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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr.

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An Bord von S. M. S. Brandenburg

gnügen zu machen. Gegen i/z6 Uhr kam das prachtvolle Jnselhaupt des Dorn¬
busch auf Hiddensö in Sicht, dann steil aufragend das weiße Vorgebirge von
Arkona mit dem Leuchtturm, zu dessen Füßen die Brandungslinie deutlich sichtbar war,
später das freundliche Lohne an seinem bebuschten Abhange, endlich die hohen Kreide¬
felsen von Stubbenkammer mit der grünen Stubbenitzwaldnng darüber. Wir näherten
uns der malerischen Küste bis ans wenige Kilometer, und das Schiff war von dort
aus ebenso gut zu sehen, wie wir an Bord alle Einzelheiten am Gestade, sogar
einzelne Menschen, deutlich unterscheiden konnten. Der Dienst war für diesen Tag
für die Mannschaften zu Ende, die Jnstruktionsstunde vorbei, das Deck zum
zweitenmal gründlich gewaschen. Dicht gedrängt standen die Leute an der Steuerbord¬
seite, um sich des Anblicks und der Ruhe zu erfreuen, auch die rußigen Gestalten
einiger Heizer waren aus dem Maschinenraum aufgetaucht und genossen der Abendkühle.
Gegen 7 Uhr lag Saßnitz, mit seinen Villen amphitheatralisch an der Küste aufsteigend,
vor uns. Am Hafendamm ankerte die schneeweiße Kreuzerfregatte (jetzt Kadetten¬
schulschiff) "Stein," mit der wir Signale tauschten, am Strande drängten sich die
Menschen, um das mächtige Panzerschiff, ein ungewohntes Bild, zu sehen, auch mehrere
Segelboote kreuzten draußen, und eins, dessen Insassen uns mit Hurra begrüßte",
geriet derart in unser Kielwasser, daß es wie ein Ball auf- und abtanzte. Während
die "Brandenburg" noch weiter längs der Küste auf das Jagdschloß über der Granitz
und auf Mönkgut zulief, sank die Sonne als blutroter Ball hinter Rügen, dunkel¬
blau wurde das Land, und rötliche Lichter zitterten über die grünschillernde, leise
wogende See, bis sich alles in blaugraue Schatten hüllte und die Farben ver¬
schwanden. Angesichts des in der Ferne aufblitzenden Leuchtfeuers der Greifswalder
Ole, gegen ^8 Uhr, legte das Schiff um und ging durch die dunkelnden Wellen
nordwärts. Hätte es die Fahrt in der zuletzt eingeschlagnen Richtung fortgesetzt,
so wäre es etwa zwei Stunden später in Swinemünde gewesen, hätte also die
Strecke von Kiel bis dorthin in ungefähr elf Stunden zurückgelegt. Die Flagge
wurde niedergeholt, das scharfe Pfeifen der Bootsmannsmaate (Unteroffiziere) rief
die Mannschaften zum Aufmachen der Hängematten unter Deck, und um 9 Uhr hieß
es: "Ruhe im Schiff."

So ganz buchstäblich war das nun allerdings nicht zu verstehe". Die Herren
Seekadetten (im Range von Portepeesähnrichen des Landheeres), deren die "Branden¬
burg" neun zählte, darunter zwei Sachsen, frische, lebenslustige, junge Leute,
die schon alle im Mittelmeer und in Westindien gewesen waren, die Hoffnung der
Marine, hatten um die Ehre gebeten, einige der Offiziere und der "Badegäste"
in ihrer "Messe" abends bei sich sehen zu dürfen. Diese Kadettenmesse liegt unter
Deck ziemlich weit achterm an Backbord, in achtungsvoller Entfernung von der
Kommandantenwohnung und der Offiziersmesse, ein recht enger Raum mit sechs
"Bulleys," der vou einem großen Tisch, einer Bank und einigen Sesseln fast völlig
ausgefüllt wurde und keinerlei freie Bewegung gestattete, aber doch noch ein Pianino
enthielt. Das ist der einzige Raum, den die Kadetten für sich haben; bei Nacht
winkt ihnen wie den Matrosen nur die Hängematte uuter dem Hauptdeck. Aber
das thut der Fröhlichkeit keineswegs Eintrag. Es wurde nicht bloß gegessen und
getrunken, und zwar mit Hilfe eines der Burschen, auf dessen fortschreitende gesell¬
schaftliche Erziehung sein Herr nicht wenig stolz war, sondern auch gespielt und ge¬
sungen (beiläufig durchweg uicht Studentenlieder, denn "Kadetten sind keine Stu¬
denten," sondern meist Texte von zweifelhaftem poetischem Werte aus irgend
welchem Hafen irgend welches Weltteils) und sogar in Tischreden einiges geleistet.
Dazu rauschte draußen die See, und die frische Luft wehte durch die geöffneten


An Bord von S. M. S. Brandenburg

gnügen zu machen. Gegen i/z6 Uhr kam das prachtvolle Jnselhaupt des Dorn¬
busch auf Hiddensö in Sicht, dann steil aufragend das weiße Vorgebirge von
Arkona mit dem Leuchtturm, zu dessen Füßen die Brandungslinie deutlich sichtbar war,
später das freundliche Lohne an seinem bebuschten Abhange, endlich die hohen Kreide¬
felsen von Stubbenkammer mit der grünen Stubbenitzwaldnng darüber. Wir näherten
uns der malerischen Küste bis ans wenige Kilometer, und das Schiff war von dort
aus ebenso gut zu sehen, wie wir an Bord alle Einzelheiten am Gestade, sogar
einzelne Menschen, deutlich unterscheiden konnten. Der Dienst war für diesen Tag
für die Mannschaften zu Ende, die Jnstruktionsstunde vorbei, das Deck zum
zweitenmal gründlich gewaschen. Dicht gedrängt standen die Leute an der Steuerbord¬
seite, um sich des Anblicks und der Ruhe zu erfreuen, auch die rußigen Gestalten
einiger Heizer waren aus dem Maschinenraum aufgetaucht und genossen der Abendkühle.
Gegen 7 Uhr lag Saßnitz, mit seinen Villen amphitheatralisch an der Küste aufsteigend,
vor uns. Am Hafendamm ankerte die schneeweiße Kreuzerfregatte (jetzt Kadetten¬
schulschiff) „Stein," mit der wir Signale tauschten, am Strande drängten sich die
Menschen, um das mächtige Panzerschiff, ein ungewohntes Bild, zu sehen, auch mehrere
Segelboote kreuzten draußen, und eins, dessen Insassen uns mit Hurra begrüßte»,
geriet derart in unser Kielwasser, daß es wie ein Ball auf- und abtanzte. Während
die „Brandenburg" noch weiter längs der Küste auf das Jagdschloß über der Granitz
und auf Mönkgut zulief, sank die Sonne als blutroter Ball hinter Rügen, dunkel¬
blau wurde das Land, und rötliche Lichter zitterten über die grünschillernde, leise
wogende See, bis sich alles in blaugraue Schatten hüllte und die Farben ver¬
schwanden. Angesichts des in der Ferne aufblitzenden Leuchtfeuers der Greifswalder
Ole, gegen ^8 Uhr, legte das Schiff um und ging durch die dunkelnden Wellen
nordwärts. Hätte es die Fahrt in der zuletzt eingeschlagnen Richtung fortgesetzt,
so wäre es etwa zwei Stunden später in Swinemünde gewesen, hätte also die
Strecke von Kiel bis dorthin in ungefähr elf Stunden zurückgelegt. Die Flagge
wurde niedergeholt, das scharfe Pfeifen der Bootsmannsmaate (Unteroffiziere) rief
die Mannschaften zum Aufmachen der Hängematten unter Deck, und um 9 Uhr hieß
es: „Ruhe im Schiff."

So ganz buchstäblich war das nun allerdings nicht zu verstehe». Die Herren
Seekadetten (im Range von Portepeesähnrichen des Landheeres), deren die „Branden¬
burg" neun zählte, darunter zwei Sachsen, frische, lebenslustige, junge Leute,
die schon alle im Mittelmeer und in Westindien gewesen waren, die Hoffnung der
Marine, hatten um die Ehre gebeten, einige der Offiziere und der „Badegäste"
in ihrer „Messe" abends bei sich sehen zu dürfen. Diese Kadettenmesse liegt unter
Deck ziemlich weit achterm an Backbord, in achtungsvoller Entfernung von der
Kommandantenwohnung und der Offiziersmesse, ein recht enger Raum mit sechs
„Bulleys," der vou einem großen Tisch, einer Bank und einigen Sesseln fast völlig
ausgefüllt wurde und keinerlei freie Bewegung gestattete, aber doch noch ein Pianino
enthielt. Das ist der einzige Raum, den die Kadetten für sich haben; bei Nacht
winkt ihnen wie den Matrosen nur die Hängematte uuter dem Hauptdeck. Aber
das thut der Fröhlichkeit keineswegs Eintrag. Es wurde nicht bloß gegessen und
getrunken, und zwar mit Hilfe eines der Burschen, auf dessen fortschreitende gesell¬
schaftliche Erziehung sein Herr nicht wenig stolz war, sondern auch gespielt und ge¬
sungen (beiläufig durchweg uicht Studentenlieder, denn „Kadetten sind keine Stu¬
denten," sondern meist Texte von zweifelhaftem poetischem Werte aus irgend
welchem Hafen irgend welches Weltteils) und sogar in Tischreden einiges geleistet.
Dazu rauschte draußen die See, und die frische Luft wehte durch die geöffneten


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[0490] An Bord von S. M. S. Brandenburg gnügen zu machen. Gegen i/z6 Uhr kam das prachtvolle Jnselhaupt des Dorn¬ busch auf Hiddensö in Sicht, dann steil aufragend das weiße Vorgebirge von Arkona mit dem Leuchtturm, zu dessen Füßen die Brandungslinie deutlich sichtbar war, später das freundliche Lohne an seinem bebuschten Abhange, endlich die hohen Kreide¬ felsen von Stubbenkammer mit der grünen Stubbenitzwaldnng darüber. Wir näherten uns der malerischen Küste bis ans wenige Kilometer, und das Schiff war von dort aus ebenso gut zu sehen, wie wir an Bord alle Einzelheiten am Gestade, sogar einzelne Menschen, deutlich unterscheiden konnten. Der Dienst war für diesen Tag für die Mannschaften zu Ende, die Jnstruktionsstunde vorbei, das Deck zum zweitenmal gründlich gewaschen. Dicht gedrängt standen die Leute an der Steuerbord¬ seite, um sich des Anblicks und der Ruhe zu erfreuen, auch die rußigen Gestalten einiger Heizer waren aus dem Maschinenraum aufgetaucht und genossen der Abendkühle. Gegen 7 Uhr lag Saßnitz, mit seinen Villen amphitheatralisch an der Küste aufsteigend, vor uns. Am Hafendamm ankerte die schneeweiße Kreuzerfregatte (jetzt Kadetten¬ schulschiff) „Stein," mit der wir Signale tauschten, am Strande drängten sich die Menschen, um das mächtige Panzerschiff, ein ungewohntes Bild, zu sehen, auch mehrere Segelboote kreuzten draußen, und eins, dessen Insassen uns mit Hurra begrüßte», geriet derart in unser Kielwasser, daß es wie ein Ball auf- und abtanzte. Während die „Brandenburg" noch weiter längs der Küste auf das Jagdschloß über der Granitz und auf Mönkgut zulief, sank die Sonne als blutroter Ball hinter Rügen, dunkel¬ blau wurde das Land, und rötliche Lichter zitterten über die grünschillernde, leise wogende See, bis sich alles in blaugraue Schatten hüllte und die Farben ver¬ schwanden. Angesichts des in der Ferne aufblitzenden Leuchtfeuers der Greifswalder Ole, gegen ^8 Uhr, legte das Schiff um und ging durch die dunkelnden Wellen nordwärts. Hätte es die Fahrt in der zuletzt eingeschlagnen Richtung fortgesetzt, so wäre es etwa zwei Stunden später in Swinemünde gewesen, hätte also die Strecke von Kiel bis dorthin in ungefähr elf Stunden zurückgelegt. Die Flagge wurde niedergeholt, das scharfe Pfeifen der Bootsmannsmaate (Unteroffiziere) rief die Mannschaften zum Aufmachen der Hängematten unter Deck, und um 9 Uhr hieß es: „Ruhe im Schiff." So ganz buchstäblich war das nun allerdings nicht zu verstehe». Die Herren Seekadetten (im Range von Portepeesähnrichen des Landheeres), deren die „Branden¬ burg" neun zählte, darunter zwei Sachsen, frische, lebenslustige, junge Leute, die schon alle im Mittelmeer und in Westindien gewesen waren, die Hoffnung der Marine, hatten um die Ehre gebeten, einige der Offiziere und der „Badegäste" in ihrer „Messe" abends bei sich sehen zu dürfen. Diese Kadettenmesse liegt unter Deck ziemlich weit achterm an Backbord, in achtungsvoller Entfernung von der Kommandantenwohnung und der Offiziersmesse, ein recht enger Raum mit sechs „Bulleys," der vou einem großen Tisch, einer Bank und einigen Sesseln fast völlig ausgefüllt wurde und keinerlei freie Bewegung gestattete, aber doch noch ein Pianino enthielt. Das ist der einzige Raum, den die Kadetten für sich haben; bei Nacht winkt ihnen wie den Matrosen nur die Hängematte uuter dem Hauptdeck. Aber das thut der Fröhlichkeit keineswegs Eintrag. Es wurde nicht bloß gegessen und getrunken, und zwar mit Hilfe eines der Burschen, auf dessen fortschreitende gesell¬ schaftliche Erziehung sein Herr nicht wenig stolz war, sondern auch gespielt und ge¬ sungen (beiläufig durchweg uicht Studentenlieder, denn „Kadetten sind keine Stu¬ denten," sondern meist Texte von zweifelhaftem poetischem Werte aus irgend welchem Hafen irgend welches Weltteils) und sogar in Tischreden einiges geleistet. Dazu rauschte draußen die See, und die frische Luft wehte durch die geöffneten

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_221645/490>, abgerufen am 01.09.2024.