Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Petroleum

speditionsgesellschaft "Fortschritt" kam nun als guter Freund zu der ersten der
drei Eisenbahnen und erklärte ihr: Ich komme zu dir, weil ich dich so lieb
habe, und weil wir zusammen viel mehr Geld "machen" können, als jeder für
sich. Du hast jetzt unendliche Schererei mit den Hunderten und aberhunderten
von Petroleumabladern, ich möchte das Geschüft in die Hand bekommen, und
wenn du mir dabei hilfst, so thue ich dir wieder einen Gefallen und gebe nur
dir Öltransporte, deinen beiden Konkurrenzlinien dagegen nichts.

Was soll ich denn thun, liebe "South Improvement Compagnie" ? sagte
die Eisenbahn.

Du mußt das Petroleum, das ich dir gebe, zu einem billigern Satze be¬
fördern, als das aller andern.

Fällt mir nicht ein, sagte die Eisenbahn. Die Sätze sind mir niedrig
genng. vo z^on Los soinötlüuA grssn in in^ e>^s? Hältst dn mich sür einen
Grünen? Sehe ich so dumm aus?

Wir brauchen ja nicht niedrigere Sätze überhaupt, sondern nur niedrigere
Sätze als alle andern, sagte schlau lächelnd die "South Improvement Compagnie."
Verdopple den jetzt bestehenden Satz öffentlich, aber gieb es mir schriftlich, das
Petroleum, das ich ablade, immer zu dem alten Satze befördern zu wollen.

Aber das könnte ich doch nur thun, wenn die beiden andern Linien ihren
Frachtsatz auch verdoppelten.

Natürlich! Dafür würde ich sorgen, sagte noch verschmitzter lächelnd die
"South Improvement Compagnie," die beiden andern Linien dürfen aber keine
Ahnung davon haben, daß du für mich in Wirklichkeit zum alten Satze zu
befördern fortfährst.

Selbstverständlich, nickte die Eisenbahn.

Der "Einfluß," den ich brauche bei dein und jenem Leiter und dem und
jenein Großaktionär der feindlichen Bahnen, wird mich viel Geld kosten.

Vermutlich, meinte die Eisenbahn verständnisvoll und wurde immer auf¬
merksamer.

Diese -- hin, sagen wir Kriegskosten möchte ich nicht bezahlen, erwarte
aber auch nicht, daß du sie bezahlst.

Nun, wer soll sie denn bezahlen? fragte gespannt die Eisenbahn.

Einfach meine Konkurrenten, die andern Petrolemuablader: du nimmst ihnen
und mir, uns allen die doppelte Fracht ab, vergütest aber die Hälfte alles so
eingenommnen Geldes mir im geheimen zurück. Du bekommst für jedes Barret
Öl genau soviel wie bisher und mit der Zeit doch den ausschließlichen Trans¬
port, ich mache unfehlbar die Konkurrenten tot, und es kostet mich keinen Cent
Auslage.

Donnerwetter, genial! sagte die Eisenbahn, das ginge. Wenn es die
andern nnr nicht zu früh merken. Zuerst müßten sie auch von dir noch einige
Transporte haben.


Das Petroleum

speditionsgesellschaft „Fortschritt" kam nun als guter Freund zu der ersten der
drei Eisenbahnen und erklärte ihr: Ich komme zu dir, weil ich dich so lieb
habe, und weil wir zusammen viel mehr Geld „machen" können, als jeder für
sich. Du hast jetzt unendliche Schererei mit den Hunderten und aberhunderten
von Petroleumabladern, ich möchte das Geschüft in die Hand bekommen, und
wenn du mir dabei hilfst, so thue ich dir wieder einen Gefallen und gebe nur
dir Öltransporte, deinen beiden Konkurrenzlinien dagegen nichts.

Was soll ich denn thun, liebe „South Improvement Compagnie" ? sagte
die Eisenbahn.

Du mußt das Petroleum, das ich dir gebe, zu einem billigern Satze be¬
fördern, als das aller andern.

Fällt mir nicht ein, sagte die Eisenbahn. Die Sätze sind mir niedrig
genng. vo z^on Los soinötlüuA grssn in in^ e>^s? Hältst dn mich sür einen
Grünen? Sehe ich so dumm aus?

Wir brauchen ja nicht niedrigere Sätze überhaupt, sondern nur niedrigere
Sätze als alle andern, sagte schlau lächelnd die „South Improvement Compagnie."
Verdopple den jetzt bestehenden Satz öffentlich, aber gieb es mir schriftlich, das
Petroleum, das ich ablade, immer zu dem alten Satze befördern zu wollen.

Aber das könnte ich doch nur thun, wenn die beiden andern Linien ihren
Frachtsatz auch verdoppelten.

Natürlich! Dafür würde ich sorgen, sagte noch verschmitzter lächelnd die
„South Improvement Compagnie," die beiden andern Linien dürfen aber keine
Ahnung davon haben, daß du für mich in Wirklichkeit zum alten Satze zu
befördern fortfährst.

Selbstverständlich, nickte die Eisenbahn.

Der „Einfluß," den ich brauche bei dein und jenem Leiter und dem und
jenein Großaktionär der feindlichen Bahnen, wird mich viel Geld kosten.

Vermutlich, meinte die Eisenbahn verständnisvoll und wurde immer auf¬
merksamer.

Diese — hin, sagen wir Kriegskosten möchte ich nicht bezahlen, erwarte
aber auch nicht, daß du sie bezahlst.

Nun, wer soll sie denn bezahlen? fragte gespannt die Eisenbahn.

Einfach meine Konkurrenten, die andern Petrolemuablader: du nimmst ihnen
und mir, uns allen die doppelte Fracht ab, vergütest aber die Hälfte alles so
eingenommnen Geldes mir im geheimen zurück. Du bekommst für jedes Barret
Öl genau soviel wie bisher und mit der Zeit doch den ausschließlichen Trans¬
port, ich mache unfehlbar die Konkurrenten tot, und es kostet mich keinen Cent
Auslage.

Donnerwetter, genial! sagte die Eisenbahn, das ginge. Wenn es die
andern nnr nicht zu früh merken. Zuerst müßten sie auch von dir noch einige
Transporte haben.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0377" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/221351"/>
          <fw type="header" place="top"> Das Petroleum</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1271" prev="#ID_1270"> speditionsgesellschaft &#x201E;Fortschritt" kam nun als guter Freund zu der ersten der<lb/>
drei Eisenbahnen und erklärte ihr: Ich komme zu dir, weil ich dich so lieb<lb/>
habe, und weil wir zusammen viel mehr Geld &#x201E;machen" können, als jeder für<lb/>
sich. Du hast jetzt unendliche Schererei mit den Hunderten und aberhunderten<lb/>
von Petroleumabladern, ich möchte das Geschüft in die Hand bekommen, und<lb/>
wenn du mir dabei hilfst, so thue ich dir wieder einen Gefallen und gebe nur<lb/>
dir Öltransporte, deinen beiden Konkurrenzlinien dagegen nichts.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1272"> Was soll ich denn thun, liebe &#x201E;South Improvement Compagnie" ? sagte<lb/>
die Eisenbahn.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1273"> Du mußt das Petroleum, das ich dir gebe, zu einem billigern Satze be¬<lb/>
fördern, als das aller andern.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1274"> Fällt mir nicht ein, sagte die Eisenbahn. Die Sätze sind mir niedrig<lb/>
genng. vo z^on Los soinötlüuA grssn in in^ e&gt;^s? Hältst dn mich sür einen<lb/>
Grünen? Sehe ich so dumm aus?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1275"> Wir brauchen ja nicht niedrigere Sätze überhaupt, sondern nur niedrigere<lb/>
Sätze als alle andern, sagte schlau lächelnd die &#x201E;South Improvement Compagnie."<lb/>
Verdopple den jetzt bestehenden Satz öffentlich, aber gieb es mir schriftlich, das<lb/>
Petroleum, das ich ablade, immer zu dem alten Satze befördern zu wollen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1276"> Aber das könnte ich doch nur thun, wenn die beiden andern Linien ihren<lb/>
Frachtsatz auch verdoppelten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1277"> Natürlich! Dafür würde ich sorgen, sagte noch verschmitzter lächelnd die<lb/>
&#x201E;South Improvement Compagnie," die beiden andern Linien dürfen aber keine<lb/>
Ahnung davon haben, daß du für mich in Wirklichkeit zum alten Satze zu<lb/>
befördern fortfährst.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1278"> Selbstverständlich, nickte die Eisenbahn.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1279"> Der &#x201E;Einfluß," den ich brauche bei dein und jenem Leiter und dem und<lb/>
jenein Großaktionär der feindlichen Bahnen, wird mich viel Geld kosten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1280"> Vermutlich, meinte die Eisenbahn verständnisvoll und wurde immer auf¬<lb/>
merksamer.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1281"> Diese &#x2014; hin, sagen wir Kriegskosten möchte ich nicht bezahlen, erwarte<lb/>
aber auch nicht, daß du sie bezahlst.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1282"> Nun, wer soll sie denn bezahlen? fragte gespannt die Eisenbahn.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1283"> Einfach meine Konkurrenten, die andern Petrolemuablader: du nimmst ihnen<lb/>
und mir, uns allen die doppelte Fracht ab, vergütest aber die Hälfte alles so<lb/>
eingenommnen Geldes mir im geheimen zurück. Du bekommst für jedes Barret<lb/>
Öl genau soviel wie bisher und mit der Zeit doch den ausschließlichen Trans¬<lb/>
port, ich mache unfehlbar die Konkurrenten tot, und es kostet mich keinen Cent<lb/>
Auslage.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1284"> Donnerwetter, genial! sagte die Eisenbahn, das ginge. Wenn es die<lb/>
andern nnr nicht zu früh merken. Zuerst müßten sie auch von dir noch einige<lb/>
Transporte haben.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0377] Das Petroleum speditionsgesellschaft „Fortschritt" kam nun als guter Freund zu der ersten der drei Eisenbahnen und erklärte ihr: Ich komme zu dir, weil ich dich so lieb habe, und weil wir zusammen viel mehr Geld „machen" können, als jeder für sich. Du hast jetzt unendliche Schererei mit den Hunderten und aberhunderten von Petroleumabladern, ich möchte das Geschüft in die Hand bekommen, und wenn du mir dabei hilfst, so thue ich dir wieder einen Gefallen und gebe nur dir Öltransporte, deinen beiden Konkurrenzlinien dagegen nichts. Was soll ich denn thun, liebe „South Improvement Compagnie" ? sagte die Eisenbahn. Du mußt das Petroleum, das ich dir gebe, zu einem billigern Satze be¬ fördern, als das aller andern. Fällt mir nicht ein, sagte die Eisenbahn. Die Sätze sind mir niedrig genng. vo z^on Los soinötlüuA grssn in in^ e>^s? Hältst dn mich sür einen Grünen? Sehe ich so dumm aus? Wir brauchen ja nicht niedrigere Sätze überhaupt, sondern nur niedrigere Sätze als alle andern, sagte schlau lächelnd die „South Improvement Compagnie." Verdopple den jetzt bestehenden Satz öffentlich, aber gieb es mir schriftlich, das Petroleum, das ich ablade, immer zu dem alten Satze befördern zu wollen. Aber das könnte ich doch nur thun, wenn die beiden andern Linien ihren Frachtsatz auch verdoppelten. Natürlich! Dafür würde ich sorgen, sagte noch verschmitzter lächelnd die „South Improvement Compagnie," die beiden andern Linien dürfen aber keine Ahnung davon haben, daß du für mich in Wirklichkeit zum alten Satze zu befördern fortfährst. Selbstverständlich, nickte die Eisenbahn. Der „Einfluß," den ich brauche bei dein und jenem Leiter und dem und jenein Großaktionär der feindlichen Bahnen, wird mich viel Geld kosten. Vermutlich, meinte die Eisenbahn verständnisvoll und wurde immer auf¬ merksamer. Diese — hin, sagen wir Kriegskosten möchte ich nicht bezahlen, erwarte aber auch nicht, daß du sie bezahlst. Nun, wer soll sie denn bezahlen? fragte gespannt die Eisenbahn. Einfach meine Konkurrenten, die andern Petrolemuablader: du nimmst ihnen und mir, uns allen die doppelte Fracht ab, vergütest aber die Hälfte alles so eingenommnen Geldes mir im geheimen zurück. Du bekommst für jedes Barret Öl genau soviel wie bisher und mit der Zeit doch den ausschließlichen Trans¬ port, ich mache unfehlbar die Konkurrenten tot, und es kostet mich keinen Cent Auslage. Donnerwetter, genial! sagte die Eisenbahn, das ginge. Wenn es die andern nnr nicht zu früh merken. Zuerst müßten sie auch von dir noch einige Transporte haben.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_220975
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_220975/377
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_220975/377>, abgerufen am 25.07.2024.