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Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr.

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Litteratur

neue gesellt. In guter Ausstattung liegt ein Band Neuere deutsche Lyrik, aus¬
gewählt und herausgegeben von Karl Busse vor (Halle, Otto Hendel), der von
Annette Droste-Hillshoff und Mörike bis zum Herausgeber selbst reicht, aber die
jüngste Lyrik bevorzugt. Wer erfahren und empfinden null, wie sich die Poesie
des jüngsten Sturms und Dranges allmählich in die vor ihr gewesene Dichtung
einordnet, lese die lyrische Auslese Busses. An Dichtern des neuesten lyrischen Stils
ist kein Mangel: Wilhelm Arme, O. I- Bierbaum, H. Conradi, R. Dehmel, Felix
Dörmaun, G. Falke, O.E. Hartleben, Karl Henckell^ Arm, Holz, Ricarda Huch,
L. Jaeobowski, D. von Liliencron, I. H. Mackay, Prinz Emil Schvuaich-Carolath,
R. Zoozmmm haben ihren Platz neben den Dichtern von vor 1830 gefunden, und
die Einleitung des Herausgebers, auf die wir vielleicht noch einmal zurückkommen,
thut ihr bestes, die Bedeutung gerade dieser Gruppe nachzuweisen. -- Eine zweite
Blutenlese deutscher Lyrik: Aus tiefster Seele, herausgegeben vou Adolf
Bartels (Lahr, Moritz Schauenburg), beginnt schon bei Goethe, erstreckt sich aber
gleichfalls bis zu deu Neuesten. Die Auswahl verrät überall die genaueste Kenntnis
und das lebendigste Gefühl für die poetische Eigenart, wenn es natürlich auch nicht
immer möglich ist, das innerste Wesen eines Dichters, das zwanzig Gedichte spiegeln
würden, in zweien wiederzugeben. Auch Bartels hat eine ganze Gruppe von Dichtern,
die mir in Anthologien erscheinen, die aus den Quellen schöpfe". Wir begegnen
Anzengrnber, Peter Cornelius, Marie von Ebner-Eschenbach, Ludwig Eichrodt,
Friedrich Geßler, Hans Grasberger, Hans Hoffmann, Max Kalbeck, Otto von Leixner,
Otto Ludwig, Ferdinand von Saar, Heinrich Seidel, Adolf Stern, Adolf Wil-
braudt, Ernst Ziel ; auch verschollenen ältern Lyrikern, wie Ad. Bube, Ed. Ferrand,
E. von Feuchtersleben, Fr. Oser, Emil Kuh, Schmidt von Lübeck und manchen andern,
verhilft er zu ihrem Recht. Bei neuen Auflagen wird es sich doch empfehlen, die
Dichter, deren sämtliche Dichtungen in aller Händen sind, von Goethe bis zu Scheffel,
wegzulassen und den Raum lieber andern zu gönnen. Dagegen hat es guten
Sinn, Klopstock, Hvlty, I. G. Jacobi, de la Motte Fvuqus, I. G. vou Salis, Ludwig
Tieck, von denen mancher Leser keine Zeile mehr kennt, durch die Allswahl
wiederum in gelesene Dichter zu verwandeln. -- Wenn wir für Liebhaber exo¬
tischer Lyrik noch ans die Sammlung Siengriechischer Volks- und Liebes¬
lieder in deutscher Nachdichtung von Hermnuu Lübke (Berlin, S. Calvary
und Comp., 1895) hinweisen, die ein reiches Bild der mittelalterlichen wie der heutigen
griechischen Lyrik giebt und die eigentümlichen, starken Nachwirkungen der antiken
Mythologie und Dichtung in dem aller Antike so entfremdeten byzantinischen und
neugriechischen Leben erkennen läßt, und ans eine in Tokio ans japanischem Papier
gedruckte, mit zierlichen, kleinen Bildern japanischer Künstler gezierte Sammlung
Dichtergrüße aus dem Osten, japanische Dichtungen, übertragen von Professor
v>'. K. Florenz (Leipzig, C. F. Amelnngs Verlag), so wird diese Aus- und
Umschau wohl deu meisten Forderungen genügen. -- Wer sich doch an den
"neuesten Ebers" und den "neuesten Dahn" halte" will, dem wird der Herr Sorti-
mentcr schou seineu Band in die Hand drücken. Der neueste Georg Ebers heißt
-diesmal Im blaue" Hecht, Roman aus dem deutschen Kulturleben im Anfang
des sechzehnte" Jahrhunderts (Stuttgart und Leipzig, Deutsche Verlngsanstalt) und
erzählt das unglückliche Leben und Sterben einer fahrenden Gauklerdirne, die sich
zu ihrem Unheil in eine" jungen Patrizier von Nürnberg verliebt hat, als dieser
eben mit einem schonen und edeln Mädchen ans den großen reichsstädtischen Ge¬
schlechtern zum Traualtar schreitet. Es ist interessant, zu sehen, wie der Stoff-
nnd Vorstellungskreis, in dem sich "die Moderne" mit ausschließlicher Vorliebe


Litteratur

neue gesellt. In guter Ausstattung liegt ein Band Neuere deutsche Lyrik, aus¬
gewählt und herausgegeben von Karl Busse vor (Halle, Otto Hendel), der von
Annette Droste-Hillshoff und Mörike bis zum Herausgeber selbst reicht, aber die
jüngste Lyrik bevorzugt. Wer erfahren und empfinden null, wie sich die Poesie
des jüngsten Sturms und Dranges allmählich in die vor ihr gewesene Dichtung
einordnet, lese die lyrische Auslese Busses. An Dichtern des neuesten lyrischen Stils
ist kein Mangel: Wilhelm Arme, O. I- Bierbaum, H. Conradi, R. Dehmel, Felix
Dörmaun, G. Falke, O.E. Hartleben, Karl Henckell^ Arm, Holz, Ricarda Huch,
L. Jaeobowski, D. von Liliencron, I. H. Mackay, Prinz Emil Schvuaich-Carolath,
R. Zoozmmm haben ihren Platz neben den Dichtern von vor 1830 gefunden, und
die Einleitung des Herausgebers, auf die wir vielleicht noch einmal zurückkommen,
thut ihr bestes, die Bedeutung gerade dieser Gruppe nachzuweisen. — Eine zweite
Blutenlese deutscher Lyrik: Aus tiefster Seele, herausgegeben vou Adolf
Bartels (Lahr, Moritz Schauenburg), beginnt schon bei Goethe, erstreckt sich aber
gleichfalls bis zu deu Neuesten. Die Auswahl verrät überall die genaueste Kenntnis
und das lebendigste Gefühl für die poetische Eigenart, wenn es natürlich auch nicht
immer möglich ist, das innerste Wesen eines Dichters, das zwanzig Gedichte spiegeln
würden, in zweien wiederzugeben. Auch Bartels hat eine ganze Gruppe von Dichtern,
die mir in Anthologien erscheinen, die aus den Quellen schöpfe». Wir begegnen
Anzengrnber, Peter Cornelius, Marie von Ebner-Eschenbach, Ludwig Eichrodt,
Friedrich Geßler, Hans Grasberger, Hans Hoffmann, Max Kalbeck, Otto von Leixner,
Otto Ludwig, Ferdinand von Saar, Heinrich Seidel, Adolf Stern, Adolf Wil-
braudt, Ernst Ziel ; auch verschollenen ältern Lyrikern, wie Ad. Bube, Ed. Ferrand,
E. von Feuchtersleben, Fr. Oser, Emil Kuh, Schmidt von Lübeck und manchen andern,
verhilft er zu ihrem Recht. Bei neuen Auflagen wird es sich doch empfehlen, die
Dichter, deren sämtliche Dichtungen in aller Händen sind, von Goethe bis zu Scheffel,
wegzulassen und den Raum lieber andern zu gönnen. Dagegen hat es guten
Sinn, Klopstock, Hvlty, I. G. Jacobi, de la Motte Fvuqus, I. G. vou Salis, Ludwig
Tieck, von denen mancher Leser keine Zeile mehr kennt, durch die Allswahl
wiederum in gelesene Dichter zu verwandeln. — Wenn wir für Liebhaber exo¬
tischer Lyrik noch ans die Sammlung Siengriechischer Volks- und Liebes¬
lieder in deutscher Nachdichtung von Hermnuu Lübke (Berlin, S. Calvary
und Comp., 1895) hinweisen, die ein reiches Bild der mittelalterlichen wie der heutigen
griechischen Lyrik giebt und die eigentümlichen, starken Nachwirkungen der antiken
Mythologie und Dichtung in dem aller Antike so entfremdeten byzantinischen und
neugriechischen Leben erkennen läßt, und ans eine in Tokio ans japanischem Papier
gedruckte, mit zierlichen, kleinen Bildern japanischer Künstler gezierte Sammlung
Dichtergrüße aus dem Osten, japanische Dichtungen, übertragen von Professor
v>'. K. Florenz (Leipzig, C. F. Amelnngs Verlag), so wird diese Aus- und
Umschau wohl deu meisten Forderungen genügen. — Wer sich doch an den
„neuesten Ebers" und den „neuesten Dahn" halte» will, dem wird der Herr Sorti-
mentcr schou seineu Band in die Hand drücken. Der neueste Georg Ebers heißt
-diesmal Im blaue« Hecht, Roman aus dem deutschen Kulturleben im Anfang
des sechzehnte» Jahrhunderts (Stuttgart und Leipzig, Deutsche Verlngsanstalt) und
erzählt das unglückliche Leben und Sterben einer fahrenden Gauklerdirne, die sich
zu ihrem Unheil in eine» jungen Patrizier von Nürnberg verliebt hat, als dieser
eben mit einem schonen und edeln Mädchen ans den großen reichsstädtischen Ge¬
schlechtern zum Traualtar schreitet. Es ist interessant, zu sehen, wie der Stoff-
nnd Vorstellungskreis, in dem sich „die Moderne" mit ausschließlicher Vorliebe


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[0609] Litteratur neue gesellt. In guter Ausstattung liegt ein Band Neuere deutsche Lyrik, aus¬ gewählt und herausgegeben von Karl Busse vor (Halle, Otto Hendel), der von Annette Droste-Hillshoff und Mörike bis zum Herausgeber selbst reicht, aber die jüngste Lyrik bevorzugt. Wer erfahren und empfinden null, wie sich die Poesie des jüngsten Sturms und Dranges allmählich in die vor ihr gewesene Dichtung einordnet, lese die lyrische Auslese Busses. An Dichtern des neuesten lyrischen Stils ist kein Mangel: Wilhelm Arme, O. I- Bierbaum, H. Conradi, R. Dehmel, Felix Dörmaun, G. Falke, O.E. Hartleben, Karl Henckell^ Arm, Holz, Ricarda Huch, L. Jaeobowski, D. von Liliencron, I. H. Mackay, Prinz Emil Schvuaich-Carolath, R. Zoozmmm haben ihren Platz neben den Dichtern von vor 1830 gefunden, und die Einleitung des Herausgebers, auf die wir vielleicht noch einmal zurückkommen, thut ihr bestes, die Bedeutung gerade dieser Gruppe nachzuweisen. — Eine zweite Blutenlese deutscher Lyrik: Aus tiefster Seele, herausgegeben vou Adolf Bartels (Lahr, Moritz Schauenburg), beginnt schon bei Goethe, erstreckt sich aber gleichfalls bis zu deu Neuesten. Die Auswahl verrät überall die genaueste Kenntnis und das lebendigste Gefühl für die poetische Eigenart, wenn es natürlich auch nicht immer möglich ist, das innerste Wesen eines Dichters, das zwanzig Gedichte spiegeln würden, in zweien wiederzugeben. Auch Bartels hat eine ganze Gruppe von Dichtern, die mir in Anthologien erscheinen, die aus den Quellen schöpfe». Wir begegnen Anzengrnber, Peter Cornelius, Marie von Ebner-Eschenbach, Ludwig Eichrodt, Friedrich Geßler, Hans Grasberger, Hans Hoffmann, Max Kalbeck, Otto von Leixner, Otto Ludwig, Ferdinand von Saar, Heinrich Seidel, Adolf Stern, Adolf Wil- braudt, Ernst Ziel ; auch verschollenen ältern Lyrikern, wie Ad. Bube, Ed. Ferrand, E. von Feuchtersleben, Fr. Oser, Emil Kuh, Schmidt von Lübeck und manchen andern, verhilft er zu ihrem Recht. Bei neuen Auflagen wird es sich doch empfehlen, die Dichter, deren sämtliche Dichtungen in aller Händen sind, von Goethe bis zu Scheffel, wegzulassen und den Raum lieber andern zu gönnen. Dagegen hat es guten Sinn, Klopstock, Hvlty, I. G. Jacobi, de la Motte Fvuqus, I. G. vou Salis, Ludwig Tieck, von denen mancher Leser keine Zeile mehr kennt, durch die Allswahl wiederum in gelesene Dichter zu verwandeln. — Wenn wir für Liebhaber exo¬ tischer Lyrik noch ans die Sammlung Siengriechischer Volks- und Liebes¬ lieder in deutscher Nachdichtung von Hermnuu Lübke (Berlin, S. Calvary und Comp., 1895) hinweisen, die ein reiches Bild der mittelalterlichen wie der heutigen griechischen Lyrik giebt und die eigentümlichen, starken Nachwirkungen der antiken Mythologie und Dichtung in dem aller Antike so entfremdeten byzantinischen und neugriechischen Leben erkennen läßt, und ans eine in Tokio ans japanischem Papier gedruckte, mit zierlichen, kleinen Bildern japanischer Künstler gezierte Sammlung Dichtergrüße aus dem Osten, japanische Dichtungen, übertragen von Professor v>'. K. Florenz (Leipzig, C. F. Amelnngs Verlag), so wird diese Aus- und Umschau wohl deu meisten Forderungen genügen. — Wer sich doch an den „neuesten Ebers" und den „neuesten Dahn" halte» will, dem wird der Herr Sorti- mentcr schou seineu Band in die Hand drücken. Der neueste Georg Ebers heißt -diesmal Im blaue« Hecht, Roman aus dem deutschen Kulturleben im Anfang des sechzehnte» Jahrhunderts (Stuttgart und Leipzig, Deutsche Verlngsanstalt) und erzählt das unglückliche Leben und Sterben einer fahrenden Gauklerdirne, die sich zu ihrem Unheil in eine» jungen Patrizier von Nürnberg verliebt hat, als dieser eben mit einem schonen und edeln Mädchen ans den großen reichsstädtischen Ge¬ schlechtern zum Traualtar schreitet. Es ist interessant, zu sehen, wie der Stoff- nnd Vorstellungskreis, in dem sich „die Moderne" mit ausschließlicher Vorliebe

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_220975/609>, abgerufen am 21.06.2024.