Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches das hätte mich so entsetzt, und da ist sie ganz bekümmert und gedrückt wieder Furchtbar lieb -- toll lieb, antwortete er. Dein Glück! sagte sie. Dann gab sie ihm einen leichten Stoß und ent¬ Nun und? sagte er, ich bekomme doch immer einen Kuß, wenn ich ver¬ Erika! Erika! tönte von oben aus der Dämmerung eine dünne Stimme. Tante sucht mich, still! Gute Nacht, gute Nacht! Und weg war sie. Suchst du mich, Tauenden? hörte Erich Vanrile sie hinauf sagen. Ja, Kind. Onkel hat schon nach dir gefragt, du weißt, er ängstigt sich Ach, es war so wunderschön! Ja, es ist sehr schöne Luft, sagte Tante Jda. Dann gingen sie Arm in Horch, sagte Tante Jda noch, eine Holztaube! -- Ein sehnsüchtiges Sie standen einen Augenblick still. Horch! hörst du sie? fragte die Tante. Sie? Das ist doch ein Täuberich, Tauenden, der sehnt sich im tiefsten Aortsetzung folgt) Maßgebliches und Unmaßgebliches Re^is voluntas. Es muß wie ein elektrischer Schlag durch die deutscheu Maßgebliches und Unmaßgebliches das hätte mich so entsetzt, und da ist sie ganz bekümmert und gedrückt wieder Furchtbar lieb — toll lieb, antwortete er. Dein Glück! sagte sie. Dann gab sie ihm einen leichten Stoß und ent¬ Nun und? sagte er, ich bekomme doch immer einen Kuß, wenn ich ver¬ Erika! Erika! tönte von oben aus der Dämmerung eine dünne Stimme. Tante sucht mich, still! Gute Nacht, gute Nacht! Und weg war sie. Suchst du mich, Tauenden? hörte Erich Vanrile sie hinauf sagen. Ja, Kind. Onkel hat schon nach dir gefragt, du weißt, er ängstigt sich Ach, es war so wunderschön! Ja, es ist sehr schöne Luft, sagte Tante Jda. Dann gingen sie Arm in Horch, sagte Tante Jda noch, eine Holztaube! — Ein sehnsüchtiges Sie standen einen Augenblick still. Horch! hörst du sie? fragte die Tante. Sie? Das ist doch ein Täuberich, Tauenden, der sehnt sich im tiefsten Aortsetzung folgt) Maßgebliches und Unmaßgebliches Re^is voluntas. Es muß wie ein elektrischer Schlag durch die deutscheu <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0100" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/221746"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_295" prev="#ID_294"> das hätte mich so entsetzt, und da ist sie ganz bekümmert und gedrückt wieder<lb/> zu Bett gegangen und hat bald darauf geschnarcht. Aber ich habe trotz des<lb/> Brausepulvers nicht wieder einschlafen können und immer noch gesehen, wie<lb/> du mit der andern vor dem Altar standest, und habe mein Kissen naß geweint.<lb/> Ich glaube, du hast mich gar nicht lieb, du hast mich bloß gern, weil ich<lb/> hübsch und lustig bin, und wenn du eine triffst, die noch hübscher und lustiger<lb/> ist, dann nimmst du die. — Wieder schüttelte sie ihn leise, und noch näher<lb/> kam sie mit ihren Augen den seinigen und fragte: Du, hast du mich wirk¬<lb/> lich lieb?</p><lb/> <p xml:id="ID_296"> Furchtbar lieb — toll lieb, antwortete er.</p><lb/> <p xml:id="ID_297"> Dein Glück! sagte sie. Dann gab sie ihm einen leichten Stoß und ent¬<lb/> schlüpfte dem nach ihr Haschenden. Der Dämmerung ungeachtet schien sie eine<lb/> befriedigende Bestätigung aus dem Grunde seiner Seele gelesen zu haben, denn<lb/> ihre Augen, in denen fast Thränen gestanden hatten, waren erst ruhig, dann<lb/> hell, dann lustig und endlich ganz mutwillig geworden. Und das alles hatte<lb/> keine Sekunde gedauert.</p><lb/> <p xml:id="ID_298"> Nun und? sagte er, ich bekomme doch immer einen Kuß, wenn ich ver¬<lb/> sichere, daß ich dich furchtbar lieb habe.</p><lb/> <p xml:id="ID_299"> Erika! Erika! tönte von oben aus der Dämmerung eine dünne Stimme.</p><lb/> <p xml:id="ID_300"> Tante sucht mich, still! Gute Nacht, gute Nacht! Und weg war sie.</p><lb/> <p xml:id="ID_301"> Suchst du mich, Tauenden? hörte Erich Vanrile sie hinauf sagen.</p><lb/> <p xml:id="ID_302"> Ja, Kind. Onkel hat schon nach dir gefragt, du weißt, er ängstigt sich<lb/> so leicht um dich.</p><lb/> <p xml:id="ID_303"> Ach, es war so wunderschön!</p><lb/> <p xml:id="ID_304"> Ja, es ist sehr schöne Luft, sagte Tante Jda. Dann gingen sie Arm in<lb/> Arm der dicht am Parkrande gelegnen Villa zu.</p><lb/> <p xml:id="ID_305"> Horch, sagte Tante Jda noch, eine Holztaube! — Ein sehnsüchtiges<lb/> Gurren klang vom Grunde herauf.</p><lb/> <p xml:id="ID_306"> Sie standen einen Augenblick still. Horch! hörst du sie? fragte die Tante.</p><lb/> <p xml:id="ID_307"> Sie? Das ist doch ein Täuberich, Tauenden, der sehnt sich im tiefsten<lb/> Baß nach seiner Frau, die ihm davon geflogen ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_308"> Aortsetzung folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <div n="2"> <head> Re^is voluntas.</head> <p xml:id="ID_309" next="#ID_310"> Es muß wie ein elektrischer Schlag durch die deutscheu<lb/> Herzen gegangen sein, als die Depesche des Kaisers an den Präsidenten Krüger<lb/> bekannt wurde. Der ungeheure Wiederhall, den sie in dem ganzen Auslande ge¬<lb/> funden hat, und der Verschiedne Laut dieses Wiederhalls, je nach der Stelle,<lb/> von der er erklang, hat auch die Schwachmütigen aufgerüttelt; wer uoch gestern<lb/> in ängstlicher Philisterhaftigleit riet: nur keine Unvorsichtigkeiten, nur keine tollen</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0100]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
das hätte mich so entsetzt, und da ist sie ganz bekümmert und gedrückt wieder
zu Bett gegangen und hat bald darauf geschnarcht. Aber ich habe trotz des
Brausepulvers nicht wieder einschlafen können und immer noch gesehen, wie
du mit der andern vor dem Altar standest, und habe mein Kissen naß geweint.
Ich glaube, du hast mich gar nicht lieb, du hast mich bloß gern, weil ich
hübsch und lustig bin, und wenn du eine triffst, die noch hübscher und lustiger
ist, dann nimmst du die. — Wieder schüttelte sie ihn leise, und noch näher
kam sie mit ihren Augen den seinigen und fragte: Du, hast du mich wirk¬
lich lieb?
Furchtbar lieb — toll lieb, antwortete er.
Dein Glück! sagte sie. Dann gab sie ihm einen leichten Stoß und ent¬
schlüpfte dem nach ihr Haschenden. Der Dämmerung ungeachtet schien sie eine
befriedigende Bestätigung aus dem Grunde seiner Seele gelesen zu haben, denn
ihre Augen, in denen fast Thränen gestanden hatten, waren erst ruhig, dann
hell, dann lustig und endlich ganz mutwillig geworden. Und das alles hatte
keine Sekunde gedauert.
Nun und? sagte er, ich bekomme doch immer einen Kuß, wenn ich ver¬
sichere, daß ich dich furchtbar lieb habe.
Erika! Erika! tönte von oben aus der Dämmerung eine dünne Stimme.
Tante sucht mich, still! Gute Nacht, gute Nacht! Und weg war sie.
Suchst du mich, Tauenden? hörte Erich Vanrile sie hinauf sagen.
Ja, Kind. Onkel hat schon nach dir gefragt, du weißt, er ängstigt sich
so leicht um dich.
Ach, es war so wunderschön!
Ja, es ist sehr schöne Luft, sagte Tante Jda. Dann gingen sie Arm in
Arm der dicht am Parkrande gelegnen Villa zu.
Horch, sagte Tante Jda noch, eine Holztaube! — Ein sehnsüchtiges
Gurren klang vom Grunde herauf.
Sie standen einen Augenblick still. Horch! hörst du sie? fragte die Tante.
Sie? Das ist doch ein Täuberich, Tauenden, der sehnt sich im tiefsten
Baß nach seiner Frau, die ihm davon geflogen ist.
Aortsetzung folgt)
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Re^is voluntas. Es muß wie ein elektrischer Schlag durch die deutscheu
Herzen gegangen sein, als die Depesche des Kaisers an den Präsidenten Krüger
bekannt wurde. Der ungeheure Wiederhall, den sie in dem ganzen Auslande ge¬
funden hat, und der Verschiedne Laut dieses Wiederhalls, je nach der Stelle,
von der er erklang, hat auch die Schwachmütigen aufgerüttelt; wer uoch gestern
in ängstlicher Philisterhaftigleit riet: nur keine Unvorsichtigkeiten, nur keine tollen
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |