Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

gleichmäßig von den Freunden wie von den Feinden des Christentums aufgedeckt.
Das ist je> gar kein Christentum, rufen einmütig David Strauß und Carlyle, die
Sozialdemokraten und die Männer der innern Mission, Egidy und Tolstoi. Die
Kritiker der gläubigen Seite haben das gemeinsam, daß sie alle, der eine in diesem,
der andre in jenem Stück, kntholisiren. Einige neigen zur Askese und dringen auf
Keuschheit uicht im Sinne Luthers, sondern im mönchischen Sinne, andre nennen
den Prediger Priester und das Abendmahl Altarssakrament und wollen die Beichte
wieder einführen, noch andre halten viel auf Kirchenschmuck und symbolische Hand¬
lungen, und durch das Ordensgewand der Diakonissinnen wird die protestantische
Welt ganz sänftiglich und allmählich wieder ans Klosterwesen gewöhnt.

Unter allen modernen Richtern der Christenheit ist der in Deutschland und
wohl überhaupt in der Welt am wenigsten bekannte, Sören Kierkegaard (1313 bis
1355), der radikalste gewesen. Er hatte, wie er selbst oft beklagte, das Unglück,
ein Däne zu sein, also ein sehr kleines Publikum zu haben, aber jetzt, vierzig
Jahre nach seinem Tode, wird er es vielleicht zu einer deutscheu Gemeinde bringen.
Nachdem in den letzten Jahren von einigen seiner Schriften neue Übersetzungen
veranstaltet worden sind, von denen wir drei angezeigt haben (1890, erstes Viertel¬
jahr, S. 341 und drittes Bierteljahr, S. 430), giebt jetzt Chr. Schrempf, den
das anhaltende Studium des dänischen Theosophen aus der Landeskirche hinaus¬
gedrängt hat, zusammen mit dem Pfarrer A. Dorn er, der ebenfalls sein Kirchen¬
amt aufgegeben hat, die polemischen Schriften seines Meisters in zweckentsprechender
Anordnung unter dem Titel: Sören Kierkegaards Angriff auf die Christen¬
heit (Stuttgart, Fr. Frommann, 1896) heraus. Die "Alten" des Angriffs liegen
in dem zweiteiligen ersten Bande vor; ihnen soll ein Kommentar folgen.

Wer Kierkegaard noch nicht kennt, der möge sich nicht etwa einen polternden
Kapuziner oder einen salbungsvollen Pietisten vorstellen. Er ist ein Genie, das
Gedankenblitze schleudert, philosophisch und ästhetisch durchgebildet, theoretischer und
praktischer Psycholog ersten Ranges, Herzenscrgründer und Herzenstnnder, und er
arbeitet mit allen Mitteln des modernen Publizisten. Seine ersten Schriften , in
denen er sich "verstellte," wie er es selbst nennt, seine religiöse Absicht unter der
ästhetischen Maske verbarg und den Standpunkt seines Publikums einnahm, um es
zu gewinnen,*) machten Furore. Nachdem er sich so ein Publikum gebildet hatte,
schritt er zum Augriff. Euer Christentum, sagte er den Leuten, ist eine Sinnes-
täuschung. Ein geistlicher Stand, dessen Mitglieder für die Verkündigung des
Christentums mit Pfründen und Titeln bezahlt werden, ist ein heilloser Unsinn.
Denn das Christentum besteht eben darin, daß man allen diesen Dingen entsagt,
"daß man nicht bloß nach solchem nicht trachtet, nein, daß man es um keinen
Preis annehmen will, wenn es angeboten wird; daß man es ängstlicher flieht, als
der irdische Sinn Elend und Leiden flieht; daß man es leidenschaftlicher flieht,
als der irdische Sinn darnach begehrt." Christ sein heißt: den Willen Gottes
thun; Christ sein heißt: leiden, verfolgt werden, aus den Synagogen gestoßen werden;
wer selber in irgend einer Synagoge sitzt, der ist kein Christ. Christus hat nach
allen menschlichen Gesetzen den Tod verdient, denn wenn er auch niemandem sein
Vermögen oder seine Königskrone geraubt hat, so hat er doch schlimmeres gethan:



Während er ein Büßerleven führte, besuchte er täglich das Theater, wenn auch nur,
weil Arbeit seine ganze Zeit in Anspruch nahm, auf wenige Minuten, und zeigte sich täglich
auf der Straße, um ja telum Verdacht zu erregen, um die Meinung zu erwecken, er sei ein
"Tagedieb" wie die übrigen Honoratioren. Anders als durch solchen Betrug (der der solda¬
tischen Ironie verwandt ist) könne man der Wahrheit keinen Eingang verschaffen. Der
reine Jesuit!
Maßgebliches und Unmaßgebliches

gleichmäßig von den Freunden wie von den Feinden des Christentums aufgedeckt.
Das ist je> gar kein Christentum, rufen einmütig David Strauß und Carlyle, die
Sozialdemokraten und die Männer der innern Mission, Egidy und Tolstoi. Die
Kritiker der gläubigen Seite haben das gemeinsam, daß sie alle, der eine in diesem,
der andre in jenem Stück, kntholisiren. Einige neigen zur Askese und dringen auf
Keuschheit uicht im Sinne Luthers, sondern im mönchischen Sinne, andre nennen
den Prediger Priester und das Abendmahl Altarssakrament und wollen die Beichte
wieder einführen, noch andre halten viel auf Kirchenschmuck und symbolische Hand¬
lungen, und durch das Ordensgewand der Diakonissinnen wird die protestantische
Welt ganz sänftiglich und allmählich wieder ans Klosterwesen gewöhnt.

Unter allen modernen Richtern der Christenheit ist der in Deutschland und
wohl überhaupt in der Welt am wenigsten bekannte, Sören Kierkegaard (1313 bis
1355), der radikalste gewesen. Er hatte, wie er selbst oft beklagte, das Unglück,
ein Däne zu sein, also ein sehr kleines Publikum zu haben, aber jetzt, vierzig
Jahre nach seinem Tode, wird er es vielleicht zu einer deutscheu Gemeinde bringen.
Nachdem in den letzten Jahren von einigen seiner Schriften neue Übersetzungen
veranstaltet worden sind, von denen wir drei angezeigt haben (1890, erstes Viertel¬
jahr, S. 341 und drittes Bierteljahr, S. 430), giebt jetzt Chr. Schrempf, den
das anhaltende Studium des dänischen Theosophen aus der Landeskirche hinaus¬
gedrängt hat, zusammen mit dem Pfarrer A. Dorn er, der ebenfalls sein Kirchen¬
amt aufgegeben hat, die polemischen Schriften seines Meisters in zweckentsprechender
Anordnung unter dem Titel: Sören Kierkegaards Angriff auf die Christen¬
heit (Stuttgart, Fr. Frommann, 1896) heraus. Die „Alten" des Angriffs liegen
in dem zweiteiligen ersten Bande vor; ihnen soll ein Kommentar folgen.

Wer Kierkegaard noch nicht kennt, der möge sich nicht etwa einen polternden
Kapuziner oder einen salbungsvollen Pietisten vorstellen. Er ist ein Genie, das
Gedankenblitze schleudert, philosophisch und ästhetisch durchgebildet, theoretischer und
praktischer Psycholog ersten Ranges, Herzenscrgründer und Herzenstnnder, und er
arbeitet mit allen Mitteln des modernen Publizisten. Seine ersten Schriften , in
denen er sich „verstellte," wie er es selbst nennt, seine religiöse Absicht unter der
ästhetischen Maske verbarg und den Standpunkt seines Publikums einnahm, um es
zu gewinnen,*) machten Furore. Nachdem er sich so ein Publikum gebildet hatte,
schritt er zum Augriff. Euer Christentum, sagte er den Leuten, ist eine Sinnes-
täuschung. Ein geistlicher Stand, dessen Mitglieder für die Verkündigung des
Christentums mit Pfründen und Titeln bezahlt werden, ist ein heilloser Unsinn.
Denn das Christentum besteht eben darin, daß man allen diesen Dingen entsagt,
„daß man nicht bloß nach solchem nicht trachtet, nein, daß man es um keinen
Preis annehmen will, wenn es angeboten wird; daß man es ängstlicher flieht, als
der irdische Sinn Elend und Leiden flieht; daß man es leidenschaftlicher flieht,
als der irdische Sinn darnach begehrt." Christ sein heißt: den Willen Gottes
thun; Christ sein heißt: leiden, verfolgt werden, aus den Synagogen gestoßen werden;
wer selber in irgend einer Synagoge sitzt, der ist kein Christ. Christus hat nach
allen menschlichen Gesetzen den Tod verdient, denn wenn er auch niemandem sein
Vermögen oder seine Königskrone geraubt hat, so hat er doch schlimmeres gethan:



Während er ein Büßerleven führte, besuchte er täglich das Theater, wenn auch nur,
weil Arbeit seine ganze Zeit in Anspruch nahm, auf wenige Minuten, und zeigte sich täglich
auf der Straße, um ja telum Verdacht zu erregen, um die Meinung zu erwecken, er sei ein
„Tagedieb" wie die übrigen Honoratioren. Anders als durch solchen Betrug (der der solda¬
tischen Ironie verwandt ist) könne man der Wahrheit keinen Eingang verschaffen. Der
reine Jesuit!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0061" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/221707"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_160" prev="#ID_159"> gleichmäßig von den Freunden wie von den Feinden des Christentums aufgedeckt.<lb/>
Das ist je&gt; gar kein Christentum, rufen einmütig David Strauß und Carlyle, die<lb/>
Sozialdemokraten und die Männer der innern Mission, Egidy und Tolstoi. Die<lb/>
Kritiker der gläubigen Seite haben das gemeinsam, daß sie alle, der eine in diesem,<lb/>
der andre in jenem Stück, kntholisiren. Einige neigen zur Askese und dringen auf<lb/>
Keuschheit uicht im Sinne Luthers, sondern im mönchischen Sinne, andre nennen<lb/>
den Prediger Priester und das Abendmahl Altarssakrament und wollen die Beichte<lb/>
wieder einführen, noch andre halten viel auf Kirchenschmuck und symbolische Hand¬<lb/>
lungen, und durch das Ordensgewand der Diakonissinnen wird die protestantische<lb/>
Welt ganz sänftiglich und allmählich wieder ans Klosterwesen gewöhnt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_161"> Unter allen modernen Richtern der Christenheit ist der in Deutschland und<lb/>
wohl überhaupt in der Welt am wenigsten bekannte, Sören Kierkegaard (1313 bis<lb/>
1355), der radikalste gewesen. Er hatte, wie er selbst oft beklagte, das Unglück,<lb/>
ein Däne zu sein, also ein sehr kleines Publikum zu haben, aber jetzt, vierzig<lb/>
Jahre nach seinem Tode, wird er es vielleicht zu einer deutscheu Gemeinde bringen.<lb/>
Nachdem in den letzten Jahren von einigen seiner Schriften neue Übersetzungen<lb/>
veranstaltet worden sind, von denen wir drei angezeigt haben (1890, erstes Viertel¬<lb/>
jahr, S. 341 und drittes Bierteljahr, S. 430), giebt jetzt Chr. Schrempf, den<lb/>
das anhaltende Studium des dänischen Theosophen aus der Landeskirche hinaus¬<lb/>
gedrängt hat, zusammen mit dem Pfarrer A. Dorn er, der ebenfalls sein Kirchen¬<lb/>
amt aufgegeben hat, die polemischen Schriften seines Meisters in zweckentsprechender<lb/>
Anordnung unter dem Titel: Sören Kierkegaards Angriff auf die Christen¬<lb/>
heit (Stuttgart, Fr. Frommann, 1896) heraus. Die &#x201E;Alten" des Angriffs liegen<lb/>
in dem zweiteiligen ersten Bande vor; ihnen soll ein Kommentar folgen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_162" next="#ID_163"> Wer Kierkegaard noch nicht kennt, der möge sich nicht etwa einen polternden<lb/>
Kapuziner oder einen salbungsvollen Pietisten vorstellen. Er ist ein Genie, das<lb/>
Gedankenblitze schleudert, philosophisch und ästhetisch durchgebildet, theoretischer und<lb/>
praktischer Psycholog ersten Ranges, Herzenscrgründer und Herzenstnnder, und er<lb/>
arbeitet mit allen Mitteln des modernen Publizisten. Seine ersten Schriften , in<lb/>
denen er sich &#x201E;verstellte," wie er es selbst nennt, seine religiöse Absicht unter der<lb/>
ästhetischen Maske verbarg und den Standpunkt seines Publikums einnahm, um es<lb/>
zu gewinnen,*) machten Furore. Nachdem er sich so ein Publikum gebildet hatte,<lb/>
schritt er zum Augriff. Euer Christentum, sagte er den Leuten, ist eine Sinnes-<lb/>
täuschung. Ein geistlicher Stand, dessen Mitglieder für die Verkündigung des<lb/>
Christentums mit Pfründen und Titeln bezahlt werden, ist ein heilloser Unsinn.<lb/>
Denn das Christentum besteht eben darin, daß man allen diesen Dingen entsagt,<lb/>
&#x201E;daß man nicht bloß nach solchem nicht trachtet, nein, daß man es um keinen<lb/>
Preis annehmen will, wenn es angeboten wird; daß man es ängstlicher flieht, als<lb/>
der irdische Sinn Elend und Leiden flieht; daß man es leidenschaftlicher flieht,<lb/>
als der irdische Sinn darnach begehrt." Christ sein heißt: den Willen Gottes<lb/>
thun; Christ sein heißt: leiden, verfolgt werden, aus den Synagogen gestoßen werden;<lb/>
wer selber in irgend einer Synagoge sitzt, der ist kein Christ. Christus hat nach<lb/>
allen menschlichen Gesetzen den Tod verdient, denn wenn er auch niemandem sein<lb/>
Vermögen oder seine Königskrone geraubt hat, so hat er doch schlimmeres gethan:</p><lb/>
            <note xml:id="FID_12" place="foot"> Während er ein Büßerleven führte, besuchte er täglich das Theater, wenn auch nur,<lb/>
weil Arbeit seine ganze Zeit in Anspruch nahm, auf wenige Minuten, und zeigte sich täglich<lb/>
auf der Straße, um ja telum Verdacht zu erregen, um die Meinung zu erwecken, er sei ein<lb/>
&#x201E;Tagedieb" wie die übrigen Honoratioren. Anders als durch solchen Betrug (der der solda¬<lb/>
tischen Ironie verwandt ist) könne man der Wahrheit keinen Eingang verschaffen. Der<lb/>
reine Jesuit!</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0061] Maßgebliches und Unmaßgebliches gleichmäßig von den Freunden wie von den Feinden des Christentums aufgedeckt. Das ist je> gar kein Christentum, rufen einmütig David Strauß und Carlyle, die Sozialdemokraten und die Männer der innern Mission, Egidy und Tolstoi. Die Kritiker der gläubigen Seite haben das gemeinsam, daß sie alle, der eine in diesem, der andre in jenem Stück, kntholisiren. Einige neigen zur Askese und dringen auf Keuschheit uicht im Sinne Luthers, sondern im mönchischen Sinne, andre nennen den Prediger Priester und das Abendmahl Altarssakrament und wollen die Beichte wieder einführen, noch andre halten viel auf Kirchenschmuck und symbolische Hand¬ lungen, und durch das Ordensgewand der Diakonissinnen wird die protestantische Welt ganz sänftiglich und allmählich wieder ans Klosterwesen gewöhnt. Unter allen modernen Richtern der Christenheit ist der in Deutschland und wohl überhaupt in der Welt am wenigsten bekannte, Sören Kierkegaard (1313 bis 1355), der radikalste gewesen. Er hatte, wie er selbst oft beklagte, das Unglück, ein Däne zu sein, also ein sehr kleines Publikum zu haben, aber jetzt, vierzig Jahre nach seinem Tode, wird er es vielleicht zu einer deutscheu Gemeinde bringen. Nachdem in den letzten Jahren von einigen seiner Schriften neue Übersetzungen veranstaltet worden sind, von denen wir drei angezeigt haben (1890, erstes Viertel¬ jahr, S. 341 und drittes Bierteljahr, S. 430), giebt jetzt Chr. Schrempf, den das anhaltende Studium des dänischen Theosophen aus der Landeskirche hinaus¬ gedrängt hat, zusammen mit dem Pfarrer A. Dorn er, der ebenfalls sein Kirchen¬ amt aufgegeben hat, die polemischen Schriften seines Meisters in zweckentsprechender Anordnung unter dem Titel: Sören Kierkegaards Angriff auf die Christen¬ heit (Stuttgart, Fr. Frommann, 1896) heraus. Die „Alten" des Angriffs liegen in dem zweiteiligen ersten Bande vor; ihnen soll ein Kommentar folgen. Wer Kierkegaard noch nicht kennt, der möge sich nicht etwa einen polternden Kapuziner oder einen salbungsvollen Pietisten vorstellen. Er ist ein Genie, das Gedankenblitze schleudert, philosophisch und ästhetisch durchgebildet, theoretischer und praktischer Psycholog ersten Ranges, Herzenscrgründer und Herzenstnnder, und er arbeitet mit allen Mitteln des modernen Publizisten. Seine ersten Schriften , in denen er sich „verstellte," wie er es selbst nennt, seine religiöse Absicht unter der ästhetischen Maske verbarg und den Standpunkt seines Publikums einnahm, um es zu gewinnen,*) machten Furore. Nachdem er sich so ein Publikum gebildet hatte, schritt er zum Augriff. Euer Christentum, sagte er den Leuten, ist eine Sinnes- täuschung. Ein geistlicher Stand, dessen Mitglieder für die Verkündigung des Christentums mit Pfründen und Titeln bezahlt werden, ist ein heilloser Unsinn. Denn das Christentum besteht eben darin, daß man allen diesen Dingen entsagt, „daß man nicht bloß nach solchem nicht trachtet, nein, daß man es um keinen Preis annehmen will, wenn es angeboten wird; daß man es ängstlicher flieht, als der irdische Sinn Elend und Leiden flieht; daß man es leidenschaftlicher flieht, als der irdische Sinn darnach begehrt." Christ sein heißt: den Willen Gottes thun; Christ sein heißt: leiden, verfolgt werden, aus den Synagogen gestoßen werden; wer selber in irgend einer Synagoge sitzt, der ist kein Christ. Christus hat nach allen menschlichen Gesetzen den Tod verdient, denn wenn er auch niemandem sein Vermögen oder seine Königskrone geraubt hat, so hat er doch schlimmeres gethan: Während er ein Büßerleven führte, besuchte er täglich das Theater, wenn auch nur, weil Arbeit seine ganze Zeit in Anspruch nahm, auf wenige Minuten, und zeigte sich täglich auf der Straße, um ja telum Verdacht zu erregen, um die Meinung zu erwecken, er sei ein „Tagedieb" wie die übrigen Honoratioren. Anders als durch solchen Betrug (der der solda¬ tischen Ironie verwandt ist) könne man der Wahrheit keinen Eingang verschaffen. Der reine Jesuit!

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_221645
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_221645/61
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_221645/61>, abgerufen am 01.09.2024.