziger Bürger¬
schaft in jenem Zeitraum erschienen, rückwärts und vorwärts, soweit es heilte
möglich ist, und bietet aus diese Weise trotz der mmalistischeu Anordnung eine
ganze Reihe abgeschlossener kleiner Bilder. Überdies teilt er aus dem Nachlaß
eines Dauzigers zwei bisher unbekannte Schauspiele der englischen Komödianten
nach der Handschrist mit, die diesem von dem Hamburger Truppeuleiter Paulsen
überlassen worden sein werden, als sich (um 1670) die besten Schauspieltruppeu
vou der englischen Dramatik abwandten und dafür mehr und mehr französische
und italienische Stücke ausführten.


Esciias Tegners Frithjvfssogc. Verdeutscht vou Fr. Ohnesorge. Leipzig, Th, Kncinr

Diese Vorzügliche Übertragung der Frithjofssnge sei nlleu Freunden der schönen
Dichtung herzlich empfohlen, es ist die beste, die wir in Deutschland haben. Vor
allen Dingen haftet ihr nichts von der Angcnblicksnrbeit an, deren Stempel die
allermeisten Übersetzungen dem Original gegenüber tragen, sie ist frei von diesem
flüchtigen, zufälligen Charakter, sie trägt endgiltige Züge. Trotz der strengen Bei¬
behaltung der mannichfaltigen Originalformen haben die Strophen und Verse etwas
natürlich gesättigtes, wie man es in einer Übersetzung selten findet.

Das Bändchen ist auch so freundlich ausgestattet, daß es sich gut zu einem
Geschenk eignet.




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0652" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/222298"/>
            <fw type="header" place="top"> Litteratur</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_2382" prev="#ID_2381"> einer solchen Verteilung nur etwa 15 000 Kassenärzte anstellen. Die übrigen<lb/>
5000 bis 6000 um'istten leer ausgehen und warten, bis wieder Stellen frei werden,<lb/>
wie das in andern Berufe» auch ist. Aber ob das wirklich so viel sein werden,<lb/>
wie der Berichterstatter annimmt, ist doch sehr fraglich. Denn nicht bloß die<lb/>
Koryphäen der Wissenschaft werden ans die Staatsanstellnng verzichten, sondern<lb/>
anch die Badearzte, Spezinlärzte, Nniversitätsdozenten und die Inhaber einer reichen<lb/>
Praxis. Drilling rechnet auf alle diese ungefähr 6000, und so kommt er zu dem<lb/>
Schluß, daß zunächst für alle Bewerber gesorgt werden kaun. Dabei werden sich<lb/>
entlegne Gegenden mit jungen Anfängern begnügen müssen und junge Anfänger<lb/>
mit entlegnen Gegenden. Aber das ist für beide Teile weit besser als die jetzige Not.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Litteratur</head><lb/>
          <div n="2">
            <head> Das Danziger Theater im sechzehnten und siebzehnte» Jahrhundert. Von Johannes<lb/>
Bolle. (Thentergcschichtliche Forschungen, Heft XII.) Hamburg und Leipzig, Leopold Vosz, 13VS</head><lb/>
            <p xml:id="ID_2383"> Diese Forschungen zur Geschichte des Dramas und der Bühne in Deutschland<lb/>
werden außerordentlich fleißig gefördert, und die Güte der Bände steigert sich er¬<lb/>
freulicherweise mit der raschem Folge. Die vorliegende Arbeit, bereits der zweite<lb/>
Beitrag Volkes, dient nicht etwa nnr der Ortsgeschichte. Erstens sind die Danziger<lb/>
Verhältnisse ein leidliches Dnrchschnittsbeispiel für das Theaterweseu der großer»<lb/>
deutschen Städte jener Zeit überhaupt &#x2014; z. B. für die Art, wie die Aufführungen<lb/>
der jungen Bürger und Handwerksgesellen, die von Schülern und die von aus¬<lb/>
wärtigen wandernden Berufsschauspielern damals einander abgelöst haben &#x2014;, und<lb/>
zweitens verfolgt Bolle stets Schauspieler und Stücke, die vor der Danziger Bürger¬<lb/>
schaft in jenem Zeitraum erschienen, rückwärts und vorwärts, soweit es heilte<lb/>
möglich ist, und bietet aus diese Weise trotz der mmalistischeu Anordnung eine<lb/>
ganze Reihe abgeschlossener kleiner Bilder. Überdies teilt er aus dem Nachlaß<lb/>
eines Dauzigers zwei bisher unbekannte Schauspiele der englischen Komödianten<lb/>
nach der Handschrist mit, die diesem von dem Hamburger Truppeuleiter Paulsen<lb/>
überlassen worden sein werden, als sich (um 1670) die besten Schauspieltruppeu<lb/>
vou der englischen Dramatik abwandten und dafür mehr und mehr französische<lb/>
und italienische Stücke ausführten.</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Esciias Tegners Frithjvfssogc. Verdeutscht vou Fr. Ohnesorge. Leipzig, Th, Kncinr</head><lb/>
            <p xml:id="ID_2384"> Diese Vorzügliche Übertragung der Frithjofssnge sei nlleu Freunden der schönen<lb/>
Dichtung herzlich empfohlen, es ist die beste, die wir in Deutschland haben. Vor<lb/>
allen Dingen haftet ihr nichts von der Angcnblicksnrbeit an, deren Stempel die<lb/>
allermeisten Übersetzungen dem Original gegenüber tragen, sie ist frei von diesem<lb/>
flüchtigen, zufälligen Charakter, sie trägt endgiltige Züge. Trotz der strengen Bei¬<lb/>
behaltung der mannichfaltigen Originalformen haben die Strophen und Verse etwas<lb/>
natürlich gesättigtes, wie man es in einer Übersetzung selten findet.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2385"> Das Bändchen ist auch so freundlich ausgestattet, daß es sich gut zu einem<lb/>
Geschenk eignet.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <note type="byline"> Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig<lb/>
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. &#x2014; Druck von Carl Marquart in Leipzig</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0652] Litteratur einer solchen Verteilung nur etwa 15 000 Kassenärzte anstellen. Die übrigen 5000 bis 6000 um'istten leer ausgehen und warten, bis wieder Stellen frei werden, wie das in andern Berufe» auch ist. Aber ob das wirklich so viel sein werden, wie der Berichterstatter annimmt, ist doch sehr fraglich. Denn nicht bloß die Koryphäen der Wissenschaft werden ans die Staatsanstellnng verzichten, sondern anch die Badearzte, Spezinlärzte, Nniversitätsdozenten und die Inhaber einer reichen Praxis. Drilling rechnet auf alle diese ungefähr 6000, und so kommt er zu dem Schluß, daß zunächst für alle Bewerber gesorgt werden kaun. Dabei werden sich entlegne Gegenden mit jungen Anfängern begnügen müssen und junge Anfänger mit entlegnen Gegenden. Aber das ist für beide Teile weit besser als die jetzige Not. Litteratur Das Danziger Theater im sechzehnten und siebzehnte» Jahrhundert. Von Johannes Bolle. (Thentergcschichtliche Forschungen, Heft XII.) Hamburg und Leipzig, Leopold Vosz, 13VS Diese Forschungen zur Geschichte des Dramas und der Bühne in Deutschland werden außerordentlich fleißig gefördert, und die Güte der Bände steigert sich er¬ freulicherweise mit der raschem Folge. Die vorliegende Arbeit, bereits der zweite Beitrag Volkes, dient nicht etwa nnr der Ortsgeschichte. Erstens sind die Danziger Verhältnisse ein leidliches Dnrchschnittsbeispiel für das Theaterweseu der großer» deutschen Städte jener Zeit überhaupt — z. B. für die Art, wie die Aufführungen der jungen Bürger und Handwerksgesellen, die von Schülern und die von aus¬ wärtigen wandernden Berufsschauspielern damals einander abgelöst haben —, und zweitens verfolgt Bolle stets Schauspieler und Stücke, die vor der Danziger Bürger¬ schaft in jenem Zeitraum erschienen, rückwärts und vorwärts, soweit es heilte möglich ist, und bietet aus diese Weise trotz der mmalistischeu Anordnung eine ganze Reihe abgeschlossener kleiner Bilder. Überdies teilt er aus dem Nachlaß eines Dauzigers zwei bisher unbekannte Schauspiele der englischen Komödianten nach der Handschrist mit, die diesem von dem Hamburger Truppeuleiter Paulsen überlassen worden sein werden, als sich (um 1670) die besten Schauspieltruppeu vou der englischen Dramatik abwandten und dafür mehr und mehr französische und italienische Stücke ausführten. Esciias Tegners Frithjvfssogc. Verdeutscht vou Fr. Ohnesorge. Leipzig, Th, Kncinr Diese Vorzügliche Übertragung der Frithjofssnge sei nlleu Freunden der schönen Dichtung herzlich empfohlen, es ist die beste, die wir in Deutschland haben. Vor allen Dingen haftet ihr nichts von der Angcnblicksnrbeit an, deren Stempel die allermeisten Übersetzungen dem Original gegenüber tragen, sie ist frei von diesem flüchtigen, zufälligen Charakter, sie trägt endgiltige Züge. Trotz der strengen Bei¬ behaltung der mannichfaltigen Originalformen haben die Strophen und Verse etwas natürlich gesättigtes, wie man es in einer Übersetzung selten findet. Das Bändchen ist auch so freundlich ausgestattet, daß es sich gut zu einem Geschenk eignet. Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_221645
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_221645/652
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_221645/652>, abgerufen am 24.11.2024.