Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches auf den Ofsizierverein oder, wie er jetzt heißt, auf das Warenhaus für Armee Außerdem beschäftigt doch der Verein eine bedeutende Anzahl von Beamten Im Jahre 1348 schrie alles nach Gewerbefreiheit, jetzt soll wieder der Staat Sir Joseph Crowe. Vor dreißig Jahren gaben diese grünen Blätter in Maßgebliches und Unmaßgebliches auf den Ofsizierverein oder, wie er jetzt heißt, auf das Warenhaus für Armee Außerdem beschäftigt doch der Verein eine bedeutende Anzahl von Beamten Im Jahre 1348 schrie alles nach Gewerbefreiheit, jetzt soll wieder der Staat Sir Joseph Crowe. Vor dreißig Jahren gaben diese grünen Blätter in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0599" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/221573"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_1996" prev="#ID_1995"> auf den Ofsizierverein oder, wie er jetzt heißt, auf das Warenhaus für Armee<lb/> und Marine und auf die verschiednen Warenhäuser für Beamte. Diese Einrich¬<lb/> tungen sind doch nur aus dem anerkennenswerten Streben der Offiziere und Be¬<lb/> amten entstanden, mit ihren knappen Mitteln auszukommen. In England bestehen<lb/> solche Einrichtungen schon längst, und man hat nicht gehört, daß sich die Geschäfts¬<lb/> leute dagegen wehrten. Die englische, irre ich nicht, mit der sogenannten Unit-sei<lb/> sorvios Institution in Zusammenhang stehende Einrichtung geht uoch viel weiter,<lb/> als unser Ofsizierverein. Sie vermittelt sogar Wohnungen, verkauft Häuser und<lb/> Pferde. Ein Offizier, der z. B. plötzlich nach Indien versetzt wird, übergiebt<lb/> Pferde und alles, was er nicht mitnehmen kaun oder will, der genannten Anstalt,<lb/> und diese besorgt alles auss beste. Der englischen Einrichtung ist unser Offizier¬<lb/> verein nachgebildet, und Welchen Nutzen er für das Offizierkorps hat, ergiebt sich<lb/> aus der Thatsache, daß bald nach seiner Gründung im Anfang der achtziger Jahre<lb/> die großen Militärschneidergeschäfte in Berlin ihre Preise um 10 Prozent und<lb/> mehr herabsetzten. Daß die Geschäftsleute beim Ofsizierverein nicht leer ausgehn,<lb/> kann man schon daraus sehen, daß jede der Preislisten, die der Verein alljährlich<lb/> mindestens einmal veröffentlicht, fast zur Hälfte mit Geschäftsanzeigen angefüllt ist.<lb/> Die Geschäftsleute benutzen also diese Veröffentlichungen, und wenn sie auch selbst¬<lb/> verständlich ihre Anzeigen wohl ebenso in den Preislisten bezahlen müssen wie<lb/> Anzeigen in andern Blättern, so zeigt doch die stets wachsende Zahl der Anzeigen,<lb/> daß die Kaufleute, Fabrikanten, Versicherungsgesellschaften u. f. w. dabei ihre Rech¬<lb/> nung finden. Sonst würden sie eben die Preislisten nicht zu ihren Anzeigen be¬<lb/> nutzen und den Mitgliedern des Offiziervereins auch noch Ermäßigung der Preise<lb/> zu gute kommen lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1997"> Außerdem beschäftigt doch der Verein eine bedeutende Anzahl von Beamten<lb/> aus dem Zivilstande. Die Arbeiter auf den Werkstätten sind nicht etwa Soldaten,<lb/> des Dienststandes, sondern Arbeiter wie in jedem andern entsprechenden Geschäfte.<lb/> Man geht sogar so weit, daß den Regimentsschneidern in den verschiednen Garni¬<lb/> sonen verboten ist, das Anprobiren von Uniform- und Zivilkleidungsstücken, die<lb/> in den Werkstätten des Osfiziervereins gefertigt werden, zu besorgen. Diese sehr<lb/> weit gehende Rücksicht auf die Zivilgeschäfte hat dem Offizierverein manchen nicht<lb/> in Berlin ansässigen Kunden entzogen. Alle Artikel, die der Verein an seine<lb/> Mitglieder verkauft und nicht selbst anfertigt, wie Wäschestücke, optische Instrumente,<lb/> Uhren u. f. w,, ferner Cigarren, Wein, werden doch ebenfalls von Zivilgeschäften<lb/> bezogen, gewiß nicht zu deren Nachteil.</p><lb/> <p xml:id="ID_1998"> Im Jahre 1348 schrie alles nach Gewerbefreiheit, jetzt soll wieder der Staat<lb/> alles in die Hand nehmen und jedem Landwirt, der nicht vorwärts kommt, jedem<lb/> Handwerker und Geschäftsmann durch Gesetze helfen. Beamte und Offiziere werden<lb/> ungenügend bezahlt. Und dabei mutet man ihnen noch zu, alle erlaubten Mittel<lb/> aufzugeben, die sie anwenden, ihre Lage erträglich zu gestalten. Das ist widersinnig<lb/><note type="byline"> L> v. H.</note> und ungerecht! </p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Sir Joseph Crowe.</head> <p xml:id="ID_1999" next="#ID_2000"> Vor dreißig Jahren gaben diese grünen Blätter in<lb/> einem Artikel: „Vasari der andre" dem deutschen Publikum Nachricht vou den Ar¬<lb/> beiten zweier Autoren auf dem Gebiete der italienischen Kunstgeschichte, von denen<lb/> der eine Engländer, der andre Italiener war: Crowe und Cavalcaselle. Seitdem<lb/> sind aus ihrem Zwillingswerke zahlreiche andre hervorgewachsen; sie haben in<lb/> manchen Stücken Widerspruch erfahre» und sich Wohl auch vou Berufnen und<lb/> Unberufnen meistern lassen müssen; dennoch siud ihre Forschungen bis heute</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0599]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
auf den Ofsizierverein oder, wie er jetzt heißt, auf das Warenhaus für Armee
und Marine und auf die verschiednen Warenhäuser für Beamte. Diese Einrich¬
tungen sind doch nur aus dem anerkennenswerten Streben der Offiziere und Be¬
amten entstanden, mit ihren knappen Mitteln auszukommen. In England bestehen
solche Einrichtungen schon längst, und man hat nicht gehört, daß sich die Geschäfts¬
leute dagegen wehrten. Die englische, irre ich nicht, mit der sogenannten Unit-sei
sorvios Institution in Zusammenhang stehende Einrichtung geht uoch viel weiter,
als unser Ofsizierverein. Sie vermittelt sogar Wohnungen, verkauft Häuser und
Pferde. Ein Offizier, der z. B. plötzlich nach Indien versetzt wird, übergiebt
Pferde und alles, was er nicht mitnehmen kaun oder will, der genannten Anstalt,
und diese besorgt alles auss beste. Der englischen Einrichtung ist unser Offizier¬
verein nachgebildet, und Welchen Nutzen er für das Offizierkorps hat, ergiebt sich
aus der Thatsache, daß bald nach seiner Gründung im Anfang der achtziger Jahre
die großen Militärschneidergeschäfte in Berlin ihre Preise um 10 Prozent und
mehr herabsetzten. Daß die Geschäftsleute beim Ofsizierverein nicht leer ausgehn,
kann man schon daraus sehen, daß jede der Preislisten, die der Verein alljährlich
mindestens einmal veröffentlicht, fast zur Hälfte mit Geschäftsanzeigen angefüllt ist.
Die Geschäftsleute benutzen also diese Veröffentlichungen, und wenn sie auch selbst¬
verständlich ihre Anzeigen wohl ebenso in den Preislisten bezahlen müssen wie
Anzeigen in andern Blättern, so zeigt doch die stets wachsende Zahl der Anzeigen,
daß die Kaufleute, Fabrikanten, Versicherungsgesellschaften u. f. w. dabei ihre Rech¬
nung finden. Sonst würden sie eben die Preislisten nicht zu ihren Anzeigen be¬
nutzen und den Mitgliedern des Offiziervereins auch noch Ermäßigung der Preise
zu gute kommen lassen.
Außerdem beschäftigt doch der Verein eine bedeutende Anzahl von Beamten
aus dem Zivilstande. Die Arbeiter auf den Werkstätten sind nicht etwa Soldaten,
des Dienststandes, sondern Arbeiter wie in jedem andern entsprechenden Geschäfte.
Man geht sogar so weit, daß den Regimentsschneidern in den verschiednen Garni¬
sonen verboten ist, das Anprobiren von Uniform- und Zivilkleidungsstücken, die
in den Werkstätten des Osfiziervereins gefertigt werden, zu besorgen. Diese sehr
weit gehende Rücksicht auf die Zivilgeschäfte hat dem Offizierverein manchen nicht
in Berlin ansässigen Kunden entzogen. Alle Artikel, die der Verein an seine
Mitglieder verkauft und nicht selbst anfertigt, wie Wäschestücke, optische Instrumente,
Uhren u. f. w,, ferner Cigarren, Wein, werden doch ebenfalls von Zivilgeschäften
bezogen, gewiß nicht zu deren Nachteil.
Im Jahre 1348 schrie alles nach Gewerbefreiheit, jetzt soll wieder der Staat
alles in die Hand nehmen und jedem Landwirt, der nicht vorwärts kommt, jedem
Handwerker und Geschäftsmann durch Gesetze helfen. Beamte und Offiziere werden
ungenügend bezahlt. Und dabei mutet man ihnen noch zu, alle erlaubten Mittel
aufzugeben, die sie anwenden, ihre Lage erträglich zu gestalten. Das ist widersinnig
L> v. H. und ungerecht!
Sir Joseph Crowe. Vor dreißig Jahren gaben diese grünen Blätter in
einem Artikel: „Vasari der andre" dem deutschen Publikum Nachricht vou den Ar¬
beiten zweier Autoren auf dem Gebiete der italienischen Kunstgeschichte, von denen
der eine Engländer, der andre Italiener war: Crowe und Cavalcaselle. Seitdem
sind aus ihrem Zwillingswerke zahlreiche andre hervorgewachsen; sie haben in
manchen Stücken Widerspruch erfahre» und sich Wohl auch vou Berufnen und
Unberufnen meistern lassen müssen; dennoch siud ihre Forschungen bis heute
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