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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

halten des Kreuzzeitnngskomitees in Sachen Hammersteins in Ur. 7 der Christlichen
Welt beweist. Und die Konservative Korrespondenz weist die Forderung der Deut¬
schen Tageszeitung zurück, daß an die Stelle der bisherigen "überlebten" Parteien
"eine deutsche staatserhaltende Partei der Zukunft" treten soll von ausgesprochen
agrarischen Charakter, wenn auch mit den Devisen: national, christlich, kvuigstreu
verbrämt. Die Konservative Korrespondenz glaubt, daß eine konservative Partei,
die ihren Idealen treu bleibt, ohne die materiellen Interessen des Volks zu ver¬
nachlässigen, auch heute noch lebensfähig und den Aufgaben des Staatswesens ge¬
wachsen sei, warnt vor Demagogie und rechnet es zu den Pflichten des echten Kon¬
servativen, christliche Liebe zu verbreiten. Sehr schon! Nur hätte man das bedenken
sollen, ehe man den Christlich-Sozialen den Abschied gab.

Vorläufig fragen die volkstümlichen Wortführer der Konservative" nichts nach
idealen Rücksichten und agitiren unermüdlich im agrarischen Sinne weiter. Auch
Fühliugs Landwirtschaftliche Zeitung, die bis ins vorige Jahr hinein als techuisch-
vkonomische Lehrerin und Ratgeberin ihrem Namen Ehre machte, bringt seit einiger
Zeit in jeder Nummer Agitationsartikel. Sie fährt fort, den Antrag Kanitz zu
empfehlen, und putzt zu diesem Zweck im dritten Heft u. a. ein Paar alte Laden¬
hüter wieder auf, deren Wertlosigkeit wir längst dargethnn haben. So den "Zwischcn-
handelszuschlag" bei der Brotbcreitung. Zwischenhaudelszuschlag nennt sie nämlich
den Verdienst des Müllers und des Bäckers. Die Berechnungen des Verfassers
stimmen insoweit mit den unsern (Grenzboten 1894, Heft 22, S. 408) überein,
als auch nach ihm 100 Pfund Roggen uugefnhr Jos Pfund Brot geben. Wir
hatten gesagt, die Kleie reiche zur Ablohuung des Müllers hin, sodaß sich in die
Differenz zwischen Roggenpreis und Brotpreis nur der Händler, die Eisenbahn und
der Bäcker zu teilen hätten. Klapper behauptet, die Kleien deckten die Spesen des
Müllers und des Bäckers, und läßt Transport und Händlerverdienst ganz außer
Rechnung. Daß die Kleie auch für die Spesen des Bäckers reiche, namentlich bei
den Mietpreisen und Steuern der Großstädte, glauben wir schlechterdings nicht.
Aber nehmen wir an, es sei so. Arbeiten denn die Müller und die Bäcker bloß
zum Vergnügen? Wollen sie nicht außer dem Ersatz ihrer Spesen anch den Lebens¬
unterhalt für sich und ihre Familien? Wollen sie nicht etwas erübrigen? Hat ein
Bäcker, der vou seinem vierzehnten Lebensjahre ab die allnächtliche Plackerei aus¬
gestanden hat, nicht das Recht, nach einem Kapital zu streben, das ihn in Stand
setzt, sich mit dem funfzigsten, spätestens dem sechzigsten Jahre zur Ruhe zu setzen?
Nach den unverdächtigen Erhebungen des Bundes der Landwirte war voriges Jahr
>n Berlin der Durchschnittspreis des Doppelzentners Roggen 11,65, des Doppel¬
zentners Brot 20 Mark, sodaß dem Müller und dem Bäcker nach Klappers nicht
einwandfreier Berechnung 8 Mark 35 Pfennige, jedem von ihnen 4 Mark 17 Pfen¬
nige über die Spesen bleiben. Das ist doch wahrhaftig kein übertriebner Gewinn; wer
weiß, ob Herr Klapper Lust hätte, gegen eine Entschädigung von 4 Mark 17 Pfen¬
nigen jede Nacht zwei Zentner Teig durchzukneten und zu verbacken. Will er aber
den Bäckern verbieten, Vermögen 'zu sammeln, so muß ers auch den Kaufleuten,
den Fabrikanten und den Gutsbesitzern verbieten. Giebts etwa keine reichen Guts¬
besitzer? sind die Magnaten arme Leute? Wie uennts doch Ahlwardt? Gewalt-
eigcntum! Also die ewigen Angriffe auf die Bäckerei haben nur dann einen Sinn,
wenn man sich zum Kommunismus bekennt und den Satz aufstellt, daß jedem der
seinen Leistungen entsprechende Lebensunterhalt zugemessen werde" müsse, und daß
er mehr uicht erwerben dürfe. Zu demselben Ergebnis führt der von Klapper
breit getretne Satz, den man jetzt oft Hort, der deutsche Konsument habe "kein Recht


Maßgebliches und Unmaßgebliches

halten des Kreuzzeitnngskomitees in Sachen Hammersteins in Ur. 7 der Christlichen
Welt beweist. Und die Konservative Korrespondenz weist die Forderung der Deut¬
schen Tageszeitung zurück, daß an die Stelle der bisherigen „überlebten" Parteien
„eine deutsche staatserhaltende Partei der Zukunft" treten soll von ausgesprochen
agrarischen Charakter, wenn auch mit den Devisen: national, christlich, kvuigstreu
verbrämt. Die Konservative Korrespondenz glaubt, daß eine konservative Partei,
die ihren Idealen treu bleibt, ohne die materiellen Interessen des Volks zu ver¬
nachlässigen, auch heute noch lebensfähig und den Aufgaben des Staatswesens ge¬
wachsen sei, warnt vor Demagogie und rechnet es zu den Pflichten des echten Kon¬
servativen, christliche Liebe zu verbreiten. Sehr schon! Nur hätte man das bedenken
sollen, ehe man den Christlich-Sozialen den Abschied gab.

Vorläufig fragen die volkstümlichen Wortführer der Konservative» nichts nach
idealen Rücksichten und agitiren unermüdlich im agrarischen Sinne weiter. Auch
Fühliugs Landwirtschaftliche Zeitung, die bis ins vorige Jahr hinein als techuisch-
vkonomische Lehrerin und Ratgeberin ihrem Namen Ehre machte, bringt seit einiger
Zeit in jeder Nummer Agitationsartikel. Sie fährt fort, den Antrag Kanitz zu
empfehlen, und putzt zu diesem Zweck im dritten Heft u. a. ein Paar alte Laden¬
hüter wieder auf, deren Wertlosigkeit wir längst dargethnn haben. So den „Zwischcn-
handelszuschlag" bei der Brotbcreitung. Zwischenhaudelszuschlag nennt sie nämlich
den Verdienst des Müllers und des Bäckers. Die Berechnungen des Verfassers
stimmen insoweit mit den unsern (Grenzboten 1894, Heft 22, S. 408) überein,
als auch nach ihm 100 Pfund Roggen uugefnhr Jos Pfund Brot geben. Wir
hatten gesagt, die Kleie reiche zur Ablohuung des Müllers hin, sodaß sich in die
Differenz zwischen Roggenpreis und Brotpreis nur der Händler, die Eisenbahn und
der Bäcker zu teilen hätten. Klapper behauptet, die Kleien deckten die Spesen des
Müllers und des Bäckers, und läßt Transport und Händlerverdienst ganz außer
Rechnung. Daß die Kleie auch für die Spesen des Bäckers reiche, namentlich bei
den Mietpreisen und Steuern der Großstädte, glauben wir schlechterdings nicht.
Aber nehmen wir an, es sei so. Arbeiten denn die Müller und die Bäcker bloß
zum Vergnügen? Wollen sie nicht außer dem Ersatz ihrer Spesen anch den Lebens¬
unterhalt für sich und ihre Familien? Wollen sie nicht etwas erübrigen? Hat ein
Bäcker, der vou seinem vierzehnten Lebensjahre ab die allnächtliche Plackerei aus¬
gestanden hat, nicht das Recht, nach einem Kapital zu streben, das ihn in Stand
setzt, sich mit dem funfzigsten, spätestens dem sechzigsten Jahre zur Ruhe zu setzen?
Nach den unverdächtigen Erhebungen des Bundes der Landwirte war voriges Jahr
>n Berlin der Durchschnittspreis des Doppelzentners Roggen 11,65, des Doppel¬
zentners Brot 20 Mark, sodaß dem Müller und dem Bäcker nach Klappers nicht
einwandfreier Berechnung 8 Mark 35 Pfennige, jedem von ihnen 4 Mark 17 Pfen¬
nige über die Spesen bleiben. Das ist doch wahrhaftig kein übertriebner Gewinn; wer
weiß, ob Herr Klapper Lust hätte, gegen eine Entschädigung von 4 Mark 17 Pfen¬
nigen jede Nacht zwei Zentner Teig durchzukneten und zu verbacken. Will er aber
den Bäckern verbieten, Vermögen 'zu sammeln, so muß ers auch den Kaufleuten,
den Fabrikanten und den Gutsbesitzern verbieten. Giebts etwa keine reichen Guts¬
besitzer? sind die Magnaten arme Leute? Wie uennts doch Ahlwardt? Gewalt-
eigcntum! Also die ewigen Angriffe auf die Bäckerei haben nur dann einen Sinn,
wenn man sich zum Kommunismus bekennt und den Satz aufstellt, daß jedem der
seinen Leistungen entsprechende Lebensunterhalt zugemessen werde» müsse, und daß
er mehr uicht erwerben dürfe. Zu demselben Ergebnis führt der von Klapper
breit getretne Satz, den man jetzt oft Hort, der deutsche Konsument habe „kein Recht


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[0403] Maßgebliches und Unmaßgebliches halten des Kreuzzeitnngskomitees in Sachen Hammersteins in Ur. 7 der Christlichen Welt beweist. Und die Konservative Korrespondenz weist die Forderung der Deut¬ schen Tageszeitung zurück, daß an die Stelle der bisherigen „überlebten" Parteien „eine deutsche staatserhaltende Partei der Zukunft" treten soll von ausgesprochen agrarischen Charakter, wenn auch mit den Devisen: national, christlich, kvuigstreu verbrämt. Die Konservative Korrespondenz glaubt, daß eine konservative Partei, die ihren Idealen treu bleibt, ohne die materiellen Interessen des Volks zu ver¬ nachlässigen, auch heute noch lebensfähig und den Aufgaben des Staatswesens ge¬ wachsen sei, warnt vor Demagogie und rechnet es zu den Pflichten des echten Kon¬ servativen, christliche Liebe zu verbreiten. Sehr schon! Nur hätte man das bedenken sollen, ehe man den Christlich-Sozialen den Abschied gab. Vorläufig fragen die volkstümlichen Wortführer der Konservative» nichts nach idealen Rücksichten und agitiren unermüdlich im agrarischen Sinne weiter. Auch Fühliugs Landwirtschaftliche Zeitung, die bis ins vorige Jahr hinein als techuisch- vkonomische Lehrerin und Ratgeberin ihrem Namen Ehre machte, bringt seit einiger Zeit in jeder Nummer Agitationsartikel. Sie fährt fort, den Antrag Kanitz zu empfehlen, und putzt zu diesem Zweck im dritten Heft u. a. ein Paar alte Laden¬ hüter wieder auf, deren Wertlosigkeit wir längst dargethnn haben. So den „Zwischcn- handelszuschlag" bei der Brotbcreitung. Zwischenhaudelszuschlag nennt sie nämlich den Verdienst des Müllers und des Bäckers. Die Berechnungen des Verfassers stimmen insoweit mit den unsern (Grenzboten 1894, Heft 22, S. 408) überein, als auch nach ihm 100 Pfund Roggen uugefnhr Jos Pfund Brot geben. Wir hatten gesagt, die Kleie reiche zur Ablohuung des Müllers hin, sodaß sich in die Differenz zwischen Roggenpreis und Brotpreis nur der Händler, die Eisenbahn und der Bäcker zu teilen hätten. Klapper behauptet, die Kleien deckten die Spesen des Müllers und des Bäckers, und läßt Transport und Händlerverdienst ganz außer Rechnung. Daß die Kleie auch für die Spesen des Bäckers reiche, namentlich bei den Mietpreisen und Steuern der Großstädte, glauben wir schlechterdings nicht. Aber nehmen wir an, es sei so. Arbeiten denn die Müller und die Bäcker bloß zum Vergnügen? Wollen sie nicht außer dem Ersatz ihrer Spesen anch den Lebens¬ unterhalt für sich und ihre Familien? Wollen sie nicht etwas erübrigen? Hat ein Bäcker, der vou seinem vierzehnten Lebensjahre ab die allnächtliche Plackerei aus¬ gestanden hat, nicht das Recht, nach einem Kapital zu streben, das ihn in Stand setzt, sich mit dem funfzigsten, spätestens dem sechzigsten Jahre zur Ruhe zu setzen? Nach den unverdächtigen Erhebungen des Bundes der Landwirte war voriges Jahr >n Berlin der Durchschnittspreis des Doppelzentners Roggen 11,65, des Doppel¬ zentners Brot 20 Mark, sodaß dem Müller und dem Bäcker nach Klappers nicht einwandfreier Berechnung 8 Mark 35 Pfennige, jedem von ihnen 4 Mark 17 Pfen¬ nige über die Spesen bleiben. Das ist doch wahrhaftig kein übertriebner Gewinn; wer weiß, ob Herr Klapper Lust hätte, gegen eine Entschädigung von 4 Mark 17 Pfen¬ nigen jede Nacht zwei Zentner Teig durchzukneten und zu verbacken. Will er aber den Bäckern verbieten, Vermögen 'zu sammeln, so muß ers auch den Kaufleuten, den Fabrikanten und den Gutsbesitzern verbieten. Giebts etwa keine reichen Guts¬ besitzer? sind die Magnaten arme Leute? Wie uennts doch Ahlwardt? Gewalt- eigcntum! Also die ewigen Angriffe auf die Bäckerei haben nur dann einen Sinn, wenn man sich zum Kommunismus bekennt und den Satz aufstellt, daß jedem der seinen Leistungen entsprechende Lebensunterhalt zugemessen werde» müsse, und daß er mehr uicht erwerben dürfe. Zu demselben Ergebnis führt der von Klapper breit getretne Satz, den man jetzt oft Hort, der deutsche Konsument habe „kein Recht

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Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_221645/403>, abgerufen am 01.09.2024.