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Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr.

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Litteratur

mit seinen Reiseromanen") (Freiburg, Fehsenfeld). Wir haben wenige solche in
Deutschland. Die Sätze fließen rund und blank aus seiner Feder, wir lesen sie
mit dem Gefühl, als ließen wir nur volle, gelbe Weizenkörner durch die Hand
rollen: so fertig ist jeder einzelne, so wenig stilistische Spreu und Häcksel liegt
dazwischen. Fast alles ist Erzählung des Geschehenen, Schilderung nur soviel, als
unbedingt nötig ist, und gar keine Reflexion. Wir können die Naturtreue der
Geschichten aus der europäischen Türkei nicht vollkommen würdigen. Wir lassen
uns aber durch seine absichtslose, naive Erzählungsweise überzeugen; jedenfalls
treten die Paschas wie die Kawassen, die Kaufleute wie die Wegelagerer, die
Türken und die Raja alle körperlich und lebendig, nicht puppenhaft, vor uns hin.
Die Geschichten, die in der neuen Welt spielen, können wir mit eignen Erinnerungen
vergleichen und finden sie oft photographisch treu. Da Karl May mit Vorliebe
derbe, einfache Naturen zeichnet, wie sie in unkultivirten oder halbkultivirten Ver¬
hältnissen heranwachsen, und die, Gute, Böse und Mittelmäßige, mehr durch
ihre Thaten und Zustände als ihre Worte oder Gedanken interessiren, wird er
am meisten von der Jugend gelesen. Doch können wir aus eigner Erfahrung be¬
stätigen, daß auch Ältere, Vielgewanderte an der einfachen, natürlichen Kost dieser
Reise- und Abenteuergeschichten Geschmack gefunden haben.

(Schluß folgt)







Für die Redartion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. -- Druck von Carl Marquart in Leipzig
") Erschienen sind bis jetzt: 1. Band: Durch die Wüste; 2. Band: Durchs wilde Kur¬
distan; 3. Band: Von Bagdad nach Stambul; 4. Band: In den Schluchten des Balkan;
5, Band: Durch das Land der Skipctaren; 6. Band: Der Schul; 7. bis 9. Band: Winnetou,
der rote Gentleman; 10. Band: Orangen und Datteln; 11. Band: Am Stillen Ozean; 12. Band:
Am Rio de la Plata; 13. Band: In den Kordilleren; 14. bis 16. Band: Old-Surehand.
Litteratur

mit seinen Reiseromanen") (Freiburg, Fehsenfeld). Wir haben wenige solche in
Deutschland. Die Sätze fließen rund und blank aus seiner Feder, wir lesen sie
mit dem Gefühl, als ließen wir nur volle, gelbe Weizenkörner durch die Hand
rollen: so fertig ist jeder einzelne, so wenig stilistische Spreu und Häcksel liegt
dazwischen. Fast alles ist Erzählung des Geschehenen, Schilderung nur soviel, als
unbedingt nötig ist, und gar keine Reflexion. Wir können die Naturtreue der
Geschichten aus der europäischen Türkei nicht vollkommen würdigen. Wir lassen
uns aber durch seine absichtslose, naive Erzählungsweise überzeugen; jedenfalls
treten die Paschas wie die Kawassen, die Kaufleute wie die Wegelagerer, die
Türken und die Raja alle körperlich und lebendig, nicht puppenhaft, vor uns hin.
Die Geschichten, die in der neuen Welt spielen, können wir mit eignen Erinnerungen
vergleichen und finden sie oft photographisch treu. Da Karl May mit Vorliebe
derbe, einfache Naturen zeichnet, wie sie in unkultivirten oder halbkultivirten Ver¬
hältnissen heranwachsen, und die, Gute, Böse und Mittelmäßige, mehr durch
ihre Thaten und Zustände als ihre Worte oder Gedanken interessiren, wird er
am meisten von der Jugend gelesen. Doch können wir aus eigner Erfahrung be¬
stätigen, daß auch Ältere, Vielgewanderte an der einfachen, natürlichen Kost dieser
Reise- und Abenteuergeschichten Geschmack gefunden haben.

(Schluß folgt)







Für die Redartion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig
») Erschienen sind bis jetzt: 1. Band: Durch die Wüste; 2. Band: Durchs wilde Kur¬
distan; 3. Band: Von Bagdad nach Stambul; 4. Band: In den Schluchten des Balkan;
5, Band: Durch das Land der Skipctaren; 6. Band: Der Schul; 7. bis 9. Band: Winnetou,
der rote Gentleman; 10. Band: Orangen und Datteln; 11. Band: Am Stillen Ozean; 12. Band:
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[0562] Litteratur mit seinen Reiseromanen") (Freiburg, Fehsenfeld). Wir haben wenige solche in Deutschland. Die Sätze fließen rund und blank aus seiner Feder, wir lesen sie mit dem Gefühl, als ließen wir nur volle, gelbe Weizenkörner durch die Hand rollen: so fertig ist jeder einzelne, so wenig stilistische Spreu und Häcksel liegt dazwischen. Fast alles ist Erzählung des Geschehenen, Schilderung nur soviel, als unbedingt nötig ist, und gar keine Reflexion. Wir können die Naturtreue der Geschichten aus der europäischen Türkei nicht vollkommen würdigen. Wir lassen uns aber durch seine absichtslose, naive Erzählungsweise überzeugen; jedenfalls treten die Paschas wie die Kawassen, die Kaufleute wie die Wegelagerer, die Türken und die Raja alle körperlich und lebendig, nicht puppenhaft, vor uns hin. Die Geschichten, die in der neuen Welt spielen, können wir mit eignen Erinnerungen vergleichen und finden sie oft photographisch treu. Da Karl May mit Vorliebe derbe, einfache Naturen zeichnet, wie sie in unkultivirten oder halbkultivirten Ver¬ hältnissen heranwachsen, und die, Gute, Böse und Mittelmäßige, mehr durch ihre Thaten und Zustände als ihre Worte oder Gedanken interessiren, wird er am meisten von der Jugend gelesen. Doch können wir aus eigner Erfahrung be¬ stätigen, daß auch Ältere, Vielgewanderte an der einfachen, natürlichen Kost dieser Reise- und Abenteuergeschichten Geschmack gefunden haben. (Schluß folgt) Für die Redartion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig ») Erschienen sind bis jetzt: 1. Band: Durch die Wüste; 2. Band: Durchs wilde Kur¬ distan; 3. Band: Von Bagdad nach Stambul; 4. Band: In den Schluchten des Balkan; 5, Band: Durch das Land der Skipctaren; 6. Band: Der Schul; 7. bis 9. Band: Winnetou, der rote Gentleman; 10. Band: Orangen und Datteln; 11. Band: Am Stillen Ozean; 12. Band: Am Rio de la Plata; 13. Band: In den Kordilleren; 14. bis 16. Band: Old-Surehand.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_220975/562>, abgerufen am 29.06.2024.