Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr.Sachsen in der Musikgeschichte gleich liegt darin eine Verhöhnung der höchsten Andachtszeremonie, die allein (Schluß folgt) wachsen in der Musikgeschichte v Hermann Kretzschmar on iQML Für die weitere Entwicklung der Musikgeschichte ist es daher notwendig, Sachsen in der Musikgeschichte gleich liegt darin eine Verhöhnung der höchsten Andachtszeremonie, die allein (Schluß folgt) wachsen in der Musikgeschichte v Hermann Kretzschmar on iQML Für die weitere Entwicklung der Musikgeschichte ist es daher notwendig, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0027" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/221003"/> <fw type="header" place="top"> Sachsen in der Musikgeschichte</fw><lb/> <p xml:id="ID_49" prev="#ID_48"> gleich liegt darin eine Verhöhnung der höchsten Andachtszeremonie, die allein<lb/> Gott gebührt. Mich wundert, wie christliche Völker so etwas haben einführen<lb/> können.</p><lb/> <p xml:id="ID_50"> (Schluß folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> wachsen in der Musikgeschichte<lb/> v<note type="byline"> Hermann Kretzschmar </note> on </head><lb/> <p xml:id="ID_51"> iQML<lb/> Fi^MMührend die Musikwissenschaft im Altertum und im Mittelalter<lb/> der praktischen Tonkunst wirklich als Führerin voranging, ist sie<lb/> heute, mit einziger Ausnahme der Harmonielehre, auf allen wich¬<lb/> tigen Gebieten zurückgeblieben. Auch die Musikgeschichte, die der<lb/> Gegenwart die Leistungen und Ideen früherer Zeiten vermitteln<lb/> foll, hat nur mangelhaft gearbeitet, hat einen großen Teil ihrer hundertfünfzig<lb/> Jahre an Ungeheuerlichkeiten und Bagatellen verloren und erscheint heute, kaum<lb/> in die Periode belohnten Fleißes eingetreten, schon wieder von der Gefahr<lb/> großer Einseitigkeit bedroht: sie bevorzugt in ungebührlicher Weise die bio¬<lb/> graphische Richtung. Ungebührlich, weil wir in der Musikgeschichte noch lange<lb/> nicht über das ansehnliche Durchschnittsmaß geschichtlichen Wissens verfügen,<lb/> das die Voraussetzung der zum Erschließen und Vollenden ja unentbehrlichen<lb/> biographischen Arbeit bildet. Jahns Mozart zeigt deutlich genug, wie infolge¬<lb/> dessen unsre heutige musikalische Biographie geneigt ist, Allgemeines mit Be¬<lb/> sondern! zu verwechseln, das alte üovsnäo äisoiinus mißbrauchend Belehrung<lb/> mit Verwirrung zu mengen.</p><lb/> <p xml:id="ID_52" next="#ID_53"> Für die weitere Entwicklung der Musikgeschichte ist es daher notwendig,<lb/> daß neben der Biographie der Bearbeitung synthetischer Aufgaben größere<lb/> Aufmerksamkeit geschenkt werde. An Stoff mangelt es nicht. Wir haben kein<lb/> Buch, das den Namen einer Geschichte der Oper verdiente; nicht einmal in<lb/> der Beschränkung auf einzelne Länder oder Periode» ist die Oper genügend<lb/> behandelt worden. Mit dem Oratorium, der Kantate, der Sinfonie, dem<lb/> Konzert steht es nicht besser. Auf dem Gebiete der Jnstrumentenkunde kaum<lb/> mehr als eine Handvoll Beiträge und Versuche. Selbst da, wo die allgemeine<lb/> Bildung der Musikgeschichte ihre Fragen in den Weg wirft, hat sie niemand<lb/> aufgenommen. Die Verdienste der deutschen Musik um das Geistesleben nach<lb/> dem dreißigjährigen Kriege, die Musik unter den Einwirkungen der Renaissance,<lb/> die Spuren der französischen Revolution in der Tonkunst, die in Beethovens</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0027]
Sachsen in der Musikgeschichte
gleich liegt darin eine Verhöhnung der höchsten Andachtszeremonie, die allein
Gott gebührt. Mich wundert, wie christliche Völker so etwas haben einführen
können.
(Schluß folgt)
wachsen in der Musikgeschichte
v Hermann Kretzschmar on
iQML
Fi^MMührend die Musikwissenschaft im Altertum und im Mittelalter
der praktischen Tonkunst wirklich als Führerin voranging, ist sie
heute, mit einziger Ausnahme der Harmonielehre, auf allen wich¬
tigen Gebieten zurückgeblieben. Auch die Musikgeschichte, die der
Gegenwart die Leistungen und Ideen früherer Zeiten vermitteln
foll, hat nur mangelhaft gearbeitet, hat einen großen Teil ihrer hundertfünfzig
Jahre an Ungeheuerlichkeiten und Bagatellen verloren und erscheint heute, kaum
in die Periode belohnten Fleißes eingetreten, schon wieder von der Gefahr
großer Einseitigkeit bedroht: sie bevorzugt in ungebührlicher Weise die bio¬
graphische Richtung. Ungebührlich, weil wir in der Musikgeschichte noch lange
nicht über das ansehnliche Durchschnittsmaß geschichtlichen Wissens verfügen,
das die Voraussetzung der zum Erschließen und Vollenden ja unentbehrlichen
biographischen Arbeit bildet. Jahns Mozart zeigt deutlich genug, wie infolge¬
dessen unsre heutige musikalische Biographie geneigt ist, Allgemeines mit Be¬
sondern! zu verwechseln, das alte üovsnäo äisoiinus mißbrauchend Belehrung
mit Verwirrung zu mengen.
Für die weitere Entwicklung der Musikgeschichte ist es daher notwendig,
daß neben der Biographie der Bearbeitung synthetischer Aufgaben größere
Aufmerksamkeit geschenkt werde. An Stoff mangelt es nicht. Wir haben kein
Buch, das den Namen einer Geschichte der Oper verdiente; nicht einmal in
der Beschränkung auf einzelne Länder oder Periode» ist die Oper genügend
behandelt worden. Mit dem Oratorium, der Kantate, der Sinfonie, dem
Konzert steht es nicht besser. Auf dem Gebiete der Jnstrumentenkunde kaum
mehr als eine Handvoll Beiträge und Versuche. Selbst da, wo die allgemeine
Bildung der Musikgeschichte ihre Fragen in den Weg wirft, hat sie niemand
aufgenommen. Die Verdienste der deutschen Musik um das Geistesleben nach
dem dreißigjährigen Kriege, die Musik unter den Einwirkungen der Renaissance,
die Spuren der französischen Revolution in der Tonkunst, die in Beethovens
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