Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Vertrauen zu ihnen aber bei dieser keine Rede ist; werden sie dach zu deu extremen
Pnrtcieu gerechnet, die man kurz im Zügel zu halten gedenkt. Es nützt ihnen
nichts, daß sie deu Arbeitern so spinnefeind sind wie irgend eine der bürgerlichen
Parteien, denn Büreaukratenuaseu spüren den sozialdemokratischen Geruch, den der
Antisemitismus, ihm selbst unbewußt, ausströmt, schon heraus.

Wie sollen sich nnn unsre reichsdeutschen Stantserhaltenden diesem Ministerium
Badeui gegenüberstellen? Als Ordnungspartei miissen sie den bisherigen Statt¬
halter Galiziens mit Jubel begrüßen, denn eben seiner Schneidigkeit wegen, das
bezeugt seines Kaisers allergnüdigstes Handschreiben an ihn, ist er berufen worden.
Aber er ist ein Pole, und was für einer! Und unsern Staatserhnltenden hat
bis jetzt unversöhnliche Feindschaft gegen die Polen als unerläßliches Kennzeichen
eines guten deutschen Patrioten gegolten! Und was sür einer! sagten wir, ist ja
doch Badeui eine Hauptstütze der polnischen Schlachtn! Der Bauernbewegung, die
jetzt dreizehn Banernvertreter in den Landtag gebracht und große polnische Patrioten,
wie den Fürsten Sapieha, hinausgeworfen hat, dieser Bauernbewegung hat er mit seiner
ganzen unnmschrcinkten Gewalt und mit der Rücksichtslosigkeit, deren ein Schlnchzize
romanischer Abstammung (die Badcnis stammen aus Italien) fähig ist, Widerstand
geleistet. Auch bei der eben vollzoguen Wahl sind die Gendarmen, die Geistlichen
und die Schankjnden seine Wahlmacher gewesen, besonders die Gendarmen, die, so
weit sie zureichten, auf die Bauern Jagd gemacht und sie eingesperrt haben, bis
die Wahl ohne die Wähler fertig war. Das also ist der neue Ordnuugsretter in
Österreich, dein unsre Orduuugslcute mit ihrem Vertrauen moralisch zu Hilfe zu
kommeu sich ohne Zweifel verpflichtet fühlen. Dabei muß man bedenken, daß es
gerade die polnischen Adlichen und die Geistlichen sind, die, als ein wirklich nicht
unbedenkliches Element, dem Pvlenhaß unsrer Preußischen Patrioten eine gewisse
Berechtigung verleihen; daß es also Aufgabe der preußischen Politik sein müßte, die
Bauern Posens und Westpreußens dem Adel abspenstig zu machen und zu sich herüber¬
zuziehen, womit zugleich auch die Richtschnur für die Beurteilung galizischer Ver¬
hältnisse gegeben ist. (Dieses Ziel hat sich ja wohl die Regierung auch gesteckt,
aus Ungeschicklichkeit aber Wege eingeschlagen, die möglichst weit ub davon führen.)
Wahrlich diese Verlegenheit ist kaum geringer, als die jenes unglücklichen Berliner
Staatsnnwalts, der dieser Tage gegen den schneidigen Assessor und Staatsanwalt¬
vertreter Pigulla dreihundert Mark Geldstrafe beantragen und obendrein noch er¬
leben mußte, daß der Gerichtshof ans vier Monate Gefängnis erkannte -- wegen
Beamtenbelcidiguug und Widerstands gegen die Staatsgewalt. Herr Pigulla ge¬
hört nämlich, wie mau vernimmt, zu den Juristen, die sich zu dem Grundsatz be¬
kennen, daß Schutzmänner ihre Befugnisse niemals überschreiten, im Streit mit Zivi¬
listen immer Recht haben, und daß ihnen stets zu glauben sei.

Man wird in der nächsten Zeit uoch andre Verlegenheiten erleben, denn die
Unzufriedenheit mit Polizei und Rechtsprechung geht weit über die Sozialdcmo-
t'ratie hinaus. Fälle von unerträglichen Zumutungen der Polizei wie der hnnnö-
versche, wo eine philosophische Gesellschaft unter Polizeiaufsicht gestellt werdeu soll,
mehren sich. Der Vertreter des Polizeipräsidenten berief sich der dagegen erhabnen
Beschwerde gegenüber ans ein Neichsgerichtserlenntnis, nach dem die Polizei, wenn
sie nur im Jnterpretircn hübsch munter ist, auch nu jeden Fnmilientisch einen Be¬
amten zur Überwachung der Unterhaltung abordnen könnte. Eine" äußerst pein¬
lichen Eindruck macht auch die Verwerfung der Revision im Essener Meiucidsprozeß.
Daß die Schuld vou Schröder und Genosse" erwiesen sei, glaubt nun einmal das
Publikum nicht. Und jetzt ist der Glaube noch weniger möglich als unmittel-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Vertrauen zu ihnen aber bei dieser keine Rede ist; werden sie dach zu deu extremen
Pnrtcieu gerechnet, die man kurz im Zügel zu halten gedenkt. Es nützt ihnen
nichts, daß sie deu Arbeitern so spinnefeind sind wie irgend eine der bürgerlichen
Parteien, denn Büreaukratenuaseu spüren den sozialdemokratischen Geruch, den der
Antisemitismus, ihm selbst unbewußt, ausströmt, schon heraus.

Wie sollen sich nnn unsre reichsdeutschen Stantserhaltenden diesem Ministerium
Badeui gegenüberstellen? Als Ordnungspartei miissen sie den bisherigen Statt¬
halter Galiziens mit Jubel begrüßen, denn eben seiner Schneidigkeit wegen, das
bezeugt seines Kaisers allergnüdigstes Handschreiben an ihn, ist er berufen worden.
Aber er ist ein Pole, und was für einer! Und unsern Staatserhnltenden hat
bis jetzt unversöhnliche Feindschaft gegen die Polen als unerläßliches Kennzeichen
eines guten deutschen Patrioten gegolten! Und was sür einer! sagten wir, ist ja
doch Badeui eine Hauptstütze der polnischen Schlachtn! Der Bauernbewegung, die
jetzt dreizehn Banernvertreter in den Landtag gebracht und große polnische Patrioten,
wie den Fürsten Sapieha, hinausgeworfen hat, dieser Bauernbewegung hat er mit seiner
ganzen unnmschrcinkten Gewalt und mit der Rücksichtslosigkeit, deren ein Schlnchzize
romanischer Abstammung (die Badcnis stammen aus Italien) fähig ist, Widerstand
geleistet. Auch bei der eben vollzoguen Wahl sind die Gendarmen, die Geistlichen
und die Schankjnden seine Wahlmacher gewesen, besonders die Gendarmen, die, so
weit sie zureichten, auf die Bauern Jagd gemacht und sie eingesperrt haben, bis
die Wahl ohne die Wähler fertig war. Das also ist der neue Ordnuugsretter in
Österreich, dein unsre Orduuugslcute mit ihrem Vertrauen moralisch zu Hilfe zu
kommeu sich ohne Zweifel verpflichtet fühlen. Dabei muß man bedenken, daß es
gerade die polnischen Adlichen und die Geistlichen sind, die, als ein wirklich nicht
unbedenkliches Element, dem Pvlenhaß unsrer Preußischen Patrioten eine gewisse
Berechtigung verleihen; daß es also Aufgabe der preußischen Politik sein müßte, die
Bauern Posens und Westpreußens dem Adel abspenstig zu machen und zu sich herüber¬
zuziehen, womit zugleich auch die Richtschnur für die Beurteilung galizischer Ver¬
hältnisse gegeben ist. (Dieses Ziel hat sich ja wohl die Regierung auch gesteckt,
aus Ungeschicklichkeit aber Wege eingeschlagen, die möglichst weit ub davon führen.)
Wahrlich diese Verlegenheit ist kaum geringer, als die jenes unglücklichen Berliner
Staatsnnwalts, der dieser Tage gegen den schneidigen Assessor und Staatsanwalt¬
vertreter Pigulla dreihundert Mark Geldstrafe beantragen und obendrein noch er¬
leben mußte, daß der Gerichtshof ans vier Monate Gefängnis erkannte — wegen
Beamtenbelcidiguug und Widerstands gegen die Staatsgewalt. Herr Pigulla ge¬
hört nämlich, wie mau vernimmt, zu den Juristen, die sich zu dem Grundsatz be¬
kennen, daß Schutzmänner ihre Befugnisse niemals überschreiten, im Streit mit Zivi¬
listen immer Recht haben, und daß ihnen stets zu glauben sei.

Man wird in der nächsten Zeit uoch andre Verlegenheiten erleben, denn die
Unzufriedenheit mit Polizei und Rechtsprechung geht weit über die Sozialdcmo-
t'ratie hinaus. Fälle von unerträglichen Zumutungen der Polizei wie der hnnnö-
versche, wo eine philosophische Gesellschaft unter Polizeiaufsicht gestellt werdeu soll,
mehren sich. Der Vertreter des Polizeipräsidenten berief sich der dagegen erhabnen
Beschwerde gegenüber ans ein Neichsgerichtserlenntnis, nach dem die Polizei, wenn
sie nur im Jnterpretircn hübsch munter ist, auch nu jeden Fnmilientisch einen Be¬
amten zur Überwachung der Unterhaltung abordnen könnte. Eine» äußerst pein¬
lichen Eindruck macht auch die Verwerfung der Revision im Essener Meiucidsprozeß.
Daß die Schuld vou Schröder und Genosse» erwiesen sei, glaubt nun einmal das
Publikum nicht. Und jetzt ist der Glaube noch weniger möglich als unmittel-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0103" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/221079"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_335" prev="#ID_334"> Vertrauen zu ihnen aber bei dieser keine Rede ist; werden sie dach zu deu extremen<lb/>
Pnrtcieu gerechnet, die man kurz im Zügel zu halten gedenkt. Es nützt ihnen<lb/>
nichts, daß sie deu Arbeitern so spinnefeind sind wie irgend eine der bürgerlichen<lb/>
Parteien, denn Büreaukratenuaseu spüren den sozialdemokratischen Geruch, den der<lb/>
Antisemitismus, ihm selbst unbewußt, ausströmt, schon heraus.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_336"> Wie sollen sich nnn unsre reichsdeutschen Stantserhaltenden diesem Ministerium<lb/>
Badeui gegenüberstellen? Als Ordnungspartei miissen sie den bisherigen Statt¬<lb/>
halter Galiziens mit Jubel begrüßen, denn eben seiner Schneidigkeit wegen, das<lb/>
bezeugt seines Kaisers allergnüdigstes Handschreiben an ihn, ist er berufen worden.<lb/>
Aber er ist ein Pole, und was für einer! Und unsern Staatserhnltenden hat<lb/>
bis jetzt unversöhnliche Feindschaft gegen die Polen als unerläßliches Kennzeichen<lb/>
eines guten deutschen Patrioten gegolten! Und was sür einer! sagten wir, ist ja<lb/>
doch Badeui eine Hauptstütze der polnischen Schlachtn! Der Bauernbewegung, die<lb/>
jetzt dreizehn Banernvertreter in den Landtag gebracht und große polnische Patrioten,<lb/>
wie den Fürsten Sapieha, hinausgeworfen hat, dieser Bauernbewegung hat er mit seiner<lb/>
ganzen unnmschrcinkten Gewalt und mit der Rücksichtslosigkeit, deren ein Schlnchzize<lb/>
romanischer Abstammung (die Badcnis stammen aus Italien) fähig ist, Widerstand<lb/>
geleistet. Auch bei der eben vollzoguen Wahl sind die Gendarmen, die Geistlichen<lb/>
und die Schankjnden seine Wahlmacher gewesen, besonders die Gendarmen, die, so<lb/>
weit sie zureichten, auf die Bauern Jagd gemacht und sie eingesperrt haben, bis<lb/>
die Wahl ohne die Wähler fertig war. Das also ist der neue Ordnuugsretter in<lb/>
Österreich, dein unsre Orduuugslcute mit ihrem Vertrauen moralisch zu Hilfe zu<lb/>
kommeu sich ohne Zweifel verpflichtet fühlen. Dabei muß man bedenken, daß es<lb/>
gerade die polnischen Adlichen und die Geistlichen sind, die, als ein wirklich nicht<lb/>
unbedenkliches Element, dem Pvlenhaß unsrer Preußischen Patrioten eine gewisse<lb/>
Berechtigung verleihen; daß es also Aufgabe der preußischen Politik sein müßte, die<lb/>
Bauern Posens und Westpreußens dem Adel abspenstig zu machen und zu sich herüber¬<lb/>
zuziehen, womit zugleich auch die Richtschnur für die Beurteilung galizischer Ver¬<lb/>
hältnisse gegeben ist. (Dieses Ziel hat sich ja wohl die Regierung auch gesteckt,<lb/>
aus Ungeschicklichkeit aber Wege eingeschlagen, die möglichst weit ub davon führen.)<lb/>
Wahrlich diese Verlegenheit ist kaum geringer, als die jenes unglücklichen Berliner<lb/>
Staatsnnwalts, der dieser Tage gegen den schneidigen Assessor und Staatsanwalt¬<lb/>
vertreter Pigulla dreihundert Mark Geldstrafe beantragen und obendrein noch er¬<lb/>
leben mußte, daß der Gerichtshof ans vier Monate Gefängnis erkannte &#x2014; wegen<lb/>
Beamtenbelcidiguug und Widerstands gegen die Staatsgewalt. Herr Pigulla ge¬<lb/>
hört nämlich, wie mau vernimmt, zu den Juristen, die sich zu dem Grundsatz be¬<lb/>
kennen, daß Schutzmänner ihre Befugnisse niemals überschreiten, im Streit mit Zivi¬<lb/>
listen immer Recht haben, und daß ihnen stets zu glauben sei.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_337" next="#ID_338"> Man wird in der nächsten Zeit uoch andre Verlegenheiten erleben, denn die<lb/>
Unzufriedenheit mit Polizei und Rechtsprechung geht weit über die Sozialdcmo-<lb/>
t'ratie hinaus. Fälle von unerträglichen Zumutungen der Polizei wie der hnnnö-<lb/>
versche, wo eine philosophische Gesellschaft unter Polizeiaufsicht gestellt werdeu soll,<lb/>
mehren sich. Der Vertreter des Polizeipräsidenten berief sich der dagegen erhabnen<lb/>
Beschwerde gegenüber ans ein Neichsgerichtserlenntnis, nach dem die Polizei, wenn<lb/>
sie nur im Jnterpretircn hübsch munter ist, auch nu jeden Fnmilientisch einen Be¬<lb/>
amten zur Überwachung der Unterhaltung abordnen könnte. Eine» äußerst pein¬<lb/>
lichen Eindruck macht auch die Verwerfung der Revision im Essener Meiucidsprozeß.<lb/>
Daß die Schuld vou Schröder und Genosse» erwiesen sei, glaubt nun einmal das<lb/>
Publikum nicht.  Und jetzt ist der Glaube noch weniger möglich als unmittel-</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0103] Maßgebliches und Unmaßgebliches Vertrauen zu ihnen aber bei dieser keine Rede ist; werden sie dach zu deu extremen Pnrtcieu gerechnet, die man kurz im Zügel zu halten gedenkt. Es nützt ihnen nichts, daß sie deu Arbeitern so spinnefeind sind wie irgend eine der bürgerlichen Parteien, denn Büreaukratenuaseu spüren den sozialdemokratischen Geruch, den der Antisemitismus, ihm selbst unbewußt, ausströmt, schon heraus. Wie sollen sich nnn unsre reichsdeutschen Stantserhaltenden diesem Ministerium Badeui gegenüberstellen? Als Ordnungspartei miissen sie den bisherigen Statt¬ halter Galiziens mit Jubel begrüßen, denn eben seiner Schneidigkeit wegen, das bezeugt seines Kaisers allergnüdigstes Handschreiben an ihn, ist er berufen worden. Aber er ist ein Pole, und was für einer! Und unsern Staatserhnltenden hat bis jetzt unversöhnliche Feindschaft gegen die Polen als unerläßliches Kennzeichen eines guten deutschen Patrioten gegolten! Und was sür einer! sagten wir, ist ja doch Badeui eine Hauptstütze der polnischen Schlachtn! Der Bauernbewegung, die jetzt dreizehn Banernvertreter in den Landtag gebracht und große polnische Patrioten, wie den Fürsten Sapieha, hinausgeworfen hat, dieser Bauernbewegung hat er mit seiner ganzen unnmschrcinkten Gewalt und mit der Rücksichtslosigkeit, deren ein Schlnchzize romanischer Abstammung (die Badcnis stammen aus Italien) fähig ist, Widerstand geleistet. Auch bei der eben vollzoguen Wahl sind die Gendarmen, die Geistlichen und die Schankjnden seine Wahlmacher gewesen, besonders die Gendarmen, die, so weit sie zureichten, auf die Bauern Jagd gemacht und sie eingesperrt haben, bis die Wahl ohne die Wähler fertig war. Das also ist der neue Ordnuugsretter in Österreich, dein unsre Orduuugslcute mit ihrem Vertrauen moralisch zu Hilfe zu kommeu sich ohne Zweifel verpflichtet fühlen. Dabei muß man bedenken, daß es gerade die polnischen Adlichen und die Geistlichen sind, die, als ein wirklich nicht unbedenkliches Element, dem Pvlenhaß unsrer Preußischen Patrioten eine gewisse Berechtigung verleihen; daß es also Aufgabe der preußischen Politik sein müßte, die Bauern Posens und Westpreußens dem Adel abspenstig zu machen und zu sich herüber¬ zuziehen, womit zugleich auch die Richtschnur für die Beurteilung galizischer Ver¬ hältnisse gegeben ist. (Dieses Ziel hat sich ja wohl die Regierung auch gesteckt, aus Ungeschicklichkeit aber Wege eingeschlagen, die möglichst weit ub davon führen.) Wahrlich diese Verlegenheit ist kaum geringer, als die jenes unglücklichen Berliner Staatsnnwalts, der dieser Tage gegen den schneidigen Assessor und Staatsanwalt¬ vertreter Pigulla dreihundert Mark Geldstrafe beantragen und obendrein noch er¬ leben mußte, daß der Gerichtshof ans vier Monate Gefängnis erkannte — wegen Beamtenbelcidiguug und Widerstands gegen die Staatsgewalt. Herr Pigulla ge¬ hört nämlich, wie mau vernimmt, zu den Juristen, die sich zu dem Grundsatz be¬ kennen, daß Schutzmänner ihre Befugnisse niemals überschreiten, im Streit mit Zivi¬ listen immer Recht haben, und daß ihnen stets zu glauben sei. Man wird in der nächsten Zeit uoch andre Verlegenheiten erleben, denn die Unzufriedenheit mit Polizei und Rechtsprechung geht weit über die Sozialdcmo- t'ratie hinaus. Fälle von unerträglichen Zumutungen der Polizei wie der hnnnö- versche, wo eine philosophische Gesellschaft unter Polizeiaufsicht gestellt werdeu soll, mehren sich. Der Vertreter des Polizeipräsidenten berief sich der dagegen erhabnen Beschwerde gegenüber ans ein Neichsgerichtserlenntnis, nach dem die Polizei, wenn sie nur im Jnterpretircn hübsch munter ist, auch nu jeden Fnmilientisch einen Be¬ amten zur Überwachung der Unterhaltung abordnen könnte. Eine» äußerst pein¬ lichen Eindruck macht auch die Verwerfung der Revision im Essener Meiucidsprozeß. Daß die Schuld vou Schröder und Genosse» erwiesen sei, glaubt nun einmal das Publikum nicht. Und jetzt ist der Glaube noch weniger möglich als unmittel-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_220975
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_220975/103
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_220975/103>, abgerufen am 02.10.2024.